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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
Ehr anthue, opfere, ja gar Gottesdienst erzeige, so sey es grössere
Freud im Himmel, als wann sich ein Sünder zu seinem Heyland
bekehre, und das verlohren Schaaf seinem Hirten auf der Schul-
tern liege a, und ein unsterblicher Geist zu GOttes Bild erneuert
werde im Heiligen Geist b: Die Heilige im Himmel seyen nicht
mehr des Sinnes, wie auf Erden, daß sie die Kleider vor Schre-
cken zerreissen, wann man ihnen opfern wolle c, sie kützlen sich jetzund
mit eiteler Welt-Ehre, und seyen denjenigen sonderbar günstig, die
sich viel mit ihnen beschäfftigen, also daß sie gar wilde thäten, wann
ihre Verehrer nicht sollten ins Paradieß kommen; es seye jetzt nicht
mehr ihr Verlangen, daß nur JEsus wachse, sie aber abnehmen d,
daß nur JEsus hoch, herrlich sey, geliebet, und allein angebettet
werde in aller Menschen Hertzen, sie wollen nunmehro auch etwas
gelten. Es seye zwar wahr, daß der Heilige Petrus und der Hei-
lige Paulus auf Erden an zeitlichem Reichthum einen Eckel ge-
habt e, und sich tausend mahl lieber überall mit Koth hätten lassen
versprützen, als mit Perlen, Gold und Silber behencken f; jetzt
aber schätzen sie die Dinge höher, und verursache es dißmahl ein
groß Jubel-Gethön im Himmel g, wann ein Engel Bottschafft
bringe, es habe ein grosser Herr oder reiche Dame ein Kleinod von
viel hundert tausend Gulden einem Heiligen verehrt, alle himmli-
sche Heerschaaren gratuliren demjenigen, dem solche Ehre widerfah-
ren, und er nehme es ad notam, damit das Geschenck mit ehrli-
chen Gegen-Diensten erwiedert werde zu seiner Zeit.

So er mit
einem
Traum zu
beweisen
suchte.

§. 11. Und daß dem also seye, bewiese er gantz unwidersprechlich
mit einem Traum h, den er vor wenig Wochen bey anbrechendem
Tag gehabt, wie nehmlich der heilige Mann oder Weib ihme er-
schienen seye im himmlischen Glantz, dergleichen Glantz und Schöne
er sein Lebtag nicht gesehen, habe ihn dermassen freundlich angeläch-
let, und mit tröstlichen Worten hoch und theur versprochen, wie er
alle seine Authorität, die er nunmehro im Himmel besitzet, aus al-
lem seinem Vermögen dahin kehren wolle, daß allen, die ihm ihre
Gebettlein bringen, und milde Opfer-Gaben steuren, wohl gehe,
daß ihre Söhne und Töchtern hüpsch wachsen, Keller und Speicher

wohl
a Luc. XV.
b Eph. IV. 23.
c Act. XIV.
d Joh. III. 30. 36.
e Act. VIII. 20.
f 2 Cor. XII. 15.
g Apoc. XVII.
h Jer. XXIII. 25. 27.

Zuſchrifft.
Ehr anthue, opfere, ja gar Gottesdienſt erzeige, ſo ſey es groͤſſere
Freud im Himmel, als wann ſich ein Suͤnder zu ſeinem Heyland
bekehre, und das verlohren Schaaf ſeinem Hirten auf der Schul-
tern liege a, und ein unſterblicher Geiſt zu GOttes Bild erneuert
werde im Heiligen Geiſt b: Die Heilige im Himmel ſeyen nicht
mehr des Sinnes, wie auf Erden, daß ſie die Kleider vor Schre-
cken zerreiſſen, wann man ihnen opfern wolle c, ſie kuͤtzlen ſich jetzund
mit eiteler Welt-Ehre, und ſeyen denjenigen ſonderbar guͤnſtig, die
ſich viel mit ihnen beſchaͤfftigen, alſo daß ſie gar wilde thaͤten, wann
ihre Verehrer nicht ſollten ins Paradieß kommen; es ſeye jetzt nicht
mehr ihr Verlangen, daß nur JEſus wachſe, ſie aber abnehmen d,
daß nur JEſus hoch, herrlich ſey, geliebet, und allein angebettet
werde in aller Menſchen Hertzen, ſie wollen nunmehro auch etwas
gelten. Es ſeye zwar wahr, daß der Heilige Petrus und der Hei-
lige Paulus auf Erden an zeitlichem Reichthum einen Eckel ge-
habt e, und ſich tauſend mahl lieber uͤberall mit Koth haͤtten laſſen
verſpruͤtzen, als mit Perlen, Gold und Silber behencken f; jetzt
aber ſchaͤtzen ſie die Dinge hoͤher, und verurſache es dißmahl ein
groß Jubel-Gethoͤn im Himmel g, wann ein Engel Bottſchafft
bringe, es habe ein groſſer Herꝛ oder reiche Dame ein Kleinod von
viel hundert tauſend Gulden einem Heiligen verehrt, alle himmli-
ſche Heerſchaaren gratuliren demjenigen, dem ſolche Ehre widerfah-
ren, und er nehme es ad notam, damit das Geſchenck mit ehrli-
chen Gegen-Dienſten erwiedert werde zu ſeiner Zeit.

So er mit
einem
Traum zu
beweiſen
ſuchte.

§. 11. Und daß dem alſo ſeye, bewieſe er gantz unwiderſprechlich
mit einem Traum h, den er vor wenig Wochen bey anbrechendem
Tag gehabt, wie nehmlich der heilige Mann oder Weib ihme er-
ſchienen ſeye im himmliſchen Glantz, dergleichen Glantz und Schoͤne
er ſein Lebtag nicht geſehen, habe ihn dermaſſen freundlich angelaͤch-
let, und mit troͤſtlichen Worten hoch und theur verſprochen, wie er
alle ſeine Authoritaͤt, die er nunmehro im Himmel beſitzet, aus al-
lem ſeinem Vermoͤgen dahin kehren wolle, daß allen, die ihm ihre
Gebettlein bringen, und milde Opfer-Gaben ſteuren, wohl gehe,
daß ihre Soͤhne und Toͤchtern huͤpſch wachſen, Keller und Speicher

wohl
a Luc. XV.
b Eph. IV. 23.
c Act. XIV.
d Joh. III. 30. 36.
e Act. VIII. 20.
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[554/0650] Zuſchrifft. Ehr anthue, opfere, ja gar Gottesdienſt erzeige, ſo ſey es groͤſſere Freud im Himmel, als wann ſich ein Suͤnder zu ſeinem Heyland bekehre, und das verlohren Schaaf ſeinem Hirten auf der Schul- tern liege a, und ein unſterblicher Geiſt zu GOttes Bild erneuert werde im Heiligen Geiſt b: Die Heilige im Himmel ſeyen nicht mehr des Sinnes, wie auf Erden, daß ſie die Kleider vor Schre- cken zerreiſſen, wann man ihnen opfern wolle c, ſie kuͤtzlen ſich jetzund mit eiteler Welt-Ehre, und ſeyen denjenigen ſonderbar guͤnſtig, die ſich viel mit ihnen beſchaͤfftigen, alſo daß ſie gar wilde thaͤten, wann ihre Verehrer nicht ſollten ins Paradieß kommen; es ſeye jetzt nicht mehr ihr Verlangen, daß nur JEſus wachſe, ſie aber abnehmen d, daß nur JEſus hoch, herrlich ſey, geliebet, und allein angebettet werde in aller Menſchen Hertzen, ſie wollen nunmehro auch etwas gelten. Es ſeye zwar wahr, daß der Heilige Petrus und der Hei- lige Paulus auf Erden an zeitlichem Reichthum einen Eckel ge- habt e, und ſich tauſend mahl lieber uͤberall mit Koth haͤtten laſſen verſpruͤtzen, als mit Perlen, Gold und Silber behencken f; jetzt aber ſchaͤtzen ſie die Dinge hoͤher, und verurſache es dißmahl ein groß Jubel-Gethoͤn im Himmel g, wann ein Engel Bottſchafft bringe, es habe ein groſſer Herꝛ oder reiche Dame ein Kleinod von viel hundert tauſend Gulden einem Heiligen verehrt, alle himmli- ſche Heerſchaaren gratuliren demjenigen, dem ſolche Ehre widerfah- ren, und er nehme es ad notam, damit das Geſchenck mit ehrli- chen Gegen-Dienſten erwiedert werde zu ſeiner Zeit. §. 11. Und daß dem alſo ſeye, bewieſe er gantz unwiderſprechlich mit einem Traum h, den er vor wenig Wochen bey anbrechendem Tag gehabt, wie nehmlich der heilige Mann oder Weib ihme er- ſchienen ſeye im himmliſchen Glantz, dergleichen Glantz und Schoͤne er ſein Lebtag nicht geſehen, habe ihn dermaſſen freundlich angelaͤch- let, und mit troͤſtlichen Worten hoch und theur verſprochen, wie er alle ſeine Authoritaͤt, die er nunmehro im Himmel beſitzet, aus al- lem ſeinem Vermoͤgen dahin kehren wolle, daß allen, die ihm ihre Gebettlein bringen, und milde Opfer-Gaben ſteuren, wohl gehe, daß ihre Soͤhne und Toͤchtern huͤpſch wachſen, Keller und Speicher wohl a Luc. XV. b Eph. IV. 23. c Act. XIV. d Joh. III. 30. 36. e Act. VIII. 20. f 2 Cor. XII. 15. g Apoc. XVII. h Jer. XXIII. 25. 27.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/650>, abgerufen am 22.11.2024.