Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuschrifft.
setzen, der wird sich höfflich gegen mich aufführen, und mich in allem
meinem Thun ungetadlet lassen; Und weil ich meine Untergebene
nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des
Evangelischen Lebens erinnere und überzeuge, daß JEsus von den
Todten auferstanden, also daß sie aus meinen Thaten, Worten und
gedultigem Leiden gewahr werden müßten dessen, der in mir wircke;
So kans grad der sauber geschnitzte und gemahlte Heilige an meiner
statt thun, von dem ich dem Pöbel schwätzen kan, was mich gelust,
und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfältige Mann et-
wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der über-
schwenglich thun kan über alles das wir bitten und verstehen nach sei-
ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket
hat a, möchte noch wohl heutiges Tages eben derselbe gnädige GOtt
seyn, reich an Barmhertzigkeit über alle die ihn anruffen b, und dem-
nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen
Gnad zu beseligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es
dann leicht geschehen könnte, daß sein Geist und Gedancken hinge-
ruckt würde zu dem wahren lebendigen GOtt c mit thränender Be-
gierde JEsu dem Schöpfer aller Heiligen selbst gleichförmig zu wer-
den, und er also von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen
Worts eingenommen, des todten, stummen Bildes darüber gantz
vergesse und nur JEsu nachschreye, der heut und gestern eben der-
selbige ist und auch in Ewigkeit d, der sein Hirten-Amt noch nicht
abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und seine Ehre keinem ande-
ren geben e, als der allein vollkommen selig machen kan, die durch ihn
zu GOtt kommen f;

§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geschweigen die leblo-Und über-
redete sei-
ne Leut, als
wann der-
selben
Dienst
GOTT
angenehm
wäre.

sen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieser Lebens-Sonn verdun-
ckelt werden, das Bild durch solche Geringachtung beschimpfet, und
alle Mühe samt dem ausgegebenen Geld verlohren seye; so erdachte
der Bischoff etwas, daran weder Christus noch die H. Apostel nie
gedacht haben, nehmlich wann man ein sauber geschnitztes oder ge-
mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen
Mann oder Frauen, und hernach demselben Bild viel und grosse

Ehr
a Eph. III. 20.
b Rom. X. 12.
c 1 Thess. I. 9. 10.
d Heb. XIII. 8.
e Jes XI. I. 8.
f Hebr. VII. 25.
A a a a

Zuſchrifft.
ſetzen, der wird ſich hoͤfflich gegen mich auffuͤhren, und mich in allem
meinem Thun ungetadlet laſſen; Und weil ich meine Untergebene
nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des
Evangeliſchen Lebens erinnere und uͤberzeuge, daß JEſus von den
Todten auferſtanden, alſo daß ſie aus meinen Thaten, Worten und
gedultigem Leiden gewahr werden muͤßten deſſen, der in mir wircke;
So kans grad der ſauber geſchnitzte und gemahlte Heilige an meiner
ſtatt thun, von dem ich dem Poͤbel ſchwaͤtzen kan, was mich geluſt,
und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfaͤltige Mann et-
wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der uͤber-
ſchwenglich thun kan uͤber alles das wir bitten und verſtehen nach ſei-
ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket
hat a, moͤchte noch wohl heutiges Tages eben derſelbe gnaͤdige GOtt
ſeyn, reich an Barmhertzigkeit uͤber alle die ihn anruffen b, und dem-
nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen
Gnad zu beſeligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es
dann leicht geſchehen koͤnnte, daß ſein Geiſt und Gedancken hinge-
ruckt wuͤrde zu dem wahren lebendigen GOtt c mit thraͤnender Be-
gierde JEſu dem Schoͤpfer aller Heiligen ſelbſt gleichfoͤrmig zu wer-
den, und er alſo von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen
Worts eingenommen, des todten, ſtummen Bildes daruͤber gantz
vergeſſe und nur JEſu nachſchreye, der heut und geſtern eben der-
ſelbige iſt und auch in Ewigkeit d, der ſein Hirten-Amt noch nicht
abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und ſeine Ehre keinem ande-
ren geben e, als der allein vollkommen ſelig machen kan, die durch ihn
zu GOtt kommen f;

§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geſchweigen die leblo-Und uͤber-
redete ſei-
ne Leut, als
wann der-
ſelben
Dienſt
GOTT
angenehm
waͤre.

ſen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieſer Lebens-Sonn verdun-
ckelt werden, das Bild durch ſolche Geringachtung beſchimpfet, und
alle Muͤhe ſamt dem ausgegebenen Geld verlohren ſeye; ſo erdachte
der Biſchoff etwas, daran weder Chriſtus noch die H. Apoſtel nie
gedacht haben, nehmlich wann man ein ſauber geſchnitztes oder ge-
mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen
Mann oder Frauen, und hernach demſelben Bild viel und groſſe

Ehr
a Eph. III. 20.
b Rom. X. 12.
c 1 Theſſ. I. 9. 10.
d Heb. XIII. 8.
e Jeſ XI. I. 8.
f Hebr. VII. 25.
A a a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0649" n="553"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zu&#x017F;chrifft.</hi></fw><lb/>
&#x017F;etzen, der wird &#x017F;ich ho&#x0364;fflich gegen mich auffu&#x0364;hren, und mich in allem<lb/>
meinem Thun ungetadlet la&#x017F;&#x017F;en; Und weil ich meine Untergebene<lb/>
nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des<lb/>
Evangeli&#x017F;chen Lebens erinnere und u&#x0364;berzeuge, daß JE&#x017F;us von den<lb/>
Todten aufer&#x017F;tanden, al&#x017F;o daß &#x017F;ie aus meinen Thaten, Worten und<lb/>
gedultigem Leiden gewahr werden mu&#x0364;ßten de&#x017F;&#x017F;en, der in mir wircke;<lb/>
So kans grad der &#x017F;auber ge&#x017F;chnitzte und gemahlte Heilige an meiner<lb/>
&#x017F;tatt thun, von dem ich dem Po&#x0364;bel &#x017F;chwa&#x0364;tzen kan, was mich gelu&#x017F;t,<lb/>
und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfa&#x0364;ltige Mann et-<lb/>
wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chwenglich thun kan u&#x0364;ber alles das wir bitten und ver&#x017F;tehen nach &#x017F;ei-<lb/>
ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket<lb/>
hat <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Eph. III.</hi> 20.</note>, mo&#x0364;chte noch wohl heutiges Tages eben der&#x017F;elbe gna&#x0364;dige GOtt<lb/>
&#x017F;eyn, reich an Barmhertzigkeit u&#x0364;ber alle die ihn anruffen <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Rom. X.</hi> 12.</note>, und dem-<lb/>
nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen<lb/>
Gnad zu be&#x017F;eligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es<lb/>
dann leicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnte, daß &#x017F;ein Gei&#x017F;t und Gedancken hinge-<lb/>
ruckt wu&#x0364;rde zu dem wahren lebendigen GOtt <note place="foot" n="c">1 <hi rendition="#aq">The&#x017F;&#x017F;. I.</hi> 9. 10.</note> mit thra&#x0364;nender Be-<lb/>
gierde JE&#x017F;u dem Scho&#x0364;pfer aller Heiligen &#x017F;elb&#x017F;t gleichfo&#x0364;rmig zu wer-<lb/>
den, und er al&#x017F;o von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen<lb/>
Worts eingenommen, des todten, &#x017F;tummen Bildes daru&#x0364;ber gantz<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;e und nur JE&#x017F;u nach&#x017F;chreye, der heut und ge&#x017F;tern eben der-<lb/>
&#x017F;elbige i&#x017F;t und auch in Ewigkeit <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Heb. XIII.</hi> 8.</note>, der &#x017F;ein Hirten-Amt noch nicht<lb/>
abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und &#x017F;eine Ehre keinem ande-<lb/>
ren geben <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Je&#x017F; XI. I.</hi> 8.</note>, als der allein vollkommen &#x017F;elig machen kan, die durch ihn<lb/>
zu GOtt kommen <note place="foot" n="f"><hi rendition="#aq">Hebr. VII.</hi> 25.</note>;</p><lb/>
          <p>§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will ge&#x017F;chweigen die leblo-<note place="right">Und u&#x0364;ber-<lb/>
redete &#x017F;ei-<lb/>
ne Leut, als<lb/>
wann der-<lb/>
&#x017F;elben<lb/>
Dien&#x017F;t<lb/>
GOTT<lb/>
angenehm<lb/>
wa&#x0364;re.</note><lb/>
&#x017F;en Bilder, wie die Wachs-Lichter vor die&#x017F;er Lebens-Sonn verdun-<lb/>
ckelt werden, das Bild durch &#x017F;olche Geringachtung be&#x017F;chimpfet, und<lb/>
alle Mu&#x0364;he &#x017F;amt dem ausgegebenen Geld verlohren &#x017F;eye; &#x017F;o erdachte<lb/>
der Bi&#x017F;choff etwas, daran weder Chri&#x017F;tus noch die H. Apo&#x017F;tel nie<lb/>
gedacht haben, nehmlich wann man ein &#x017F;auber ge&#x017F;chnitztes oder ge-<lb/>
mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen<lb/>
Mann oder Frauen, und hernach dem&#x017F;elben Bild viel und gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a</fw><fw place="bottom" type="catch">Ehr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[553/0649] Zuſchrifft. ſetzen, der wird ſich hoͤfflich gegen mich auffuͤhren, und mich in allem meinem Thun ungetadlet laſſen; Und weil ich meine Untergebene nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des Evangeliſchen Lebens erinnere und uͤberzeuge, daß JEſus von den Todten auferſtanden, alſo daß ſie aus meinen Thaten, Worten und gedultigem Leiden gewahr werden muͤßten deſſen, der in mir wircke; So kans grad der ſauber geſchnitzte und gemahlte Heilige an meiner ſtatt thun, von dem ich dem Poͤbel ſchwaͤtzen kan, was mich geluſt, und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfaͤltige Mann et- wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der uͤber- ſchwenglich thun kan uͤber alles das wir bitten und verſtehen nach ſei- ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket hat a, moͤchte noch wohl heutiges Tages eben derſelbe gnaͤdige GOtt ſeyn, reich an Barmhertzigkeit uͤber alle die ihn anruffen b, und dem- nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen Gnad zu beſeligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es dann leicht geſchehen koͤnnte, daß ſein Geiſt und Gedancken hinge- ruckt wuͤrde zu dem wahren lebendigen GOtt c mit thraͤnender Be- gierde JEſu dem Schoͤpfer aller Heiligen ſelbſt gleichfoͤrmig zu wer- den, und er alſo von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen Worts eingenommen, des todten, ſtummen Bildes daruͤber gantz vergeſſe und nur JEſu nachſchreye, der heut und geſtern eben der- ſelbige iſt und auch in Ewigkeit d, der ſein Hirten-Amt noch nicht abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und ſeine Ehre keinem ande- ren geben e, als der allein vollkommen ſelig machen kan, die durch ihn zu GOtt kommen f; §. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geſchweigen die leblo- ſen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieſer Lebens-Sonn verdun- ckelt werden, das Bild durch ſolche Geringachtung beſchimpfet, und alle Muͤhe ſamt dem ausgegebenen Geld verlohren ſeye; ſo erdachte der Biſchoff etwas, daran weder Chriſtus noch die H. Apoſtel nie gedacht haben, nehmlich wann man ein ſauber geſchnitztes oder ge- mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen Mann oder Frauen, und hernach demſelben Bild viel und groſſe Ehr Und uͤber- redete ſei- ne Leut, als wann der- ſelben Dienſt GOTT angenehm waͤre. a Eph. III. 20. b Rom. X. 12. c 1 Theſſ. I. 9. 10. d Heb. XIII. 8. e Jeſ XI. I. 8. f Hebr. VII. 25. A a a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/649
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/649>, abgerufen am 22.11.2024.