setzen, der wird sich höfflich gegen mich aufführen, und mich in allem meinem Thun ungetadlet lassen; Und weil ich meine Untergebene nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des Evangelischen Lebens erinnere und überzeuge, daß JEsus von den Todten auferstanden, also daß sie aus meinen Thaten, Worten und gedultigem Leiden gewahr werden müßten dessen, der in mir wircke; So kans grad der sauber geschnitzte und gemahlte Heilige an meiner statt thun, von dem ich dem Pöbel schwätzen kan, was mich gelust, und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfältige Mann et- wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der über- schwenglich thun kan über alles das wir bitten und verstehen nach sei- ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket hat a, möchte noch wohl heutiges Tages eben derselbe gnädige GOtt seyn, reich an Barmhertzigkeit über alle die ihn anruffen b, und dem- nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen Gnad zu beseligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es dann leicht geschehen könnte, daß sein Geist und Gedancken hinge- ruckt würde zu dem wahren lebendigen GOtt c mit thränender Be- gierde JEsu dem Schöpfer aller Heiligen selbst gleichförmig zu wer- den, und er also von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen Worts eingenommen, des todten, stummen Bildes darüber gantz vergesse und nur JEsu nachschreye, der heut und gestern eben der- selbige ist und auch in Ewigkeit d, der sein Hirten-Amt noch nicht abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und seine Ehre keinem ande- ren geben e, als der allein vollkommen selig machen kan, die durch ihn zu GOtt kommen f;
§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geschweigen die leblo-Und über- redete sei- ne Leut, als wann der- selben Dienst GOTT angenehm wäre. sen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieser Lebens-Sonn verdun- ckelt werden, das Bild durch solche Geringachtung beschimpfet, und alle Mühe samt dem ausgegebenen Geld verlohren seye; so erdachte der Bischoff etwas, daran weder Christus noch die H. Apostel nie gedacht haben, nehmlich wann man ein sauber geschnitztes oder ge- mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen Mann oder Frauen, und hernach demselben Bild viel und grosse
Ehr
aEph. III. 20.
bRom. X. 12.
c 1 Thess. I. 9. 10.
dHeb. XIII. 8.
eJes XI. I. 8.
fHebr. VII. 25.
A a a a
Zuſchrifft.
ſetzen, der wird ſich hoͤfflich gegen mich auffuͤhren, und mich in allem meinem Thun ungetadlet laſſen; Und weil ich meine Untergebene nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des Evangeliſchen Lebens erinnere und uͤberzeuge, daß JEſus von den Todten auferſtanden, alſo daß ſie aus meinen Thaten, Worten und gedultigem Leiden gewahr werden muͤßten deſſen, der in mir wircke; So kans grad der ſauber geſchnitzte und gemahlte Heilige an meiner ſtatt thun, von dem ich dem Poͤbel ſchwaͤtzen kan, was mich geluſt, und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfaͤltige Mann et- wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der uͤber- ſchwenglich thun kan uͤber alles das wir bitten und verſtehen nach ſei- ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket hat a, moͤchte noch wohl heutiges Tages eben derſelbe gnaͤdige GOtt ſeyn, reich an Barmhertzigkeit uͤber alle die ihn anruffen b, und dem- nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen Gnad zu beſeligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es dann leicht geſchehen koͤnnte, daß ſein Geiſt und Gedancken hinge- ruckt wuͤrde zu dem wahren lebendigen GOtt c mit thraͤnender Be- gierde JEſu dem Schoͤpfer aller Heiligen ſelbſt gleichfoͤrmig zu wer- den, und er alſo von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen Worts eingenommen, des todten, ſtummen Bildes daruͤber gantz vergeſſe und nur JEſu nachſchreye, der heut und geſtern eben der- ſelbige iſt und auch in Ewigkeit d, der ſein Hirten-Amt noch nicht abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und ſeine Ehre keinem ande- ren geben e, als der allein vollkommen ſelig machen kan, die durch ihn zu GOtt kommen f;
§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geſchweigen die leblo-Und uͤber- redete ſei- ne Leut, als wann der- ſelben Dienſt GOTT angenehm waͤre. ſen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieſer Lebens-Sonn verdun- ckelt werden, das Bild durch ſolche Geringachtung beſchimpfet, und alle Muͤhe ſamt dem ausgegebenen Geld verlohren ſeye; ſo erdachte der Biſchoff etwas, daran weder Chriſtus noch die H. Apoſtel nie gedacht haben, nehmlich wann man ein ſauber geſchnitztes oder ge- mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen Mann oder Frauen, und hernach demſelben Bild viel und groſſe
Ehr
aEph. III. 20.
bRom. X. 12.
c 1 Theſſ. I. 9. 10.
dHeb. XIII. 8.
eJeſ XI. I. 8.
fHebr. VII. 25.
A a a a
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0649"n="553"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zuſchrifft.</hi></fw><lb/>ſetzen, der wird ſich hoͤfflich gegen mich auffuͤhren, und mich in allem<lb/>
meinem Thun ungetadlet laſſen; Und weil ich meine Untergebene<lb/>
nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des<lb/>
Evangeliſchen Lebens erinnere und uͤberzeuge, daß JEſus von den<lb/>
Todten auferſtanden, alſo daß ſie aus meinen Thaten, Worten und<lb/>
gedultigem Leiden gewahr werden muͤßten deſſen, der in mir wircke;<lb/>
So kans grad der ſauber geſchnitzte und gemahlte Heilige an meiner<lb/>ſtatt thun, von dem ich dem Poͤbel ſchwaͤtzen kan, was mich geluſt,<lb/>
und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfaͤltige Mann et-<lb/>
wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der uͤber-<lb/>ſchwenglich thun kan uͤber alles das wir bitten und verſtehen nach ſei-<lb/>
ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket<lb/>
hat <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Eph. III.</hi> 20.</note>, moͤchte noch wohl heutiges Tages eben derſelbe gnaͤdige GOtt<lb/>ſeyn, reich an Barmhertzigkeit uͤber alle die ihn anruffen <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Rom. X.</hi> 12.</note>, und dem-<lb/>
nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen<lb/>
Gnad zu beſeligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es<lb/>
dann leicht geſchehen koͤnnte, daß ſein Geiſt und Gedancken hinge-<lb/>
ruckt wuͤrde zu dem wahren lebendigen GOtt <noteplace="foot"n="c">1 <hirendition="#aq">Theſſ. I.</hi> 9. 10.</note> mit thraͤnender Be-<lb/>
gierde JEſu dem Schoͤpfer aller Heiligen ſelbſt gleichfoͤrmig zu wer-<lb/>
den, und er alſo von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen<lb/>
Worts eingenommen, des todten, ſtummen Bildes daruͤber gantz<lb/>
vergeſſe und nur JEſu nachſchreye, der heut und geſtern eben der-<lb/>ſelbige iſt und auch in Ewigkeit <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Heb. XIII.</hi> 8.</note>, der ſein Hirten-Amt noch nicht<lb/>
abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und ſeine Ehre keinem ande-<lb/>
ren geben <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Jeſ XI. I.</hi> 8.</note>, als der allein vollkommen ſelig machen kan, die durch ihn<lb/>
zu GOtt kommen <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Hebr. VII.</hi> 25.</note>;</p><lb/><p>§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geſchweigen die leblo-<noteplace="right">Und uͤber-<lb/>
redete ſei-<lb/>
ne Leut, als<lb/>
wann der-<lb/>ſelben<lb/>
Dienſt<lb/>
GOTT<lb/>
angenehm<lb/>
waͤre.</note><lb/>ſen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieſer Lebens-Sonn verdun-<lb/>
ckelt werden, das Bild durch ſolche Geringachtung beſchimpfet, und<lb/>
alle Muͤhe ſamt dem ausgegebenen Geld verlohren ſeye; ſo erdachte<lb/>
der Biſchoff etwas, daran weder Chriſtus noch die H. Apoſtel nie<lb/>
gedacht haben, nehmlich wann man ein ſauber geſchnitztes oder ge-<lb/>
mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen<lb/>
Mann oder Frauen, und hernach demſelben Bild viel und groſſe<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a a a</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ehr</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[553/0649]
Zuſchrifft.
ſetzen, der wird ſich hoͤfflich gegen mich auffuͤhren, und mich in allem
meinem Thun ungetadlet laſſen; Und weil ich meine Untergebene
nicht gern mit eigenem Exempel und Gott-ergebenem Wandel des
Evangeliſchen Lebens erinnere und uͤberzeuge, daß JEſus von den
Todten auferſtanden, alſo daß ſie aus meinen Thaten, Worten und
gedultigem Leiden gewahr werden muͤßten deſſen, der in mir wircke;
So kans grad der ſauber geſchnitzte und gemahlte Heilige an meiner
ſtatt thun, von dem ich dem Poͤbel ſchwaͤtzen kan, was mich geluſt,
und mir in Kram dienet, und damit nicht der einfaͤltige Mann et-
wan heut oder morgen in die Gedancken gerathe, GOTT, der uͤber-
ſchwenglich thun kan uͤber alles das wir bitten und verſtehen nach ſei-
ner Krafft die in denen Heiligen von Anbeginn der Welt gewircket
hat a, moͤchte noch wohl heutiges Tages eben derſelbe gnaͤdige GOtt
ſeyn, reich an Barmhertzigkeit uͤber alle die ihn anruffen b, und dem-
nach bereit den armen Landmann oder Burger mit eben dergleichen
Gnad zu beſeligen, und vor die Ewigkeit zu heiligen, dardurch es
dann leicht geſchehen koͤnnte, daß ſein Geiſt und Gedancken hinge-
ruckt wuͤrde zu dem wahren lebendigen GOtt c mit thraͤnender Be-
gierde JEſu dem Schoͤpfer aller Heiligen ſelbſt gleichfoͤrmig zu wer-
den, und er alſo von dem Gnaden-Uberfluß des lebendigen ewigen
Worts eingenommen, des todten, ſtummen Bildes daruͤber gantz
vergeſſe und nur JEſu nachſchreye, der heut und geſtern eben der-
ſelbige iſt und auch in Ewigkeit d, der ſein Hirten-Amt noch nicht
abgeleget, noch jemahlen ablegen wird, und ſeine Ehre keinem ande-
ren geben e, als der allein vollkommen ſelig machen kan, die durch ihn
zu GOtt kommen f;
§. 10. Damit nun nicht alle Heiligen, will geſchweigen die leblo-
ſen Bilder, wie die Wachs-Lichter vor dieſer Lebens-Sonn verdun-
ckelt werden, das Bild durch ſolche Geringachtung beſchimpfet, und
alle Muͤhe ſamt dem ausgegebenen Geld verlohren ſeye; ſo erdachte
der Biſchoff etwas, daran weder Chriſtus noch die H. Apoſtel nie
gedacht haben, nehmlich wann man ein ſauber geſchnitztes oder ge-
mahltes Bild mache, und es wohl gerathe zu Ehren einem heiligen
Mann oder Frauen, und hernach demſelben Bild viel und groſſe
Ehr
Und uͤber-
redete ſei-
ne Leut, als
wann der-
ſelben
Dienſt
GOTT
angenehm
waͤre.
a Eph. III. 20.
b Rom. X. 12.
c 1 Theſſ. I. 9. 10.
d Heb. XIII. 8.
e Jeſ XI. I. 8.
f Hebr. VII. 25.
A a a a
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/649>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.