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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
Dann dar-
durch wird
man aus
dem Tod
ins Leben,

§. 8. Höre von GOtt geliebtes Zion! nichts ist [bitt]erer als der
Tod, nichts meidet man so hefftig; Nun aber kanst du triumphi-
rend sagen: Tod wo ist dein Stachel a? Hier wird mir das Leben
gebohren; Dieses unschätzbahre Kindlein kramet uns ewiges Leben
aus dem Himmel, das Leben der Gnaden im Glauben, in der Wie-
dergeburt, und auch das Leben der Herrlichkeit im Schauen b.
Als Simeon dieses Kind in seinen Armen hielte, rief er überlaut,
daß es überal im Tempel darvon thönete: HErr! nun lassest du
deinen Diener im Frieden fahren, weil meine Augen dein Heyl ge-
sehen haben c. Einmahl thönet diese Simeons-Stimm in aller Welt
Ende und biß an Jüngsten Tag in aller Hertzen, die Lust und Liebe
haben zu diesem JEsulein, mehr als zu der gantzen Welt.

und aus
der Höll
in Himmel
gesetzet.

§. 9. Nichts ist gräulichers und entsetzlichers als die Hölle und
ewige Verdammnuß; Aber freue dich, Jerusalem! hier wird dir
die Seeligkeit selbst gebohren, daß du sie nehmen und küssen kanst,
und darbey jauchzen: Jo! Jo! Hölle, wo ist dein Sieg? Der
Stachel des Todes ist die Sünd, die Krafft der Sünde ist das
Gesatz; Jn diesem zarten Kind glaube und fühle ich den unendlichen
GOtt, vor deme alles Ubel miteinander zerschmeltzen muß; GOtt
seye danck nun und alle Zeit, der uns den Sieg giebet durch dieses
Kind!

Unendli-
cher Vor-
zug dieses
Himmels-
Printzen
vor allen
Weltli-
chen.

§. 10. O liebe Leute, wie gut ist doch GOtt! es gehet gewiß hier
anderst zu, als im Erden-Reich, wann den Unterthanen ein Printz
gebohren wird; Dann es bringet gemeiniglich nicht viel gutes mit
sich, sonst wurde es bey denen vielen Printzen nicht immer schlimmer
werden auf der Welt; So ist auch ein Fürst nicht seines Volcks Eigen-
thum, wie JEsus; Ja es grauset einem fast und eckelt an weltliche
Herren und Potentaten oder Gewaltige auch nur zu gedencken, wann
man diesen Himmels-Printzen ein wenig betrachtet hat. Es seye
dann, daß etwa ein Regent in seiner nahen Verwandtschafft stehe,
seinen Ritter-Orden angenommen, das Band der Vollkommenheit,
die Liebe des Namens Christi, der Ehre und des Königreichs GOt-
tes; also daß so eines Fürsten oder Königs Hertz brenne und leuch-
te von Begierd, dero Untergebene mit Worten, Wercken und
Exempel dahin zu überreden, all ihr Schönstes und Bestes JESU

zu
a 1 Cor. XV.
b 2 Tim. I. 10.
c Luc. II. 28. 32.
Weyhnachts-Gedancken.
Dann daꝛ-
durch wiꝛd
man aus
dem Tod
ins Leben,

§. 8. Hoͤre von GOtt geliebtes Zion! nichts iſt [bitt]erer als der
Tod, nichts meidet man ſo hefftig; Nun aber kanſt du triumphi-
rend ſagen: Tod wo iſt dein Stachel a? Hier wird mir das Leben
gebohren; Dieſes unſchaͤtzbahre Kindlein kramet uns ewiges Leben
aus dem Himmel, das Leben der Gnaden im Glauben, in der Wie-
dergeburt, und auch das Leben der Herrlichkeit im Schauen b.
Als Simeon dieſes Kind in ſeinen Armen hielte, rief er uͤberlaut,
daß es uͤberal im Tempel darvon thoͤnete: HErr! nun laſſeſt du
deinen Diener im Frieden fahren, weil meine Augen dein Heyl ge-
ſehen haben c. Einmahl thoͤnet dieſe Simeons-Stimm in aller Welt
Ende und biß an Juͤngſten Tag in aller Hertzen, die Luſt und Liebe
haben zu dieſem JEſulein, mehr als zu der gantzen Welt.

und aus
der Hoͤll
in Himmel
geſetzet.

§. 9. Nichts iſt graͤulichers und entſetzlichers als die Hoͤlle und
ewige Verdammnuß; Aber freue dich, Jeruſalem! hier wird dir
die Seeligkeit ſelbſt gebohren, daß du ſie nehmen und kuͤſſen kanſt,
und darbey jauchzen: Jo! Jo! Hoͤlle, wo iſt dein Sieg? Der
Stachel des Todes iſt die Suͤnd, die Krafft der Suͤnde iſt das
Geſatz; Jn dieſem zarten Kind glaube und fuͤhle ich den unendlichen
GOtt, vor deme alles Ubel miteinander zerſchmeltzen muß; GOtt
ſeye danck nun und alle Zeit, der uns den Sieg giebet durch dieſes
Kind!

Unendli-
cher Vor-
zug dieſes
Himmels-
Printzen
vor allen
Weltli-
chen.

§. 10. O liebe Leute, wie gut iſt doch GOtt! es gehet gewiß hier
anderſt zu, als im Erden-Reich, wann den Unterthanen ein Printz
gebohren wird; Dann es bringet gemeiniglich nicht viel gutes mit
ſich, ſonſt wurde es bey denen vielen Printzen nicht immer ſchlimmer
werden auf der Welt; So iſt auch ein Fuͤrſt nicht ſeines Volcks Eigen-
thum, wie JEſus; Ja es grauſet einem faſt und eckelt an weltliche
Herren und Potentaten oder Gewaltige auch nur zu gedencken, wann
man dieſen Himmels-Printzen ein wenig betrachtet hat. Es ſeye
dann, daß etwa ein Regent in ſeiner nahen Verwandtſchafft ſtehe,
ſeinen Ritter-Orden angenommen, das Band der Vollkommenheit,
die Liebe des Namens Chriſti, der Ehre und des Koͤnigreichs GOt-
tes; alſo daß ſo eines Fuͤrſten oder Koͤnigs Hertz brenne und leuch-
te von Begierd, dero Untergebene mit Worten, Wercken und
Exempel dahin zu uͤberreden, all ihr Schoͤnſtes und Beſtes JESU

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a 1 Cor. XV.
b 2 Tim. I. 10.
c Luc. II. 28. 32.
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[600/0696] Weyhnachts-Gedancken. §. 8. Hoͤre von GOtt geliebtes Zion! nichts iſt bitterer als der Tod, nichts meidet man ſo hefftig; Nun aber kanſt du triumphi- rend ſagen: Tod wo iſt dein Stachel a? Hier wird mir das Leben gebohren; Dieſes unſchaͤtzbahre Kindlein kramet uns ewiges Leben aus dem Himmel, das Leben der Gnaden im Glauben, in der Wie- dergeburt, und auch das Leben der Herrlichkeit im Schauen b. Als Simeon dieſes Kind in ſeinen Armen hielte, rief er uͤberlaut, daß es uͤberal im Tempel darvon thoͤnete: HErr! nun laſſeſt du deinen Diener im Frieden fahren, weil meine Augen dein Heyl ge- ſehen haben c. Einmahl thoͤnet dieſe Simeons-Stimm in aller Welt Ende und biß an Juͤngſten Tag in aller Hertzen, die Luſt und Liebe haben zu dieſem JEſulein, mehr als zu der gantzen Welt. §. 9. Nichts iſt graͤulichers und entſetzlichers als die Hoͤlle und ewige Verdammnuß; Aber freue dich, Jeruſalem! hier wird dir die Seeligkeit ſelbſt gebohren, daß du ſie nehmen und kuͤſſen kanſt, und darbey jauchzen: Jo! Jo! Hoͤlle, wo iſt dein Sieg? Der Stachel des Todes iſt die Suͤnd, die Krafft der Suͤnde iſt das Geſatz; Jn dieſem zarten Kind glaube und fuͤhle ich den unendlichen GOtt, vor deme alles Ubel miteinander zerſchmeltzen muß; GOtt ſeye danck nun und alle Zeit, der uns den Sieg giebet durch dieſes Kind! §. 10. O liebe Leute, wie gut iſt doch GOtt! es gehet gewiß hier anderſt zu, als im Erden-Reich, wann den Unterthanen ein Printz gebohren wird; Dann es bringet gemeiniglich nicht viel gutes mit ſich, ſonſt wurde es bey denen vielen Printzen nicht immer ſchlimmer werden auf der Welt; So iſt auch ein Fuͤrſt nicht ſeines Volcks Eigen- thum, wie JEſus; Ja es grauſet einem faſt und eckelt an weltliche Herren und Potentaten oder Gewaltige auch nur zu gedencken, wann man dieſen Himmels-Printzen ein wenig betrachtet hat. Es ſeye dann, daß etwa ein Regent in ſeiner nahen Verwandtſchafft ſtehe, ſeinen Ritter-Orden angenommen, das Band der Vollkommenheit, die Liebe des Namens Chriſti, der Ehre und des Koͤnigreichs GOt- tes; alſo daß ſo eines Fuͤrſten oder Koͤnigs Hertz brenne und leuch- te von Begierd, dero Untergebene mit Worten, Wercken und Exempel dahin zu uͤberreden, all ihr Schoͤnſtes und Beſtes JESU zu a 1 Cor. XV. b 2 Tim. I. 10. c Luc. II. 28. 32.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/696>, abgerufen am 22.11.2024.