Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Weyhnachts-Gedancken.
der-Mann abgeben würde a? Wer hätte ohne sonderbahre Er-
leuchtung des H. Geistes glauben können, daß das in der Krippen
liegende Blut-arme Knäblein seye der HErr der Herrlichkeit, das
ewige Krafft-Wort, Meister über Sünd, Teufel und Höll, der
künfftige Richter der Lebendigen und der Todten, der Schöpffer
des neuen Himmels und der neuen Erden? Derowegen sollen wir
niemahls auch die geringste Anfänge des Gnaden-Lebens verach-
ten b.

§. 3. II. Jst geschehen den armen Kinderlein zu lieb, welche derWeilen er
wollte zu
erkennen
geben Er
seye auch
der Kin-
dern Hey-
land,

von GOtt geordnete Heyland auch wollte bey sich haben, und sie
von Sünden waschen und reinigen c, damit ihn auch das kleineste
Kind schon in Mutter-Leib könnte für sein Brüderlein halten und
sich rühmen, GOtt mein Schöpffer und Heyland ist auch in Mut-
ter-Leib gewesen wie ich, seinethalben vor Freuden aufhüpffen, als
der auch sie zu erlösen gekommen sey. Was hiemit in der Kindheit
abstirbt, das gelangt durch dieses vornehmen HErrleins Gunst ins
himmlische Paradieß, da dann JEsus seine zarte Kindheit in un-
zählichen Millionen Kinderlein als schönen Blümlein um seinen Pal-
last her, oder vielmehr als reiner schneeweisser um seinen Thron
schwebender und jubilierender Engelein, in ihren hellgläntzenden klei-
nen Leiberen verkläret sehen wird; Jndeme seine Göttliche schöne,
anmuthige Kindheit aus jedem als wie die Sonne im lautersten
Christall spielen und heraus scheinen wird, mit unaussprechlicher
Klarheit. Diese werden mit ihren reinen Stimmen den Discant
ausmachen in den himmlischen Chören. O ihr seelige Geschöpff-
lein! Jhr seyd der Welt entflogen in den Himmel und wisset nicht,
wie ihr dahin tommen seydt; Eines wisset ihr, und das ist euch ge-
nug, daß ihr es dem Kindlein von Bethlehem zu dancken habt: Des
lobet ihns, des liebet ihns, des küsset ihns, des dancket ihm in alle
Ewigkeit; Hallelujah in Seraphinischem Thon!

weilen Er
alle über-
zeugen
wollte Er
seye ein
wahrer
Mensch
worden.

§. 4. III. Damit jedermann dessen gewiß und überzeuget sey,
JEsus sey ein rechter wahrer Mensch d; deßwegen er sich als ein
zwölffjähriger Knab zu Jerusalem im Tempel gezeigt, und sich de-
nen Lehrern bekannt gemacht e; Wann er einsmahls als ausge-

wachsen
a Exod. II. 6.
b Zach. IV.
c Rom. VIII. 3.
d Luc. II. 46. 51.
e Marc. VI. 3.
G g g g 2

Weyhnachts-Gedancken.
der-Mann abgeben wuͤrde a? Wer haͤtte ohne ſonderbahre Er-
leuchtung des H. Geiſtes glauben koͤnnen, daß das in der Krippen
liegende Blut-arme Knaͤblein ſeye der HErr der Herrlichkeit, das
ewige Krafft-Wort, Meiſter uͤber Suͤnd, Teufel und Hoͤll, der
kuͤnfftige Richter der Lebendigen und der Todten, der Schoͤpffer
des neuen Himmels und der neuen Erden? Derowegen ſollen wir
niemahls auch die geringſte Anfaͤnge des Gnaden-Lebens verach-
ten b.

§. 3. II. Jſt geſchehen den armen Kinderlein zu lieb, welche derWeilen er
wollte zu
erkennen
geben Er
ſeye auch
der Kin-
dern Hey-
land,

von GOtt geordnete Heyland auch wollte bey ſich haben, und ſie
von Suͤnden waſchen und reinigen c, damit ihn auch das kleineſte
Kind ſchon in Mutter-Leib koͤnnte fuͤr ſein Bruͤderlein halten und
ſich ruͤhmen, GOtt mein Schoͤpffer und Heyland iſt auch in Mut-
ter-Leib geweſen wie ich, ſeinethalben vor Freuden aufhuͤpffen, als
der auch ſie zu erloͤſen gekommen ſey. Was hiemit in der Kindheit
abſtirbt, das gelangt durch dieſes vornehmen HErrleins Gunſt ins
himmliſche Paradieß, da dann JEſus ſeine zarte Kindheit in un-
zaͤhlichen Millionen Kinderlein als ſchoͤnen Bluͤmlein um ſeinen Pal-
laſt her, oder vielmehr als reiner ſchneeweiſſer um ſeinen Thron
ſchwebender und jubilierender Engelein, in ihren hellglaͤntzenden klei-
nen Leiberen verklaͤret ſehen wird; Jndeme ſeine Goͤttliche ſchoͤne,
anmuthige Kindheit aus jedem als wie die Sonne im lauterſten
Chriſtall ſpielen und heraus ſcheinen wird, mit unausſprechlicher
Klarheit. Dieſe werden mit ihren reinen Stimmen den Diſcant
ausmachen in den himmliſchen Choͤren. O ihr ſeelige Geſchoͤpff-
lein! Jhr ſeyd der Welt entflogen in den Himmel und wiſſet nicht,
wie ihr dahin tommen ſeydt; Eines wiſſet ihr, und das iſt euch ge-
nug, daß ihr es dem Kindlein von Bethlehem zu dancken habt: Des
lobet ihns, des liebet ihns, des kuͤſſet ihns, des dancket ihm in alle
Ewigkeit; Hallelujah in Seraphiniſchem Thon!

weilen Er
alle uͤber-
zeugen
wollte Er
ſeye ein
wahrer
Menſch
worden.

§. 4. III. Damit jedermann deſſen gewiß und uͤberzeuget ſey,
JEſus ſey ein rechter wahrer Menſch d; deßwegen er ſich als ein
zwoͤlffjaͤhriger Knab zu Jeruſalem im Tempel gezeigt, und ſich de-
nen Lehrern bekannt gemacht e; Wann er einsmahls als ausge-

wachſen
a Exod. II. 6.
b Zach. IV.
c Rom. VIII. 3.
d Luc. II. 46. 51.
e Marc. VI. 3.
G g g g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0699" n="603"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weyhnachts-Gedancken.</hi></fw><lb/>
der-Mann abgeben wu&#x0364;rde <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Exod. II.</hi> 6.</note>? Wer ha&#x0364;tte ohne &#x017F;onderbahre Er-<lb/>
leuchtung des H. Gei&#x017F;tes glauben ko&#x0364;nnen, daß das in der Krippen<lb/>
liegende Blut-arme Kna&#x0364;blein &#x017F;eye der HErr der Herrlichkeit, das<lb/>
ewige Krafft-Wort, Mei&#x017F;ter u&#x0364;ber Su&#x0364;nd, Teufel und Ho&#x0364;ll, der<lb/>
ku&#x0364;nfftige Richter der Lebendigen und der Todten, der Scho&#x0364;pffer<lb/>
des neuen Himmels und der neuen Erden? Derowegen &#x017F;ollen wir<lb/>
niemahls auch die gering&#x017F;te Anfa&#x0364;nge des Gnaden-Lebens verach-<lb/>
ten <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Zach. IV.</hi></note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 3. <hi rendition="#aq">II.</hi> J&#x017F;t ge&#x017F;chehen den armen Kinderlein zu lieb, welche der<note place="right">Weilen er<lb/>
wollte zu<lb/>
erkennen<lb/>
geben Er<lb/>
&#x017F;eye auch<lb/>
der Kin-<lb/>
dern Hey-<lb/>
land,</note><lb/>
von GOtt geordnete Heyland auch wollte bey &#x017F;ich haben, und &#x017F;ie<lb/>
von Su&#x0364;nden wa&#x017F;chen und reinigen <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Rom. VIII.</hi> 3.</note>, damit ihn auch das kleine&#x017F;te<lb/>
Kind &#x017F;chon in Mutter-Leib ko&#x0364;nnte fu&#x0364;r &#x017F;ein Bru&#x0364;derlein halten und<lb/>
&#x017F;ich ru&#x0364;hmen, GOtt mein Scho&#x0364;pffer und Heyland i&#x017F;t auch in Mut-<lb/>
ter-Leib gewe&#x017F;en wie ich, &#x017F;einethalben vor Freuden aufhu&#x0364;pffen, als<lb/>
der auch &#x017F;ie zu erlo&#x0364;&#x017F;en gekommen &#x017F;ey. Was hiemit in der Kindheit<lb/>
ab&#x017F;tirbt, das gelangt durch die&#x017F;es vornehmen HErrleins Gun&#x017F;t ins<lb/>
himmli&#x017F;che Paradieß, da dann JE&#x017F;us &#x017F;eine zarte Kindheit in un-<lb/>
za&#x0364;hlichen Millionen Kinderlein als &#x017F;cho&#x0364;nen Blu&#x0364;mlein um &#x017F;einen Pal-<lb/>
la&#x017F;t her, oder vielmehr als reiner &#x017F;chneewei&#x017F;&#x017F;er um &#x017F;einen Thron<lb/>
&#x017F;chwebender und jubilierender Engelein, in ihren hellgla&#x0364;ntzenden klei-<lb/>
nen Leiberen verkla&#x0364;ret &#x017F;ehen wird; Jndeme &#x017F;eine Go&#x0364;ttliche &#x017F;cho&#x0364;ne,<lb/>
anmuthige Kindheit aus jedem als wie die Sonne im lauter&#x017F;ten<lb/>
Chri&#x017F;tall &#x017F;pielen und heraus &#x017F;cheinen wird, mit unaus&#x017F;prechlicher<lb/>
Klarheit. Die&#x017F;e werden mit ihren reinen Stimmen den Di&#x017F;cant<lb/>
ausmachen in den himmli&#x017F;chen Cho&#x0364;ren. O ihr &#x017F;eelige Ge&#x017F;cho&#x0364;pff-<lb/>
lein! Jhr &#x017F;eyd der Welt entflogen in den Himmel und wi&#x017F;&#x017F;et nicht,<lb/>
wie ihr dahin tommen &#x017F;eydt; Eines wi&#x017F;&#x017F;et ihr, und das i&#x017F;t euch ge-<lb/>
nug, daß ihr es dem Kindlein von Bethlehem zu dancken habt: Des<lb/>
lobet ihns, des liebet ihns, des ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihns, des dancket ihm in alle<lb/>
Ewigkeit; Hallelujah in Seraphini&#x017F;chem Thon!</p>
          <note place="right">weilen Er<lb/>
alle u&#x0364;ber-<lb/>
zeugen<lb/>
wollte Er<lb/>
&#x017F;eye ein<lb/>
wahrer<lb/>
Men&#x017F;ch<lb/>
worden.</note><lb/>
          <p>§. 4. <hi rendition="#aq">III.</hi> Damit jedermann de&#x017F;&#x017F;en gewiß und u&#x0364;berzeuget &#x017F;ey,<lb/>
JE&#x017F;us &#x017F;ey ein rechter wahrer Men&#x017F;ch <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Luc. II.</hi> 46. 51.</note>; deßwegen er &#x017F;ich als ein<lb/>
zwo&#x0364;lffja&#x0364;hriger Knab zu Jeru&#x017F;alem im Tempel gezeigt, und &#x017F;ich de-<lb/>
nen Lehrern bekannt gemacht <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Marc. VI.</hi> 3.</note>; Wann er einsmahls als ausge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g g 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wach&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[603/0699] Weyhnachts-Gedancken. der-Mann abgeben wuͤrde a? Wer haͤtte ohne ſonderbahre Er- leuchtung des H. Geiſtes glauben koͤnnen, daß das in der Krippen liegende Blut-arme Knaͤblein ſeye der HErr der Herrlichkeit, das ewige Krafft-Wort, Meiſter uͤber Suͤnd, Teufel und Hoͤll, der kuͤnfftige Richter der Lebendigen und der Todten, der Schoͤpffer des neuen Himmels und der neuen Erden? Derowegen ſollen wir niemahls auch die geringſte Anfaͤnge des Gnaden-Lebens verach- ten b. §. 3. II. Jſt geſchehen den armen Kinderlein zu lieb, welche der von GOtt geordnete Heyland auch wollte bey ſich haben, und ſie von Suͤnden waſchen und reinigen c, damit ihn auch das kleineſte Kind ſchon in Mutter-Leib koͤnnte fuͤr ſein Bruͤderlein halten und ſich ruͤhmen, GOtt mein Schoͤpffer und Heyland iſt auch in Mut- ter-Leib geweſen wie ich, ſeinethalben vor Freuden aufhuͤpffen, als der auch ſie zu erloͤſen gekommen ſey. Was hiemit in der Kindheit abſtirbt, das gelangt durch dieſes vornehmen HErrleins Gunſt ins himmliſche Paradieß, da dann JEſus ſeine zarte Kindheit in un- zaͤhlichen Millionen Kinderlein als ſchoͤnen Bluͤmlein um ſeinen Pal- laſt her, oder vielmehr als reiner ſchneeweiſſer um ſeinen Thron ſchwebender und jubilierender Engelein, in ihren hellglaͤntzenden klei- nen Leiberen verklaͤret ſehen wird; Jndeme ſeine Goͤttliche ſchoͤne, anmuthige Kindheit aus jedem als wie die Sonne im lauterſten Chriſtall ſpielen und heraus ſcheinen wird, mit unausſprechlicher Klarheit. Dieſe werden mit ihren reinen Stimmen den Diſcant ausmachen in den himmliſchen Choͤren. O ihr ſeelige Geſchoͤpff- lein! Jhr ſeyd der Welt entflogen in den Himmel und wiſſet nicht, wie ihr dahin tommen ſeydt; Eines wiſſet ihr, und das iſt euch ge- nug, daß ihr es dem Kindlein von Bethlehem zu dancken habt: Des lobet ihns, des liebet ihns, des kuͤſſet ihns, des dancket ihm in alle Ewigkeit; Hallelujah in Seraphiniſchem Thon! Weilen er wollte zu erkennen geben Er ſeye auch der Kin- dern Hey- land, §. 4. III. Damit jedermann deſſen gewiß und uͤberzeuget ſey, JEſus ſey ein rechter wahrer Menſch d; deßwegen er ſich als ein zwoͤlffjaͤhriger Knab zu Jeruſalem im Tempel gezeigt, und ſich de- nen Lehrern bekannt gemacht e; Wann er einsmahls als ausge- wachſen a Exod. II. 6. b Zach. IV. c Rom. VIII. 3. d Luc. II. 46. 51. e Marc. VI. 3. G g g g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/699
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/699>, abgerufen am 22.11.2024.