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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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fen, Orden, Secten, Reglen, Menschen, Heiligkeit und dem gan-Pfaff,
Nonne etc.

tzen Kram der eigenen Gerechtigkeit zu thun hat; Da must du nicht
dencken; O behüt mich mein GOtt! daß ich kein Papist, Mönch,
Pfaff, Nonne, Einsidler oder Cartheuser werd, das sind wohl bö-
se, unselige Leut etc. sondern mache deine Rechnung vielmehr also:
Just ich bin so ein Papist, vertraut jener seine Seel dem Pabst,
und nimmet Ablaß von ihm, so lasse ich mich segnen, absolvieren,
das Himmelreich zusprechen von meinem Pfarrer, den ich auch mei-
nen Seelsorger nenne: bettet er die Hostien an, so mache ich auch ei-
nen Abgott aus dem Sacrament und baue meine Seeligkeit darauf,
verrichten jene Wallfahrten, ich bin zu faul dazu, so weit meines
Heyls wegen zu wallen, und sollte ich einen lebendigen Propheten
und Heiligen in einem Land wissen, vergnüge mich mit der Wahl-
fart in die Kirchen und wieder nach Hauß. Haben jene Bilder,
ich mache mir auch Vernunffts-Bilder aus Schrifften und Buchsta-
ben von der H. Dreyeinigkeit, Christo und allen Geheimnissen, oh-
ne dero Krafft, Wesen und lebendige Würckung in mir zu besitzen,
ohne was ich sonst samt meinen Religions-Genossen mit Babylon ge-
mein habe, nemlich: 1. Unerkanntniß GOttes und Blindheit; 2.
Aberglaube. 3. Silberne, güldene, porcellinene Götzen. Jer. 50,
35. 4. Sicherheit und Stoltz. Esa. 47, 8. 10. 5. Vertrauen auf
eigene Gerechtigkeit. 6. Geitz und Gewinnsucht. Jerem. 51, 13.
7. Kostbarkeit und Lustsucht. Jes. 47, 1. 8. Zauberwerck. Jes. 47,
9-13. Jer. 50, 36. 9. Hurisch, unkeusch, übermüthig Leben. Jer.
50, 38. 10. Confusion, wie ist alles in der Confusion und Verwir-
rung? 11. Unheilbarkeit. 12. Weißheit und Kunst. 13. Feind-
seeligkeit und Geringachtung der Kindern Zion. 14. Sonderlich
aber Menschen-Name und Authorität ohne Erfahrung und Erleuch-
tung des Heiligen Geistes etc. Jch bin so ein Mönch, ein unreiner
schändlicher Zweiffler, ein Glaub- und Gnaden-loser Werckler, ein
Lästerer der erschienenen Gnade, ein Feind der lebendigen und ewig
lebendig-machenden Gnad und Wahrheit; hier kan ich meinen Sen-
tentz lesen, und erkennen, daß ich eine abscheuliche Krotte, und daß
meine gläntzende fleischliche Gerechtigkeiten, die ich für schöne Edel-
steine und Perlen ansehe, nichts als häßliche, gelbe, blaue, weisse,
grüne Krotten-Flecken seyn; Die geistliche Reden, so ich geführet,

sind
(c)

fen, Orden, Secten, Reglen, Menſchen, Heiligkeit und dem gan-Pfaff,
Nonne ꝛc.

tzen Kram der eigenen Gerechtigkeit zu thun hat; Da muſt du nicht
dencken; O behuͤt mich mein GOtt! daß ich kein Papiſt, Moͤnch,
Pfaff, Nonne, Einſidler oder Cartheuſer werd, das ſind wohl boͤ-
ſe, unſelige Leut ꝛc. ſondern mache deine Rechnung vielmehr alſo:
Juſt ich bin ſo ein Papiſt, vertraut jener ſeine Seel dem Pabſt,
und nimmet Ablaß von ihm, ſo laſſe ich mich ſegnen, abſolvieren,
das Himmelreich zuſprechen von meinem Pfarrer, den ich auch mei-
nen Seelſorger nenne: bettet er die Hoſtien an, ſo mache ich auch ei-
nen Abgott aus dem Sacrament und baue meine Seeligkeit darauf,
verrichten jene Wallfahrten, ich bin zu faul dazu, ſo weit meines
Heyls wegen zu wallen, und ſollte ich einen lebendigen Propheten
und Heiligen in einem Land wiſſen, vergnuͤge mich mit der Wahl-
fart in die Kirchen und wieder nach Hauß. Haben jene Bilder,
ich mache mir auch Vernunffts-Bilder aus Schrifften und Buchſta-
ben von der H. Dreyeinigkeit, Chriſto und allen Geheimniſſen, oh-
ne dero Krafft, Weſen und lebendige Wuͤrckung in mir zu beſitzen,
ohne was ich ſonſt ſamt meinen Religions-Genoſſen mit Babylon ge-
mein habe, nemlich: 1. Unerkanntniß GOttes und Blindheit; 2.
Aberglaube. 3. Silberne, guͤldene, porcellinene Goͤtzen. Jer. 50,
35. 4. Sicherheit und Stoltz. Eſa. 47, 8. 10. 5. Vertrauen auf
eigene Gerechtigkeit. 6. Geitz und Gewinnſucht. Jerem. 51, 13.
7. Koſtbarkeit und Luſtſucht. Jeſ. 47, 1. 8. Zauberwerck. Jeſ. 47,
9-13. Jer. 50, 36. 9. Huriſch, unkeuſch, uͤbermuͤthig Leben. Jer.
50, 38. 10. Confuſion, wie iſt alles in der Confuſion und Verwir-
rung? 11. Unheilbarkeit. 12. Weißheit und Kunſt. 13. Feind-
ſeeligkeit und Geringachtung der Kindern Zion. 14. Sonderlich
aber Menſchen-Name und Authoritaͤt ohne Erfahrung und Erleuch-
tung des Heiligen Geiſtes ꝛc. Jch bin ſo ein Moͤnch, ein unreiner
ſchaͤndlicher Zweiffler, ein Glaub- und Gnaden-loſer Werckler, ein
Laͤſterer der erſchienenen Gnade, ein Feind der lebendigen und ewig
lebendig-machenden Gnad und Wahrheit; hier kan ich meinen Sen-
tentz leſen, und erkennen, daß ich eine abſcheuliche Krotte, und daß
meine glaͤntzende fleiſchliche Gerechtigkeiten, die ich fuͤr ſchoͤne Edel-
ſteine und Perlen anſehe, nichts als haͤßliche, gelbe, blaue, weiſſe,
gruͤne Krotten-Flecken ſeyn; Die geiſtliche Reden, ſo ich gefuͤhret,

ſind
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[17/0073] fen, Orden, Secten, Reglen, Menſchen, Heiligkeit und dem gan- tzen Kram der eigenen Gerechtigkeit zu thun hat; Da muſt du nicht dencken; O behuͤt mich mein GOtt! daß ich kein Papiſt, Moͤnch, Pfaff, Nonne, Einſidler oder Cartheuſer werd, das ſind wohl boͤ- ſe, unſelige Leut ꝛc. ſondern mache deine Rechnung vielmehr alſo: Juſt ich bin ſo ein Papiſt, vertraut jener ſeine Seel dem Pabſt, und nimmet Ablaß von ihm, ſo laſſe ich mich ſegnen, abſolvieren, das Himmelreich zuſprechen von meinem Pfarrer, den ich auch mei- nen Seelſorger nenne: bettet er die Hoſtien an, ſo mache ich auch ei- nen Abgott aus dem Sacrament und baue meine Seeligkeit darauf, verrichten jene Wallfahrten, ich bin zu faul dazu, ſo weit meines Heyls wegen zu wallen, und ſollte ich einen lebendigen Propheten und Heiligen in einem Land wiſſen, vergnuͤge mich mit der Wahl- fart in die Kirchen und wieder nach Hauß. Haben jene Bilder, ich mache mir auch Vernunffts-Bilder aus Schrifften und Buchſta- ben von der H. Dreyeinigkeit, Chriſto und allen Geheimniſſen, oh- ne dero Krafft, Weſen und lebendige Wuͤrckung in mir zu beſitzen, ohne was ich ſonſt ſamt meinen Religions-Genoſſen mit Babylon ge- mein habe, nemlich: 1. Unerkanntniß GOttes und Blindheit; 2. Aberglaube. 3. Silberne, guͤldene, porcellinene Goͤtzen. Jer. 50, 35. 4. Sicherheit und Stoltz. Eſa. 47, 8. 10. 5. Vertrauen auf eigene Gerechtigkeit. 6. Geitz und Gewinnſucht. Jerem. 51, 13. 7. Koſtbarkeit und Luſtſucht. Jeſ. 47, 1. 8. Zauberwerck. Jeſ. 47, 9-13. Jer. 50, 36. 9. Huriſch, unkeuſch, uͤbermuͤthig Leben. Jer. 50, 38. 10. Confuſion, wie iſt alles in der Confuſion und Verwir- rung? 11. Unheilbarkeit. 12. Weißheit und Kunſt. 13. Feind- ſeeligkeit und Geringachtung der Kindern Zion. 14. Sonderlich aber Menſchen-Name und Authoritaͤt ohne Erfahrung und Erleuch- tung des Heiligen Geiſtes ꝛc. Jch bin ſo ein Moͤnch, ein unreiner ſchaͤndlicher Zweiffler, ein Glaub- und Gnaden-loſer Werckler, ein Laͤſterer der erſchienenen Gnade, ein Feind der lebendigen und ewig lebendig-machenden Gnad und Wahrheit; hier kan ich meinen Sen- tentz leſen, und erkennen, daß ich eine abſcheuliche Krotte, und daß meine glaͤntzende fleiſchliche Gerechtigkeiten, die ich fuͤr ſchoͤne Edel- ſteine und Perlen anſehe, nichts als haͤßliche, gelbe, blaue, weiſſe, gruͤne Krotten-Flecken ſeyn; Die geiſtliche Reden, ſo ich gefuͤhret, ſind Pfaff, Nonne ꝛc. (c)

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/73>, abgerufen am 24.11.2024.