und bey fremden Früchten, biß sie selbe verzehret, und wieder frisch holen müssen, so daß sie für sich selbst immer arm und elend bleiben, und kein ausdaurend Gnaden-Oel nicht haben, und das zwar aus lauter Trägheit, weil man nicht bettlen mag, und im Gebett uner- müdet anhalten will, viel weniger tieff graben, alle unheilige, irr- dische, und dann alle eigene gut-scheinende Gedancken immer aus- werffen, biß man zu der Quelle des Lebens und Heyls kommt, so in GOTT dem Vatter und seinem Sohn ist; Jst der Welt-Geist hinter uns her, und stürmet auf uns zu, so ist da eitel Verzagen; Muß man GOttes augenscheinliche Hülff gleich als mit Händen greiffen, so ist man wohl auf und singt etwan einen geistlichen Lob- Gesang. Wird aber einem bitteres eingeschenckt, so ist die vorige Güte JESU und aller Danck vergessen. Werden der Seelen ru- hige und liebliche Erquickungen mit getheilt, als ein Lab-Trunck desto muthiger den Berg Zion hinauf zu steigen, und in Christi stäte Gemein- schafft einzudringen, so will man nur Panquet halten, und bey den Wasser-Brünnen und Palmen-Bäumen niedersitzen, ja wann das wünschen und stotzen, reisen und wandlen wäre, so wäre mancher schon weiter als er ist, zu allen Prüffungen und Läuterungen ist man gantz ungeschickt, und ob man schon den Schaden siehet seines Unge- horsams und Widersetzlichkeit, und sich steiff vorsetzt, es zunächst besser zu machen, so man wieder auf die Prob sollte gesetzt werden, so ists immer das alte, wo nicht ärger, und indeme sie an das ge- dencken, was ihnen GOTT als im Wirbel-Wind vorgehalten, nehmen sie das Evangelium vor sich, ihr Leben darnach anzustellen, sagende mit Jsrael: Alles was der HERR geredt hat, das wol- len wir thun; Aber es gerathet schlecht, hat wenig Bestand, und kommt allzeit etwas Hindernuß darzwischen, daß ihr Vorhaben un- terbrochen wird, die Lüste nach Egypten regen sich offt mit Macht; die Siege über die Feind sind rar, und haben keinen grossen Nach- druck, ja offt gibt mans gar auf, die verheissene und erworbene herrliche Güter des Gnaden-Reichs zu erkämpffen, weil es einen unmöglich zu seyn dunckt, so immer vor, mit und in GOTT zu leben, und seinen Wandel im Himmel zu haben, in Göttlicher Be- schaulichkeit, weil man nicht recht dran will, und GOTT nicht so viel zutraut. Die rohe, grobe Welt verachtet das liebliche
Land
und bey fremden Fruͤchten, biß ſie ſelbe verzehret, und wieder friſch holen muͤſſen, ſo daß ſie fuͤr ſich ſelbſt immer arm und elend bleiben, und kein ausdaurend Gnaden-Oel nicht haben, und das zwar aus lauter Traͤgheit, weil man nicht bettlen mag, und im Gebett uner- muͤdet anhalten will, viel weniger tieff graben, alle unheilige, irr- diſche, und dann alle eigene gut-ſcheinende Gedancken immer aus- werffen, biß man zu der Quelle des Lebens und Heyls kommt, ſo in GOTT dem Vatter und ſeinem Sohn iſt; Jſt der Welt-Geiſt hinter uns her, und ſtuͤrmet auf uns zu, ſo iſt da eitel Verzagen; Muß man GOttes augenſcheinliche Huͤlff gleich als mit Haͤnden greiffen, ſo iſt man wohl auf und ſingt etwan einen geiſtlichen Lob- Geſang. Wird aber einem bitteres eingeſchenckt, ſo iſt die vorige Guͤte JESU und aller Danck vergeſſen. Werden der Seelen ru- hige und liebliche Erquickungen mit getheilt, als ein Lab-Trunck deſto muthiger den Berg Zion hinauf zu ſteigen, und in Chriſti ſtaͤte Gemein- ſchafft einzudringen, ſo will man nur Panquet halten, und bey den Waſſer-Bruͤnnen und Palmen-Baͤumen niederſitzen, ja wann das wuͤnſchen und ſtotzen, reiſen und wandlen waͤre, ſo waͤre mancher ſchon weiter als er iſt, zu allen Pruͤffungen und Laͤuterungen iſt man gantz ungeſchickt, und ob man ſchon den Schaden ſiehet ſeines Unge- horſams und Widerſetzlichkeit, und ſich ſteiff vorſetzt, es zunaͤchſt beſſer zu machen, ſo man wieder auf die Prob ſollte geſetzt werden, ſo iſts immer das alte, wo nicht aͤrger, und indeme ſie an das ge- dencken, was ihnen GOTT als im Wirbel-Wind vorgehalten, nehmen ſie das Evangelium vor ſich, ihr Leben darnach anzuſtellen, ſagende mit Jſrael: Alles was der HERR geredt hat, das wol- len wir thun; Aber es gerathet ſchlecht, hat wenig Beſtand, und kommt allzeit etwas Hindernuß darzwiſchen, daß ihr Vorhaben un- terbrochen wird, die Luͤſte nach Egypten regen ſich offt mit Macht; die Siege uͤber die Feind ſind rar, und haben keinen groſſen Nach- druck, ja offt gibt mans gar auf, die verheiſſene und erworbene herrliche Guͤter des Gnaden-Reichs zu erkaͤmpffen, weil es einen unmoͤglich zu ſeyn dunckt, ſo immer vor, mit und in GOTT zu leben, und ſeinen Wandel im Himmel zu haben, in Goͤttlicher Be- ſchaulichkeit, weil man nicht recht dran will, und GOTT nicht ſo viel zutraut. Die rohe, grobe Welt verachtet das liebliche
Land
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0080"n="24"/>
und bey fremden Fruͤchten, biß ſie ſelbe verzehret, und wieder friſch<lb/>
holen muͤſſen, ſo daß ſie fuͤr ſich ſelbſt immer arm und elend bleiben,<lb/>
und kein ausdaurend Gnaden-Oel nicht haben, und das zwar aus<lb/>
lauter Traͤgheit, weil man nicht bettlen mag, und im Gebett uner-<lb/>
muͤdet anhalten will, viel weniger tieff graben, alle unheilige, irr-<lb/>
diſche, und dann alle eigene gut-ſcheinende Gedancken immer aus-<lb/>
werffen, biß man zu der Quelle des Lebens und Heyls kommt, ſo in<lb/>
GOTT dem Vatter und ſeinem Sohn iſt; Jſt der Welt-Geiſt<lb/>
hinter uns her, und ſtuͤrmet auf uns zu, ſo iſt da eitel Verzagen;<lb/>
Muß man GOttes augenſcheinliche Huͤlff gleich als mit Haͤnden<lb/>
greiffen, ſo iſt man wohl auf und ſingt etwan einen geiſtlichen Lob-<lb/>
Geſang. Wird aber einem bitteres eingeſchenckt, ſo iſt die vorige<lb/>
Guͤte JESU und aller Danck vergeſſen. Werden der Seelen ru-<lb/>
hige und liebliche Erquickungen mit getheilt, als ein Lab-Trunck deſto<lb/>
muthiger den Berg Zion hinauf zu ſteigen, und in Chriſti ſtaͤte Gemein-<lb/>ſchafft einzudringen, ſo will man nur Panquet halten, und bey den<lb/>
Waſſer-Bruͤnnen und Palmen-Baͤumen niederſitzen, ja wann das<lb/>
wuͤnſchen und ſtotzen, reiſen und wandlen waͤre, ſo waͤre mancher<lb/>ſchon weiter als er iſt, zu allen Pruͤffungen und Laͤuterungen iſt man<lb/>
gantz ungeſchickt, und ob man ſchon den Schaden ſiehet ſeines Unge-<lb/>
horſams und Widerſetzlichkeit, und ſich ſteiff vorſetzt, es zunaͤchſt<lb/>
beſſer zu machen, ſo man wieder auf die Prob ſollte geſetzt werden,<lb/>ſo iſts immer das alte, wo nicht aͤrger, und indeme ſie an das ge-<lb/>
dencken, was ihnen GOTT als im Wirbel-Wind vorgehalten,<lb/>
nehmen ſie das Evangelium vor ſich, ihr Leben darnach anzuſtellen,<lb/>ſagende mit Jſrael: Alles was der HERR geredt hat, das wol-<lb/>
len wir thun; Aber es gerathet ſchlecht, hat wenig Beſtand, und<lb/>
kommt allzeit etwas Hindernuß darzwiſchen, daß ihr Vorhaben un-<lb/>
terbrochen wird, die Luͤſte nach Egypten regen ſich offt mit Macht;<lb/>
die Siege uͤber die Feind ſind rar, und haben keinen groſſen Nach-<lb/>
druck, ja offt gibt mans gar auf, die verheiſſene und erworbene<lb/>
herrliche Guͤter des Gnaden-Reichs zu erkaͤmpffen, weil es einen<lb/>
unmoͤglich zu ſeyn dunckt, ſo immer vor, mit und in GOTT zu<lb/>
leben, und ſeinen Wandel im Himmel zu haben, in Goͤttlicher Be-<lb/>ſchaulichkeit, weil man nicht recht dran will, und GOTT nicht<lb/>ſo viel zutraut. Die rohe, grobe Welt verachtet das liebliche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Land</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[24/0080]
und bey fremden Fruͤchten, biß ſie ſelbe verzehret, und wieder friſch
holen muͤſſen, ſo daß ſie fuͤr ſich ſelbſt immer arm und elend bleiben,
und kein ausdaurend Gnaden-Oel nicht haben, und das zwar aus
lauter Traͤgheit, weil man nicht bettlen mag, und im Gebett uner-
muͤdet anhalten will, viel weniger tieff graben, alle unheilige, irr-
diſche, und dann alle eigene gut-ſcheinende Gedancken immer aus-
werffen, biß man zu der Quelle des Lebens und Heyls kommt, ſo in
GOTT dem Vatter und ſeinem Sohn iſt; Jſt der Welt-Geiſt
hinter uns her, und ſtuͤrmet auf uns zu, ſo iſt da eitel Verzagen;
Muß man GOttes augenſcheinliche Huͤlff gleich als mit Haͤnden
greiffen, ſo iſt man wohl auf und ſingt etwan einen geiſtlichen Lob-
Geſang. Wird aber einem bitteres eingeſchenckt, ſo iſt die vorige
Guͤte JESU und aller Danck vergeſſen. Werden der Seelen ru-
hige und liebliche Erquickungen mit getheilt, als ein Lab-Trunck deſto
muthiger den Berg Zion hinauf zu ſteigen, und in Chriſti ſtaͤte Gemein-
ſchafft einzudringen, ſo will man nur Panquet halten, und bey den
Waſſer-Bruͤnnen und Palmen-Baͤumen niederſitzen, ja wann das
wuͤnſchen und ſtotzen, reiſen und wandlen waͤre, ſo waͤre mancher
ſchon weiter als er iſt, zu allen Pruͤffungen und Laͤuterungen iſt man
gantz ungeſchickt, und ob man ſchon den Schaden ſiehet ſeines Unge-
horſams und Widerſetzlichkeit, und ſich ſteiff vorſetzt, es zunaͤchſt
beſſer zu machen, ſo man wieder auf die Prob ſollte geſetzt werden,
ſo iſts immer das alte, wo nicht aͤrger, und indeme ſie an das ge-
dencken, was ihnen GOTT als im Wirbel-Wind vorgehalten,
nehmen ſie das Evangelium vor ſich, ihr Leben darnach anzuſtellen,
ſagende mit Jſrael: Alles was der HERR geredt hat, das wol-
len wir thun; Aber es gerathet ſchlecht, hat wenig Beſtand, und
kommt allzeit etwas Hindernuß darzwiſchen, daß ihr Vorhaben un-
terbrochen wird, die Luͤſte nach Egypten regen ſich offt mit Macht;
die Siege uͤber die Feind ſind rar, und haben keinen groſſen Nach-
druck, ja offt gibt mans gar auf, die verheiſſene und erworbene
herrliche Guͤter des Gnaden-Reichs zu erkaͤmpffen, weil es einen
unmoͤglich zu ſeyn dunckt, ſo immer vor, mit und in GOTT zu
leben, und ſeinen Wandel im Himmel zu haben, in Goͤttlicher Be-
ſchaulichkeit, weil man nicht recht dran will, und GOTT nicht
ſo viel zutraut. Die rohe, grobe Welt verachtet das liebliche
Land
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/80>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.