Land, und haltet alles für Phantaseyen; diese aber glauben denen, die es gesehen und eingenommen, und weil auch etwas davon im Vorgeschmack genossen, können sie nicht daran zweifflen, meinen aber, das sey ein allzu hoher Staffel, so nicht alle Christen in die- sem Leben erreichen, bleiben also aus Unglauben zuruck, und gehen nicht ein in diese Ruhe, es sey dann, daß sie erwachen aus ihrem Schlummer und nüchtern werden von ihren bezauberenden Einbil- dungen, auch wohl betrachten, daß das Manna des Worts nur gegeben sey, sie zu JEsu selbst zu führen, das Leben ewig aus ihme zu nehmen, und eine Evangelische Verheissung nach der anderen an sich wahrhafftig erfüllen zu lassen.
§. 9. Man muß sagen, daß Jsrael nicht so elendig in der WüstenSolche sind wie das wi- derspensti- ge Jsrael. herum geirret, bald vor sich bald hinter sich, und so lang zwischen Canaan und Egypten geschwebet, als viel in diesen Zeiten zwischen GOTT und der Welt, Christo und dem Eigen-Würcken, der Gnad und der Sünd, der Vernunfft und dem Licht des Heiligen Geistes behangen, wie viele sind noch thörichte Jungfrauen, die sich mit dem Oel des wahren Glaubens versehen zu haben vermei- nen, und endlich, wann das böse Stündlein kommt, in grausame Noth gerathen werden.
§. 10. Wer aber die erschienene heilwärtige Gnad GOttes nichtRecht- schaffene Seelen aber lassen sich er- muntern und fe- gen. vergeblich empfangen haben will, der wendet sich gantz zu JESU CHRJSTO, schertzet nicht mit Göttlichen Wundern, sondern lasset der Göttlichen Gnad ihren völligen Lauff, kehrt ein in sein Hertz, und merckt wohl, was ihm sein Erlöser anrathe, damit er seines Elends ehest loß, und der Göttlichen Natur theilhafftig werd; Wo aber solch ein rechtschaffener Ernst erwachet, daß es heißt; was zaudere ich so lang, mein Hertz, Seel und Geist GOtt völlig zu übergeben; auf! auf! die Wächter ruffen laut; wer hin- ein will, der lauffe, bleibe nicht dahinten, Hebr. 4. Das Klei- nod die Seeligkeit, einer aus dem Glauben an den Sohn GOT- TES lebenden Seel ist unendlich, es würde dich ewig gereuen, wo du nicht Leib und Leben daran strecktest; das Himmelreich will mit gewaltigem Lieben und Sehnen eroberet seyn, dein GOTT
wird
(d)
Land, und haltet alles fuͤr Phantaſeyen; dieſe aber glauben denen, die es geſehen und eingenommen, und weil auch etwas davon im Vorgeſchmack genoſſen, koͤnnen ſie nicht daran zweifflen, meinen aber, das ſey ein allzu hoher Staffel, ſo nicht alle Chriſten in die- ſem Leben erreichen, bleiben alſo aus Unglauben zuruck, und gehen nicht ein in dieſe Ruhe, es ſey dann, daß ſie erwachen aus ihrem Schlummer und nuͤchtern werden von ihren bezauberenden Einbil- dungen, auch wohl betrachten, daß das Manna des Worts nur gegeben ſey, ſie zu JEſu ſelbſt zu fuͤhren, das Leben ewig aus ihme zu nehmen, und eine Evangeliſche Verheiſſung nach der anderen an ſich wahrhafftig erfuͤllen zu laſſen.
§. 9. Man muß ſagen, daß Jſrael nicht ſo elendig in der WuͤſtenSolche ſind wie das wi- derſpenſti- ge Jſrael. herum geirret, bald vor ſich bald hinter ſich, und ſo lang zwiſchen Canaan und Egypten geſchwebet, als viel in dieſen Zeiten zwiſchen GOTT und der Welt, Chriſto und dem Eigen-Wuͤrcken, der Gnad und der Suͤnd, der Vernunfft und dem Licht des Heiligen Geiſtes behangen, wie viele ſind noch thoͤrichte Jungfrauen, die ſich mit dem Oel des wahren Glaubens verſehen zu haben vermei- nen, und endlich, wann das boͤſe Stuͤndlein kommt, in grauſame Noth gerathen werden.
§. 10. Wer aber die erſchienene heilwaͤrtige Gnad GOttes nichtRecht- ſchaffene Seelen aber laſſen ſich er- muntern und fe- gen. vergeblich empfangen haben will, der wendet ſich gantz zu JESU CHRJSTO, ſchertzet nicht mit Goͤttlichen Wundern, ſondern laſſet der Goͤttlichen Gnad ihren voͤlligen Lauff, kehrt ein in ſein Hertz, und merckt wohl, was ihm ſein Erloͤſer anrathe, damit er ſeines Elends eheſt loß, und der Goͤttlichen Natur theilhafftig werd; Wo aber ſolch ein rechtſchaffener Ernſt erwachet, daß es heißt; was zaudere ich ſo lang, mein Hertz, Seel und Geiſt GOtt voͤllig zu uͤbergeben; auf! auf! die Waͤchter ruffen laut; wer hin- ein will, der lauffe, bleibe nicht dahinten, Hebr. 4. Das Klei- nod die Seeligkeit, einer aus dem Glauben an den Sohn GOT- TES lebenden Seel iſt unendlich, es wuͤrde dich ewig gereuen, wo du nicht Leib und Leben daran ſtreckteſt; das Himmelreich will mit gewaltigem Lieben und Sehnen eroberet ſeyn, dein GOTT
wird
(d)
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Land, und haltet alles fuͤr Phantaſeyen; dieſe aber glauben denen,
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Vorgeſchmack genoſſen, koͤnnen ſie nicht daran zweifflen, meinen
aber, das ſey ein allzu hoher Staffel, ſo nicht alle Chriſten in die-
ſem Leben erreichen, bleiben alſo aus Unglauben zuruck, und gehen
nicht ein in dieſe Ruhe, es ſey dann, daß ſie erwachen aus ihrem
Schlummer und nuͤchtern werden von ihren bezauberenden Einbil-
dungen, auch wohl betrachten, daß das Manna des Worts nur
gegeben ſey, ſie zu JEſu ſelbſt zu fuͤhren, das Leben ewig aus ihme
zu nehmen, und eine Evangeliſche Verheiſſung nach der anderen an
ſich wahrhafftig erfuͤllen zu laſſen.
§. 9. Man muß ſagen, daß Jſrael nicht ſo elendig in der Wuͤſten
herum geirret, bald vor ſich bald hinter ſich, und ſo lang zwiſchen
Canaan und Egypten geſchwebet, als viel in dieſen Zeiten zwiſchen
GOTT und der Welt, Chriſto und dem Eigen-Wuͤrcken, der
Gnad und der Suͤnd, der Vernunfft und dem Licht des Heiligen
Geiſtes behangen, wie viele ſind noch thoͤrichte Jungfrauen, die
ſich mit dem Oel des wahren Glaubens verſehen zu haben vermei-
nen, und endlich, wann das boͤſe Stuͤndlein kommt, in grauſame
Noth gerathen werden.
Solche
ſind wie
das wi-
derſpenſti-
ge Jſrael.
§. 10. Wer aber die erſchienene heilwaͤrtige Gnad GOttes nicht
vergeblich empfangen haben will, der wendet ſich gantz zu JESU
CHRJSTO, ſchertzet nicht mit Goͤttlichen Wundern, ſondern
laſſet der Goͤttlichen Gnad ihren voͤlligen Lauff, kehrt ein in ſein
Hertz, und merckt wohl, was ihm ſein Erloͤſer anrathe, damit er
ſeines Elends eheſt loß, und der Goͤttlichen Natur theilhafftig
werd; Wo aber ſolch ein rechtſchaffener Ernſt erwachet, daß es
heißt; was zaudere ich ſo lang, mein Hertz, Seel und Geiſt GOtt
voͤllig zu uͤbergeben; auf! auf! die Waͤchter ruffen laut; wer hin-
ein will, der lauffe, bleibe nicht dahinten, Hebr. 4. Das Klei-
nod die Seeligkeit, einer aus dem Glauben an den Sohn GOT-
TES lebenden Seel iſt unendlich, es wuͤrde dich ewig gereuen,
wo du nicht Leib und Leben daran ſtreckteſt; das Himmelreich will
mit gewaltigem Lieben und Sehnen eroberet ſeyn, dein GOTT
wird
Recht-
ſchaffene
Seelen
aber laſſen
ſich er-
muntern
und fe-
gen.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/81>, abgerufen am 24.11.2024.
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