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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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hervor blühende Lilien-Zweig.

Man leidet ja Feur und Eisen von den Wunden-Aertzten, von
einem gefährlichen Schaden getheilet zu werden; was sollten wir
dann nicht mit Freuden über uns gehen lassen, von der greulichen,
abscheulichen, stinckenden höllischen, Sünd ledig zu werden?

§. 13. Sihe nun! Jst der Gewinn nicht gantz richtig, und derKurtze
Wieder-
hohlung
des Nu-
tzens so
man aus
der Liebe
der Fein-
den ziehet.

Vortheil gewiß? Schaffen dir deine Widerwärtige nicht ungläub-
lichen Nutzen? Oder ist das nichts: 1. JESU etwas zu Gefallen
thun, 2. Zu erniedrigender Selbst-Erkanntnuß kommen, 3. JEsu
Treu erfahren, 4. Hier auf Erden gerichtet werden, 5. Die Krafft
Christi empfinden, in der Feinden Liebe, 6. Von der Sünd gerei-
niget werden? Das alles hast du deinen lieben Verfolgeren zu dan-
cken, daß du hier deiner Seelen Reinheit und dort ihre Verklä-
rung empfahest; dagegen alles andere nur Kinder-Tand und leerer
Schatten ist.

Das siebende Capitel.
Mittel wider den Zorn, Haß, Neid und Raachgier.

§. 1. Wem nun die geistlichen Vorrechte, Herrlichkeiten undMan solle
den Fein-
den aus
guten Ab-
sichten ver-
geben.

Schätze nicht rechtschaffen angelegen sind, und gleichwohl sich be-
rühmt, er vergebe und vergesse von Hertzens-Grund allen ihme an-
gethanen Schimpff und Unrecht, der lügt in seinen Hals hinein.
Man kan wohl vieles nicht rächen oder ahnden, aus weltlichen po-
litischen Absichten, weilen man etwann der Leuten nöthig zu haben
vermeynt; aus Liebe zu fleischlicher äusserer Ruh, daß man sich
nicht gern Händel und Ubel ärger macht; um auch der leiblichen
Gesundheit zu schonen, welche durch Hader, Gezänck, Raachgier
angegriffen und geschwächt mag werden; aus Forcht man ziehe den
Kürtzeren, indem der Widerpart zu starck, zu böß, zu listig und zu
hefftig ist; aus Geitz und Beysorg, es bleibe einem dieser, jener
zeitliche Vortheil zuruck; aus fleischlicher Vorsichtigkeit, wann
man den Handel rühre, so bringe man es nur weiter unter die Leut,
und möchte alsdann mehr an Tag kommen als einem lieb seye; auch
etwann aus Menschen-Gefälligkeit einem Freund und Verwandten
zu lieb; endlich aus Ruhm-Sucht vor einen Wunder-Helden an-

gese-
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hervor bluͤhende Lilien-Zweig.

Man leidet ja Feur und Eiſen von den Wunden-Aertzten, von
einem gefaͤhrlichen Schaden getheilet zu werden; was ſollten wir
dann nicht mit Freuden uͤber uns gehen laſſen, von der greulichen,
abſcheulichen, ſtinckenden hoͤlliſchen, Suͤnd ledig zu werden?

§. 13. Sihe nun! Jſt der Gewinn nicht gantz richtig, und derKurtze
Wieder-
hohlung
des Nu-
tzens ſo
man aus
der Liebe
der Fein-
den ziehet.

Vortheil gewiß? Schaffen dir deine Widerwaͤrtige nicht unglaͤub-
lichen Nutzen? Oder iſt das nichts: 1. JESU etwas zu Gefallen
thun, 2. Zu erniedrigender Selbſt-Erkanntnuß kommen, 3. JEſu
Treu erfahren, 4. Hier auf Erden gerichtet werden, 5. Die Krafft
Chriſti empfinden, in der Feinden Liebe, 6. Von der Suͤnd gerei-
niget werden? Das alles haſt du deinen lieben Verfolgeren zu dan-
cken, daß du hier deiner Seelen Reinheit und dort ihre Verklaͤ-
rung empfaheſt; dagegen alles andere nur Kinder-Tand und leerer
Schatten iſt.

Das ſiebende Capitel.
Mittel wider den Zorn, Haß, Neid und Raachgier.

§. 1. Wem nun die geiſtlichen Vorrechte, Herrlichkeiten undMan ſolle
den Fein-
den aus
guten Ab-
ſichten ver-
geben.

Schaͤtze nicht rechtſchaffen angelegen ſind, und gleichwohl ſich be-
ruͤhmt, er vergebe und vergeſſe von Hertzens-Grund allen ihme an-
gethanen Schimpff und Unrecht, der luͤgt in ſeinen Hals hinein.
Man kan wohl vieles nicht raͤchen oder ahnden, aus weltlichen po-
litiſchen Abſichten, weilen man etwann der Leuten noͤthig zu haben
vermeynt; aus Liebe zu fleiſchlicher aͤuſſerer Ruh, daß man ſich
nicht gern Haͤndel und Ubel aͤrger macht; um auch der leiblichen
Geſundheit zu ſchonen, welche durch Hader, Gezaͤnck, Raachgier
angegriffen und geſchwaͤcht mag werden; aus Forcht man ziehe den
Kuͤrtzeren, indem der Widerpart zu ſtarck, zu boͤß, zu liſtig und zu
hefftig iſt; aus Geitz und Beyſorg, es bleibe einem dieſer, jener
zeitliche Vortheil zuruck; aus fleiſchlicher Vorſichtigkeit, wann
man den Handel ruͤhre, ſo bringe man es nur weiter unter die Leut,
und moͤchte alsdann mehr an Tag kommen als einem lieb ſeye; auch
etwann aus Menſchen-Gefaͤlligkeit einem Freund und Verwandten
zu lieb; endlich aus Ruhm-Sucht vor einen Wunder-Helden an-

geſe-
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[733/0829] hervor bluͤhende Lilien-Zweig. Man leidet ja Feur und Eiſen von den Wunden-Aertzten, von einem gefaͤhrlichen Schaden getheilet zu werden; was ſollten wir dann nicht mit Freuden uͤber uns gehen laſſen, von der greulichen, abſcheulichen, ſtinckenden hoͤlliſchen, Suͤnd ledig zu werden? §. 13. Sihe nun! Jſt der Gewinn nicht gantz richtig, und der Vortheil gewiß? Schaffen dir deine Widerwaͤrtige nicht unglaͤub- lichen Nutzen? Oder iſt das nichts: 1. JESU etwas zu Gefallen thun, 2. Zu erniedrigender Selbſt-Erkanntnuß kommen, 3. JEſu Treu erfahren, 4. Hier auf Erden gerichtet werden, 5. Die Krafft Chriſti empfinden, in der Feinden Liebe, 6. Von der Suͤnd gerei- niget werden? Das alles haſt du deinen lieben Verfolgeren zu dan- cken, daß du hier deiner Seelen Reinheit und dort ihre Verklaͤ- rung empfaheſt; dagegen alles andere nur Kinder-Tand und leerer Schatten iſt. Kurtze Wieder- hohlung des Nu- tzens ſo man aus der Liebe der Fein- den ziehet. Das ſiebende Capitel. Mittel wider den Zorn, Haß, Neid und Raachgier. §. 1. Wem nun die geiſtlichen Vorrechte, Herrlichkeiten und Schaͤtze nicht rechtſchaffen angelegen ſind, und gleichwohl ſich be- ruͤhmt, er vergebe und vergeſſe von Hertzens-Grund allen ihme an- gethanen Schimpff und Unrecht, der luͤgt in ſeinen Hals hinein. Man kan wohl vieles nicht raͤchen oder ahnden, aus weltlichen po- litiſchen Abſichten, weilen man etwann der Leuten noͤthig zu haben vermeynt; aus Liebe zu fleiſchlicher aͤuſſerer Ruh, daß man ſich nicht gern Haͤndel und Ubel aͤrger macht; um auch der leiblichen Geſundheit zu ſchonen, welche durch Hader, Gezaͤnck, Raachgier angegriffen und geſchwaͤcht mag werden; aus Forcht man ziehe den Kuͤrtzeren, indem der Widerpart zu ſtarck, zu boͤß, zu liſtig und zu hefftig iſt; aus Geitz und Beyſorg, es bleibe einem dieſer, jener zeitliche Vortheil zuruck; aus fleiſchlicher Vorſichtigkeit, wann man den Handel ruͤhre, ſo bringe man es nur weiter unter die Leut, und moͤchte alsdann mehr an Tag kommen als einem lieb ſeye; auch etwann aus Menſchen-Gefaͤlligkeit einem Freund und Verwandten zu lieb; endlich aus Ruhm-Sucht vor einen Wunder-Helden an- geſe- Man ſolle den Fein- den aus guten Ab- ſichten ver- geben. Z z z z 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/829>, abgerufen am 22.11.2024.