rung gelernet haben, GOttes Geist übergibt, und von seiner Gnad geregiert zu werden ernstlich sehnet, allermassen der Heil. Geist am besten weißt der Zuhörer Beschaffenheit, und was das Heilsamste und Nöthigste ist ihnen vorzutragen, welche ernstliche Ubergab an die Leitung deß Heil. Geistes, und Heiligung alles dessen, was man von GOTT als Schöpffer in der Natur und von Christo als Se- ligmacher in der Gnad empfangen hat, niemanden befremden soll, vielweniger spotten und lästern; Sintemahl GOttes-Kinder von sei- nem Geist ja getrieben werden, sonderbahr in Verrichtungen, die sein Reich ohnmittelbahr angehen, als da ist die Verkündigung des Evangeliums.
§. 3. Es pflegen zwar Welt-Gesinnte Prediger welche sich mehrDiß ge- fällt den Geistlosen nicht. um fette Einkünfften und der Menschen Ruhm als um die neue Ge- burt aus GOTT bekümmeren, wann von der Nothwendigkeit der Salbung im Lehr-Amt gesprochen wird, die Nasen zu rümpffen auch zu murmlen und flugs mit dem Enthuasiasten und Geisttreiber Titul unbarmhertzig und ungöttlich darauf zu schmeissen, das müssen sie aber thun ihre eigene Ehre zu retten, wollen lieber die Ehre der ewi- gen Majestät in dem herrlichsten Gnaden-Werck schimpfflich verhöh- nen, als selbst vor Untüchtige und Unerleuchtete bey dem Volck an- gesehen seyn. Sie verrathen sich indessen eben darmit allzugrob, wes- sen Geistes Kinder sie seyen: Es muß einer niemahls ein Tröpflein von GOttes Weißheit und Liebe erkannt, erfahren und geglaubt haben, der den lebendigen Eindruck, Zueignung und Ausspendie- rung der in H. Schrifft enthaltenen theuren Warheiten nach der tieffen Weißheit deß Heil. Geistes just in dieser Zeit, dem Ort, an diese, jene Personen eingerichtet, vor Enthusiasterey halten wollte, als wann einer ein wahrer Glaubiger seyn könnte und nicht wissen, was der H. Paulus lehret Rom. 8, 14. Jtem daß die gröste Ge- schicklichkeit eines Christen darinnen bestehe, daß er die Kunst wohl wisse, wie er sich der segenreichen Leitung des Heil. Geistes unter- werffen und in seiner Krafft allen Einblasungen deß Welt-Geists zum Zorn, Lust, Geld und Ehrsucht begegnen müsse, auch wie er aller- meist mit dem in ihme aufgegangenen Liebes-Feur Christi der Zuhö- rer Hertzen erwärmen möge.
§. 4. Ha-
E e e e e 3
Vorrede.
rung gelernet haben, GOttes Geiſt uͤbergibt, und von ſeiner Gnad geregiert zu werden ernſtlich ſehnet, allermaſſen der Heil. Geiſt am beſten weißt der Zuhoͤrer Beſchaffenheit, und was das Heilſamſte und Noͤthigſte iſt ihnen vorzutragen, welche ernſtliche Ubergab an die Leitung deß Heil. Geiſtes, und Heiligung alles deſſen, was man von GOTT als Schoͤpffer in der Natur und von Chriſto als Se- ligmacher in der Gnad empfangen hat, niemanden befremden ſoll, vielweniger ſpotten und laͤſtern; Sintemahl GOttes-Kinder von ſei- nem Geiſt ja getrieben werden, ſonderbahr in Verrichtungen, die ſein Reich ohnmittelbahr angehen, als da iſt die Verkuͤndigung des Evangeliums.
§. 3. Es pflegen zwar Welt-Geſinnte Prediger welche ſich mehrDiß ge- faͤllt den Geiſtloſen nicht. um fette Einkuͤnfften und der Menſchen Ruhm als um die neue Ge- burt aus GOTT bekuͤmmeren, wann von der Nothwendigkeit der Salbung im Lehr-Amt geſprochen wird, die Naſen zu ruͤmpffen auch zu murmlen und flugs mit dem Enthuaſiaſten und Geiſttreiber Titul unbarmhertzig und ungoͤttlich darauf zu ſchmeiſſen, das muͤſſen ſie aber thun ihre eigene Ehre zu retten, wollen lieber die Ehre der ewi- gen Majeſtaͤt in dem herrlichſten Gnaden-Werck ſchimpfflich verhoͤh- nen, als ſelbſt vor Untuͤchtige und Unerleuchtete bey dem Volck an- geſehen ſeyn. Sie verrathen ſich indeſſen eben darmit allzugrob, weſ- ſen Geiſtes Kinder ſie ſeyen: Es muß einer niemahls ein Troͤpflein von GOttes Weißheit und Liebe erkannt, erfahren und geglaubt haben, der den lebendigen Eindruck, Zueignung und Ausſpendie- rung der in H. Schrifft enthaltenen theuren Warheiten nach der tieffen Weißheit deß Heil. Geiſtes juſt in dieſer Zeit, dem Ort, an dieſe, jene Perſonen eingerichtet, vor Enthuſiaſterey halten wollte, als wann einer ein wahrer Glaubiger ſeyn koͤnnte und nicht wiſſen, was der H. Paulus lehret Rom. 8, 14. Jtem daß die groͤſte Ge- ſchicklichkeit eines Chriſten darinnen beſtehe, daß er die Kunſt wohl wiſſe, wie er ſich der ſegenreichen Leitung des Heil. Geiſtes unter- werffen und in ſeiner Krafft allen Einblaſungen deß Welt-Geiſts zum Zorn, Luſt, Geld und Ehrſucht begegnen muͤſſe, auch wie er aller- meiſt mit dem in ihme aufgegangenen Liebes-Feur Chriſti der Zuhoͤ- rer Hertzen erwaͤrmen moͤge.
§. 4. Ha-
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Vorrede.
rung gelernet haben, GOttes Geiſt uͤbergibt, und von ſeiner Gnad
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beſten weißt der Zuhoͤrer Beſchaffenheit, und was das Heilſamſte
und Noͤthigſte iſt ihnen vorzutragen, welche ernſtliche Ubergab an
die Leitung deß Heil. Geiſtes, und Heiligung alles deſſen, was man
von GOTT als Schoͤpffer in der Natur und von Chriſto als Se-
ligmacher in der Gnad empfangen hat, niemanden befremden ſoll,
vielweniger ſpotten und laͤſtern; Sintemahl GOttes-Kinder von ſei-
nem Geiſt ja getrieben werden, ſonderbahr in Verrichtungen, die
ſein Reich ohnmittelbahr angehen, als da iſt die Verkuͤndigung des
Evangeliums.
§. 3. Es pflegen zwar Welt-Geſinnte Prediger welche ſich mehr
um fette Einkuͤnfften und der Menſchen Ruhm als um die neue Ge-
burt aus GOTT bekuͤmmeren, wann von der Nothwendigkeit der
Salbung im Lehr-Amt geſprochen wird, die Naſen zu ruͤmpffen auch
zu murmlen und flugs mit dem Enthuaſiaſten und Geiſttreiber Titul
unbarmhertzig und ungoͤttlich darauf zu ſchmeiſſen, das muͤſſen ſie
aber thun ihre eigene Ehre zu retten, wollen lieber die Ehre der ewi-
gen Majeſtaͤt in dem herrlichſten Gnaden-Werck ſchimpfflich verhoͤh-
nen, als ſelbſt vor Untuͤchtige und Unerleuchtete bey dem Volck an-
geſehen ſeyn. Sie verrathen ſich indeſſen eben darmit allzugrob, weſ-
ſen Geiſtes Kinder ſie ſeyen: Es muß einer niemahls ein Troͤpflein
von GOttes Weißheit und Liebe erkannt, erfahren und geglaubt
haben, der den lebendigen Eindruck, Zueignung und Ausſpendie-
rung der in H. Schrifft enthaltenen theuren Warheiten nach der
tieffen Weißheit deß Heil. Geiſtes juſt in dieſer Zeit, dem Ort, an
dieſe, jene Perſonen eingerichtet, vor Enthuſiaſterey halten wollte,
als wann einer ein wahrer Glaubiger ſeyn koͤnnte und nicht wiſſen,
was der H. Paulus lehret Rom. 8, 14. Jtem daß die groͤſte Ge-
ſchicklichkeit eines Chriſten darinnen beſtehe, daß er die Kunſt wohl
wiſſe, wie er ſich der ſegenreichen Leitung des Heil. Geiſtes unter-
werffen und in ſeiner Krafft allen Einblaſungen deß Welt-Geiſts zum
Zorn, Luſt, Geld und Ehrſucht begegnen muͤſſe, auch wie er aller-
meiſt mit dem in ihme aufgegangenen Liebes-Feur Chriſti der Zuhoͤ-
rer Hertzen erwaͤrmen moͤge.
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nicht.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/869>, abgerufen am 22.11.2024.
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