§. 4. Ach welch einen guten Kauff thust du dann, deßgleichen aufUnendli- cher Reich- thum de- rer, die JEsum verlangen und besi- tzen. keiner Meß niemahls gethan worden. O nein! o nein! erdichte dir tausendmahl so viel Waaren und Kostbarkeiten als in Franckfurt, Amsterdam, Hamburg, Spanien, Franckreich, Engelland, Chi- na gesehen worden, von der Welt Anfang her, lege es alles zusam- men auf einen Hauffen, stecke das Feur drein und trage die Aschen hin, und streue sie aufs Wasser, und siehe zu, ob auch ein Fischlein sich daran ergötzen werde, wie ists dann, daß sich Christen also darob vergaffen, daß sie auch ihrer Seelen und des Himmels dabey ver- gessen, und dich wegen deines Ernsts verlachen, und vor einen ein- fältigen Tropffen halten, vorgebende, sie gedencken je auch in Him- mel und wollen die Perl nicht zuruck lassen.
Wie sie aber vom Teufel belogen und betrogen seyen, wird der Jüngste Tag lehren, da lasse du liebes Hertz alle die geitzige, hoffär- tige, wollüstige Schatten-Schnapper ihren Kram auslegen und mit deiner Perl vergleichen, da werden diese elende, verblendete Menschen in ewigem Jammer, Heulen, Scham und Darben an sich selbst erfahren, was sie so offt gehört, daß es nichts helffe a, wann man schon die gantze Welt gewönne und aber die Seele Schaden leide an der lebendigen Erkanntnuß Chri- sti, und an der Vereinigung mit GOTT; Wann einer dagegen schon die gantze Welt verlohre und bekäme diese Perl einen eintzigen Tag zu besitzen, so wäre ihm sein Verlust reichlich ersetzt: Ach! wo ist unser Glaub?
Natur und Ver- nunfft meinen, man leide Schaden bey Chri- sto: Der Glaube aber mer- cket den Gewinn.
§. 5. Wisse du edler, weiser Käuffer! Daß nicht das geringste gegen diese Perl versetzt und um JESU willen verlaugnet wird, das nicht bereits in diesem Leben hundertfältig erstattet werde b. Stossest du Freund und Verwandte, Cameraden und Gespielen für den Kopf, hasset dich die Welt, verliehrst du aller Leuten Gunst, so wird dir GOTT auf dein einbrünstig, ausharrend Gebett die Süßigkeit seiner vätterlichen Huld zu schmecken geben, und dich im Hertzen fühlen lassen, daß du sein Kind und Erbe seyest, ein Bru-
der
aMatth. XVI. 26.
bMarc. X. 29. 30.
T t t t t
uͤber die himmliſche Perle.
§. 4. Ach welch einen guten Kauff thuſt du dann, deßgleichen aufUnendli- cher Reich- thum de- rer, die JEſum verlangen und beſi- tzen. keiner Meß niemahls gethan worden. O nein! o nein! erdichte dir tauſendmahl ſo viel Waaren und Koſtbarkeiten als in Franckfurt, Amſterdam, Hamburg, Spanien, Franckreich, Engelland, Chi- na geſehen worden, von der Welt Anfang her, lege es alles zuſam- men auf einen Hauffen, ſtecke das Feur drein und trage die Aſchen hin, und ſtreue ſie aufs Waſſer, und ſiehe zu, ob auch ein Fiſchlein ſich daran ergoͤtzen werde, wie iſts dann, daß ſich Chriſten alſo darob vergaffen, daß ſie auch ihrer Seelen und des Himmels dabey ver- geſſen, und dich wegen deines Ernſts verlachen, und vor einen ein- faͤltigen Tropffen halten, vorgebende, ſie gedencken je auch in Him- mel und wollen die Perl nicht zuruck laſſen.
Wie ſie aber vom Teufel belogen und betrogen ſeyen, wird der Juͤngſte Tag lehren, da laſſe du liebes Hertz alle die geitzige, hoffaͤr- tige, wolluͤſtige Schatten-Schnapper ihren Kram auslegen und mit deiner Perl vergleichen, da werden dieſe elende, verblendete Menſchen in ewigem Jammer, Heulen, Scham und Darben an ſich ſelbſt erfahren, was ſie ſo offt gehoͤrt, daß es nichts helffe a, wann man ſchon die gantze Welt gewoͤnne und aber die Seele Schaden leide an der lebendigen Erkanntnuß Chri- ſti, und an der Vereinigung mit GOTT; Wann einer dagegen ſchon die gantze Welt verlohre und bekaͤme dieſe Perl einen eintzigen Tag zu beſitzen, ſo waͤre ihm ſein Verluſt reichlich erſetzt: Ach! wo iſt unſer Glaub?
Natur und Ver- nunfft meinen, man leide Schaden bey Chri- ſto: Der Glaube aber mer- cket den Gewinn.
§. 5. Wiſſe du edler, weiſer Kaͤuffer! Daß nicht das geringſte gegen dieſe Perl verſetzt und um JESU willen verlaugnet wird, das nicht bereits in dieſem Leben hundertfaͤltig erſtattet werde b. Stoſſeſt du Freund und Verwandte, Cameraden und Geſpielen fuͤr den Kopf, haſſet dich die Welt, verliehrſt du aller Leuten Gunſt, ſo wird dir GOTT auf dein einbruͤnſtig, ausharrend Gebett die Suͤßigkeit ſeiner vaͤtterlichen Huld zu ſchmecken geben, und dich im Hertzen fuͤhlen laſſen, daß du ſein Kind und Erbe ſeyeſt, ein Bru-
der
aMatth. XVI. 26.
bMarc. X. 29. 30.
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uͤber die himmliſche Perle.
§. 4. Ach welch einen guten Kauff thuſt du dann, deßgleichen auf
keiner Meß niemahls gethan worden. O nein! o nein! erdichte dir
tauſendmahl ſo viel Waaren und Koſtbarkeiten als in Franckfurt,
Amſterdam, Hamburg, Spanien, Franckreich, Engelland, Chi-
na geſehen worden, von der Welt Anfang her, lege es alles zuſam-
men auf einen Hauffen, ſtecke das Feur drein und trage die Aſchen
hin, und ſtreue ſie aufs Waſſer, und ſiehe zu, ob auch ein Fiſchlein
ſich daran ergoͤtzen werde, wie iſts dann, daß ſich Chriſten alſo darob
vergaffen, daß ſie auch ihrer Seelen und des Himmels dabey ver-
geſſen, und dich wegen deines Ernſts verlachen, und vor einen ein-
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mel und wollen die Perl nicht zuruck laſſen.
Unendli-
cher
Reich-
thum de-
rer, die
JEſum
verlangen
und beſi-
tzen.
Wie ſie aber vom Teufel belogen und betrogen ſeyen, wird der
Juͤngſte Tag lehren, da laſſe du liebes Hertz alle die geitzige, hoffaͤr-
tige, wolluͤſtige Schatten-Schnapper ihren Kram auslegen und
mit deiner Perl vergleichen, da werden dieſe elende, verblendete
Menſchen in ewigem Jammer, Heulen, Scham und Darben an
ſich ſelbſt erfahren, was ſie ſo offt gehoͤrt, daß es nichts helffe a,
wann man ſchon die gantze Welt gewoͤnne und aber
die Seele Schaden leide an der lebendigen Erkanntnuß Chri-
ſti, und an der Vereinigung mit GOTT; Wann einer dagegen
ſchon die gantze Welt verlohre und bekaͤme dieſe Perl einen eintzigen
Tag zu beſitzen, ſo waͤre ihm ſein Verluſt reichlich erſetzt: Ach! wo
iſt unſer Glaub?
§. 5. Wiſſe du edler, weiſer Kaͤuffer! Daß nicht das geringſte
gegen dieſe Perl verſetzt und um JESU willen verlaugnet wird,
das nicht bereits in dieſem Leben hundertfaͤltig erſtattet werde b.
Stoſſeſt du Freund und Verwandte, Cameraden und Geſpielen
fuͤr den Kopf, haſſet dich die Welt, verliehrſt du aller Leuten Gunſt,
ſo wird dir GOTT auf dein einbruͤnſtig, ausharrend Gebett die
Suͤßigkeit ſeiner vaͤtterlichen Huld zu ſchmecken geben, und dich im
Hertzen fuͤhlen laſſen, daß du ſein Kind und Erbe ſeyeſt, ein Bru-
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a Matth. XVI. 26.
b Marc. X. 29. 30.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 881. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/977>, abgerufen am 22.11.2024.
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