GOTT, dessen Augen reiner als die Sonne; Was macht die Sünd da? Hinaus mit dem Wust, ist sie nicht lang genug da gewesen.
Aber ach! Wie kaum gehen die Flecken aus? Offt für ein einiges Flecklein auszureiben, eines einigen Gebrechens recht gründlich loß zu werden, daß man nicht mehr drein falle, wie lange gehets doch durch ein verborgen wunderlich Ringen, ein langmüthig Hoffen und Harren, blutigen Streit! Aber wollten wir darum unsere Unarten lieber behalten, als uns in Zeiten von JESU wäschen lassen, um Theil an Jhme zu haben, und also ungerüstet ins Sterb-Bett ge- worffen werden: Sich nicht verlaugnen, ist Dich o JESU ver- laugnen, und den Sünden-Koth deiner Heiligkeits-Perlen vor- ziehen.
§. 7. Der Wein ist ein edles Getränck, und doch fließt er nurGleichnus vom Wein. aus den zerknirschten Trauben, muß jäsen und die Hefen und Unrei- nigkeiten auswerffen; Gleichfalls muß der Gläubige in vielem Truck gekelteret werden, der Sünd durch grossen Kampf und Schmertzen abkommen, ehe er der Kählen JESU süß schmecke; Darum kehre dich an kein Leiden nicht, verlierst du deine Ehre und guten Namen vor der Welt, freue dich des guten Zeugnusses, daß du im Buch der Lebendigen eingeschrieben, isse dein verborgen Manna im Frie- den, es ist besser und gesünder als Mammon und Welt-Speiß.
§. 8. Stoß allem den Riegel vor, was dich will melancholischJESUS ersetzet al- len Welt- Verlust. machen. Teufel, Tod, Sünd, Fleisch und Welt unter sich haben, und über seine Affecten regieren, ist wohl mehr als alle Macht und Gewalt a. Reuet dich Fleisches-Lust, o Verblendung, sie ist je der wüsteste Last, sehr unanständig, schmächlich, hindert die Einflüs- se des Heiligen Geistes, und verjaget diese reine Taube; fliehest du kurtzweilige Gesellschafft, und alle eitele Vorstellungen im Gemüth, aus Begierde Christum in dir zuhören, so flösset er dir so gute, friedseelige, Leben, Heyl, Krafft, Demuth, Keuschheit bringen- de, auch reinigende, züchtigende, ausbrennende Gedancken ein, daß
du
a Sprüchw. XVI. 32.
T t t t t 2
uͤber die himmliſche Perle.
GOTT, deſſen Augen reiner als die Sonne; Was macht die Suͤnd da? Hinaus mit dem Wuſt, iſt ſie nicht lang genug da geweſen.
Aber ach! Wie kaum gehen die Flecken aus? Offt fuͤr ein einiges Flecklein auszureiben, eines einigen Gebrechens recht gruͤndlich loß zu werden, daß man nicht mehr drein falle, wie lange gehets doch durch ein verborgen wunderlich Ringen, ein langmuͤthig Hoffen und Harren, blutigen Streit! Aber wollten wir darum unſere Unarten lieber behalten, als uns in Zeiten von JESU waͤſchen laſſen, um Theil an Jhme zu haben, und alſo ungeruͤſtet ins Sterb-Bett ge- worffen werden: Sich nicht verlaugnen, iſt Dich o JESU ver- laugnen, und den Suͤnden-Koth deiner Heiligkeits-Perlen vor- ziehen.
§. 7. Der Wein iſt ein edles Getraͤnck, und doch fließt er nurGleichnus vom Wein. aus den zerknirſchten Trauben, muß jaͤſen und die Hefen und Unrei- nigkeiten auswerffen; Gleichfalls muß der Glaͤubige in vielem Truck gekelteret werden, der Suͤnd durch groſſen Kampf und Schmertzen abkommen, ehe er der Kaͤhlen JESU ſuͤß ſchmecke; Darum kehre dich an kein Leiden nicht, verlierſt du deine Ehre und guten Namen vor der Welt, freue dich des guten Zeugnuſſes, daß du im Buch der Lebendigen eingeſchrieben, iſſe dein verborgen Manna im Frie- den, es iſt beſſer und geſuͤnder als Mammon und Welt-Speiß.
§. 8. Stoß allem den Riegel vor, was dich will melancholiſchJESUS erſetzet al- len Welt- Verluſt. machen. Teufel, Tod, Suͤnd, Fleiſch und Welt unter ſich haben, und uͤber ſeine Affecten regieren, iſt wohl mehr als alle Macht und Gewalt a. Reuet dich Fleiſches-Luſt, o Verblendung, ſie iſt je der wuͤſteſte Laſt, ſehr unanſtaͤndig, ſchmaͤchlich, hindert die Einfluͤſ- ſe des Heiligen Geiſtes, und verjaget dieſe reine Taube; flieheſt du kurtzweilige Geſellſchafft, und alle eitele Vorſtellungen im Gemuͤth, aus Begierde Chriſtum in dir zuhoͤren, ſo floͤſſet er dir ſo gute, friedſeelige, Leben, Heyl, Krafft, Demuth, Keuſchheit bringen- de, auch reinigende, zuͤchtigende, ausbrennende Gedancken ein, daß
du
a Spruͤchw. XVI. 32.
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uͤber die himmliſche Perle.
GOTT, deſſen Augen reiner als die Sonne; Was macht die
Suͤnd da? Hinaus mit dem Wuſt, iſt ſie nicht lang genug da
geweſen.
Aber ach! Wie kaum gehen die Flecken aus? Offt fuͤr ein einiges
Flecklein auszureiben, eines einigen Gebrechens recht gruͤndlich loß
zu werden, daß man nicht mehr drein falle, wie lange gehets doch
durch ein verborgen wunderlich Ringen, ein langmuͤthig Hoffen und
Harren, blutigen Streit! Aber wollten wir darum unſere Unarten
lieber behalten, als uns in Zeiten von JESU waͤſchen laſſen, um
Theil an Jhme zu haben, und alſo ungeruͤſtet ins Sterb-Bett ge-
worffen werden: Sich nicht verlaugnen, iſt Dich o JESU ver-
laugnen, und den Suͤnden-Koth deiner Heiligkeits-Perlen vor-
ziehen.
§. 7. Der Wein iſt ein edles Getraͤnck, und doch fließt er nur
aus den zerknirſchten Trauben, muß jaͤſen und die Hefen und Unrei-
nigkeiten auswerffen; Gleichfalls muß der Glaͤubige in vielem Truck
gekelteret werden, der Suͤnd durch groſſen Kampf und Schmertzen
abkommen, ehe er der Kaͤhlen JESU ſuͤß ſchmecke; Darum kehre
dich an kein Leiden nicht, verlierſt du deine Ehre und guten Namen
vor der Welt, freue dich des guten Zeugnuſſes, daß du im Buch
der Lebendigen eingeſchrieben, iſſe dein verborgen Manna im Frie-
den, es iſt beſſer und geſuͤnder als Mammon und Welt-Speiß.
Gleichnus
vom
Wein.
§. 8. Stoß allem den Riegel vor, was dich will melancholiſch
machen. Teufel, Tod, Suͤnd, Fleiſch und Welt unter ſich haben,
und uͤber ſeine Affecten regieren, iſt wohl mehr als alle Macht und
Gewalt a. Reuet dich Fleiſches-Luſt, o Verblendung, ſie iſt je
der wuͤſteſte Laſt, ſehr unanſtaͤndig, ſchmaͤchlich, hindert die Einfluͤſ-
ſe des Heiligen Geiſtes, und verjaget dieſe reine Taube; flieheſt du
kurtzweilige Geſellſchafft, und alle eitele Vorſtellungen im Gemuͤth,
aus Begierde Chriſtum in dir zuhoͤren, ſo floͤſſet er dir ſo gute,
friedſeelige, Leben, Heyl, Krafft, Demuth, Keuſchheit bringen-
de, auch reinigende, zuͤchtigende, ausbrennende Gedancken ein, daß
du
JESUS
erſetzet al-
len Welt-
Verluſt.
a Spruͤchw. XVI. 32.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/979>, abgerufen am 22.11.2024.
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