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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
du vor Danck- und Lob-Begierde jauchtzen und in tausend Halleluja
ausbrechen möchtest, dabey es dir ja unvergleichlich wöhler und bes-
ser ist als bey unfruchtbarem, Gnaden-losem Geschwätz; Siehest
du nicht Menschen-Gesichter, so siehest du CHRJSTJ Angesicht
im Glauben und Andacht und wirst davon gantz geändert, sanfft,
ruhig, rein: Liebe die schönsten, reichsten, mächtigsten Personen
Jahr und Tag, diese Liebe wird dich nimmer reich, gewaltig,
weise und schön machen, aber wer JESUM liebet, wird selbst das
was JESUS ist und hat, heilig von seiner Heiligkeit, weise von
seiner Weißheit und starck von seiner Göttlichen Stärcke und See-
ligkeit.

Summa, fehlt dir das irrdische Gold, Weinstock, Freund,
Freud, Ehre, so hast du das geistliche, himmlische, überschwenck-
lich Bessere: Jene haben die Schaalen, du den Kernen, jene die
Muschlen, du die Perle, jene haben ihre Renten, Gelter etc. in
wenig Stunden gezählt, du kanst die Tugenden deiner unschätzba-
ren Perl, die Wohlthaten GOTTES in Christo, in tausend Jah-
ren nicht ausrechnen, jene spielen wenigstens in den letzten Zügen
Banqueroutten und kommen um alles. Aber wer JESUM hat,
dessen Schatz und Erbtheil ist das höchste Gut, der Sohn GOT-
TES ist dein Vormund, der behaltet dir deine Erbschafft unver-
sehrt.

Das drey und zwantzigste Capitel.
Schwerer Streit und harte Anfechtungen einer nach der Perl begie-
rigen Seel, durch welche Unglaubige verzagt-machende Gedancken viele
Menschen am Eingang ins Reich GOttes gehindert werden, also daß sie
zaletzt offt gar dahinten bleiben.
Die Er-
kanntnuß
und Be-
kanntnuß
der geistli-
chen Ar-
muth.

§. 1. Gedenckest du, dieses alles ist gut und herrlich, allein dazu
werde ich nimmermehr kommen, JESUS ist rein und heilig,
meine Verderbnussen hingegen regen sich gar starck in mir, ich bin
ein Sünden-Klump, es ist unmöglich, daß diese theure Perl je-
mahlen einem solchen Unthier zu Theil werde, als wie ich bin, und
kan mich nicht änderen, habe es schon zum öffteren versucht, aber
der Erb-Gifft hat mich allzugreulich durchdrungen und eingenom-

men,

Betrachtungen
du vor Danck- und Lob-Begierde jauchtzen und in tauſend Halleluja
ausbrechen moͤchteſt, dabey es dir ja unvergleichlich woͤhler und beſ-
ſer iſt als bey unfruchtbarem, Gnaden-loſem Geſchwaͤtz; Sieheſt
du nicht Menſchen-Geſichter, ſo ſieheſt du CHRJSTJ Angeſicht
im Glauben und Andacht und wirſt davon gantz geaͤndert, ſanfft,
ruhig, rein: Liebe die ſchoͤnſten, reichſten, maͤchtigſten Perſonen
Jahr und Tag, dieſe Liebe wird dich nimmer reich, gewaltig,
weiſe und ſchoͤn machen, aber wer JESUM liebet, wird ſelbſt das
was JESUS iſt und hat, heilig von ſeiner Heiligkeit, weiſe von
ſeiner Weißheit und ſtarck von ſeiner Goͤttlichen Staͤrcke und See-
ligkeit.

Summa, fehlt dir das irrdiſche Gold, Weinſtock, Freund,
Freud, Ehre, ſo haſt du das geiſtliche, himmliſche, uͤberſchwenck-
lich Beſſere: Jene haben die Schaalen, du den Kernen, jene die
Muſchlen, du die Perle, jene haben ihre Renten, Gelter ꝛc. in
wenig Stunden gezaͤhlt, du kanſt die Tugenden deiner unſchaͤtzba-
ren Perl, die Wohlthaten GOTTES in Chriſto, in tauſend Jah-
ren nicht ausrechnen, jene ſpielen wenigſtens in den letzten Zuͤgen
Banqueroutten und kommen um alles. Aber wer JESUM hat,
deſſen Schatz und Erbtheil iſt das hoͤchſte Gut, der Sohn GOT-
TES iſt dein Vormund, der behaltet dir deine Erbſchafft unver-
ſehrt.

Das drey und zwantzigſte Capitel.
Schwerer Streit und harte Anfechtungen einer nach der Perl begie-
rigen Seel, durch welche Unglaubige verzagt-machende Gedancken viele
Menſchen am Eingang ins Reich GOttes gehindert werden, alſo daß ſie
zaletzt offt gar dahinten bleiben.
Die Er-
kanntnuß
und Be-
kanntnuß
der geiſtli-
chen Ar-
muth.

§. 1. Gedenckeſt du, dieſes alles iſt gut und herrlich, allein dazu
werde ich nimmermehr kommen, JESUS iſt rein und heilig,
meine Verderbnuſſen hingegen regen ſich gar ſtarck in mir, ich bin
ein Suͤnden-Klump, es iſt unmoͤglich, daß dieſe theure Perl je-
mahlen einem ſolchen Unthier zu Theil werde, als wie ich bin, und
kan mich nicht aͤnderen, habe es ſchon zum oͤffteren verſucht, aber
der Erb-Gifft hat mich allzugreulich durchdrungen und eingenom-

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[884/0980] Betrachtungen du vor Danck- und Lob-Begierde jauchtzen und in tauſend Halleluja ausbrechen moͤchteſt, dabey es dir ja unvergleichlich woͤhler und beſ- ſer iſt als bey unfruchtbarem, Gnaden-loſem Geſchwaͤtz; Sieheſt du nicht Menſchen-Geſichter, ſo ſieheſt du CHRJSTJ Angeſicht im Glauben und Andacht und wirſt davon gantz geaͤndert, ſanfft, ruhig, rein: Liebe die ſchoͤnſten, reichſten, maͤchtigſten Perſonen Jahr und Tag, dieſe Liebe wird dich nimmer reich, gewaltig, weiſe und ſchoͤn machen, aber wer JESUM liebet, wird ſelbſt das was JESUS iſt und hat, heilig von ſeiner Heiligkeit, weiſe von ſeiner Weißheit und ſtarck von ſeiner Goͤttlichen Staͤrcke und See- ligkeit. Summa, fehlt dir das irrdiſche Gold, Weinſtock, Freund, Freud, Ehre, ſo haſt du das geiſtliche, himmliſche, uͤberſchwenck- lich Beſſere: Jene haben die Schaalen, du den Kernen, jene die Muſchlen, du die Perle, jene haben ihre Renten, Gelter ꝛc. in wenig Stunden gezaͤhlt, du kanſt die Tugenden deiner unſchaͤtzba- ren Perl, die Wohlthaten GOTTES in Chriſto, in tauſend Jah- ren nicht ausrechnen, jene ſpielen wenigſtens in den letzten Zuͤgen Banqueroutten und kommen um alles. Aber wer JESUM hat, deſſen Schatz und Erbtheil iſt das hoͤchſte Gut, der Sohn GOT- TES iſt dein Vormund, der behaltet dir deine Erbſchafft unver- ſehrt. Das drey und zwantzigſte Capitel. Schwerer Streit und harte Anfechtungen einer nach der Perl begie- rigen Seel, durch welche Unglaubige verzagt-machende Gedancken viele Menſchen am Eingang ins Reich GOttes gehindert werden, alſo daß ſie zaletzt offt gar dahinten bleiben. §. 1. Gedenckeſt du, dieſes alles iſt gut und herrlich, allein dazu werde ich nimmermehr kommen, JESUS iſt rein und heilig, meine Verderbnuſſen hingegen regen ſich gar ſtarck in mir, ich bin ein Suͤnden-Klump, es iſt unmoͤglich, daß dieſe theure Perl je- mahlen einem ſolchen Unthier zu Theil werde, als wie ich bin, und kan mich nicht aͤnderen, habe es ſchon zum oͤffteren verſucht, aber der Erb-Gifft hat mich allzugreulich durchdrungen und eingenom- men,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/980>, abgerufen am 22.11.2024.