Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
als wann selbige mit allerhand Farben künstlich
gemahlte Fenster hat, so wie solches in alten
catholischen Kirchen zu sehen, wo die Fenster mit
Bildern der Heiligen und andern Figuren von
mancherley Farben gezieret sind. Es schlagen auch
die Artzneyen im Leiblichen bey denen Bauren
insgemein eher und besser an, als bey Herren;
warum dann nicht auch im Geistlichen? Zuma-
len da bey weitem nicht so viele Hindernisse sich
bey ihnen zeigen; wenigstens trifft des Lammes
Blut-Gnade und der Heilige Geist mit seinen
Würckungen auf dem Land nicht stärckern Wi-
derstand, als in denen Städten, an; ja ihre
Geschäffte sind nicht einmal der Sammlung des
Gemüths zu GOtt so sehr entgegen, wie deren
in den Städten; im Gegentheil gleichwie ihre Lei-
ber an Lufft und Sonne unter dem freyen Him-
mel arbeiten; also stehen auch ihre Seelen dem
Anwehen des Gnaden-Geistes und dem erleuchten-
den und wärmenden Liebes-Schein der ewigen
Sonne besser offen, daher auch die Botschafftere
GOttes aus dem Himmel denen Hirten auf dem
Felde erschienen sind.

§. 8.

5) Was sind die Patriarchen, Propheten
und Apostel für Männer gewesen? Ackerleute,
Weingärtner, Vieh-Hirten, Fischer und andere
Handwercks-Leute, mithin nicht so fast spitzfündi-
ge Köpffe, als aber von GOtt gelehrte, und mit
himmlischer Weisheit bestrahlte, erleuchtete Gna-

den-
K 3

der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
als wann ſelbige mit allerhand Farben kuͤnſtlich
gemahlte Fenſter hat, ſo wie ſolches in alten
catholiſchen Kirchen zu ſehen, wo die Fenſter mit
Bildern der Heiligen und andern Figuren von
mancherley Farben gezieret ſind. Es ſchlagen auch
die Artzneyen im Leiblichen bey denen Bauren
insgemein eher und beſſer an, als bey Herren;
warum dann nicht auch im Geiſtlichen? Zuma-
len da bey weitem nicht ſo viele Hinderniſſe ſich
bey ihnen zeigen; wenigſtens trifft des Lammes
Blut-Gnade und der Heilige Geiſt mit ſeinen
Wuͤrckungen auf dem Land nicht ſtaͤrckern Wi-
derſtand, als in denen Staͤdten, an; ja ihre
Geſchaͤffte ſind nicht einmal der Sammlung des
Gemuͤths zu GOtt ſo ſehr entgegen, wie deren
in den Staͤdten; im Gegentheil gleichwie ihre Lei-
ber an Lufft und Sonne unter dem freyen Him-
mel arbeiten; alſo ſtehen auch ihre Seelen dem
Anwehen des Gnaden-Geiſtes und dem erleuchten-
den und waͤrmenden Liebes-Schein der ewigen
Sonne beſſer offen, daher auch die Botſchafftere
GOttes aus dem Himmel denen Hirten auf dem
Felde erſchienen ſind.

§. 8.

5) Was ſind die Patriarchen, Propheten
und Apoſtel fuͤr Maͤnner geweſen? Ackerleute,
Weingaͤrtner, Vieh-Hirten, Fiſcher und andere
Handwercks-Leute, mithin nicht ſo faſt ſpitzfuͤndi-
ge Koͤpffe, als aber von GOtt gelehrte, und mit
himmliſcher Weisheit beſtrahlte, erleuchtete Gna-

den-
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0167" n="149"/><fw place="top" type="header">der Eltern in An&#x017F;ehung ihrer Kinder.</fw><lb/>
als wann &#x017F;elbige mit allerhand Farben ku&#x0364;n&#x017F;tlich<lb/>
gemahlte Fen&#x017F;ter hat, &#x017F;o wie &#x017F;olches in alten<lb/>
catholi&#x017F;chen Kirchen zu &#x017F;ehen, wo die Fen&#x017F;ter mit<lb/>
Bildern der Heiligen und andern Figuren von<lb/>
mancherley Farben gezieret &#x017F;ind. Es &#x017F;chlagen auch<lb/>
die Artzneyen im Leiblichen bey denen Bauren<lb/>
insgemein eher und be&#x017F;&#x017F;er an, als bey Herren;<lb/>
warum dann nicht auch im Gei&#x017F;tlichen? Zuma-<lb/>
len da bey weitem nicht &#x017F;o viele Hinderni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
bey ihnen zeigen; wenig&#x017F;tens trifft des Lammes<lb/>
Blut-Gnade und der Heilige Gei&#x017F;t mit &#x017F;einen<lb/>
Wu&#x0364;rckungen auf dem Land nicht &#x017F;ta&#x0364;rckern Wi-<lb/>
der&#x017F;tand, als in denen Sta&#x0364;dten, an; ja ihre<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte &#x017F;ind nicht einmal der Sammlung des<lb/>
Gemu&#x0364;ths zu GOtt &#x017F;o &#x017F;ehr entgegen, wie deren<lb/>
in den Sta&#x0364;dten; im Gegentheil gleichwie ihre Lei-<lb/>
ber an Lufft und Sonne unter dem freyen Him-<lb/>
mel arbeiten; al&#x017F;o &#x017F;tehen auch ihre Seelen dem<lb/>
Anwehen des Gnaden-Gei&#x017F;tes und dem erleuchten-<lb/>
den und wa&#x0364;rmenden Liebes-Schein der ewigen<lb/>
Sonne be&#x017F;&#x017F;er offen, daher auch die Bot&#x017F;chafftere<lb/>
GOttes aus dem Himmel denen Hirten auf dem<lb/>
Felde er&#x017F;chienen &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>5) Was &#x017F;ind die Patriarchen, Propheten<lb/>
und Apo&#x017F;tel fu&#x0364;r Ma&#x0364;nner gewe&#x017F;en? Ackerleute,<lb/>
Weinga&#x0364;rtner, Vieh-Hirten, Fi&#x017F;cher und andere<lb/>
Handwercks-Leute, mithin nicht &#x017F;o fa&#x017F;t &#x017F;pitzfu&#x0364;ndi-<lb/>
ge Ko&#x0364;pffe, als aber von GOtt gelehrte, und mit<lb/>
himmli&#x017F;cher Weisheit be&#x017F;trahlte, erleuchtete Gna-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0167] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. als wann ſelbige mit allerhand Farben kuͤnſtlich gemahlte Fenſter hat, ſo wie ſolches in alten catholiſchen Kirchen zu ſehen, wo die Fenſter mit Bildern der Heiligen und andern Figuren von mancherley Farben gezieret ſind. Es ſchlagen auch die Artzneyen im Leiblichen bey denen Bauren insgemein eher und beſſer an, als bey Herren; warum dann nicht auch im Geiſtlichen? Zuma- len da bey weitem nicht ſo viele Hinderniſſe ſich bey ihnen zeigen; wenigſtens trifft des Lammes Blut-Gnade und der Heilige Geiſt mit ſeinen Wuͤrckungen auf dem Land nicht ſtaͤrckern Wi- derſtand, als in denen Staͤdten, an; ja ihre Geſchaͤffte ſind nicht einmal der Sammlung des Gemuͤths zu GOtt ſo ſehr entgegen, wie deren in den Staͤdten; im Gegentheil gleichwie ihre Lei- ber an Lufft und Sonne unter dem freyen Him- mel arbeiten; alſo ſtehen auch ihre Seelen dem Anwehen des Gnaden-Geiſtes und dem erleuchten- den und waͤrmenden Liebes-Schein der ewigen Sonne beſſer offen, daher auch die Botſchafftere GOttes aus dem Himmel denen Hirten auf dem Felde erſchienen ſind. §. 8. 5) Was ſind die Patriarchen, Propheten und Apoſtel fuͤr Maͤnner geweſen? Ackerleute, Weingaͤrtner, Vieh-Hirten, Fiſcher und andere Handwercks-Leute, mithin nicht ſo faſt ſpitzfuͤndi- ge Koͤpffe, als aber von GOtt gelehrte, und mit himmliſcher Weisheit beſtrahlte, erleuchtete Gna- den- K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/167
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/167>, abgerufen am 21.11.2024.