Unterweisung, ja vielmehr alle Stunden, so dir etwa von der Arbeit übrig bleiben, zum Lesen und beten sorgfältig anwenden um auf die künfftige Noth heimlich vieles zu sammlen. Ach liebes Kind! deine Eltern hausen recht auf der Erden, und nur für die Erden; ein Gulden, der ihnen hilfft den Zinß ausmachen, eine Kuh so ein Kalb, und ein Pferd, das ein Füllen wirfft, erweckt weit mehr Freude, als das gantze Evangelium. Nach- dem nun dein Hertz etwas haben muß, sich daran zu ergetzen, die geistlichen Seelen-Schätze aber dir unbekannt und gleichgültig sind; so must du noth- wendig in den Rachen des Geitzes fallen, als in der Höllen Schlund. Jch wünsche also, daß du möchtest kennen lernen, was JEsus gibet. Wa- che dann auf, und seuffze zu dem Seligmacher!
§. 18.
Alles dieses nun/ o du armes Kind! wird deswegen angeführet/ damit du daraus einiger massen erkennest/ mit was für einer Menge von geistlichen Fallstricken du auch in dem Schooß dei- ner Eltern täglich umgeben bist/ so dich gar leicht von der Gemeinschafft mit GOTT trennen/ folglich zum Sclaven der Sünde/ und ewig unglückselig ma- chen kan.
Wisset aber, ihr Eltern! wie viel Kinder ihr habt, so manches weites Stück Erdreich habt ihr? Was ihr nun in der Zeit darauf säet, das werdet
ihr
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
Unterweiſung, ja vielmehr alle Stunden, ſo dir etwa von der Arbeit uͤbrig bleiben, zum Leſen und beten ſorgfaͤltig anwenden um auf die kuͤnfftige Noth heimlich vieles zu ſammlen. Ach liebes Kind! deine Eltern hauſen recht auf der Erden, und nur fuͤr die Erden; ein Gulden, der ihnen hilfft den Zinß ausmachen, eine Kuh ſo ein Kalb, und ein Pferd, das ein Fuͤllen wirfft, erweckt weit mehr Freude, als das gantze Evangelium. Nach- dem nun dein Hertz etwas haben muß, ſich daran zu ergetzen, die geiſtlichen Seelen-Schaͤtze aber dir unbekannt und gleichguͤltig ſind; ſo muſt du noth- wendig in den Rachen des Geitzes fallen, als in der Hoͤllen Schlund. Jch wuͤnſche alſo, daß du moͤchteſt kennen lernen, was JEſus gibet. Wa- che dann auf, und ſeuffze zu dem Seligmacher!
§. 18.
Alles dieſes nun/ o du armes Kind! wird deswegen angefuͤhret/ damit du daraus einiger maſſen erkenneſt/ mit was fuͤr einer Menge von geiſtlichen Fallſtricken du auch in dem Schooß dei- ner Eltern taͤglich umgeben biſt/ ſo dich gar leicht von der Gemeinſchafft mit GOTT trennen/ folglich zum Sclaven der Suͤnde/ und ewig ungluͤckſelig ma- chen kan.
Wiſſet aber, ihr Eltern! wie viel Kinder ihr habt, ſo manches weites Stuͤck Erdreich habt ihr? Was ihr nun in der Zeit darauf ſaͤet, das werdet
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
Unterweiſung, ja vielmehr alle Stunden, ſo dir
etwa von der Arbeit uͤbrig bleiben, zum Leſen und
beten ſorgfaͤltig anwenden um auf die kuͤnfftige
Noth heimlich vieles zu ſammlen. Ach liebes Kind!
deine Eltern hauſen recht auf der Erden, und nur
fuͤr die Erden; ein Gulden, der ihnen hilfft den
Zinß ausmachen, eine Kuh ſo ein Kalb, und ein
Pferd, das ein Fuͤllen wirfft, erweckt weit mehr
Freude, als das gantze Evangelium. Nach-
dem nun dein Hertz etwas haben muß, ſich daran
zu ergetzen, die geiſtlichen Seelen-Schaͤtze aber dir
unbekannt und gleichguͤltig ſind; ſo muſt du noth-
wendig in den Rachen des Geitzes fallen, als in
der Hoͤllen Schlund. Jch wuͤnſche alſo, daß du
moͤchteſt kennen lernen, was JEſus gibet. Wa-
che dann auf, und ſeuffze zu dem Seligmacher!
§. 18.
Alles dieſes nun/ o du armes Kind!
wird deswegen angefuͤhret/ damit du
daraus einiger maſſen erkenneſt/ mit
was fuͤr einer Menge von geiſtlichen
Fallſtricken du auch in dem Schooß dei-
ner Eltern taͤglich umgeben biſt/ ſo dich
gar leicht von der Gemeinſchafft mit
GOTT trennen/ folglich zum Sclaven
der Suͤnde/ und ewig ungluͤckſelig ma-
chen kan.
Wiſſet aber, ihr Eltern! wie viel Kinder ihr
habt, ſo manches weites Stuͤck Erdreich habt ihr?
Was ihr nun in der Zeit darauf ſaͤet, das werdet
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/184>, abgerufen am 16.02.2025.
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