zwungen, der Sünd auch wider deinen Willen fol- gen zu müssen, weil des Lammes Blut und der Geist des Lebens dich vom Gesetz der Sünden und des Todes frey gemachet hat.
§. 40.
A.) Ficht dich z. E. die Wollust/ ein armseli- ger Fliegen-Gelust, alles zu kosten, zu sehen und zu betasten, an; so nimme in Acht, wie ärmlich dein JEsus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod und Wasser aus einem Bach vorlieb gehabt; aus seines Vaters Hand alles mit ehrerbietigstem Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied- lichkeit im geringsten nichts nachgefraget; nach keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls lüstern worden; eines armen Handwerck-Manns Tisch erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da er allererst von der allerköstlichsten Tafel kame und aller Gütigkeiten und Süßigkeiten am Ho- fe des Königs aller Königen gewohnt ware. Dencke demnach dabey: "Ach wie offt hat mein" Heyland Hunger und Durst erlitten, ohne" daß ein einiger murrischer Gedancken in ihm" aufgestiegen wäre; und ich will gleich aus der" Haut fahren, wo ich meine Eß-Lust nicht al-" sobald stillen kan, und wann ich was ange-" nehmes für meinen Gaumen erblicke, so mey-" ne ich schon, ich müsse es haben: Meines JE-" su liebste Speise ware, den Willen seines Va-" ters zu thun; ach wäre es doch auch also mit" mir, hilff mir, mein JESU, darzu!" Jsts
dir
N 4
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
zwungen, der Suͤnd auch wider deinen Willen fol- gen zu muͤſſen, weil des Lammes Blut und der Geiſt des Lebens dich vom Geſetz der Suͤnden und des Todes frey gemachet hat.
§. 40.
A.) Ficht dich z. E. die Wolluſt/ ein armſeli- ger Fliegen-Geluſt, alles zu koſten, zu ſehen und zu betaſten, an; ſo nimme in Acht, wie aͤrmlich dein JEſus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod und Waſſer aus einem Bach vorlieb gehabt; aus ſeines Vaters Hand alles mit ehrerbietigſtem Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied- lichkeit im geringſten nichts nachgefraget; nach keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls luͤſtern worden; eines armen Handwerck-Manns Tiſch erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da er allererſt von der allerkoͤſtlichſten Tafel kame und aller Guͤtigkeiten und Suͤßigkeiten am Ho- fe des Koͤnigs aller Koͤnigen gewohnt ware. Dencke demnach dabey: „Ach wie offt hat mein“ Heyland Hunger und Durſt erlitten, ohne“ daß ein einiger murriſcher Gedancken in ihm“ aufgeſtiegen waͤre; und ich will gleich aus der“ Haut fahren, wo ich meine Eß-Luſt nicht al-“ ſobald ſtillen kan, und wann ich was ange-“ nehmes fuͤr meinen Gaumen erblicke, ſo mey-“ ne ich ſchon, ich muͤſſe es haben: Meines JE-“ ſu liebſte Speiſe ware, den Willen ſeines Va-“ ters zu thun; ach waͤre es doch auch alſo mit“ mir, hilff mir, mein JESU, darzu!‟ Jſts
dir
N 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0217"n="199"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.</hi></fw><lb/>
zwungen, der Suͤnd auch wider deinen Willen fol-<lb/>
gen zu muͤſſen, weil des Lammes Blut und der Geiſt<lb/>
des Lebens dich vom Geſetz der Suͤnden und des<lb/>
Todes frey gemachet hat.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 40.</head><lb/><p><hirendition="#aq">A.</hi>) Ficht dich z. E. die <hirendition="#fr">Wolluſt/</hi> ein armſeli-<lb/>
ger Fliegen-Geluſt, alles zu koſten, zu ſehen und zu<lb/>
betaſten, an; ſo nimme in Acht, wie aͤrmlich dein<lb/>
JEſus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod<lb/>
und Waſſer aus einem Bach vorlieb gehabt; aus<lb/>ſeines Vaters Hand alles mit ehrerbietigſtem<lb/>
Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied-<lb/>
lichkeit im geringſten nichts nachgefraget; nach<lb/>
keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls luͤſtern<lb/>
worden; eines armen Handwerck-Manns Tiſch<lb/>
erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da<lb/>
er allererſt von der allerkoͤſtlichſten Tafel kame<lb/>
und aller Guͤtigkeiten und Suͤßigkeiten am Ho-<lb/>
fe des Koͤnigs aller Koͤnigen gewohnt ware.<lb/>
Dencke demnach dabey: „Ach wie offt hat mein“<lb/>
Heyland Hunger und Durſt erlitten, ohne“<lb/>
daß ein einiger murriſcher Gedancken in ihm“<lb/>
aufgeſtiegen waͤre; und ich will gleich aus der“<lb/>
Haut fahren, wo ich meine Eß-Luſt nicht al-“<lb/>ſobald ſtillen kan, und wann ich was ange-“<lb/>
nehmes fuͤr meinen Gaumen erblicke, ſo mey-“<lb/>
ne ich ſchon, ich muͤſſe es haben: Meines JE-“<lb/>ſu liebſte Speiſe ware, den Willen ſeines Va-“<lb/>
ters zu thun; ach waͤre es doch auch alſo mit“<lb/>
mir, hilff mir, mein JESU, darzu!‟ Jſts<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">dir</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[199/0217]
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
zwungen, der Suͤnd auch wider deinen Willen fol-
gen zu muͤſſen, weil des Lammes Blut und der Geiſt
des Lebens dich vom Geſetz der Suͤnden und des
Todes frey gemachet hat.
§. 40.
A.) Ficht dich z. E. die Wolluſt/ ein armſeli-
ger Fliegen-Geluſt, alles zu koſten, zu ſehen und zu
betaſten, an; ſo nimme in Acht, wie aͤrmlich dein
JEſus in der Welt gelebet; mit trockenem Brod
und Waſſer aus einem Bach vorlieb gehabt; aus
ſeines Vaters Hand alles mit ehrerbietigſtem
Danck und Anbettung angenommen; keiner Nied-
lichkeit im geringſten nichts nachgefraget; nach
keiner Leckerey oder Zucker-Zeug niemahls luͤſtern
worden; eines armen Handwerck-Manns Tiſch
erwehlet habe; und zwaren dannzumahlen, da
er allererſt von der allerkoͤſtlichſten Tafel kame
und aller Guͤtigkeiten und Suͤßigkeiten am Ho-
fe des Koͤnigs aller Koͤnigen gewohnt ware.
Dencke demnach dabey: „Ach wie offt hat mein“
Heyland Hunger und Durſt erlitten, ohne“
daß ein einiger murriſcher Gedancken in ihm“
aufgeſtiegen waͤre; und ich will gleich aus der“
Haut fahren, wo ich meine Eß-Luſt nicht al-“
ſobald ſtillen kan, und wann ich was ange-“
nehmes fuͤr meinen Gaumen erblicke, ſo mey-“
ne ich ſchon, ich muͤſſe es haben: Meines JE-“
ſu liebſte Speiſe ware, den Willen ſeines Va-“
ters zu thun; ach waͤre es doch auch alſo mit“
mir, hilff mir, mein JESU, darzu!‟ Jſts
dir
N 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/217>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.