Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 2. Von Begehungs-Sünden dir damit Ernst, mein Kind! so wirst du ausder Verlaugnung niedlicher Speise und süssen Tranckes, aus der Liebe zu JEsu, aus dem Ge- horsam seiner Lehre, aus der Nachfolge seines Exempels ein schmackhaffteres Wolleben, als von allen Säu-mäßigen Naschen saugen; ja du wirst ein göttlich, himmlisch und Jerusalem-mäßiges Vergnügen geniessen, besondere Gesundheit, Weis- heit und Ansehen erlangen, wie Daniel und sei- ne Gesellen: Ja dannzumahlen gleichest du dem Knaben JESU, und die ewige Weisheit, die Göttliche Sophia, käme in deinen reinen GOtt- geheiligten Leib, und deine Seele empfienge täg- lich etwas von der Tafel der Seligen und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]on ihren Paradiesischen Niedlichkeiten, nach der all- gemeinen Grund-Regul: Wer aus Liebe zum Heyland das Jrrdische verläugnet/ be- kommt Himmlisches dafür/ und sollte es noch ein junges Knäblein oder Töch- terlein seyn. O ja! Wann der HErr JE- sus solch ein Kind siehet, deme des Heylandes kümmerhafftes Hunger-Leben, seine Enthaltung von allem, was sonst der Natur so wohl schme- cket, (das er doch alles selber als das ewige Wort alljährlich schaffet) sein schlechtes Essen und Trincken, da er bey einer blauen Suppen mit seinem GOtt tausend mahl besser, als an- dere Menschen bey ihrem Gesottenen und Gebrate- nen zufrieden ware, recht eindrücklich wird, und in welchem sein Hunger und Durst, sein Gal- len- und Eßig-Tranck, sein Höllen-Schmachten am Creutz eine solch starcke Hertz-Umwendung von
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden dir damit Ernſt, mein Kind! ſo wirſt du ausder Verlaugnung niedlicher Speiſe und ſuͤſſen Tranckes, aus der Liebe zu JEſu, aus dem Ge- horſam ſeiner Lehre, aus der Nachfolge ſeines Exempels ein ſchmackhaffteres Wolleben, als von allen Saͤu-maͤßigen Naſchen ſaugen; ja du wirſt ein goͤttlich, himmliſch und Jeruſalem-maͤßiges Vergnuͤgen genieſſen, beſondere Geſundheit, Weis- heit und Anſehen erlangen, wie Daniel und ſei- ne Geſellen: Ja dannzumahlen gleicheſt du dem Knaben JESU, und die ewige Weisheit, die Goͤttliche Sophia, kaͤme in deinen reinen GOtt- geheiligten Leib, und deine Seele empfienge taͤg- lich etwas von der Tafel der Seligen und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]on ihren Paradieſiſchen Niedlichkeiten, nach der all- gemeinen Grund-Regul: Wer aus Liebe zum Heyland das Jrrdiſche verlaͤugnet/ be- kommt Himmliſches dafuͤr/ und ſollte es noch ein junges Knaͤblein oder Toͤch- terlein ſeyn. O ja! Wann der HErr JE- ſus ſolch ein Kind ſiehet, deme des Heylandes kuͤmmerhafftes Hunger-Leben, ſeine Enthaltung von allem, was ſonſt der Natur ſo wohl ſchme- cket, (das er doch alles ſelber als das ewige Wort alljaͤhrlich ſchaffet) ſein ſchlechtes Eſſen und Trincken, da er bey einer blauen Suppen mit ſeinem GOtt tauſend mahl beſſer, als an- dere Menſchen bey ihrem Geſottenen und Gebrate- nen zufrieden ware, recht eindruͤcklich wird, und in welchem ſein Hunger und Durſt, ſein Gal- len- und Eßig-Tranck, ſein Hoͤllen-Schmachten am Creutz eine ſolch ſtarcke Hertz-Umwendung von
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
dir damit Ernſt, mein Kind! ſo wirſt du aus
der Verlaugnung niedlicher Speiſe und ſuͤſſen
Tranckes, aus der Liebe zu JEſu, aus dem Ge-
horſam ſeiner Lehre, aus der Nachfolge ſeines
Exempels ein ſchmackhaffteres Wolleben, als von
allen Saͤu-maͤßigen Naſchen ſaugen; ja du wirſt
ein goͤttlich, himmliſch und Jeruſalem-maͤßiges
Vergnuͤgen genieſſen, beſondere Geſundheit, Weis-
heit und Anſehen erlangen, wie Daniel und ſei-
ne Geſellen: Ja dannzumahlen gleicheſt du dem
Knaben JESU, und die ewige Weisheit, die
Goͤttliche Sophia, kaͤme in deinen reinen GOtt-
geheiligten Leib, und deine Seele empfienge taͤg-
lich etwas von der Tafel der Seligen und _on
ihren Paradieſiſchen Niedlichkeiten, nach der all-
gemeinen Grund-Regul: Wer aus Liebe zum
Heyland das Jrrdiſche verlaͤugnet/ be-
kommt Himmliſches dafuͤr/ und ſollte es
noch ein junges Knaͤblein oder Toͤch-
terlein ſeyn. O ja! Wann der HErr JE-
ſus ſolch ein Kind ſiehet, deme des Heylandes
kuͤmmerhafftes Hunger-Leben, ſeine Enthaltung
von allem, was ſonſt der Natur ſo wohl ſchme-
cket, (das er doch alles ſelber als das ewige
Wort alljaͤhrlich ſchaffet) ſein ſchlechtes Eſſen
und Trincken, da er bey einer blauen Suppen
mit ſeinem GOtt tauſend mahl beſſer, als an-
dere Menſchen bey ihrem Geſottenen und Gebrate-
nen zufrieden ware, recht eindruͤcklich wird, und
in welchem ſein Hunger und Durſt, ſein Gal-
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