Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
§. 55.

1) Dem kleinen Harwey ward von seinem
Vater, einem Holländischen Kauffmann in Lon-
den/
zuweilen erlaubt, im Hofe hinter dem Haus
zu spielen, weil seine Eltern meynten, er seye noch
zu jung in die Schule geschickt zu werden. Allein
anstatt zu spielen, fragte er selbst eine Schule aus,
nahe bey seiner Eltern Hause, und ersuchte die
Schulmeisterin, daß sie ihne das Lesen lernen möch-
te. So gienge er etliche Zeit in die Schul, ohne
daß es seine Eltern wußten, und machte in seinem
Lernen einen guten Fortgang. (*)

2) Ein kleines Kind, wann es des Sonntags
allein zu Hause gelassen wurde, wollte auch nicht
den geringsten Theil des heiligen Tages in Müßig-
gang oder eitelen Spiel zubringen; sondern war
mit Lesen in der Bibel, Wiederholung des Cate-
chismi und mit Beten beschäfftiget. (**)

3) Ein kleines Kind von fünff Jahren hatte ei-
nen grossen Grauen für böser Gesellschafft, und
pflegte GOtt mehrmahlen zu bitten, daß er es doch
dafür bewahren und behüten wolle, solche Kinder
nimmermehr lieb zu gewinnen, deren Lust wäre
zu thun, was GOtt mißfiele. Ja wann es solche
zuweilen hörte gottlose Reden führen, GOttes Na-
men mißbrauchen, oder sonst garstig reden, so zit-
terte es für Abscheu, gieng nach Hause und wei-
nete. (***)

4) Ein
(*) Rambachs Hand-Büchlein für Kinder, das 13. Exem-
pel.
(**) Ramb. Das 14. Exempel.
(***) Ramb. Das 15. Exempel.
P 2
der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
§. 55.

1) Dem kleinen Harwey ward von ſeinem
Vater, einem Hollaͤndiſchen Kauffmann in Lon-
den/
zuweilen erlaubt, im Hofe hinter dem Haus
zu ſpielen, weil ſeine Eltern meynten, er ſeye noch
zu jung in die Schule geſchickt zu werden. Allein
anſtatt zu ſpielen, fragte er ſelbſt eine Schule aus,
nahe bey ſeiner Eltern Hauſe, und erſuchte die
Schulmeiſterin, daß ſie ihne das Leſen lernen moͤch-
te. So gienge er etliche Zeit in die Schul, ohne
daß es ſeine Eltern wußten, und machte in ſeinem
Lernen einen guten Fortgang. (*)

2) Ein kleines Kind, wann es des Sonntags
allein zu Hauſe gelaſſen wurde, wollte auch nicht
den geringſten Theil des heiligen Tages in Muͤßig-
gang oder eitelen Spiel zubringen; ſondern war
mit Leſen in der Bibel, Wiederholung des Cate-
chismi und mit Beten beſchaͤfftiget. (**)

3) Ein kleines Kind von fuͤnff Jahren hatte ei-
nen groſſen Grauen fuͤr boͤſer Geſellſchafft, und
pflegte GOtt mehrmahlen zu bitten, daß er es doch
dafuͤr bewahren und behuͤten wolle, ſolche Kinder
nimmermehr lieb zu gewinnen, deren Luſt waͤre
zu thun, was GOtt mißfiele. Ja wann es ſolche
zuweilen hoͤrte gottloſe Reden fuͤhren, GOttes Na-
men mißbrauchen, oder ſonſt garſtig reden, ſo zit-
terte es fuͤr Abſcheu, gieng nach Hauſe und wei-
nete. (***)

4) Ein
(*) Rambachs Hand-Buͤchlein fuͤr Kinder, das 13. Exem-
pel.
(**) Ramb. Das 14. Exempel.
(***) Ramb. Das 15. Exempel.
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0245" n="227"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Eltern in An&#x017F;ehung ihrer Kinder.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 55.</head><lb/>
            <p>1) Dem kleinen <hi rendition="#fr">Harwey</hi> ward von &#x017F;einem<lb/>
Vater, einem Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Kauffmann in <hi rendition="#fr">Lon-<lb/>
den/</hi> zuweilen erlaubt, im Hofe hinter dem Haus<lb/>
zu &#x017F;pielen, weil &#x017F;eine Eltern meynten, er &#x017F;eye noch<lb/>
zu jung in die Schule ge&#x017F;chickt zu werden. Allein<lb/>
an&#x017F;tatt zu &#x017F;pielen, fragte er &#x017F;elb&#x017F;t eine Schule aus,<lb/>
nahe bey &#x017F;einer Eltern Hau&#x017F;e, und er&#x017F;uchte die<lb/>
Schulmei&#x017F;terin, daß &#x017F;ie ihne das Le&#x017F;en lernen mo&#x0364;ch-<lb/>
te. So gienge er etliche Zeit in die Schul, ohne<lb/>
daß es &#x017F;eine Eltern wußten, und machte in &#x017F;einem<lb/>
Lernen einen guten Fortgang. <note place="foot" n="(*)">Rambachs Hand-Bu&#x0364;chlein fu&#x0364;r Kinder, das 13. Exem-<lb/>
pel.</note></p><lb/>
            <p>2) Ein kleines Kind, wann es des Sonntags<lb/>
allein zu Hau&#x017F;e gela&#x017F;&#x017F;en wurde, wollte auch nicht<lb/>
den gering&#x017F;ten Theil des heiligen Tages in Mu&#x0364;ßig-<lb/>
gang oder eitelen Spiel zubringen; &#x017F;ondern war<lb/>
mit Le&#x017F;en in der Bibel, Wiederholung des Cate-<lb/>
chismi und mit Beten be&#x017F;cha&#x0364;fftiget. <note place="foot" n="(**)">Ramb. Das 14. Exempel.</note></p><lb/>
            <p>3) Ein kleines Kind von fu&#x0364;nff Jahren hatte ei-<lb/>
nen gro&#x017F;&#x017F;en Grauen fu&#x0364;r bo&#x0364;&#x017F;er Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft, und<lb/>
pflegte GOtt mehrmahlen zu bitten, daß er es doch<lb/>
dafu&#x0364;r bewahren und behu&#x0364;ten wolle, &#x017F;olche Kinder<lb/>
nimmermehr lieb zu gewinnen, deren Lu&#x017F;t wa&#x0364;re<lb/>
zu thun, was GOtt mißfiele. Ja wann es &#x017F;olche<lb/>
zuweilen ho&#x0364;rte gottlo&#x017F;e Reden fu&#x0364;hren, GOttes Na-<lb/>
men mißbrauchen, oder &#x017F;on&#x017F;t gar&#x017F;tig reden, &#x017F;o zit-<lb/>
terte es fu&#x0364;r Ab&#x017F;cheu, gieng nach Hau&#x017F;e und wei-<lb/>
nete. <note place="foot" n="(***)">Ramb. Das 15. Exempel.</note></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">4) Ein</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0245] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. §. 55. 1) Dem kleinen Harwey ward von ſeinem Vater, einem Hollaͤndiſchen Kauffmann in Lon- den/ zuweilen erlaubt, im Hofe hinter dem Haus zu ſpielen, weil ſeine Eltern meynten, er ſeye noch zu jung in die Schule geſchickt zu werden. Allein anſtatt zu ſpielen, fragte er ſelbſt eine Schule aus, nahe bey ſeiner Eltern Hauſe, und erſuchte die Schulmeiſterin, daß ſie ihne das Leſen lernen moͤch- te. So gienge er etliche Zeit in die Schul, ohne daß es ſeine Eltern wußten, und machte in ſeinem Lernen einen guten Fortgang. (*) 2) Ein kleines Kind, wann es des Sonntags allein zu Hauſe gelaſſen wurde, wollte auch nicht den geringſten Theil des heiligen Tages in Muͤßig- gang oder eitelen Spiel zubringen; ſondern war mit Leſen in der Bibel, Wiederholung des Cate- chismi und mit Beten beſchaͤfftiget. (**) 3) Ein kleines Kind von fuͤnff Jahren hatte ei- nen groſſen Grauen fuͤr boͤſer Geſellſchafft, und pflegte GOtt mehrmahlen zu bitten, daß er es doch dafuͤr bewahren und behuͤten wolle, ſolche Kinder nimmermehr lieb zu gewinnen, deren Luſt waͤre zu thun, was GOtt mißfiele. Ja wann es ſolche zuweilen hoͤrte gottloſe Reden fuͤhren, GOttes Na- men mißbrauchen, oder ſonſt garſtig reden, ſo zit- terte es fuͤr Abſcheu, gieng nach Hauſe und wei- nete. (***) 4) Ein (*) Rambachs Hand-Buͤchlein fuͤr Kinder, das 13. Exem- pel. (**) Ramb. Das 14. Exempel. (***) Ramb. Das 15. Exempel. P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/245
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/245>, abgerufen am 23.11.2024.