Also will auch die Heilige Dreyeinigkeit darinnen wohnen und sich dir offenbaren, wo du nur JE- sum liebest, und aus Liebe seine Gebote bewahrest, Joh. 14, 21. 23.
Es ware ein junges Töchterlein, welches zuweilen ziem- lich/ lange still und einsam sasse, und sich wie ein Lämmlein auf der Gnaden-Au der süssen Uberdenckung von seinem Hirten weydete. Auf eine Zeit ward das Kind gefraget, wie es ihme zu Muth seye; worauf es sagte: Wie einem Ver- liebten/ so seinem Liebhaber nachsinnet.
§. 9.
Sagst du: Wie werden mir aber geist- liche und ewige Dinge so innig, nahe und brauchbar, daß ich meine Kurtzweil daran haben könne?
Antwort: Wann JEsus deine Seele mit sei- nem theuren Blut zu seinem ewigen Eigenthum eingekaufft, und dich mit dem Pfand des Heiligen Geistes versiegelt, so daß du sagen kanst, daß er dir zu deinem GOtt, und du ihm zum Volck des Eigenthums geworden seyest, 5 Buch Mos. 26, 17. 18. Wann es dir demnach ein Ernst ist, zu ihme zu sagen: "Jch will gantz dein seyn, HErr "JEsu! und all mein Tichten und Trachten, "Sinnen und Beginnen, Schlaffen und Wa- "chen, Leben und Sterben soll auch dein seyn: "Schlage du nur auch deine Gnaden-Hand auf "mich, als dein Eigenthum und sage: Trotz "dem Teufel/ Welt und Sünde/ diß Kind "ist mein/ es ist mein Theil meines Lied- "lohns und gehöret zu meinem Erb- "gut etc. So sollst du mein fortdaurender Er-
löser
Cap. 4. Die vierte Quelle
Alſo will auch die Heilige Dreyeinigkeit darinnen wohnen und ſich dir offenbaren, wo du nur JE- ſum liebeſt, und aus Liebe ſeine Gebote bewahreſt, Joh. 14, 21. 23.
Es ware ein junges Toͤchterlein, welches zuweilen ziem- lich/ lange ſtill und einſam ſaſſe, und ſich wie ein Laͤmmlein auf der Gnaden-Au der ſuͤſſen Uberdenckung von ſeinem Hirten weydete. Auf eine Zeit ward das Kind gefraget, wie es ihme zu Muth ſeye; worauf es ſagte: Wie einem Ver- liebten/ ſo ſeinem Liebhaber nachſinnet.
§. 9.
Sagſt du: Wie werden mir aber geiſt- liche und ewige Dinge ſo innig, nahe und brauchbar, daß ich meine Kurtzweil daran haben koͤnne?
Antwort: Wann JEſus deine Seele mit ſei- nem theuren Blut zu ſeinem ewigen Eigenthum eingekaufft, und dich mit dem Pfand des Heiligen Geiſtes verſiegelt, ſo daß du ſagen kanſt, daß er dir zu deinem GOtt, und du ihm zum Volck des Eigenthums geworden ſeyeſt, 5 Buch Moſ. 26, 17. 18. Wann es dir demnach ein Ernſt iſt, zu ihme zu ſagen: „Jch will gantz dein ſeyn, HErr “JEſu! und all mein Tichten und Trachten, “Sinnen und Beginnen, Schlaffen und Wa- “chen, Leben und Sterben ſoll auch dein ſeyn: “Schlage du nur auch deine Gnaden-Hand auf “mich, als dein Eigenthum und ſage: Trotz “dem Teufel/ Welt und Suͤnde/ diß Kind “iſt mein/ es iſt mein Theil meines Lied- “lohns und gehoͤret zu meinem Erb- “gut ꝛc. So ſollſt du mein fortdaurender Er-
loͤſer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0294"n="276"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 4. Die vierte Quelle</hi></fw><lb/>
Alſo will auch die Heilige Dreyeinigkeit darinnen<lb/>
wohnen und ſich dir offenbaren, wo du nur JE-<lb/>ſum liebeſt, und aus Liebe ſeine Gebote bewahreſt,<lb/>
Joh. 14, 21. 23.</p><lb/><p>Es ware ein junges Toͤchterlein, welches zuweilen ziem-<lb/>
lich/ lange ſtill und einſam ſaſſe, und ſich wie ein Laͤmmlein<lb/>
auf der Gnaden-Au der ſuͤſſen Uberdenckung von ſeinem<lb/>
Hirten weydete. Auf eine Zeit ward das Kind gefraget, wie<lb/>
es ihme zu Muth ſeye; worauf es ſagte: <hirendition="#fr">Wie einem Ver-<lb/>
liebten/ ſo ſeinem Liebhaber nachſinnet.</hi></p></div><lb/><divn="2"><head>§. 9.</head><lb/><p>Sagſt du: <hirendition="#fr">Wie werden mir aber geiſt-<lb/>
liche und ewige Dinge ſo innig, nahe<lb/>
und brauchbar, daß ich meine Kurtzweil<lb/>
daran haben koͤnne?</hi></p><lb/><p>Antwort: Wann JEſus deine Seele mit ſei-<lb/>
nem theuren Blut zu ſeinem ewigen Eigenthum<lb/>
eingekaufft, und dich mit dem Pfand des Heiligen<lb/>
Geiſtes verſiegelt, ſo daß du ſagen kanſt, daß er<lb/>
dir zu deinem GOtt, und du ihm zum Volck des<lb/>
Eigenthums geworden ſeyeſt, 5 Buch Moſ. 26,<lb/>
17. 18. Wann es dir demnach ein Ernſt iſt, zu<lb/>
ihme zu ſagen: „Jch will gantz dein ſeyn, HErr<lb/>“JEſu! und all mein Tichten und Trachten,<lb/>“Sinnen und Beginnen, Schlaffen und Wa-<lb/>“chen, Leben und Sterben ſoll auch dein ſeyn:<lb/>“Schlage du nur auch deine Gnaden-Hand auf<lb/>“mich, als dein Eigenthum und ſage: <hirendition="#fr">Trotz<lb/>“dem Teufel/ Welt und Suͤnde/ diß Kind<lb/>“iſt mein/ es iſt mein Theil meines Lied-<lb/>“lohns und gehoͤret zu meinem Erb-<lb/>“gut ꝛc.</hi> So ſollſt du mein fortdaurender Er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">loͤſer</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[276/0294]
Cap. 4. Die vierte Quelle
Alſo will auch die Heilige Dreyeinigkeit darinnen
wohnen und ſich dir offenbaren, wo du nur JE-
ſum liebeſt, und aus Liebe ſeine Gebote bewahreſt,
Joh. 14, 21. 23.
Es ware ein junges Toͤchterlein, welches zuweilen ziem-
lich/ lange ſtill und einſam ſaſſe, und ſich wie ein Laͤmmlein
auf der Gnaden-Au der ſuͤſſen Uberdenckung von ſeinem
Hirten weydete. Auf eine Zeit ward das Kind gefraget, wie
es ihme zu Muth ſeye; worauf es ſagte: Wie einem Ver-
liebten/ ſo ſeinem Liebhaber nachſinnet.
§. 9.
Sagſt du: Wie werden mir aber geiſt-
liche und ewige Dinge ſo innig, nahe
und brauchbar, daß ich meine Kurtzweil
daran haben koͤnne?
Antwort: Wann JEſus deine Seele mit ſei-
nem theuren Blut zu ſeinem ewigen Eigenthum
eingekaufft, und dich mit dem Pfand des Heiligen
Geiſtes verſiegelt, ſo daß du ſagen kanſt, daß er
dir zu deinem GOtt, und du ihm zum Volck des
Eigenthums geworden ſeyeſt, 5 Buch Moſ. 26,
17. 18. Wann es dir demnach ein Ernſt iſt, zu
ihme zu ſagen: „Jch will gantz dein ſeyn, HErr
“JEſu! und all mein Tichten und Trachten,
“Sinnen und Beginnen, Schlaffen und Wa-
“chen, Leben und Sterben ſoll auch dein ſeyn:
“Schlage du nur auch deine Gnaden-Hand auf
“mich, als dein Eigenthum und ſage: Trotz
“dem Teufel/ Welt und Suͤnde/ diß Kind
“iſt mein/ es iſt mein Theil meines Lied-
“lohns und gehoͤret zu meinem Erb-
“gut ꝛc. So ſollſt du mein fortdaurender Er-
loͤſer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/294>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.