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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
ner Wayse ist: Es lernet wohl etwa seinen Cate-
chismum auswendig, er wird ihm auch wohl etwa
erkläret; allein die klare nothwendige Zueignung
auf alle die geringsten Umstände seines kindischen
Alters wird ihm nicht beygebracht, und es empfan-
get keinen zulänglichen Unterricht von denjenigen
Sünden, so seiner Kindheit und Jugend den greu-
lichsten Schaden zufügen. Man meynet, Kinder
haben den Begriff nicht dazu, und was sie thun,
habe nicht viel zu bedeuten: Man ermahnet sie
zwar überhaupt: Sie sollen fleißig beten, GOTT
vor Augen haben, sich vor Sünden hüten; wie sie
aber diese hoch-theure Lehren, als eine heylsame Artz-
ney bey dieser und jener Gelegenheit anwenden sol-
len, berichtet man sie sparsam genug. Daher ist
ihnen das Erlernte beynahem unnütz, indem das
Nachsinnen der ewigen Dinge, unter dem Seuff-
zen um den Heil. Geist ausbleibet, nicht minder
als das pünctliche Vollbringen des Willens Chri-
sti nach seinem Exempel in seiner allerheiligsten und
alles heiligenden Jugend, da er seines himmlischen
Vaters fürwahr keinen Augenblick vergaß, noch
sein Mittler-Amt aus den Augen setzte. Ach man
hält Kindern die Haupt-Sünden, woraus alle an-
dere sich herleiten, zu gut; als da sind, JESUM
nicht lieben, GOttes und der Engeln Gegenwart
nicht achten, den durchdringenden Gifft der Sün-
den, die Verletzung der Seele, die Kostbarkeit der
Zeit, voraus der güldenen Kindheit und Jugend,
den Tod, das Jüngste Gericht, die lange Ewigkeit
nicht zu Hertzen fassen, wann die Sünde versuchet,
nicht zu JEsu lauffen etc. Ach das sind Sünden,

so

der Verfuͤhrung der Jugend.
ner Wayſe iſt: Es lernet wohl etwa ſeinen Cate-
chismum auswendig, er wird ihm auch wohl etwa
erklaͤret; allein die klare nothwendige Zueignung
auf alle die geringſten Umſtaͤnde ſeines kindiſchen
Alters wird ihm nicht beygebracht, und es empfan-
get keinen zulaͤnglichen Unterricht von denjenigen
Suͤnden, ſo ſeiner Kindheit und Jugend den greu-
lichſten Schaden zufuͤgen. Man meynet, Kinder
haben den Begriff nicht dazu, und was ſie thun,
habe nicht viel zu bedeuten: Man ermahnet ſie
zwar uͤberhaupt: Sie ſollen fleißig beten, GOTT
vor Augen haben, ſich vor Suͤnden huͤten; wie ſie
aber dieſe hoch-theure Lehren, als eine heylſame Artz-
ney bey dieſer und jener Gelegenheit anwenden ſol-
len, berichtet man ſie ſparſam genug. Daher iſt
ihnen das Erlernte beynahem unnuͤtz, indem das
Nachſinnen der ewigen Dinge, unter dem Seuff-
zen um den Heil. Geiſt ausbleibet, nicht minder
als das puͤnctliche Vollbringen des Willens Chri-
ſti nach ſeinem Exempel in ſeiner allerheiligſten und
alles heiligenden Jugend, da er ſeines himmliſchen
Vaters fuͤrwahr keinen Augenblick vergaß, noch
ſein Mittler-Amt aus den Augen ſetzte. Ach man
haͤlt Kindern die Haupt-Suͤnden, woraus alle an-
dere ſich herleiten, zu gut; als da ſind, JESUM
nicht lieben, GOttes und der Engeln Gegenwart
nicht achten, den durchdringenden Gifft der Suͤn-
den, die Verletzung der Seele, die Koſtbarkeit der
Zeit, voraus der guͤldenen Kindheit und Jugend,
den Tod, das Juͤngſte Gericht, die lange Ewigkeit
nicht zu Hertzen faſſen, wann die Suͤnde verſuchet,
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[283/0301] der Verfuͤhrung der Jugend. ner Wayſe iſt: Es lernet wohl etwa ſeinen Cate- chismum auswendig, er wird ihm auch wohl etwa erklaͤret; allein die klare nothwendige Zueignung auf alle die geringſten Umſtaͤnde ſeines kindiſchen Alters wird ihm nicht beygebracht, und es empfan- get keinen zulaͤnglichen Unterricht von denjenigen Suͤnden, ſo ſeiner Kindheit und Jugend den greu- lichſten Schaden zufuͤgen. Man meynet, Kinder haben den Begriff nicht dazu, und was ſie thun, habe nicht viel zu bedeuten: Man ermahnet ſie zwar uͤberhaupt: Sie ſollen fleißig beten, GOTT vor Augen haben, ſich vor Suͤnden huͤten; wie ſie aber dieſe hoch-theure Lehren, als eine heylſame Artz- ney bey dieſer und jener Gelegenheit anwenden ſol- len, berichtet man ſie ſparſam genug. Daher iſt ihnen das Erlernte beynahem unnuͤtz, indem das Nachſinnen der ewigen Dinge, unter dem Seuff- zen um den Heil. Geiſt ausbleibet, nicht minder als das puͤnctliche Vollbringen des Willens Chri- ſti nach ſeinem Exempel in ſeiner allerheiligſten und alles heiligenden Jugend, da er ſeines himmliſchen Vaters fuͤrwahr keinen Augenblick vergaß, noch ſein Mittler-Amt aus den Augen ſetzte. Ach man haͤlt Kindern die Haupt-Suͤnden, woraus alle an- dere ſich herleiten, zu gut; als da ſind, JESUM nicht lieben, GOttes und der Engeln Gegenwart nicht achten, den durchdringenden Gifft der Suͤn- den, die Verletzung der Seele, die Koſtbarkeit der Zeit, voraus der guͤldenen Kindheit und Jugend, den Tod, das Juͤngſte Gericht, die lange Ewigkeit nicht zu Hertzen faſſen, wann die Suͤnde verſuchet, nicht zu JEſu lauffen ꝛc. Ach das ſind Suͤnden, ſo

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/301>, abgerufen am 22.11.2024.