Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Der Beschluß. vielen Jahren bringen werde. O du theures Her-tzens-Kind! Was kan nicht aus dir werden, wann du von Kindheit an, im Schoos und Schutz des Heiligen Geistes bleibest, so wie es GOtt Va- ter und Sohn gerne sehen? Wie hat er nicht gleich in der Schöpffung den Adam mit dem schö- nen Bilde GOttes und mit herrlicher Weisheit ge- zieret? Wie hat er nicht in sechs Tagen Himmel und Erden erschaffen? Was wird er dann nicht in sechzig Jahren aus dir machen, wann du ihme treulich folgest, geflissentlich anhangest, und seiner Bewirckung, wie er dich in der Arbeit hat, lind- sam abwartest? Dann wie der Vater und der Sohn allezeit würcken, Joh. 5, 15. also ist auch der Heil. Geist, so offt und so lang du dich zu ihm wendest, in dir allstets geschäfftig, seine Gna- den-Arbeit fort-und auszuführen bis an das Ende: Wie es dann auch seine beyfällige höchste Freude (joye accessoire) ist, dergleichen Meisterstücke zu verfertigen, welche endlich die schönste Wunder- Säulen in seiner Residenz abgeben können. O wie hertzlich gerne möchte ich dem guten GOTT dieses Vergnügen gönnen, daß auch du ein solches Meisterstück des Heil. Geistes würdest vor GOtt und dem Lamm, zur Bewunderung der Heil. En- geln in alle Ewigkeit. Welches ja wohl möglich ist, wann du schon jetzo noch ein unformlicher Klotz wärest, und eine heßliche Figur machtest; sinte- mahl der Meister nicht nur Lust dich zu bearbeiten hat, sondern auch allmächtig ist, und thun kan, was er will. §. 5. C c 2
Der Beſchluß. vielen Jahren bringen werde. O du theures Her-tzens-Kind! Was kan nicht aus dir werden, wann du von Kindheit an, im Schoos und Schutz des Heiligen Geiſtes bleibeſt, ſo wie es GOtt Va- ter und Sohn gerne ſehen? Wie hat er nicht gleich in der Schoͤpffung den Adam mit dem ſchoͤ- nen Bilde GOttes und mit herrlicher Weisheit ge- zieret? Wie hat er nicht in ſechs Tagen Himmel und Erden erſchaffen? Was wird er dann nicht in ſechzig Jahren aus dir machen, wann du ihme treulich folgeſt, gefliſſentlich anhangeſt, und ſeiner Bewirckung, wie er dich in der Arbeit hat, lind- ſam abwarteſt? Dann wie der Vater und der Sohn allezeit wuͤrcken, Joh. 5, 15. alſo iſt auch der Heil. Geiſt, ſo offt und ſo lang du dich zu ihm wendeſt, in dir allſtets geſchaͤfftig, ſeine Gna- den-Arbeit fort-und auszufuͤhren bis an das Ende: Wie es dann auch ſeine beyfaͤllige hoͤchſte Freude (joye acceſſoire) iſt, dergleichen Meiſterſtuͤcke zu verfertigen, welche endlich die ſchoͤnſte Wunder- Saͤulen in ſeiner Reſidenz abgeben koͤnnen. O wie hertzlich gerne moͤchte ich dem guten GOTT dieſes Vergnuͤgen goͤnnen, daß auch du ein ſolches Meiſterſtuͤck des Heil. Geiſtes wuͤrdeſt vor GOtt und dem Lamm, zur Bewunderung der Heil. En- geln in alle Ewigkeit. Welches ja wohl moͤglich iſt, wann du ſchon jetzo noch ein unformlicher Klotz waͤreſt, und eine heßliche Figur machteſt; ſinte- mahl der Meiſter nicht nur Luſt dich zu bearbeiten hat, ſondern auch allmaͤchtig iſt, und thun kan, was er will. §. 5. C c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0421" n="403"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Beſchluß.</hi></fw><lb/> vielen Jahren bringen werde. O du theures Her-<lb/> tzens-Kind! Was kan nicht aus dir werden,<lb/> wann du von Kindheit an, im Schoos und Schutz<lb/> des Heiligen Geiſtes bleibeſt, ſo wie es GOtt Va-<lb/> ter und Sohn gerne ſehen? Wie hat er nicht<lb/> gleich in der Schoͤpffung den Adam mit dem ſchoͤ-<lb/> nen Bilde GOttes und mit herrlicher Weisheit ge-<lb/> zieret? Wie hat er nicht in ſechs Tagen Himmel<lb/> und Erden erſchaffen? Was wird er dann nicht<lb/> in ſechzig Jahren aus dir machen, wann du ihme<lb/> treulich folgeſt, gefliſſentlich anhangeſt, und ſeiner<lb/> Bewirckung, wie er dich in der Arbeit hat, lind-<lb/> ſam abwarteſt? Dann wie der Vater und der<lb/> Sohn allezeit wuͤrcken, Joh. 5, 15. alſo iſt auch<lb/> der Heil. Geiſt, ſo offt und ſo lang du dich zu<lb/> ihm wendeſt, in dir allſtets geſchaͤfftig, ſeine Gna-<lb/> den-Arbeit fort-und auszufuͤhren bis an das Ende:<lb/> Wie es dann auch ſeine beyfaͤllige hoͤchſte Freude<lb/> (<hi rendition="#aq">joye acceſſoire</hi>) iſt, dergleichen Meiſterſtuͤcke<lb/> zu verfertigen, welche endlich die ſchoͤnſte Wunder-<lb/> Saͤulen in ſeiner Reſidenz abgeben koͤnnen. O<lb/> wie hertzlich gerne moͤchte ich dem guten GOTT<lb/> dieſes Vergnuͤgen goͤnnen, daß auch du ein ſolches<lb/> Meiſterſtuͤck des Heil. Geiſtes wuͤrdeſt vor GOtt<lb/> und dem Lamm, zur Bewunderung der Heil. En-<lb/> geln in alle Ewigkeit. Welches ja wohl moͤglich<lb/> iſt, wann du ſchon jetzo noch ein unformlicher Klotz<lb/> waͤreſt, und eine heßliche Figur machteſt; ſinte-<lb/> mahl der Meiſter nicht nur Luſt dich zu bearbeiten<lb/> hat, ſondern auch allmaͤchtig iſt, und thun kan, was<lb/> er will.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">§. 5.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [403/0421]
Der Beſchluß.
vielen Jahren bringen werde. O du theures Her-
tzens-Kind! Was kan nicht aus dir werden,
wann du von Kindheit an, im Schoos und Schutz
des Heiligen Geiſtes bleibeſt, ſo wie es GOtt Va-
ter und Sohn gerne ſehen? Wie hat er nicht
gleich in der Schoͤpffung den Adam mit dem ſchoͤ-
nen Bilde GOttes und mit herrlicher Weisheit ge-
zieret? Wie hat er nicht in ſechs Tagen Himmel
und Erden erſchaffen? Was wird er dann nicht
in ſechzig Jahren aus dir machen, wann du ihme
treulich folgeſt, gefliſſentlich anhangeſt, und ſeiner
Bewirckung, wie er dich in der Arbeit hat, lind-
ſam abwarteſt? Dann wie der Vater und der
Sohn allezeit wuͤrcken, Joh. 5, 15. alſo iſt auch
der Heil. Geiſt, ſo offt und ſo lang du dich zu
ihm wendeſt, in dir allſtets geſchaͤfftig, ſeine Gna-
den-Arbeit fort-und auszufuͤhren bis an das Ende:
Wie es dann auch ſeine beyfaͤllige hoͤchſte Freude
(joye acceſſoire) iſt, dergleichen Meiſterſtuͤcke
zu verfertigen, welche endlich die ſchoͤnſte Wunder-
Saͤulen in ſeiner Reſidenz abgeben koͤnnen. O
wie hertzlich gerne moͤchte ich dem guten GOTT
dieſes Vergnuͤgen goͤnnen, daß auch du ein ſolches
Meiſterſtuͤck des Heil. Geiſtes wuͤrdeſt vor GOtt
und dem Lamm, zur Bewunderung der Heil. En-
geln in alle Ewigkeit. Welches ja wohl moͤglich
iſt, wann du ſchon jetzo noch ein unformlicher Klotz
waͤreſt, und eine heßliche Figur machteſt; ſinte-
mahl der Meiſter nicht nur Luſt dich zu bearbeiten
hat, ſondern auch allmaͤchtig iſt, und thun kan, was
er will.
§. 5.
C c 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |