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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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13. Die Lüste, die ich Tropffs-weis gieß schon
ietzt in keusche Hertzen, zart, kräfftig, innig, über-süß
Geist, Seel und Leib ergetzen: Schmäckt hier so mei-
ne Freundlichkeit, was wirds dann seyn in Ewigkeit
aus Wollust-Strömen trincken?

14. Bey mir ist Ehre unverrückt, ich liebe, die mich
lieben, auch ewige Gnade man erblickt nach wenigem
Betruben: Jch steh in Noth und Tod dir bey, ich
bleibe ewig dir getreu; das hat gar viel zusagen.

15. Jch will die Seel mit Heiligkeit und Tu-
gend-Schmuck umhangen; drinn sie aufm Thron
in Herrlichkeit, als Königin wird prangen; der Leib
auf der Posaunen Hall wird aufstehn, gläntzend wie
Crystall durch meinen Geist verkläret.

16. Bey mir ist wahre Freud die Füll, die Welt
noch Feind kan rühren; die macht im Creutz und Lei-
den still, im Tod wol jubiliren: Fleuch eitle Schön-
heit, die nur Wust, so werd ich ewig meine Lust an
deiner Schönheit haben.

17. Jch bin deins Geistes Ruhe-Stell, ich kan
ihn mir vergnügen; es kan kein Sturm-Wind,
Furcht noch Höll auf meinem Schoos ihn rügen:
Komm her zu mir, ich ruffe noch, mein Kind, nimm
auf mein sanfftes Joch; so wirst du Ruhe finden.

18. Mein Reichthum ist beständig gut, den ich
umsonst will schencken; kein Rost, kein Dieb, kein
Feur, noch Fluth kan solchen ewig kräncken; ich
hab ein gantzes Himmelreich, viel Königs-Schätze
drinn zugleich; die wirst du all ererben.

19. Sieh da mein Kind, was JEsus sey, wo du
nicht gantz ein Blinder; folg meiner Stimm, weil
ich noch schrey: Kommt her zu mir, ihr Kinder!

Folgst


13. Die Luͤſte, die ich Tropffs-weis gieß ſchon
ietzt in keuſche Hertzen, zart, kraͤfftig, innig, uͤber-ſuͤß
Geiſt, Seel und Leib ergetzen: Schmaͤckt hier ſo mei-
ne Freundlichkeit, was wirds dann ſeyn in Ewigkeit
aus Wolluſt-Stroͤmen trincken?

14. Bey mir iſt Ehre unverruͤckt, ich liebe, die mich
lieben, auch ewige Gnade man erblickt nach wenigem
Betruben: Jch ſteh in Noth und Tod dir bey, ich
bleibe ewig dir getreu; das hat gar viel zuſagen.

15. Jch will die Seel mit Heiligkeit und Tu-
gend-Schmuck umhangen; drinn ſie aufm Thron
in Herrlichkeit, als Koͤnigin wird prangen; der Leib
auf der Poſaunen Hall wird aufſtehn, glaͤntzend wie
Cryſtall durch meinen Geiſt verklaͤret.

16. Bey mir iſt wahre Freud die Fuͤll, die Welt
noch Feind kan ruͤhren; die macht im Creutz und Lei-
den ſtill, im Tod wol jubiliren: Fleuch eitle Schoͤn-
heit, die nur Wuſt, ſo werd ich ewig meine Luſt an
deiner Schoͤnheit haben.

17. Jch bin deins Geiſtes Ruhe-Stell, ich kan
ihn mir vergnuͤgen; es kan kein Sturm-Wind,
Furcht noch Hoͤll auf meinem Schoos ihn ruͤgen:
Komm her zu mir, ich ruffe noch, mein Kind, nimm
auf mein ſanfftes Joch; ſo wirſt du Ruhe finden.

18. Mein Reichthum iſt beſtaͤndig gut, den ich
umſonſt will ſchencken; kein Roſt, kein Dieb, kein
Feur, noch Fluth kan ſolchen ewig kraͤncken; ich
hab ein gantzes Himmelreich, viel Koͤnigs-Schaͤtze
drinn zugleich; die wirſt du all ererben.

19. Sieh da mein Kind, was JEſus ſey, wo du
nicht gantz ein Blinder; folg meiner Stimm, weil
ich noch ſchrey: Kommt her zu mir, ihr Kinder!

Folgſt
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[463/0481] 13. Die Luͤſte, die ich Tropffs-weis gieß ſchon ietzt in keuſche Hertzen, zart, kraͤfftig, innig, uͤber-ſuͤß Geiſt, Seel und Leib ergetzen: Schmaͤckt hier ſo mei- ne Freundlichkeit, was wirds dann ſeyn in Ewigkeit aus Wolluſt-Stroͤmen trincken? 14. Bey mir iſt Ehre unverruͤckt, ich liebe, die mich lieben, auch ewige Gnade man erblickt nach wenigem Betruben: Jch ſteh in Noth und Tod dir bey, ich bleibe ewig dir getreu; das hat gar viel zuſagen. 15. Jch will die Seel mit Heiligkeit und Tu- gend-Schmuck umhangen; drinn ſie aufm Thron in Herrlichkeit, als Koͤnigin wird prangen; der Leib auf der Poſaunen Hall wird aufſtehn, glaͤntzend wie Cryſtall durch meinen Geiſt verklaͤret. 16. Bey mir iſt wahre Freud die Fuͤll, die Welt noch Feind kan ruͤhren; die macht im Creutz und Lei- den ſtill, im Tod wol jubiliren: Fleuch eitle Schoͤn- heit, die nur Wuſt, ſo werd ich ewig meine Luſt an deiner Schoͤnheit haben. 17. Jch bin deins Geiſtes Ruhe-Stell, ich kan ihn mir vergnuͤgen; es kan kein Sturm-Wind, Furcht noch Hoͤll auf meinem Schoos ihn ruͤgen: Komm her zu mir, ich ruffe noch, mein Kind, nimm auf mein ſanfftes Joch; ſo wirſt du Ruhe finden. 18. Mein Reichthum iſt beſtaͤndig gut, den ich umſonſt will ſchencken; kein Roſt, kein Dieb, kein Feur, noch Fluth kan ſolchen ewig kraͤncken; ich hab ein gantzes Himmelreich, viel Koͤnigs-Schaͤtze drinn zugleich; die wirſt du all ererben. 19. Sieh da mein Kind, was JEſus ſey, wo du nicht gantz ein Blinder; folg meiner Stimm, weil ich noch ſchrey: Kommt her zu mir, ihr Kinder! Folgſt

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/481>, abgerufen am 21.11.2024.