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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Cap. 1. Die erste Quelle
nußbar werden, wann du vor ihme stille in dei-
ner Seelen bist, eben wie das Manna in der
Nacht auch stille fiele; dann mit zerstreueten
Seelen will GOtt nicht reden noch wircken,
auch ist der Mensch in seiner Zerstreuung nicht
im Stand, GOttes Stimme zu hören, oder
sein Werck zu überlegen; neben dem daß das
herrliche Erlösungs-Werck ohne anders eine
tiefe Einkehr erfordert, wo es eine Zubereitung
zum grossen Sabbath der Ewigkeit seyn solle.
c) Die Liebes-Vorsorge GOttes. Das
Himmel-Brod hiesse [fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen], weil GOtt solches
schon bereitet hatte, ehe Jsrael an einigen Hun-
ger dachte; woraus dann des Menschen Thor-
heit erhellet, der um seine Nahrung sorget,
alldieweil GOTT die selbige schon angeschaffet
hat. Wann aber deme Zufolg die Sorgen
unnütz sind, GOtt beleidigen, und das Gewis-
sen beflecken; wie viel schwerer würdest du dann
deinen GOtt erzürnen, wann er deine Seele
so kostbar versorgen und dich die gute Bott-
schafft hören lassen wolte, daß du kommen sol-
lest, und alles bereitet seye; du aber dir dis nicht
durch fleißiges Beten zu Nutz machen wurdest.
d) Bedencke, was es JEsum gekoster ha-
be/
dir eine solche lebendig-gerecht- und hei-
lig-machende Himmels-Speise, ein so delica-
tes Seelen-Essen zu werden. Er ist nemlich
zwischen dem schrecklich-donnernden Gericht
GOttes von oben, und dem entsetzlichsten
Sturm und Wuth des Abgrundes von unten,
als zwischen zweyen Mühlin-Steinen gemah-
len,
Cap. 1. Die erſte Quelle
nußbar werden, wann du vor ihme ſtille in dei-
ner Seelen biſt, eben wie das Manna in der
Nacht auch ſtille fiele; dann mit zerſtreueten
Seelen will GOtt nicht reden noch wircken,
auch iſt der Menſch in ſeiner Zerſtreuung nicht
im Stand, GOttes Stimme zu hoͤren, oder
ſein Werck zu uͤberlegen; neben dem daß das
herrliche Erloͤſungs-Werck ohne anders eine
tiefe Einkehr erfordert, wo es eine Zubereitung
zum groſſen Sabbath der Ewigkeit ſeyn ſolle.
c) Die Liebes-Vorſorge GOttes. Das
Himmel-Brod hieſſe [fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen], weil GOtt ſolches
ſchon bereitet hatte, ehe Jſrael an einigen Hun-
ger dachte; woraus dann des Menſchen Thor-
heit erhellet, der um ſeine Nahrung ſorget,
alldieweil GOTT die ſelbige ſchon angeſchaffet
hat. Wann aber deme Zufolg die Sorgen
unnuͤtz ſind, GOtt beleidigen, und das Gewiſ-
ſen beflecken; wie viel ſchwerer wuͤrdeſt du dann
deinen GOtt erzuͤrnen, wann er deine Seele
ſo koſtbar verſorgen und dich die gute Bott-
ſchafft hoͤren laſſen wolte, daß du kommen ſol-
leſt, und alles bereitet ſeye; du aber dir dis nicht
durch fleißiges Beten zu Nutz machen wurdeſt.
d) Bedencke, was es JEſum gekoſter ha-
be/
dir eine ſolche lebendig-gerecht- und hei-
lig-machende Himmels-Speiſe, ein ſo delica-
tes Seelen-Eſſen zu werden. Er iſt nemlich
zwiſchen dem ſchrecklich-donnernden Gericht
GOttes von oben, und dem entſetzlichſten
Sturm und Wuth des Abgrundes von unten,
als zwiſchen zweyen Muͤhlin-Steinen gemah-
len,
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[48/0066] Cap. 1. Die erſte Quelle nußbar werden, wann du vor ihme ſtille in dei- ner Seelen biſt, eben wie das Manna in der Nacht auch ſtille fiele; dann mit zerſtreueten Seelen will GOtt nicht reden noch wircken, auch iſt der Menſch in ſeiner Zerſtreuung nicht im Stand, GOttes Stimme zu hoͤren, oder ſein Werck zu uͤberlegen; neben dem daß das herrliche Erloͤſungs-Werck ohne anders eine tiefe Einkehr erfordert, wo es eine Zubereitung zum groſſen Sabbath der Ewigkeit ſeyn ſolle. c) Die Liebes-Vorſorge GOttes. Das Himmel-Brod hieſſe __, weil GOtt ſolches ſchon bereitet hatte, ehe Jſrael an einigen Hun- ger dachte; woraus dann des Menſchen Thor- heit erhellet, der um ſeine Nahrung ſorget, alldieweil GOTT die ſelbige ſchon angeſchaffet hat. Wann aber deme Zufolg die Sorgen unnuͤtz ſind, GOtt beleidigen, und das Gewiſ- ſen beflecken; wie viel ſchwerer wuͤrdeſt du dann deinen GOtt erzuͤrnen, wann er deine Seele ſo koſtbar verſorgen und dich die gute Bott- ſchafft hoͤren laſſen wolte, daß du kommen ſol- leſt, und alles bereitet ſeye; du aber dir dis nicht durch fleißiges Beten zu Nutz machen wurdeſt. d) Bedencke, was es JEſum gekoſter ha- be/ dir eine ſolche lebendig-gerecht- und hei- lig-machende Himmels-Speiſe, ein ſo delica- tes Seelen-Eſſen zu werden. Er iſt nemlich zwiſchen dem ſchrecklich-donnernden Gericht GOttes von oben, und dem entſetzlichſten Sturm und Wuth des Abgrundes von unten, als zwiſchen zweyen Muͤhlin-Steinen gemah- len,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/66>, abgerufen am 12.05.2024.