Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 1. Die erste Quelle
gen und mitleydigen Lammes-Sinn durch Christi
Krafft noch deine Feinde segnen, Vorbitte vor sie
bey deinem Heyland einlegen, und ihnen thun kön-
nen, wie dir dein JEsus gethan; zumalen da sie
eben so wenig wissen was sie thun, als seine Creu-
tziger. Wirst du darum der Schmach Christi ge-
würdiget, so magst du es für eine sonderliche
Gunst vom Himmel achten, und dich darüber
mehr als über alle Schätze Egypti und der gantzen
Welt freuen. Oder sage mir, mein Kind! wann
du im königlichen Saal sitzest, und issest die Nied-
lichkeiten des Hauses GOttes, das reine, schnee-
weisse Himmel-Brod, Granat-Aepffel, Feigen
und Wein-Trauben aus dem gelobten Land, gött-
liche Früchte, die aus dem heiligen Geist selber ge-
wachsen sind, und alle Gewürtze von Orient, und
die schmackhafft-edelsten Früchte, so aus dem
schwartzen Heerd hervor getrieben und ausgekochet
werden, an Geist, Krafft und Leben unendlich
übertreffen, als da sind Gerechtigkeit, Wahrheit,
Gütigkeit, Liebe, Freude, Friede, Langmuth,
Mildigkeit, Glaube, Treue, Sanfftmuth, Ent-
haltung u. s. f. ja wann es dir erlaubt ist, nicht
nur von diesen Früchten, sondern auch von denen
über-himmlischen Speisen, von GOtt, geoffen-
baret im Fleisch, von seinem inwendigen, ewigen
Leben, von der Krafft seiner Gottheit, von seinen
Zeugnissen, Worten, Wercken, Wundern,
Leyden, Tod, Grab und Herrlichkeit dich satt zu
essen, und also dein Geist an diesen Fettigkeiten und
Heiligkeiten der süssesten Tröstungen unaussprech-
liche Erquickungen hat; dein Aug aber zum Fen-
ster hinaus und in die neblichte, schlammichte Welt

hinein

Cap. 1. Die erſte Quelle
gen und mitleydigen Lammes-Sinn durch Chriſti
Krafft noch deine Feinde ſegnen, Vorbitte vor ſie
bey deinem Heyland einlegen, und ihnen thun koͤn-
nen, wie dir dein JEſus gethan; zumalen da ſie
eben ſo wenig wiſſen was ſie thun, als ſeine Creu-
tziger. Wirſt du darum der Schmach Chriſti ge-
wuͤrdiget, ſo magſt du es fuͤr eine ſonderliche
Gunſt vom Himmel achten, und dich daruͤber
mehr als uͤber alle Schaͤtze Egypti und der gantzen
Welt freuen. Oder ſage mir, mein Kind! wann
du im koͤniglichen Saal ſitzeſt, und iſſeſt die Nied-
lichkeiten des Hauſes GOttes, das reine, ſchnee-
weiſſe Himmel-Brod, Granat-Aepffel, Feigen
und Wein-Trauben aus dem gelobten Land, goͤtt-
liche Fruͤchte, die aus dem heiligen Geiſt ſelber ge-
wachſen ſind, und alle Gewuͤrtze von Orient, und
die ſchmackhafft-edelſten Fruͤchte, ſo aus dem
ſchwartzen Heerd hervor getrieben und ausgekochet
werden, an Geiſt, Krafft und Leben unendlich
uͤbertreffen, als da ſind Gerechtigkeit, Wahrheit,
Guͤtigkeit, Liebe, Freude, Friede, Langmuth,
Mildigkeit, Glaube, Treue, Sanfftmuth, Ent-
haltung u. ſ. f. ja wann es dir erlaubt iſt, nicht
nur von dieſen Fruͤchten, ſondern auch von denen
uͤber-himmliſchen Speiſen, von GOtt, geoffen-
baret im Fleiſch, von ſeinem inwendigen, ewigen
Leben, von der Krafft ſeiner Gottheit, von ſeinen
Zeugniſſen, Worten, Wercken, Wundern,
Leyden, Tod, Grab und Herrlichkeit dich ſatt zu
eſſen, und alſo dein Geiſt an dieſen Fettigkeiten und
Heiligkeiten der ſuͤſſeſten Troͤſtungen unausſprech-
liche Erquickungen hat; dein Aug aber zum Fen-
ſter hinaus und in die neblichte, ſchlammichte Welt

hinein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0088" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 1. Die er&#x017F;te Quelle</hi></fw><lb/>
gen und mitleydigen Lammes-Sinn durch Chri&#x017F;ti<lb/>
Krafft noch deine Feinde &#x017F;egnen, Vorbitte vor &#x017F;ie<lb/>
bey deinem Heyland einlegen, und ihnen thun ko&#x0364;n-<lb/>
nen, wie dir dein JE&#x017F;us gethan; zumalen da &#x017F;ie<lb/>
eben &#x017F;o wenig wi&#x017F;&#x017F;en was &#x017F;ie thun, als &#x017F;eine Creu-<lb/>
tziger. Wir&#x017F;t du darum der Schmach Chri&#x017F;ti ge-<lb/>
wu&#x0364;rdiget, &#x017F;o mag&#x017F;t du es fu&#x0364;r eine &#x017F;onderliche<lb/>
Gun&#x017F;t vom Himmel achten, und dich daru&#x0364;ber<lb/>
mehr als u&#x0364;ber alle Scha&#x0364;tze Egypti und der gantzen<lb/>
Welt freuen. Oder &#x017F;age mir, mein Kind! wann<lb/>
du im ko&#x0364;niglichen Saal &#x017F;itze&#x017F;t, und i&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t die Nied-<lb/>
lichkeiten des Hau&#x017F;es GOttes, das reine, &#x017F;chnee-<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e Himmel-Brod, Granat-Aepffel, Feigen<lb/>
und Wein-Trauben aus dem gelobten Land, go&#x0364;tt-<lb/>
liche Fru&#x0364;chte, die aus dem heiligen Gei&#x017F;t &#x017F;elber ge-<lb/>
wach&#x017F;en &#x017F;ind, und alle Gewu&#x0364;rtze von Orient, und<lb/>
die &#x017F;chmackhafft-edel&#x017F;ten Fru&#x0364;chte, &#x017F;o aus dem<lb/>
&#x017F;chwartzen Heerd hervor getrieben und ausgekochet<lb/>
werden, an Gei&#x017F;t, Krafft und Leben unendlich<lb/>
u&#x0364;bertreffen, als da &#x017F;ind Gerechtigkeit, Wahrheit,<lb/>
Gu&#x0364;tigkeit, Liebe, Freude, Friede, Langmuth,<lb/>
Mildigkeit, Glaube, Treue, Sanfftmuth, Ent-<lb/>
haltung u. &#x017F;. f. ja wann es dir erlaubt i&#x017F;t, nicht<lb/>
nur von die&#x017F;en Fru&#x0364;chten, &#x017F;ondern auch von denen<lb/>
u&#x0364;ber-himmli&#x017F;chen Spei&#x017F;en, von GOtt, geoffen-<lb/>
baret im Flei&#x017F;ch, von &#x017F;einem inwendigen, ewigen<lb/>
Leben, von der Krafft &#x017F;einer Gottheit, von &#x017F;einen<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;en, Worten, Wercken, Wundern,<lb/>
Leyden, Tod, Grab und Herrlichkeit dich &#x017F;att zu<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en, und al&#x017F;o dein Gei&#x017F;t an die&#x017F;en Fettigkeiten und<lb/>
Heiligkeiten der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Tro&#x0364;&#x017F;tungen unaus&#x017F;prech-<lb/>
liche Erquickungen hat; dein Aug aber zum Fen-<lb/>
&#x017F;ter hinaus und in die neblichte, &#x017F;chlammichte Welt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hinein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0088] Cap. 1. Die erſte Quelle gen und mitleydigen Lammes-Sinn durch Chriſti Krafft noch deine Feinde ſegnen, Vorbitte vor ſie bey deinem Heyland einlegen, und ihnen thun koͤn- nen, wie dir dein JEſus gethan; zumalen da ſie eben ſo wenig wiſſen was ſie thun, als ſeine Creu- tziger. Wirſt du darum der Schmach Chriſti ge- wuͤrdiget, ſo magſt du es fuͤr eine ſonderliche Gunſt vom Himmel achten, und dich daruͤber mehr als uͤber alle Schaͤtze Egypti und der gantzen Welt freuen. Oder ſage mir, mein Kind! wann du im koͤniglichen Saal ſitzeſt, und iſſeſt die Nied- lichkeiten des Hauſes GOttes, das reine, ſchnee- weiſſe Himmel-Brod, Granat-Aepffel, Feigen und Wein-Trauben aus dem gelobten Land, goͤtt- liche Fruͤchte, die aus dem heiligen Geiſt ſelber ge- wachſen ſind, und alle Gewuͤrtze von Orient, und die ſchmackhafft-edelſten Fruͤchte, ſo aus dem ſchwartzen Heerd hervor getrieben und ausgekochet werden, an Geiſt, Krafft und Leben unendlich uͤbertreffen, als da ſind Gerechtigkeit, Wahrheit, Guͤtigkeit, Liebe, Freude, Friede, Langmuth, Mildigkeit, Glaube, Treue, Sanfftmuth, Ent- haltung u. ſ. f. ja wann es dir erlaubt iſt, nicht nur von dieſen Fruͤchten, ſondern auch von denen uͤber-himmliſchen Speiſen, von GOtt, geoffen- baret im Fleiſch, von ſeinem inwendigen, ewigen Leben, von der Krafft ſeiner Gottheit, von ſeinen Zeugniſſen, Worten, Wercken, Wundern, Leyden, Tod, Grab und Herrlichkeit dich ſatt zu eſſen, und alſo dein Geiſt an dieſen Fettigkeiten und Heiligkeiten der ſuͤſſeſten Troͤſtungen unausſprech- liche Erquickungen hat; dein Aug aber zum Fen- ſter hinaus und in die neblichte, ſchlammichte Welt hinein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/88
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/88>, abgerufen am 13.05.2024.