III.Wirst du einen ewigen Haß uud Abscheu fassen ab aller Heucheley/ Ver- stellung und Lugen/ als ab der eigentlichen Teuffels-Larven und abscheulichsten Schlangen- Brut und Greuel vor GOTT und seinen wahr- hafften Engeln. Menschen-Furcht und Menschen-Gefälligkeit werden als zwey schmeichlerische Seelen-Fresser, unter deinen Füs- sen liegen; und die Augen JEsu werden dich weit kräfftiger von allem Argen und Falschen abziehen, als wann dich dein Pfarrer, Präceptor und alle andere Vorgesetzte sähen; eben wie den Joseph nur die Liebe GOttes zurück hielte, daß er nicht sündigte, obgleich sein Herr abwesend ware, und die Frau ihne wol nicht verrathen hätte.
Ach mein Kind! es ist zwar die Masque (Lar- ve) der Heucheley, so dir der Teuffel anrathet, mit dem subtilsten, penetrantesten Gifft bestreuet, und durch eine superfine Höllen-Kunst der argli- stigsten Geistern zubereitet, so, daß die Seelen- Gestalt gleichsam mit schwartzen Brand-Blattern scheußlich zugerichtet, und leichtlich zu einer Uber- haut wird; hievon aber reiniget und behütet dich der züchtigende Geist JESU, und treibt dich an, daß du mit GOtt allein im Hertzen vertraut und tiefer bekannt zu werden, auch das, was dir JE- sus einmal gegeben und anvertraut hat, zu behal- ten und zu vermehren suchest. Freylich wird auch dieses von nichts so schnell weggestohlen, als von der Heucheley, und wer nach dem rechtschaffenen We- sen in Christo strebet, wird befinden, daß keine
schäd-
Cap. 1. Die erſte Quelle
§. 45.
III.Wirſt du einen ewigen Haß uud Abſcheu faſſen ab aller Heucheley/ Ver- ſtellung und Lugen/ als ab der eigentlichen Teuffels-Larven und abſcheulichſten Schlangen- Brut und Greuel vor GOTT und ſeinen wahr- hafften Engeln. Menſchen-Furcht und Menſchen-Gefaͤlligkeit werden als zwey ſchmeichleriſche Seelen-Freſſer, unter deinen Fuͤſ- ſen liegen; und die Augen JEſu werden dich weit kraͤfftiger von allem Argen und Falſchen abziehen, als wann dich dein Pfarrer, Praͤceptor und alle andere Vorgeſetzte ſaͤhen; eben wie den Joſeph nur die Liebe GOttes zuruͤck hielte, daß er nicht ſuͤndigte, obgleich ſein Herr abweſend ware, und die Frau ihne wol nicht verrathen haͤtte.
Ach mein Kind! es iſt zwar die Masque (Lar- ve) der Heucheley, ſo dir der Teuffel anrathet, mit dem ſubtilſten, penetranteſten Gifft beſtreuet, und durch eine ſuperfine Hoͤllen-Kunſt der argli- ſtigſten Geiſtern zubereitet, ſo, daß die Seelen- Geſtalt gleichſam mit ſchwartzen Brand-Blattern ſcheußlich zugerichtet, und leichtlich zu einer Uber- haut wird; hievon aber reiniget und behuͤtet dich der zuͤchtigende Geiſt JESU, und treibt dich an, daß du mit GOtt allein im Hertzen vertraut und tiefer bekannt zu werden, auch das, was dir JE- ſus einmal gegeben und anvertraut hat, zu behal- ten und zu vermehren ſucheſt. Freylich wird auch dieſes von nichts ſo ſchnell weggeſtohlen, als von der Heucheley, und wer nach dem rechtſchaffenen We- ſen in Chriſto ſtrebet, wird befinden, daß keine
ſchaͤd-
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Cap. 1. Die erſte Quelle
§. 45.
III. Wirſt du einen ewigen Haß uud
Abſcheu faſſen ab aller Heucheley/ Ver-
ſtellung und Lugen/ als ab der eigentlichen
Teuffels-Larven und abſcheulichſten Schlangen-
Brut und Greuel vor GOTT und ſeinen wahr-
hafften Engeln. Menſchen-Furcht und
Menſchen-Gefaͤlligkeit werden als zwey
ſchmeichleriſche Seelen-Freſſer, unter deinen Fuͤſ-
ſen liegen; und die Augen JEſu werden dich weit
kraͤfftiger von allem Argen und Falſchen abziehen,
als wann dich dein Pfarrer, Praͤceptor und alle
andere Vorgeſetzte ſaͤhen; eben wie den Joſeph
nur die Liebe GOttes zuruͤck hielte, daß er nicht
ſuͤndigte, obgleich ſein Herr abweſend ware, und
die Frau ihne wol nicht verrathen haͤtte.
Ach mein Kind! es iſt zwar die Masque (Lar-
ve) der Heucheley, ſo dir der Teuffel anrathet,
mit dem ſubtilſten, penetranteſten Gifft beſtreuet,
und durch eine ſuperfine Hoͤllen-Kunſt der argli-
ſtigſten Geiſtern zubereitet, ſo, daß die Seelen-
Geſtalt gleichſam mit ſchwartzen Brand-Blattern
ſcheußlich zugerichtet, und leichtlich zu einer Uber-
haut wird; hievon aber reiniget und behuͤtet dich
der zuͤchtigende Geiſt JESU, und treibt dich an,
daß du mit GOtt allein im Hertzen vertraut und
tiefer bekannt zu werden, auch das, was dir JE-
ſus einmal gegeben und anvertraut hat, zu behal-
ten und zu vermehren ſucheſt. Freylich wird auch
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/90>, abgerufen am 24.11.2024.
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