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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tuchhandel
englischer Tücher nach Spanien ge-
hen. Jn (2) England floriret der
Handel mit einheimischen Tüchern
ungemein, und kann man von dem
dasigen Tuchhandel den Artikel:
Englische Tücher, nachlesen. Die-
ses einzige erinnern wir noch, daß
zu London in der Blackwell-Halle
die große Niederlage vom Tuche ist,
wohin solches aus allen Orten des
Reichs geschaffet wird. Jn (3)
Holland, wo der Tuchhandel gleich
stark ist, als in England, wird sol-
cher sowol mit ausländischen als in-
ländischen Tüchern getrieben. Die
inländischen Tücher verkaufen die
Fabrikanten, die solche machen,
sonderlich zu Amsterdam, den Ge-
wandschneidern insgemein auf 4 bis
6 Monate, auch wol länger Zeit.
Für baare Bezahlung werden oft
3, 4, bis 6 pro Cent gekürzet, nach-
dem man sich bey dem Einkaufe
darüber verglichen hat. Hier ist
ein Verzeichniß sowol der ausländi-
schen als inländischen Tuche, mit de-
nen man zu Amsterdam handelt, und
des Ellenmaaßes, welches die Stü-
cken von denselben insgemein haben:
Englisch Tuch, ungefärbt, 44 bis 50
Ellen lang; dito, Paklackens genannt,
37 bis 38 Ellen lang; dito, in der
Wolle gefärbt, 44 bis 45 Ellen
lang; dito, in Holland gefärbt;
dito außer Landes gefärbt und zuge-
richtet; dito, genannt Lakense,
von 18 Ellen das Stück; schott-
ländisch Tuch, 33 Ellen lang; hol-
ländisch Tuch 30 bis 34 Ellen lang;
irrländisch frisirtes Tuch; Tuch,
Pilakens genannt, 24 bis 26 Ellen
lang; Tuch von Münster, Os-
nabrüg, Oldersen, weiß, 40 El-
len lang; Tuch, Joutgens, Ra-
pinsen, Havelburgers, Kirentsers,
Argenmuntsch und Stendels ge-
nannt, 13, 15, bis 20 Ellen lang;
leydensch Tuch, Fritslackens ge-
nannt; Tuch von Weerts, und
von Werviers, deren Sorten fol-
[Spaltenumbruch]
Tuchhandel
gende sind: Quinken, Smalhoor-
nekens, Breehoornekens, Sesligen,
Hoogkammen, Tachigen, alle 26
Ellen lang; Tuch von Tielburg,
Breda, und andere dergleichen,
32 bis 40 Ellen lang; Tuch von
Mastricht, ungewalkt; Tuch von
Usseau und Münster, 32 Ellen lang;
Tuch von Dorsten, 28 Ellen lang,
wiewol diese Sorte manchmal län-
ger und manchmal kürzer ist;
Tuch von Berry, und alle andere
französische Tuche. Jn (4) Frank-
reich
wird mit den inländischen Tü-
chern, wegen ihrer im Artikel Tuch
unter Nummer VII gerühmten gu-
ten Eigenschaften, ein ziemlicher
Handel getrieben, indem sie nicht
nur nach Spanien und Jtalien,
sondern auch so gar nach Deutsch-
land verführet werden. Weil in
(5) Jtalien selbst feine Tücher ge-
macht werden; so kommen nur Tü-
cher von der mittlern Gattung in
ziemlicher Menge aus Provence und
Languedoc, wie auch aus Deutsch-
land dahin. Den Tuchhandel in
(6) Deutschland (a) überhaupt an-
langend; so kaufen unsere deutsche
Tuchhändler oder Gewandschneider
ihre meisten deutschen Tücher in
den Leipziger Messen, wie auch in
den Messen zu Frankfurt an der O-
der, wo sie jederzeit einen genugsa-
men Vorrath an sächsischen, lausi-
tzer, schlesischen und märkischen Tü-
chern antreffen. Die holländischen
Tücher kaufen sie entweder in den
Leipziger oder Frankfurter Messen,
von denen dahin kommenden Hol-
ländern; oder sie verschreiben sich
solche selbst aus Holland: Und
verlohnt es sich wohl der Mühe,
daß ein wohl etablirter Tuchhänd-
ler seinen eigenen Correspondenten
in Holland und Hamburg habe, und
sonderlich an diesem letztern Orte,
um die englischen Tücher, wenn er
solche anders nicht gerades Weges
aus England selbst verschreibt, von

der

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Tuchhandel
engliſcher Tuͤcher nach Spanien ge-
hen. Jn (2) England floriret der
Handel mit einheimiſchen Tuͤchern
ungemein, und kann man von dem
daſigen Tuchhandel den Artikel:
Engliſche Tuͤcher, nachleſen. Die-
ſes einzige erinnern wir noch, daß
zu London in der Blackwell-Halle
die große Niederlage vom Tuche iſt,
wohin ſolches aus allen Orten des
Reichs geſchaffet wird. Jn (3)
Holland, wo der Tuchhandel gleich
ſtark iſt, als in England, wird ſol-
cher ſowol mit auslaͤndiſchen als in-
laͤndiſchen Tuͤchern getrieben. Die
inlaͤndiſchen Tuͤcher verkaufen die
Fabrikanten, die ſolche machen,
ſonderlich zu Amſterdam, den Ge-
wandſchneidern insgemein auf 4 bis
6 Monate, auch wol laͤnger Zeit.
Fuͤr baare Bezahlung werden oft
3, 4, bis 6 pro Cent gekuͤrzet, nach-
dem man ſich bey dem Einkaufe
daruͤber verglichen hat. Hier iſt
ein Verzeichniß ſowol der auslaͤndi-
ſchen als inlaͤndiſchen Tuche, mit de-
nen man zu Amſterdam handelt, und
des Ellenmaaßes, welches die Stuͤ-
cken von denſelben insgemein haben:
Engliſch Tuch, ungefaͤrbt, 44 bis 50
Ellen lang; dito, Paklackens genannt,
37 bis 38 Ellen lang; dito, in der
Wolle gefaͤrbt, 44 bis 45 Ellen
lang; dito, in Holland gefaͤrbt;
dito außer Landes gefaͤrbt und zuge-
richtet; dito, genannt Lakenſe,
von 18 Ellen das Stuͤck; ſchott-
laͤndiſch Tuch, 33 Ellen lang; hol-
laͤndiſch Tuch 30 bis 34 Ellen lang;
irrlaͤndiſch friſirtes Tuch; Tuch,
Pilakens genannt, 24 bis 26 Ellen
lang; Tuch von Muͤnſter, Os-
nabruͤg, Olderſen, weiß, 40 El-
len lang; Tuch, Joutgens, Ra-
pinſen, Havelburgers, Kirentſers,
Argenmuntſch und Stendels ge-
nannt, 13, 15, bis 20 Ellen lang;
leydenſch Tuch, Fritslackens ge-
nannt; Tuch von Weerts, und
von Werviers, deren Sorten fol-
[Spaltenumbruch]
Tuchhandel
gende ſind: Quinken, Smalhoor-
nekens, Breehoornekens, Sesligen,
Hoogkammen, Tachigen, alle 26
Ellen lang; Tuch von Tielburg,
Breda, und andere dergleichen,
32 bis 40 Ellen lang; Tuch von
Maſtricht, ungewalkt; Tuch von
Uſſeau und Muͤnſter, 32 Ellen lang;
Tuch von Dorſten, 28 Ellen lang,
wiewol dieſe Sorte manchmal laͤn-
ger und manchmal kuͤrzer iſt;
Tuch von Berry, und alle andere
franzoͤſiſche Tuche. Jn (4) Frank-
reich
wird mit den inlaͤndiſchen Tuͤ-
chern, wegen ihrer im Artikel Tuch
unter Nummer VII geruͤhmten gu-
ten Eigenſchaften, ein ziemlicher
Handel getrieben, indem ſie nicht
nur nach Spanien und Jtalien,
ſondern auch ſo gar nach Deutſch-
land verfuͤhret werden. Weil in
(5) Jtalien ſelbſt feine Tuͤcher ge-
macht werden; ſo kommen nur Tuͤ-
cher von der mittlern Gattung in
ziemlicher Menge aus Provence und
Languedoc, wie auch aus Deutſch-
land dahin. Den Tuchhandel in
(6) Deutſchland (a) uͤberhaupt an-
langend; ſo kaufen unſere deutſche
Tuchhaͤndler oder Gewandſchneider
ihre meiſten deutſchen Tuͤcher in
den Leipziger Meſſen, wie auch in
den Meſſen zu Frankfurt an der O-
der, wo ſie jederzeit einen genugſa-
men Vorrath an ſaͤchſiſchen, lauſi-
tzer, ſchleſiſchen und maͤrkiſchen Tuͤ-
chern antreffen. Die hollaͤndiſchen
Tuͤcher kaufen ſie entweder in den
Leipziger oder Frankfurter Meſſen,
von denen dahin kommenden Hol-
laͤndern; oder ſie verſchreiben ſich
ſolche ſelbſt aus Holland: Und
verlohnt es ſich wohl der Muͤhe,
daß ein wohl etablirter Tuchhaͤnd-
ler ſeinen eigenen Correſpondenten
in Holland und Hamburg habe, und
ſonderlich an dieſem letztern Orte,
um die engliſchen Tuͤcher, wenn er
ſolche anders nicht gerades Weges
aus England ſelbſt verſchreibt, von

der
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[[150]/0156] Tuchhandel Tuchhandel engliſcher Tuͤcher nach Spanien ge- hen. Jn (2) England floriret der Handel mit einheimiſchen Tuͤchern ungemein, und kann man von dem daſigen Tuchhandel den Artikel: Engliſche Tuͤcher, nachleſen. Die- ſes einzige erinnern wir noch, daß zu London in der Blackwell-Halle die große Niederlage vom Tuche iſt, wohin ſolches aus allen Orten des Reichs geſchaffet wird. Jn (3) Holland, wo der Tuchhandel gleich ſtark iſt, als in England, wird ſol- cher ſowol mit auslaͤndiſchen als in- laͤndiſchen Tuͤchern getrieben. Die inlaͤndiſchen Tuͤcher verkaufen die Fabrikanten, die ſolche machen, ſonderlich zu Amſterdam, den Ge- wandſchneidern insgemein auf 4 bis 6 Monate, auch wol laͤnger Zeit. Fuͤr baare Bezahlung werden oft 3, 4, bis 6 pro Cent gekuͤrzet, nach- dem man ſich bey dem Einkaufe daruͤber verglichen hat. Hier iſt ein Verzeichniß ſowol der auslaͤndi- ſchen als inlaͤndiſchen Tuche, mit de- nen man zu Amſterdam handelt, und des Ellenmaaßes, welches die Stuͤ- cken von denſelben insgemein haben: Engliſch Tuch, ungefaͤrbt, 44 bis 50 Ellen lang; dito, Paklackens genannt, 37 bis 38 Ellen lang; dito, in der Wolle gefaͤrbt, 44 bis 45 Ellen lang; dito, in Holland gefaͤrbt; dito außer Landes gefaͤrbt und zuge- richtet; dito, genannt Lakenſe, von 18 Ellen das Stuͤck; ſchott- laͤndiſch Tuch, 33 Ellen lang; hol- laͤndiſch Tuch 30 bis 34 Ellen lang; irrlaͤndiſch friſirtes Tuch; Tuch, Pilakens genannt, 24 bis 26 Ellen lang; Tuch von Muͤnſter, Os- nabruͤg, Olderſen, weiß, 40 El- len lang; Tuch, Joutgens, Ra- pinſen, Havelburgers, Kirentſers, Argenmuntſch und Stendels ge- nannt, 13, 15, bis 20 Ellen lang; leydenſch Tuch, Fritslackens ge- nannt; Tuch von Weerts, und von Werviers, deren Sorten fol- gende ſind: Quinken, Smalhoor- nekens, Breehoornekens, Sesligen, Hoogkammen, Tachigen, alle 26 Ellen lang; Tuch von Tielburg, Breda, und andere dergleichen, 32 bis 40 Ellen lang; Tuch von Maſtricht, ungewalkt; Tuch von Uſſeau und Muͤnſter, 32 Ellen lang; Tuch von Dorſten, 28 Ellen lang, wiewol dieſe Sorte manchmal laͤn- ger und manchmal kuͤrzer iſt; Tuch von Berry, und alle andere franzoͤſiſche Tuche. Jn (4) Frank- reich wird mit den inlaͤndiſchen Tuͤ- chern, wegen ihrer im Artikel Tuch unter Nummer VII geruͤhmten gu- ten Eigenſchaften, ein ziemlicher Handel getrieben, indem ſie nicht nur nach Spanien und Jtalien, ſondern auch ſo gar nach Deutſch- land verfuͤhret werden. Weil in (5) Jtalien ſelbſt feine Tuͤcher ge- macht werden; ſo kommen nur Tuͤ- cher von der mittlern Gattung in ziemlicher Menge aus Provence und Languedoc, wie auch aus Deutſch- land dahin. Den Tuchhandel in (6) Deutſchland (a) uͤberhaupt an- langend; ſo kaufen unſere deutſche Tuchhaͤndler oder Gewandſchneider ihre meiſten deutſchen Tuͤcher in den Leipziger Meſſen, wie auch in den Meſſen zu Frankfurt an der O- der, wo ſie jederzeit einen genugſa- men Vorrath an ſaͤchſiſchen, lauſi- tzer, ſchleſiſchen und maͤrkiſchen Tuͤ- chern antreffen. Die hollaͤndiſchen Tuͤcher kaufen ſie entweder in den Leipziger oder Frankfurter Meſſen, von denen dahin kommenden Hol- laͤndern; oder ſie verſchreiben ſich ſolche ſelbſt aus Holland: Und verlohnt es ſich wohl der Muͤhe, daß ein wohl etablirter Tuchhaͤnd- ler ſeinen eigenen Correſpondenten in Holland und Hamburg habe, und ſonderlich an dieſem letztern Orte, um die engliſchen Tuͤcher, wenn er ſolche anders nicht gerades Weges aus England ſelbſt verſchreibt, von der

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/156>, abgerufen am 22.12.2024.