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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tunquin
dern dahin gebracht wird; Lack,
Reiß; indianische Vogelnester,
Schildkrötenschalen, und eingesal-
zenes Schildkrötenfleisch; und end-
lich Seide, welche in Tunquin in
so großer Menge erzeuget wird, daß
sowol Reiche, als Arme, sich in ver-
schiedene leichte Zeuge kleiden, die
in dem Lande gemacht werden; wie
denn daselbst die meisten Dinge, die
man in andern Ländern aus flächse-
nem, oder hänfenem Garne machet,
hier aus Seide gemacht werden,
siehe ostindische Seide. Die Tun-
quineser haben auch, wie alle ande-
re indianische Nationen, Pomme-
ranzen und Citronen; aber sie sind
so sauer, daß sie solche nicht an die
fremden Schiffe verkaufen können,
daher sie solche selbst anstatt des
Scheidewassers zu Reinigung des
Kupfers, Meßings und Eisens,
wenn sie diese Metalle vergolden
wollen, ingleichen zum Färben der
Seiden und zu den Laugen ihrer
Cattune gebrauchen, welchen der
Saft dieser Citronen eine blenden-
de Weiße giebt. Goldene und sil-
berne (5) Münzen werden in Tun-
quin nicht geschlagen. Jn großen
Auszahlungen bedient man sich der
chinesischen Goldklumpen, von de-
nen einige 300, andere 600 Livres
nach französischem Gelde werth sind;
oder der Silberstangen aus Japan,
welche man nach dem Gewichte
ausgiebt. Bey dem Handel in klei-
nen und mittelmäßigen Bezahlun-
gen giebt man Piasters, oder, wenn
man solche nicht hat, Stückchen
Silber, welche man von diesen
Stangen abschneidet; wie denn je-
der Kaufmann allemal eine kleine
Waage, nach Art einer Schnellwaa-
ge, um diese Stückchen Silber nach
der Summe, die zu zahlen ist, zu
wägen, und eine Scheere, um sol-
che abzuschneiden, an seinem Gür-
tel hängen hat. Ganz kleine Bezah-
lungen aber geschehen endlich mit ei-
[Spaltenumbruch]
Turban
ner aus Kupfer und Zinn gemach-
ten Münze, die aus Japan und
China kömmt, und die man Ca-
chas, oder Caßis nennet, siehe
Cache, ingleichen Caxa. Von den
(6) Gewichten und Maaßen in
Tunquin ist nichts zu sagen, well
die Tunquiner keine andere haben,
als diejenige, deren man sich auch
in China bedienet, von welchem
Reiche sie schon erwähntermaßen
ehemals einen Theil ausmachten.

Tunquin (weißer,) franz. Ton-
quin blanc,
ein seidener Zeug, der
gemeiniglich weiß ist, und aus Chi-
na kömmt. Es scheint, daß dieser
Zeug anfänglich zu Tunquin ge-
macht worden; daher er auch sei-
nen Namen bekommen hat, wel-
chen er so gar in den chinesischen
Manufacturen behalten hat, unge-
achtet der Empörung der Tunqui-
neser, die seit sieben oder acht Jahr-
hunderten her keine chinesische Pro-
vinz, sondern ein besonderes König-
reich ausmachen, und seit der Zeit
ihren alten Kaiser nur mit einem
kleinen jährlichen Tribute beschenken.

Tuphat, siehe Jambos.

Turack, Pulturack, ist eine klei-
ne ungarische Scheidemünze, von
dem Orte also genannt, da sie ge-
schlagen wird, machet 2 Kreuzer,
oder 6 2/5 Pfennige unsers Geldes.
Sie ist wohl unstreitig mit der am
gehörigen Orte beschriebenen Pol-
tura
einerley.

Turban, also heißt (1) eine Be-
deckung des Haupts, deren sich ver-
schiedene Völker, vornehmlich in
Asien und Africa, bedienen. Es
ist eine Art von Mützen, die mit ei-
nem langen Stücke Leinwand, oder
Taffent umwunden sind. Man nen-
net auch Turbans (2) gewisse blau
und weiß gestreifte Cattune, die an
verschiedenen Orten in Ostindien
gemacht werden. Sie haben die-
sen Namen daher erhalten, weil sie
zu derjenigen Bedeckung des Haupts

ge-
L 3

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Tunquin
dern dahin gebracht wird; Lack,
Reiß; indianiſche Vogelneſter,
Schildkroͤtenſchalen, und eingeſal-
zenes Schildkroͤtenfleiſch; und end-
lich Seide, welche in Tunquin in
ſo großer Menge erzeuget wird, daß
ſowol Reiche, als Arme, ſich in ver-
ſchiedene leichte Zeuge kleiden, die
in dem Lande gemacht werden; wie
denn daſelbſt die meiſten Dinge, die
man in andern Laͤndern aus flaͤchſe-
nem, oder haͤnfenem Garne machet,
hier aus Seide gemacht werden,
ſiehe oſtindiſche Seide. Die Tun-
quineſer haben auch, wie alle ande-
re indianiſche Nationen, Pomme-
ranzen und Citronen; aber ſie ſind
ſo ſauer, daß ſie ſolche nicht an die
fremden Schiffe verkaufen koͤnnen,
daher ſie ſolche ſelbſt anſtatt des
Scheidewaſſers zu Reinigung des
Kupfers, Meßings und Eiſens,
wenn ſie dieſe Metalle vergolden
wollen, ingleichen zum Faͤrben der
Seiden und zu den Laugen ihrer
Cattune gebrauchen, welchen der
Saft dieſer Citronen eine blenden-
de Weiße giebt. Goldene und ſil-
berne (5) Muͤnzen werden in Tun-
quin nicht geſchlagen. Jn großen
Auszahlungen bedient man ſich der
chineſiſchen Goldklumpen, von de-
nen einige 300, andere 600 Livres
nach franzoͤſiſchem Gelde werth ſind;
oder der Silberſtangen aus Japan,
welche man nach dem Gewichte
ausgiebt. Bey dem Handel in klei-
nen und mittelmaͤßigen Bezahlun-
gen giebt man Piaſters, oder, wenn
man ſolche nicht hat, Stuͤckchen
Silber, welche man von dieſen
Stangen abſchneidet; wie denn je-
der Kaufmann allemal eine kleine
Waage, nach Art einer Schnellwaa-
ge, um dieſe Stuͤckchen Silber nach
der Summe, die zu zahlen iſt, zu
waͤgen, und eine Scheere, um ſol-
che abzuſchneiden, an ſeinem Guͤr-
tel haͤngen hat. Ganz kleine Bezah-
lungen aber geſchehen endlich mit ei-
[Spaltenumbruch]
Turban
ner aus Kupfer und Zinn gemach-
ten Muͤnze, die aus Japan und
China koͤmmt, und die man Ca-
chas, oder Caßis nennet, ſiehe
Cache, ingleichen Caxa. Von den
(6) Gewichten und Maaßen in
Tunquin iſt nichts zu ſagen, well
die Tunquiner keine andere haben,
als diejenige, deren man ſich auch
in China bedienet, von welchem
Reiche ſie ſchon erwaͤhntermaßen
ehemals einen Theil ausmachten.

Tunquin (weißer,) franz. Ton-
quin blanc,
ein ſeidener Zeug, der
gemeiniglich weiß iſt, und aus Chi-
na koͤmmt. Es ſcheint, daß dieſer
Zeug anfaͤnglich zu Tunquin ge-
macht worden; daher er auch ſei-
nen Namen bekommen hat, wel-
chen er ſo gar in den chineſiſchen
Manufacturen behalten hat, unge-
achtet der Empoͤrung der Tunqui-
neſer, die ſeit ſieben oder acht Jahr-
hunderten her keine chineſiſche Pro-
vinz, ſondern ein beſonderes Koͤnig-
reich ausmachen, und ſeit der Zeit
ihren alten Kaiſer nur mit einem
kleinen jaͤhrlichen Tribute beſchenken.

Tuphat, ſiehe Jambos.

Turack, Pulturack, iſt eine klei-
ne ungariſche Scheidemuͤnze, von
dem Orte alſo genannt, da ſie ge-
ſchlagen wird, machet 2 Kreuzer,
oder 6⅖ Pfennige unſers Geldes.
Sie iſt wohl unſtreitig mit der am
gehoͤrigen Orte beſchriebenen Pol-
tura
einerley.

Turban, alſo heißt (1) eine Be-
deckung des Haupts, deren ſich ver-
ſchiedene Voͤlker, vornehmlich in
Aſien und Africa, bedienen. Es
iſt eine Art von Muͤtzen, die mit ei-
nem langen Stuͤcke Leinwand, oder
Taffent umwunden ſind. Man nen-
net auch Turbans (2) gewiſſe blau
und weiß geſtreifte Cattune, die an
verſchiedenen Orten in Oſtindien
gemacht werden. Sie haben die-
ſen Namen daher erhalten, weil ſie
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[[165]/0171] Tunquin Turban dern dahin gebracht wird; Lack, Reiß; indianiſche Vogelneſter, Schildkroͤtenſchalen, und eingeſal- zenes Schildkroͤtenfleiſch; und end- lich Seide, welche in Tunquin in ſo großer Menge erzeuget wird, daß ſowol Reiche, als Arme, ſich in ver- ſchiedene leichte Zeuge kleiden, die in dem Lande gemacht werden; wie denn daſelbſt die meiſten Dinge, die man in andern Laͤndern aus flaͤchſe- nem, oder haͤnfenem Garne machet, hier aus Seide gemacht werden, ſiehe oſtindiſche Seide. Die Tun- quineſer haben auch, wie alle ande- re indianiſche Nationen, Pomme- ranzen und Citronen; aber ſie ſind ſo ſauer, daß ſie ſolche nicht an die fremden Schiffe verkaufen koͤnnen, daher ſie ſolche ſelbſt anſtatt des Scheidewaſſers zu Reinigung des Kupfers, Meßings und Eiſens, wenn ſie dieſe Metalle vergolden wollen, ingleichen zum Faͤrben der Seiden und zu den Laugen ihrer Cattune gebrauchen, welchen der Saft dieſer Citronen eine blenden- de Weiße giebt. Goldene und ſil- berne (5) Muͤnzen werden in Tun- quin nicht geſchlagen. Jn großen Auszahlungen bedient man ſich der chineſiſchen Goldklumpen, von de- nen einige 300, andere 600 Livres nach franzoͤſiſchem Gelde werth ſind; oder der Silberſtangen aus Japan, welche man nach dem Gewichte ausgiebt. Bey dem Handel in klei- nen und mittelmaͤßigen Bezahlun- gen giebt man Piaſters, oder, wenn man ſolche nicht hat, Stuͤckchen Silber, welche man von dieſen Stangen abſchneidet; wie denn je- der Kaufmann allemal eine kleine Waage, nach Art einer Schnellwaa- ge, um dieſe Stuͤckchen Silber nach der Summe, die zu zahlen iſt, zu waͤgen, und eine Scheere, um ſol- che abzuſchneiden, an ſeinem Guͤr- tel haͤngen hat. Ganz kleine Bezah- lungen aber geſchehen endlich mit ei- ner aus Kupfer und Zinn gemach- ten Muͤnze, die aus Japan und China koͤmmt, und die man Ca- chas, oder Caßis nennet, ſiehe Cache, ingleichen Caxa. Von den (6) Gewichten und Maaßen in Tunquin iſt nichts zu ſagen, well die Tunquiner keine andere haben, als diejenige, deren man ſich auch in China bedienet, von welchem Reiche ſie ſchon erwaͤhntermaßen ehemals einen Theil ausmachten. Tunquin (weißer,) franz. Ton- quin blanc, ein ſeidener Zeug, der gemeiniglich weiß iſt, und aus Chi- na koͤmmt. Es ſcheint, daß dieſer Zeug anfaͤnglich zu Tunquin ge- macht worden; daher er auch ſei- nen Namen bekommen hat, wel- chen er ſo gar in den chineſiſchen Manufacturen behalten hat, unge- achtet der Empoͤrung der Tunqui- neſer, die ſeit ſieben oder acht Jahr- hunderten her keine chineſiſche Pro- vinz, ſondern ein beſonderes Koͤnig- reich ausmachen, und ſeit der Zeit ihren alten Kaiſer nur mit einem kleinen jaͤhrlichen Tribute beſchenken. Tuphat, ſiehe Jambos. Turack, Pulturack, iſt eine klei- ne ungariſche Scheidemuͤnze, von dem Orte alſo genannt, da ſie ge- ſchlagen wird, machet 2 Kreuzer, oder 6⅖ Pfennige unſers Geldes. Sie iſt wohl unſtreitig mit der am gehoͤrigen Orte beſchriebenen Pol- tura einerley. Turban, alſo heißt (1) eine Be- deckung des Haupts, deren ſich ver- ſchiedene Voͤlker, vornehmlich in Aſien und Africa, bedienen. Es iſt eine Art von Muͤtzen, die mit ei- nem langen Stuͤcke Leinwand, oder Taffent umwunden ſind. Man nen- net auch Turbans (2) gewiſſe blau und weiß geſtreifte Cattune, die an verſchiedenen Orten in Oſtindien gemacht werden. Sie haben die- ſen Namen daher erhalten, weil ſie zu derjenigen Bedeckung des Haupts ge- L 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/171>, abgerufen am 22.12.2024.