Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.[Spaltenumbruch] Tutaneg Sie wird auf verschiedene Arten,und aus verschiedenen Gattungen von Ruße, oder zu Kohlen ver- brannten Bohnen bereitet, so ohne und mit wohlriechenden Dingen vermittelst eines Gummiwassers zu einem Teige gemacht werden. Die- ser Teig wird hernach in hölzernen, mit eingeschnittenen Figuren von verschiedener Art gezierten Farben eingedruckt, und also zu kleinen, insgemein viereckigten, etwas län- gern, als breiten, Täfelchen gebildet. Eigentlich und ursprünglich rühret solche aus China und Japan her; man machet aber solche auch in Eu- ropa, als in Frankreich, Holland etc. nach: allein es ist ein sehr großer Unterschied unter der wahren chine- sischen, oder japanischen, und der nachgemachten europäischen Tusche, indem jene weit besser ist, als diese. Denn die wahre chinesische und ja- panische Tusche ist sehr schwarz und glänzend, hat einen angenehmen Ge- ruch, und besteht aus mehr langen als breiten, nicht sehr dicken, und insgemein nur 2 bis 3 Linien dicken Täfelchen, auf welchen allerley chi- nesische und japanische Figuren, ins- gemein Drachen, Vögel, Blumen, und einige chinesische, oder japani- sche Buchstaben erhaben ausgedrückt sind; dahingegen die nachgemach- te Tusche mehr grau, als schwarz, und weniger glänzend ist, einen mehr unangenehmen, als guten Geruch hat, und in dickern Tafeln besteht. Tutaneg, oder Tuttanego, ist ein Tutie, oder Ofenbruch, lat. Tutia, Tutie scher Ruß, der bey dem Schmelzender Zinnkerzte, desgleichen bey Nes- singwerken, und überhaupt an allen den Orten, wo Meßing, oder Glo- ckenspeise geschmelzet wird, entwe- der als ein Rauch aufsteigt, und sich rund herum in den Ecken der Oefen, bald hoch, bald niedrig an- setzet; oder auf andere Weise, ober, oder unter den Töpfen, worinn die- ses Schmelzen geschieht, gesammlet wird. Man hat davon dreyerley Gattungen, die bloß in Ansehung der Farbe, Schwere, Dichtigkeit, und des Orts, wo sie gesammlet werden, von einander unterschieden sind, nämlich 1) die im engern Ver- stande sogenannte Tutie, lat. Tu- tia, oder Spodium, mit welchem Na- men man diejenige Gattung von Ofenbruch beleget, die lichtgrau, schwer und compact ist, und bey dem Schmelzen des Zinkerztes ganz niedrig an den Ecken des Ofens, oder oben um die Töpfe herum, oder an dem Deckel bey dem Meßing- schmelzen sitzt; 2) der Pompholyx, lat. Pompholyx, welcher mehr licht- grau, und weniger fest, als die vorhergehende Gattung, auch leich- ter ist, und in den Hüttenöfen, da das Zinkerzt geschmolzen wird, hö- her hinauf sitzt; und 3) der Nicht, oder weiße Nicht, weiße Galmey und Galmeyflug, lat. Nihil alhum, franz. Calamine blanche, welcher ganz weiß, fein, und mehlig ist, ganz zu oberst sitzt, auch bey dem Meßingschmelzen, wie ein weißer Rauch durch zerborstene Töpfe fährt; mit welchem letztern jedoch der weis- se Nicht, den man in den Oefen sammlet, da das Silber vom Bleye durch Abreiben geschieden wird, nicht zu vermengen ist, indem sol- cher ein verdickter Bleyrauch ist. Es muß der Nicht schön weiß, lo- ckericht, leicht, trocken, sauber und zart seyn; sich auch gar leicht zer- reiben lassen. Dergleichen kömmt in
[Spaltenumbruch] Tutaneg Sie wird auf verſchiedene Arten,und aus verſchiedenen Gattungen von Ruße, oder zu Kohlen ver- brannten Bohnen bereitet, ſo ohne und mit wohlriechenden Dingen vermittelſt eines Gummiwaſſers zu einem Teige gemacht werden. Die- ſer Teig wird hernach in hoͤlzernen, mit eingeſchnittenen Figuren von verſchiedener Art gezierten Farben eingedruckt, und alſo zu kleinen, insgemein viereckigten, etwas laͤn- gern, als breiten, Taͤfelchen gebildet. Eigentlich und urſpruͤnglich ruͤhret ſolche aus China und Japan her; man machet aber ſolche auch in Eu- ropa, als in Frankreich, Holland ꝛc. nach: allein es iſt ein ſehr großer Unterſchied unter der wahren chine- ſiſchen, oder japaniſchen, und der nachgemachten europaͤiſchen Tuſche, indem jene weit beſſer iſt, als dieſe. Denn die wahre chineſiſche und ja- paniſche Tuſche iſt ſehr ſchwarz und glaͤnzend, hat einen angenehmen Ge- ruch, und beſteht aus mehr langen als breiten, nicht ſehr dicken, und insgemein nur 2 bis 3 Linien dicken Taͤfelchen, auf welchen allerley chi- neſiſche und japaniſche Figuren, ins- gemein Drachen, Voͤgel, Blumen, und einige chineſiſche, oder japani- ſche Buchſtaben erhaben ausgedruͤckt ſind; dahingegen die nachgemach- te Tuſche mehr grau, als ſchwarz, und weniger glaͤnzend iſt, einen mehr unangenehmen, als guten Geruch hat, und in dickern Tafeln beſteht. Tutaneg, oder Tuttanego, iſt ein Tutie, oder Ofenbruch, lat. Tutia, Tutie ſcher Ruß, der bey dem Schmelzender Zinnkerzte, desgleichen bey Neſ- ſingwerken, und uͤberhaupt an allen den Orten, wo Meßing, oder Glo- ckenſpeiſe geſchmelzet wird, entwe- der als ein Rauch aufſteigt, und ſich rund herum in den Ecken der Oefen, bald hoch, bald niedrig an- ſetzet; oder auf andere Weiſe, ober, oder unter den Toͤpfen, worinn die- ſes Schmelzen geſchieht, geſammlet wird. Man hat davon dreyerley Gattungen, die bloß in Anſehung der Farbe, Schwere, Dichtigkeit, und des Orts, wo ſie geſammlet werden, von einander unterſchieden ſind, naͤmlich 1) die im engern Ver- ſtande ſogenannte Tutie, lat. Tu- tia, oder Spodium, mit welchem Na- men man diejenige Gattung von Ofenbruch beleget, die lichtgrau, ſchwer und compact iſt, und bey dem Schmelzen des Zinkerztes ganz niedrig an den Ecken des Ofens, oder oben um die Toͤpfe herum, oder an dem Deckel bey dem Meßing- ſchmelzen ſitzt; 2) der Pompholyx, lat. Pompholyx, welcher mehr licht- grau, und weniger feſt, als die vorhergehende Gattung, auch leich- ter iſt, und in den Huͤttenoͤfen, da das Zinkerzt geſchmolzen wird, hoͤ- her hinauf ſitzt; und 3) der Nicht, oder weiße Nicht, weiße Galmey und Galmeyflug, lat. Nihil alhum, franz. Calamine blanche, welcher ganz weiß, fein, und mehlig iſt, ganz zu oberſt ſitzt, auch bey dem Meßingſchmelzen, wie ein weißer Rauch durch zerborſtene Toͤpfe faͤhrt; mit welchem letztern jedoch der weiſ- ſe Nicht, den man in den Oefen ſammlet, da das Silber vom Bleye durch Abreiben geſchieden wird, nicht zu vermengen iſt, indem ſol- cher ein verdickter Bleyrauch iſt. Es muß der Nicht ſchoͤn weiß, lo- ckericht, leicht, trocken, ſauber und zart ſeyn; ſich auch gar leicht zer- reiben laſſen. Dergleichen koͤmmt in
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Tutaneg
Tutie
Sie wird auf verſchiedene Arten,
und aus verſchiedenen Gattungen
von Ruße, oder zu Kohlen ver-
brannten Bohnen bereitet, ſo ohne
und mit wohlriechenden Dingen
vermittelſt eines Gummiwaſſers zu
einem Teige gemacht werden. Die-
ſer Teig wird hernach in hoͤlzernen,
mit eingeſchnittenen Figuren von
verſchiedener Art gezierten Farben
eingedruckt, und alſo zu kleinen,
insgemein viereckigten, etwas laͤn-
gern, als breiten, Taͤfelchen gebildet.
Eigentlich und urſpruͤnglich ruͤhret
ſolche aus China und Japan her;
man machet aber ſolche auch in Eu-
ropa, als in Frankreich, Holland ꝛc.
nach: allein es iſt ein ſehr großer
Unterſchied unter der wahren chine-
ſiſchen, oder japaniſchen, und der
nachgemachten europaͤiſchen Tuſche,
indem jene weit beſſer iſt, als dieſe.
Denn die wahre chineſiſche und ja-
paniſche Tuſche iſt ſehr ſchwarz und
glaͤnzend, hat einen angenehmen Ge-
ruch, und beſteht aus mehr langen
als breiten, nicht ſehr dicken, und
insgemein nur 2 bis 3 Linien dicken
Taͤfelchen, auf welchen allerley chi-
neſiſche und japaniſche Figuren, ins-
gemein Drachen, Voͤgel, Blumen,
und einige chineſiſche, oder japani-
ſche Buchſtaben erhaben ausgedruͤckt
ſind; dahingegen die nachgemach-
te Tuſche mehr grau, als ſchwarz,
und weniger glaͤnzend iſt, einen mehr
unangenehmen, als guten Geruch
hat, und in dickern Tafeln beſteht.
Tutaneg, oder Tuttanego, iſt ein
ganz weißes und ſproͤdes Metall, ſo
aus zwey Theilen Zinn und einem
Theile Wismuth, zuſammen ge-
ſchmolzen, gemacht wird. Jn Oſt-
indien, China und Japan wird da-
mit ein ſehr ſtarker Handel getrie-
ben.
Tutie, oder Ofenbruch, lat. Tutia,
Cadmia fornacum, Flos æris, franz.
Tuthie, oder Tutie, Fleur d’ Airain,
und Cendre de Bronze, ein metalli-
ſcher Ruß, der bey dem Schmelzen
der Zinnkerzte, desgleichen bey Neſ-
ſingwerken, und uͤberhaupt an allen
den Orten, wo Meßing, oder Glo-
ckenſpeiſe geſchmelzet wird, entwe-
der als ein Rauch aufſteigt, und
ſich rund herum in den Ecken der
Oefen, bald hoch, bald niedrig an-
ſetzet; oder auf andere Weiſe, ober,
oder unter den Toͤpfen, worinn die-
ſes Schmelzen geſchieht, geſammlet
wird. Man hat davon dreyerley
Gattungen, die bloß in Anſehung
der Farbe, Schwere, Dichtigkeit,
und des Orts, wo ſie geſammlet
werden, von einander unterſchieden
ſind, naͤmlich 1) die im engern Ver-
ſtande ſogenannte Tutie, lat. Tu-
tia, oder Spodium, mit welchem Na-
men man diejenige Gattung von
Ofenbruch beleget, die lichtgrau,
ſchwer und compact iſt, und bey
dem Schmelzen des Zinkerztes ganz
niedrig an den Ecken des Ofens,
oder oben um die Toͤpfe herum, oder
an dem Deckel bey dem Meßing-
ſchmelzen ſitzt; 2) der Pompholyx,
lat. Pompholyx, welcher mehr licht-
grau, und weniger feſt, als die
vorhergehende Gattung, auch leich-
ter iſt, und in den Huͤttenoͤfen, da
das Zinkerzt geſchmolzen wird, hoͤ-
her hinauf ſitzt; und 3) der Nicht,
oder weiße Nicht, weiße Galmey
und Galmeyflug, lat. Nihil alhum,
franz. Calamine blanche, welcher
ganz weiß, fein, und mehlig iſt,
ganz zu oberſt ſitzt, auch bey dem
Meßingſchmelzen, wie ein weißer
Rauch durch zerborſtene Toͤpfe faͤhrt;
mit welchem letztern jedoch der weiſ-
ſe Nicht, den man in den Oefen
ſammlet, da das Silber vom Bleye
durch Abreiben geſchieden wird,
nicht zu vermengen iſt, indem ſol-
cher ein verdickter Bleyrauch iſt.
Es muß der Nicht ſchoͤn weiß, lo-
ckericht, leicht, trocken, ſauber und
zart ſeyn; ſich auch gar leicht zer-
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