Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wechselbrief
Zahlwoche, oder Bezahlzeit per
Cassa; und, wenn man einander
trauet, und die Zeit es nicht zu-
läßt, die Gelder denselben Tag ab-
zuzählen, giebt man ein Billet über
diejenige Summe, welche einer oder der
andere bezahlen muß, und man bezah-
let, und caßiret solches in der nächst-
folgenden Woche vollends ein.
Wenn auf den letzten Bezahltag
durch Riscontro, oder per Cassa der
Acceptant eines Wechselbriefes nicht
bezahlet: so ist der Jnhaber wegen
Nichtbezahlung zu protestiren ver-
bunden, oder aber er verliert sei-
nen Regreß an den Traßirer. Es
sind aber die Zahltage nach Ver-
schiedenheit der Messen verschieden,
und haben wir den Zahltag der
leipziger, naumburger, braunschwei-
ger, frankfurter am Mayn, und
breßlauer Messen in dem Artikel:
Verfallzeit, angezeiget. 2) Nicht-
meßwechsel,
oder Jrregulierwech-
sel,
lat. Cambium irregulare, wird
derjenige genennet, welcher außer-
halb der Messe geschlossen, oder
außer der Messe gefällig ist. Die-
se Wechsel richten sich nicht nach
dem Wechselcourse, so in Messen ge-
macht werden, sondern nach dem
Laufe der Zeiten und Handlung,
und ob viel oder wenig Geld, oder
Briefe vorhanden sind. Außer den
bisher angeführten verschiedenen
traßirten Wechseln giebt es auch
noch (b) andere Gattungen traßir-
ter Wechsel,
als da sind: a) die
Kronwechsel, eine in Rußland ge-
bräuchliche Art von Wechselbriefen,
wovon der Artikel: Rußland, auf-
zuschlagen ist; b) Rückwechsel, Ge-
genwechsel, Herwechsel, Ricours-
wechsel, siehe Rückwechsel.
c) Auf
Sicht, oder nach Sicht, inglei-
chen stracks Aufsichts, ital. a Vi-
sta
,
oder a Piacere, lautende
Wechsel,
siehe Sicht. Und so viel
von den beyden Hauptgattungen der
Wechsel überhaupt, nämlich den
[Spaltenumbruch]
Wechselbrief
eigenen und traßirten Wechseln.
Die (II) Nebengattungen von Wech-
seln
überhaupt sind: 1) abgedrunge-
ne,
und abgezwungene, oder sonst di-
sputirliche Wechsel,
worunter man
diejenigen versteht, welche jeman-
den zuweilen wol gar von Spitzbu-
ben und Räubern, oder sonst an-
dern Betrügern, abgenöthiget, oder
auf andere Weise mittelst allerhand
betrügerischer und falscher Rechnun-
gen, unter dem Scheine des Rech-
tens abgeschwatzet worden sind.
Wenn selbige auf sich selbst gestel-
let sind, und an Ordre lauten:
so
sind sie, so bald sie der Aussteller
aus der Hand giebt, gefährlich,
weil damit, gleichwie mit andern Sa-
chen und Geldern, gehandelt und
gewandelt werden kann; ein Dritt-
mann aber von dem Wechselbriefe
selbst nicht sehen, noch merken
kann, daß solcher auf eine so ge-
fährliche Weise erpracticiret worden,
der betrügliche Jndossent auch seine
Schande nicht selbst aufdecken, oder
die wahre Beschaffenheit sagen,
sondern vermuthlich im Gegentheile
wol gar bey betrügerischen Juden
und andern judenzenden Helfershel-
fern, mit falschen Jndossementen
sich desfalls zu behelfen trachten
wird. Damit nun alles dieses nicht
geschehen, und sowol der Ausgeber,
als auch ein Drittmann, nicht ge-
fähret seyn möge: so muß der Aus-
geber der Briefe, so bald er Unrath
vermerket, und wenn selbige noch
zu laufen hätten, ohne Zeitverlust
an denjenigen Ort, wo der ver-
meyntliche Jnhaber wohnhaft ist,
oder sich gemeiniglich aufzuhalten
pflegt, dafern eine Börse daselbst
zu befinden, es durch Notarium und
Zeugen, oder einen geschwornen
Mäckler, ausrufen, und jedermän-
niglich bekannt machen lassen, daß,
weil dem N. N. in der und der
Stadt einige Wechselbriefe unter
dem und dem Dato abgezwungen,

oder

[Spaltenumbruch]

Wechſelbrief
Zahlwoche, oder Bezahlzeit per
Caſſa; und, wenn man einander
trauet, und die Zeit es nicht zu-
laͤßt, die Gelder denſelben Tag ab-
zuzaͤhlen, giebt man ein Billet uͤber
diejenige Sum̄e, welche einer oder der
andere bezahlen muß, und man bezah-
let, und caßiret ſolches in der naͤchſt-
folgenden Woche vollends ein.
Wenn auf den letzten Bezahltag
durch Riſcontro, oder per Caſſa der
Acceptant eines Wechſelbriefes nicht
bezahlet: ſo iſt der Jnhaber wegen
Nichtbezahlung zu proteſtiren ver-
bunden, oder aber er verliert ſei-
nen Regreß an den Traßirer. Es
ſind aber die Zahltage nach Ver-
ſchiedenheit der Meſſen verſchieden,
und haben wir den Zahltag der
leipziger, naumburger, braunſchwei-
ger, frankfurter am Mayn, und
breßlauer Meſſen in dem Artikel:
Verfallzeit, angezeiget. 2) Nicht-
meßwechſel,
oder Jrregulierwech-
ſel,
lat. Cambium irregulare, wird
derjenige genennet, welcher außer-
halb der Meſſe geſchloſſen, oder
außer der Meſſe gefaͤllig iſt. Die-
ſe Wechſel richten ſich nicht nach
dem Wechſelcourſe, ſo in Meſſen ge-
macht werden, ſondern nach dem
Laufe der Zeiten und Handlung,
und ob viel oder wenig Geld, oder
Briefe vorhanden ſind. Außer den
bisher angefuͤhrten verſchiedenen
traßirten Wechſeln giebt es auch
noch (b) andere Gattungen traßir-
ter Wechſel,
als da ſind: a) die
Kronwechſel, eine in Rußland ge-
braͤuchliche Art von Wechſelbriefen,
wovon der Artikel: Rußland, auf-
zuſchlagen iſt; b) Ruͤckwechſel, Ge-
genwechſel, Herwechſel, Ricours-
wechſel, ſiehe Ruͤckwechſel.
c) Auf
Sicht, oder nach Sicht, inglei-
chen ſtracks Aufſichts, ital. a Vi-
ſta
,
oder a Piacere, lautende
Wechſel,
ſiehe Sicht. Und ſo viel
von den beyden Hauptgattungen der
Wechſel uͤberhaupt, naͤmlich den
[Spaltenumbruch]
Wechſelbrief
eigenen und traßirten Wechſeln.
Die (II) Nebengattungen von Wech-
ſeln
uͤberhaupt ſind: 1) abgedrunge-
ne,
und abgezwungene, oder ſonſt di-
ſputirliche Wechſel,
worunter man
diejenigen verſteht, welche jeman-
den zuweilen wol gar von Spitzbu-
ben und Raͤubern, oder ſonſt an-
dern Betruͤgern, abgenoͤthiget, oder
auf andere Weiſe mittelſt allerhand
betruͤgeriſcher und falſcher Rechnun-
gen, unter dem Scheine des Rech-
tens abgeſchwatzet worden ſind.
Wenn ſelbige auf ſich ſelbſt geſtel-
let ſind, und an Ordre lauten:
ſo
ſind ſie, ſo bald ſie der Ausſteller
aus der Hand giebt, gefaͤhrlich,
weil damit, gleichwie mit andern Sa-
chen und Geldern, gehandelt und
gewandelt werden kann; ein Dritt-
mann aber von dem Wechſelbriefe
ſelbſt nicht ſehen, noch merken
kann, daß ſolcher auf eine ſo ge-
faͤhrliche Weiſe erpracticiret worden,
der betruͤgliche Jndoſſent auch ſeine
Schande nicht ſelbſt aufdecken, oder
die wahre Beſchaffenheit ſagen,
ſondern vermuthlich im Gegentheile
wol gar bey betruͤgeriſchen Juden
und andern judenzenden Helfershel-
fern, mit falſchen Jndoſſementen
ſich desfalls zu behelfen trachten
wird. Damit nun alles dieſes nicht
geſchehen, und ſowol der Ausgeber,
als auch ein Drittmann, nicht ge-
faͤhret ſeyn moͤge: ſo muß der Aus-
geber der Briefe, ſo bald er Unrath
vermerket, und wenn ſelbige noch
zu laufen haͤtten, ohne Zeitverluſt
an denjenigen Ort, wo der ver-
meyntliche Jnhaber wohnhaft iſt,
oder ſich gemeiniglich aufzuhalten
pflegt, dafern eine Boͤrſe daſelbſt
zu befinden, es durch Notarium und
Zeugen, oder einen geſchwornen
Maͤckler, ausrufen, und jedermaͤn-
niglich bekannt machen laſſen, daß,
weil dem N. N. in der und der
Stadt einige Wechſelbriefe unter
dem und dem Dato abgezwungen,

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0344" n="[338]"/><cb n="675"/><fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elbrief</fw><lb/>
Zahlwoche, oder Bezahlzeit per<lb/>
Ca&#x017F;&#x017F;a; und, wenn man einander<lb/>
trauet, und die Zeit es nicht zu-<lb/>
la&#x0364;ßt, die Gelder den&#x017F;elben Tag ab-<lb/>
zuza&#x0364;hlen, giebt man ein Billet u&#x0364;ber<lb/>
diejenige Sum&#x0304;e, welche einer oder der<lb/>
andere bezahlen muß, und man bezah-<lb/>
let, und caßiret &#x017F;olches in der na&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
folgenden Woche vollends ein.<lb/>
Wenn auf den letzten Bezahltag<lb/>
durch Ri&#x017F;contro, oder per Ca&#x017F;&#x017F;a der<lb/>
Acceptant eines Wech&#x017F;elbriefes nicht<lb/>
bezahlet: &#x017F;o i&#x017F;t der Jnhaber wegen<lb/>
Nichtbezahlung zu prote&#x017F;tiren ver-<lb/>
bunden, oder aber er verliert &#x017F;ei-<lb/>
nen Regreß an den Traßirer. Es<lb/>
&#x017F;ind aber die <hi rendition="#fr">Zahltage</hi> nach Ver-<lb/>
&#x017F;chiedenheit der Me&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chieden,<lb/>
und haben wir den Zahltag der<lb/>
leipziger, naumburger, braun&#x017F;chwei-<lb/>
ger, frankfurter am Mayn, und<lb/>
breßlauer Me&#x017F;&#x017F;en in dem Artikel:<lb/><hi rendition="#fr">Verfallzeit,</hi> angezeiget. 2) <hi rendition="#fr">Nicht-<lb/>
meßwech&#x017F;el,</hi> oder <hi rendition="#fr">Jrregulierwech-<lb/>
&#x017F;el,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cambium irregulare</hi>,</hi> wird<lb/>
derjenige genennet, welcher außer-<lb/>
halb der Me&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
außer der Me&#x017F;&#x017F;e gefa&#x0364;llig i&#x017F;t. Die-<lb/>
&#x017F;e Wech&#x017F;el richten &#x017F;ich nicht nach<lb/>
dem Wech&#x017F;elcour&#x017F;e, &#x017F;o in Me&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
macht werden, &#x017F;ondern nach dem<lb/>
Laufe der Zeiten und Handlung,<lb/>
und ob viel oder wenig Geld, oder<lb/>
Briefe vorhanden &#x017F;ind. Außer den<lb/>
bisher angefu&#x0364;hrten ver&#x017F;chiedenen<lb/>
traßirten Wech&#x017F;eln giebt es auch<lb/>
noch (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">andere Gattungen traßir-<lb/>
ter Wech&#x017F;el,</hi> als da &#x017F;ind: a) die<lb/><hi rendition="#fr">Kronwech&#x017F;el,</hi> eine in Rußland ge-<lb/>
bra&#x0364;uchliche Art von Wech&#x017F;elbriefen,<lb/>
wovon der Artikel: <hi rendition="#fr">Rußland,</hi> auf-<lb/>
zu&#x017F;chlagen i&#x017F;t; b) <hi rendition="#fr">Ru&#x0364;ckwech&#x017F;el, Ge-<lb/>
genwech&#x017F;el, Herwech&#x017F;el, Ricours-<lb/>
wech&#x017F;el, &#x017F;iehe Ru&#x0364;ckwech&#x017F;el.</hi> c) Auf<lb/><hi rendition="#fr">Sicht,</hi> oder <hi rendition="#fr">nach Sicht,</hi> inglei-<lb/>
chen <hi rendition="#fr">&#x017F;tracks Auf&#x017F;ichts,</hi> ital. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a Vi-<lb/>
&#x017F;ta</hi>,</hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a Piacere</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">lautende<lb/>
Wech&#x017F;el,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Sicht.</hi> Und &#x017F;o viel<lb/>
von den beyden Hauptgattungen der<lb/>
Wech&#x017F;el u&#x0364;berhaupt, na&#x0364;mlich den<lb/><cb n="676"/>
<fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elbrief</fw><lb/>
eigenen und traßirten Wech&#x017F;eln.<lb/>
Die (<hi rendition="#aq">II</hi>) <hi rendition="#fr">Nebengattungen von Wech-<lb/>
&#x017F;eln</hi> u&#x0364;berhaupt &#x017F;ind: 1) <hi rendition="#fr">abgedrunge-<lb/>
ne,</hi> und <hi rendition="#fr">abgezwungene,</hi> oder &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#fr">di-<lb/>
&#x017F;putirliche Wech&#x017F;el,</hi> worunter man<lb/>
diejenigen ver&#x017F;teht, welche jeman-<lb/>
den zuweilen wol gar von Spitzbu-<lb/>
ben und Ra&#x0364;ubern, oder &#x017F;on&#x017F;t an-<lb/>
dern Betru&#x0364;gern, abgeno&#x0364;thiget, oder<lb/>
auf andere Wei&#x017F;e mittel&#x017F;t allerhand<lb/>
betru&#x0364;geri&#x017F;cher und fal&#x017F;cher Rechnun-<lb/>
gen, unter dem Scheine des Rech-<lb/>
tens abge&#x017F;chwatzet worden &#x017F;ind.<lb/>
Wenn &#x017F;elbige <hi rendition="#fr">auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tel-<lb/>
let &#x017F;ind, und an Ordre lauten:</hi> &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie, &#x017F;o bald &#x017F;ie der Aus&#x017F;teller<lb/>
aus der Hand giebt, gefa&#x0364;hrlich,<lb/>
weil damit, gleichwie mit andern Sa-<lb/>
chen und Geldern, gehandelt und<lb/>
gewandelt werden kann; ein Dritt-<lb/>
mann aber von dem Wech&#x017F;elbriefe<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;ehen, noch merken<lb/>
kann, daß &#x017F;olcher auf eine &#x017F;o ge-<lb/>
fa&#x0364;hrliche Wei&#x017F;e erpracticiret worden,<lb/>
der betru&#x0364;gliche Jndo&#x017F;&#x017F;ent auch &#x017F;eine<lb/>
Schande nicht &#x017F;elb&#x017F;t aufdecken, oder<lb/>
die wahre Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;agen,<lb/>
&#x017F;ondern vermuthlich im Gegentheile<lb/>
wol gar bey betru&#x0364;geri&#x017F;chen Juden<lb/>
und andern judenzenden Helfershel-<lb/>
fern, mit fal&#x017F;chen Jndo&#x017F;&#x017F;ementen<lb/>
&#x017F;ich desfalls zu behelfen trachten<lb/>
wird. Damit nun alles die&#x017F;es nicht<lb/>
ge&#x017F;chehen, und &#x017F;owol der Ausgeber,<lb/>
als auch ein Drittmann, nicht ge-<lb/>
fa&#x0364;hret &#x017F;eyn mo&#x0364;ge: &#x017F;o muß der Aus-<lb/>
geber der Briefe, &#x017F;o bald er Unrath<lb/>
vermerket, und wenn &#x017F;elbige noch<lb/>
zu laufen ha&#x0364;tten, ohne Zeitverlu&#x017F;t<lb/>
an denjenigen Ort, wo der ver-<lb/>
meyntliche Jnhaber wohnhaft i&#x017F;t,<lb/>
oder &#x017F;ich gemeiniglich aufzuhalten<lb/>
pflegt, dafern eine Bo&#x0364;r&#x017F;e da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu befinden, es durch Notarium und<lb/>
Zeugen, oder einen ge&#x017F;chwornen<lb/>
Ma&#x0364;ckler, ausrufen, und jederma&#x0364;n-<lb/>
niglich bekannt machen la&#x017F;&#x017F;en, daß,<lb/>
weil dem N. N. in der und der<lb/>
Stadt einige Wech&#x017F;elbriefe unter<lb/>
dem und dem Dato abgezwungen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[338]/0344] Wechſelbrief Wechſelbrief Zahlwoche, oder Bezahlzeit per Caſſa; und, wenn man einander trauet, und die Zeit es nicht zu- laͤßt, die Gelder denſelben Tag ab- zuzaͤhlen, giebt man ein Billet uͤber diejenige Sum̄e, welche einer oder der andere bezahlen muß, und man bezah- let, und caßiret ſolches in der naͤchſt- folgenden Woche vollends ein. Wenn auf den letzten Bezahltag durch Riſcontro, oder per Caſſa der Acceptant eines Wechſelbriefes nicht bezahlet: ſo iſt der Jnhaber wegen Nichtbezahlung zu proteſtiren ver- bunden, oder aber er verliert ſei- nen Regreß an den Traßirer. Es ſind aber die Zahltage nach Ver- ſchiedenheit der Meſſen verſchieden, und haben wir den Zahltag der leipziger, naumburger, braunſchwei- ger, frankfurter am Mayn, und breßlauer Meſſen in dem Artikel: Verfallzeit, angezeiget. 2) Nicht- meßwechſel, oder Jrregulierwech- ſel, lat. Cambium irregulare, wird derjenige genennet, welcher außer- halb der Meſſe geſchloſſen, oder außer der Meſſe gefaͤllig iſt. Die- ſe Wechſel richten ſich nicht nach dem Wechſelcourſe, ſo in Meſſen ge- macht werden, ſondern nach dem Laufe der Zeiten und Handlung, und ob viel oder wenig Geld, oder Briefe vorhanden ſind. Außer den bisher angefuͤhrten verſchiedenen traßirten Wechſeln giebt es auch noch (b) andere Gattungen traßir- ter Wechſel, als da ſind: a) die Kronwechſel, eine in Rußland ge- braͤuchliche Art von Wechſelbriefen, wovon der Artikel: Rußland, auf- zuſchlagen iſt; b) Ruͤckwechſel, Ge- genwechſel, Herwechſel, Ricours- wechſel, ſiehe Ruͤckwechſel. c) Auf Sicht, oder nach Sicht, inglei- chen ſtracks Aufſichts, ital. a Vi- ſta, oder a Piacere, lautende Wechſel, ſiehe Sicht. Und ſo viel von den beyden Hauptgattungen der Wechſel uͤberhaupt, naͤmlich den eigenen und traßirten Wechſeln. Die (II) Nebengattungen von Wech- ſeln uͤberhaupt ſind: 1) abgedrunge- ne, und abgezwungene, oder ſonſt di- ſputirliche Wechſel, worunter man diejenigen verſteht, welche jeman- den zuweilen wol gar von Spitzbu- ben und Raͤubern, oder ſonſt an- dern Betruͤgern, abgenoͤthiget, oder auf andere Weiſe mittelſt allerhand betruͤgeriſcher und falſcher Rechnun- gen, unter dem Scheine des Rech- tens abgeſchwatzet worden ſind. Wenn ſelbige auf ſich ſelbſt geſtel- let ſind, und an Ordre lauten: ſo ſind ſie, ſo bald ſie der Ausſteller aus der Hand giebt, gefaͤhrlich, weil damit, gleichwie mit andern Sa- chen und Geldern, gehandelt und gewandelt werden kann; ein Dritt- mann aber von dem Wechſelbriefe ſelbſt nicht ſehen, noch merken kann, daß ſolcher auf eine ſo ge- faͤhrliche Weiſe erpracticiret worden, der betruͤgliche Jndoſſent auch ſeine Schande nicht ſelbſt aufdecken, oder die wahre Beſchaffenheit ſagen, ſondern vermuthlich im Gegentheile wol gar bey betruͤgeriſchen Juden und andern judenzenden Helfershel- fern, mit falſchen Jndoſſementen ſich desfalls zu behelfen trachten wird. Damit nun alles dieſes nicht geſchehen, und ſowol der Ausgeber, als auch ein Drittmann, nicht ge- faͤhret ſeyn moͤge: ſo muß der Aus- geber der Briefe, ſo bald er Unrath vermerket, und wenn ſelbige noch zu laufen haͤtten, ohne Zeitverluſt an denjenigen Ort, wo der ver- meyntliche Jnhaber wohnhaft iſt, oder ſich gemeiniglich aufzuhalten pflegt, dafern eine Boͤrſe daſelbſt zu befinden, es durch Notarium und Zeugen, oder einen geſchwornen Maͤckler, ausrufen, und jedermaͤn- niglich bekannt machen laſſen, daß, weil dem N. N. in der und der Stadt einige Wechſelbriefe unter dem und dem Dato abgezwungen, oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/344
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/344>, abgerufen am 22.12.2024.