Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wechselbrief
oder sonst betrüglicher und gefährli-
cher Weise, und aus keinem andern
Grunde von ihm an den N. N. aus-
gegeben worden, er deswegen einen
jeden Negotianten hiermit gewar-
net haben wolle, dergleichen Wech-
selbriefe nicht einzuhandeln; im-
maßen sonst der Drittmann zu kurz
kommen würde, weil der Ausgeber
und Jnhaber deshalber in großen
Dispüt gerathen wären. Jnson-
derheit soll er dieses auch in der
Juden-Synagoge, wo dergleichen
vorhanden, öffentlich ausrufen las-
sen, weil es unter den Juden sehr
viele giebt, die sich um einen klei-
nen Gewinnst mit falschen Jndosse-
menten behelfen. Es ist ingleichen
wohl gethan, wenn der Ausgeber
es in die öffentlichen Zeitungen setzen
läßt, damit auch andere außer die-
sen, gewarnet werden mögen. Und
ist gar kein Zweifel, daß, wenn
hernach dem ungeachtet ein Dritter
denselben eingehandelt, solcher sich
zuförderst eidlich reinigen müsse, ob
er nicht von demjenigen, was in den
Zeitungen, oder sonst öffentlich be-
kannt gemacht worden, Wissen-
schaft gehabt habe. Bey traßirten
Wechselbriefen
aber muß der Tras-
sirer, wenn dieselben nicht aller-
dings richtig sind, ungesäumt, und
mit allem Eifer sich bestreben, daß
die Acceptation derselben an dem be-
stimmten Zahlungsorte zu rechter
Zeit contremandiret und verhindert
werde. Er muß auch, wenn noch
der geringste Zweifel obwaltet, die
sogenannten Avisbriefe, als welche
der Grund der Acceptationen sind,
so lange zurück halten, bis derselbe
gehoben, und alles ganz hell und
klar ist. 2) Bastardwechsel, oder
unerlaubte Wechsel, siehe Ba-
stardwechsel. 3) Bedingte Wech-
sel,
oder conditionirte Wechsel,
lat. Litterae cambiales conditione
aliqua circumscriptae
,
da sich der
Geber des Wechsels nicht schlecht-
[Spaltenumbruch]
Wechselbrief
hin, sondern unter sichern Bedin-
gungen (z. E. bey Ankunft eines ge-
wissen Schiffes, oder gewisser Gü-
ter, u. s. w.) zur Zahlung der
Summe, welche im Wechsel ent-
halten ist, verbindlich machet. Bey
dergleichen ist wohl zu merken, daß,
gleich wie sonst in Wechseln alles
deutlich und klar auszudrücken, al-
so auch insbesondere bey diesen be-
dingten Wechseln, zu Verhütung al-
lerhand besorglicher Zänkereyen, die
stipulirte Bedingung, unter wel-
cher der Bezogene den Wechselbrief
bezahlen soll, fein deutlich und rund
müsse ausgedrücket werden. Wenn
nun dieselbe Bedingung durch den
Jnhaber entweder wirklich erfüllet,
oder doch zu leisten erboten worden,
(maßen eine Bedingung, welche
durch des Gegentheils Schuld von
dem Versprecher nicht kann erfüllet
werden, dennoch so gut, als erfül-
let, anzusehen,) so muß der Acce-
ptant, oder, in Briefen auf sich
selbst, der Traßirer durchaus bezah-
len. Jm Gegentheile, wenn die
Bedingung auf keine Art und Wei-
se nach dem Sinne und der Willens-
meynung der Contrahenten erfüllet
worden; so ist ein dergleichen Wech-
selbrief in der That selbst für mor-
tificiret und erloschen zu achten. Und
Falls die stipulirte und zu erfüllen
möglich gewesene Bedingung von
des Acceptantens, oder in eigenen
Wechselbriefen des Traßirers, we-
gen durchaus zu leisten gewesen: so
ist der Jnhaber noch dazu den er-
weislichen Schaden und das Jn-
teresse wegen der von ihm nicht er-
fülleten Bedingung zu ersetzen schul-
dig. Zu diesen bedingten Wechseln
gehören a) die Assecuranzwechsel,
oder assecurirten, oder versicher-
ten Wechsel,
siehe Assecuranzbrie-
fe;
b) die Bodmereywechsel, oder
Seewechsel, siehe Bodmereybrie-
fe;
und c) die Sponsionen- und
Wettenwechsel, welche letzten je-

doch
Y 2

[Spaltenumbruch]

Wechſelbrief
oder ſonſt betruͤglicher und gefaͤhrli-
cher Weiſe, und aus keinem andern
Grunde von ihm an den N. N. aus-
gegeben worden, er deswegen einen
jeden Negotianten hiermit gewar-
net haben wolle, dergleichen Wech-
ſelbriefe nicht einzuhandeln; im-
maßen ſonſt der Drittmann zu kurz
kommen wuͤrde, weil der Ausgeber
und Jnhaber deshalber in großen
Diſpuͤt gerathen waͤren. Jnſon-
derheit ſoll er dieſes auch in der
Juden-Synagoge, wo dergleichen
vorhanden, oͤffentlich ausrufen laſ-
ſen, weil es unter den Juden ſehr
viele giebt, die ſich um einen klei-
nen Gewinnſt mit falſchen Jndoſſe-
menten behelfen. Es iſt ingleichen
wohl gethan, wenn der Ausgeber
es in die oͤffentlichen Zeitungen ſetzen
laͤßt, damit auch andere außer die-
ſen, gewarnet werden moͤgen. Und
iſt gar kein Zweifel, daß, wenn
hernach dem ungeachtet ein Dritter
denſelben eingehandelt, ſolcher ſich
zufoͤrderſt eidlich reinigen muͤſſe, ob
er nicht von demjenigen, was in den
Zeitungen, oder ſonſt oͤffentlich be-
kannt gemacht worden, Wiſſen-
ſchaft gehabt habe. Bey traßirten
Wechſelbriefen
aber muß der Traſ-
ſirer, wenn dieſelben nicht aller-
dings richtig ſind, ungeſaͤumt, und
mit allem Eifer ſich beſtreben, daß
die Acceptation derſelben an dem be-
ſtimmten Zahlungsorte zu rechter
Zeit contremandiret und verhindert
werde. Er muß auch, wenn noch
der geringſte Zweifel obwaltet, die
ſogenannten Avisbriefe, als welche
der Grund der Acceptationen ſind,
ſo lange zuruͤck halten, bis derſelbe
gehoben, und alles ganz hell und
klar iſt. 2) Baſtardwechſel, oder
unerlaubte Wechſel, ſiehe Ba-
ſtardwechſel. 3) Bedingte Wech-
ſel,
oder conditionirte Wechſel,
lat. Litteræ cambiales conditione
aliqua circumſcriptæ
,
da ſich der
Geber des Wechſels nicht ſchlecht-
[Spaltenumbruch]
Wechſelbrief
hin, ſondern unter ſichern Bedin-
gungen (z. E. bey Ankunft eines ge-
wiſſen Schiffes, oder gewiſſer Guͤ-
ter, u. ſ. w.) zur Zahlung der
Summe, welche im Wechſel ent-
halten iſt, verbindlich machet. Bey
dergleichen iſt wohl zu merken, daß,
gleich wie ſonſt in Wechſeln alles
deutlich und klar auszudruͤcken, al-
ſo auch insbeſondere bey dieſen be-
dingten Wechſeln, zu Verhuͤtung al-
lerhand beſorglicher Zaͤnkereyen, die
ſtipulirte Bedingung, unter wel-
cher der Bezogene den Wechſelbrief
bezahlen ſoll, fein deutlich und rund
muͤſſe ausgedruͤcket werden. Wenn
nun dieſelbe Bedingung durch den
Jnhaber entweder wirklich erfuͤllet,
oder doch zu leiſten erboten worden,
(maßen eine Bedingung, welche
durch des Gegentheils Schuld von
dem Verſprecher nicht kann erfuͤllet
werden, dennoch ſo gut, als erfuͤl-
let, anzuſehen,) ſo muß der Acce-
ptant, oder, in Briefen auf ſich
ſelbſt, der Traßirer durchaus bezah-
len. Jm Gegentheile, wenn die
Bedingung auf keine Art und Wei-
ſe nach dem Sinne und der Willens-
meynung der Contrahenten erfuͤllet
worden; ſo iſt ein dergleichen Wech-
ſelbrief in der That ſelbſt fuͤr mor-
tificiret und erloſchen zu achten. Und
Falls die ſtipulirte und zu erfuͤllen
moͤglich geweſene Bedingung von
des Acceptantens, oder in eigenen
Wechſelbriefen des Traßirers, we-
gen durchaus zu leiſten geweſen: ſo
iſt der Jnhaber noch dazu den er-
weislichen Schaden und das Jn-
tereſſe wegen der von ihm nicht er-
fuͤlleten Bedingung zu erſetzen ſchul-
dig. Zu dieſen bedingten Wechſeln
gehoͤren a) die Aſſecuranzwechſel,
oder aſſecurirten, oder verſicher-
ten Wechſel,
ſiehe Aſſecuranzbrie-
fe;
b) die Bodmereywechſel, oder
Seewechſel, ſiehe Bodmereybrie-
fe;
und c) die Sponſionen- und
Wettenwechſel, welche letzten je-

doch
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0345" n="[339]"/><cb n="677"/><fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elbrief</fw><lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t betru&#x0364;glicher und gefa&#x0364;hrli-<lb/>
cher Wei&#x017F;e, und aus keinem andern<lb/>
Grunde von ihm an den N. N. aus-<lb/>
gegeben worden, er deswegen einen<lb/>
jeden Negotianten hiermit gewar-<lb/>
net haben wolle, dergleichen Wech-<lb/>
&#x017F;elbriefe nicht einzuhandeln; im-<lb/>
maßen &#x017F;on&#x017F;t der Drittmann zu kurz<lb/>
kommen wu&#x0364;rde, weil der Ausgeber<lb/>
und Jnhaber deshalber in großen<lb/>
Di&#x017F;pu&#x0364;t gerathen wa&#x0364;ren. Jn&#x017F;on-<lb/>
derheit &#x017F;oll er die&#x017F;es auch in der<lb/>
Juden-Synagoge, wo dergleichen<lb/>
vorhanden, o&#x0364;ffentlich ausrufen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, weil es unter den Juden &#x017F;ehr<lb/>
viele giebt, die &#x017F;ich um einen klei-<lb/>
nen Gewinn&#x017F;t mit fal&#x017F;chen Jndo&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
menten behelfen. Es i&#x017F;t ingleichen<lb/>
wohl gethan, wenn der Ausgeber<lb/>
es in die o&#x0364;ffentlichen Zeitungen &#x017F;etzen<lb/>
la&#x0364;ßt, damit auch andere außer die-<lb/>
&#x017F;en, gewarnet werden mo&#x0364;gen. Und<lb/>
i&#x017F;t gar kein Zweifel, daß, wenn<lb/>
hernach dem ungeachtet ein Dritter<lb/>
den&#x017F;elben eingehandelt, &#x017F;olcher &#x017F;ich<lb/>
zufo&#x0364;rder&#x017F;t eidlich reinigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, ob<lb/>
er nicht von demjenigen, was in den<lb/>
Zeitungen, oder &#x017F;on&#x017F;t o&#x0364;ffentlich be-<lb/>
kannt gemacht worden, Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft gehabt habe. Bey <hi rendition="#fr">traßirten<lb/>
Wech&#x017F;elbriefen</hi> aber muß der Tra&#x017F;-<lb/>
&#x017F;irer, wenn die&#x017F;elben nicht aller-<lb/>
dings richtig &#x017F;ind, unge&#x017F;a&#x0364;umt, und<lb/>
mit allem Eifer &#x017F;ich be&#x017F;treben, daß<lb/>
die Acceptation der&#x017F;elben an dem be-<lb/>
&#x017F;timmten Zahlungsorte zu rechter<lb/>
Zeit contremandiret und verhindert<lb/>
werde. Er muß auch, wenn noch<lb/>
der gering&#x017F;te Zweifel obwaltet, die<lb/>
&#x017F;ogenannten Avisbriefe, als welche<lb/>
der Grund der Acceptationen &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;o lange zuru&#x0364;ck halten, bis der&#x017F;elbe<lb/>
gehoben, und alles ganz hell und<lb/>
klar i&#x017F;t. 2) <hi rendition="#fr">Ba&#x017F;tardwech&#x017F;el,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">unerlaubte Wech&#x017F;el,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Ba-<lb/>
&#x017F;tardwech&#x017F;el. 3) Bedingte Wech-<lb/>
&#x017F;el,</hi> oder <hi rendition="#fr">conditionirte Wech&#x017F;el,</hi><lb/>
lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Litteræ cambiales conditione<lb/>
aliqua circum&#x017F;criptæ</hi>,</hi> da &#x017F;ich der<lb/>
Geber des Wech&#x017F;els nicht &#x017F;chlecht-<lb/><cb n="678"/>
<fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elbrief</fw><lb/>
hin, &#x017F;ondern unter &#x017F;ichern Bedin-<lb/>
gungen (z. E. bey Ankunft eines ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Schiffes, oder gewi&#x017F;&#x017F;er Gu&#x0364;-<lb/>
ter, u. &#x017F;. w.) zur Zahlung der<lb/>
Summe, welche im Wech&#x017F;el ent-<lb/>
halten i&#x017F;t, verbindlich machet. Bey<lb/>
dergleichen i&#x017F;t wohl zu merken, daß,<lb/>
gleich wie &#x017F;on&#x017F;t in Wech&#x017F;eln alles<lb/>
deutlich und klar auszudru&#x0364;cken, al-<lb/>
&#x017F;o auch insbe&#x017F;ondere bey die&#x017F;en be-<lb/>
dingten Wech&#x017F;eln, zu Verhu&#x0364;tung al-<lb/>
lerhand be&#x017F;orglicher Za&#x0364;nkereyen, die<lb/>
&#x017F;tipulirte Bedingung, unter wel-<lb/>
cher der Bezogene den Wech&#x017F;elbrief<lb/>
bezahlen &#x017F;oll, fein deutlich und rund<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ausgedru&#x0364;cket werden. Wenn<lb/>
nun die&#x017F;elbe Bedingung durch den<lb/>
Jnhaber entweder wirklich erfu&#x0364;llet,<lb/>
oder doch zu lei&#x017F;ten erboten worden,<lb/>
(maßen eine Bedingung, welche<lb/>
durch des Gegentheils Schuld von<lb/>
dem Ver&#x017F;precher nicht kann erfu&#x0364;llet<lb/>
werden, dennoch &#x017F;o gut, als erfu&#x0364;l-<lb/>
let, anzu&#x017F;ehen,) &#x017F;o muß der Acce-<lb/>
ptant, oder, in Briefen auf &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, der Traßirer durchaus bezah-<lb/>
len. Jm Gegentheile, wenn die<lb/>
Bedingung auf keine Art und Wei-<lb/>
&#x017F;e nach dem Sinne und der Willens-<lb/>
meynung der Contrahenten erfu&#x0364;llet<lb/>
worden; &#x017F;o i&#x017F;t ein dergleichen Wech-<lb/>
&#x017F;elbrief in der That &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r mor-<lb/>
tificiret und erlo&#x017F;chen zu achten. Und<lb/>
Falls die &#x017F;tipulirte und zu erfu&#x0364;llen<lb/>
mo&#x0364;glich gewe&#x017F;ene Bedingung von<lb/>
des Acceptantens, oder in eigenen<lb/>
Wech&#x017F;elbriefen des Traßirers, we-<lb/>
gen durchaus zu lei&#x017F;ten gewe&#x017F;en: &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t der Jnhaber noch dazu den er-<lb/>
weislichen Schaden und das Jn-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;e wegen der von ihm nicht er-<lb/>
fu&#x0364;lleten Bedingung zu er&#x017F;etzen &#x017F;chul-<lb/>
dig. Zu die&#x017F;en bedingten Wech&#x017F;eln<lb/>
geho&#x0364;ren <hi rendition="#aq">a</hi>) die <hi rendition="#fr">A&#x017F;&#x017F;ecuranzwech&#x017F;el,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">a&#x017F;&#x017F;ecurirten,</hi> oder <hi rendition="#fr">ver&#x017F;icher-<lb/>
ten Wech&#x017F;el,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">A&#x017F;&#x017F;ecuranzbrie-<lb/>
fe;</hi> <hi rendition="#aq">b</hi>) die <hi rendition="#fr">Bodmereywech&#x017F;el,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Seewech&#x017F;el,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Bodmereybrie-<lb/>
fe;</hi> und <hi rendition="#aq">c</hi>) die <hi rendition="#fr">Spon&#x017F;ionen-</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Wettenwech&#x017F;el,</hi> welche letzten je-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[339]/0345] Wechſelbrief Wechſelbrief oder ſonſt betruͤglicher und gefaͤhrli- cher Weiſe, und aus keinem andern Grunde von ihm an den N. N. aus- gegeben worden, er deswegen einen jeden Negotianten hiermit gewar- net haben wolle, dergleichen Wech- ſelbriefe nicht einzuhandeln; im- maßen ſonſt der Drittmann zu kurz kommen wuͤrde, weil der Ausgeber und Jnhaber deshalber in großen Diſpuͤt gerathen waͤren. Jnſon- derheit ſoll er dieſes auch in der Juden-Synagoge, wo dergleichen vorhanden, oͤffentlich ausrufen laſ- ſen, weil es unter den Juden ſehr viele giebt, die ſich um einen klei- nen Gewinnſt mit falſchen Jndoſſe- menten behelfen. Es iſt ingleichen wohl gethan, wenn der Ausgeber es in die oͤffentlichen Zeitungen ſetzen laͤßt, damit auch andere außer die- ſen, gewarnet werden moͤgen. Und iſt gar kein Zweifel, daß, wenn hernach dem ungeachtet ein Dritter denſelben eingehandelt, ſolcher ſich zufoͤrderſt eidlich reinigen muͤſſe, ob er nicht von demjenigen, was in den Zeitungen, oder ſonſt oͤffentlich be- kannt gemacht worden, Wiſſen- ſchaft gehabt habe. Bey traßirten Wechſelbriefen aber muß der Traſ- ſirer, wenn dieſelben nicht aller- dings richtig ſind, ungeſaͤumt, und mit allem Eifer ſich beſtreben, daß die Acceptation derſelben an dem be- ſtimmten Zahlungsorte zu rechter Zeit contremandiret und verhindert werde. Er muß auch, wenn noch der geringſte Zweifel obwaltet, die ſogenannten Avisbriefe, als welche der Grund der Acceptationen ſind, ſo lange zuruͤck halten, bis derſelbe gehoben, und alles ganz hell und klar iſt. 2) Baſtardwechſel, oder unerlaubte Wechſel, ſiehe Ba- ſtardwechſel. 3) Bedingte Wech- ſel, oder conditionirte Wechſel, lat. Litteræ cambiales conditione aliqua circumſcriptæ, da ſich der Geber des Wechſels nicht ſchlecht- hin, ſondern unter ſichern Bedin- gungen (z. E. bey Ankunft eines ge- wiſſen Schiffes, oder gewiſſer Guͤ- ter, u. ſ. w.) zur Zahlung der Summe, welche im Wechſel ent- halten iſt, verbindlich machet. Bey dergleichen iſt wohl zu merken, daß, gleich wie ſonſt in Wechſeln alles deutlich und klar auszudruͤcken, al- ſo auch insbeſondere bey dieſen be- dingten Wechſeln, zu Verhuͤtung al- lerhand beſorglicher Zaͤnkereyen, die ſtipulirte Bedingung, unter wel- cher der Bezogene den Wechſelbrief bezahlen ſoll, fein deutlich und rund muͤſſe ausgedruͤcket werden. Wenn nun dieſelbe Bedingung durch den Jnhaber entweder wirklich erfuͤllet, oder doch zu leiſten erboten worden, (maßen eine Bedingung, welche durch des Gegentheils Schuld von dem Verſprecher nicht kann erfuͤllet werden, dennoch ſo gut, als erfuͤl- let, anzuſehen,) ſo muß der Acce- ptant, oder, in Briefen auf ſich ſelbſt, der Traßirer durchaus bezah- len. Jm Gegentheile, wenn die Bedingung auf keine Art und Wei- ſe nach dem Sinne und der Willens- meynung der Contrahenten erfuͤllet worden; ſo iſt ein dergleichen Wech- ſelbrief in der That ſelbſt fuͤr mor- tificiret und erloſchen zu achten. Und Falls die ſtipulirte und zu erfuͤllen moͤglich geweſene Bedingung von des Acceptantens, oder in eigenen Wechſelbriefen des Traßirers, we- gen durchaus zu leiſten geweſen: ſo iſt der Jnhaber noch dazu den er- weislichen Schaden und das Jn- tereſſe wegen der von ihm nicht er- fuͤlleten Bedingung zu erſetzen ſchul- dig. Zu dieſen bedingten Wechſeln gehoͤren a) die Aſſecuranzwechſel, oder aſſecurirten, oder verſicher- ten Wechſel, ſiehe Aſſecuranzbrie- fe; b) die Bodmereywechſel, oder Seewechſel, ſiehe Bodmereybrie- fe; und c) die Sponſionen- und Wettenwechſel, welche letzten je- doch Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/345
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [339]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/345>, abgerufen am 22.12.2024.