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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Weinhandel
sondern auch stärker wird. End-
lich so besteht die zum Weinhandel nö-
thige Kenntniß, 4) in den Mitteln,
wie man den Weinen einen sonder-
baren guten Geschmack geben solle;

5) in der Art und Weise, wie man
die Weine verschneiden,
das ist, mit
andern Weinen versetzen, oder, deut-
licher zu reden, brauen, müsse, welches
eben machet, daß die Weinschenken
so reich werden; u. s. w. Dieses
leitet uns nun auf den (IV) Betrug,
so bey dem Weinhandel
vorgeht.
Selbiger wird begangen, entweder
(1) von den Schiffern, oder Fuhr-
leuten,
die den Wein mit Wasser
verfälschen, nachdem sie eine gute
Portion abgezapfet haben; oder von
den Weinhändlern selbst, wenn sie
die guten Weine auf vielerley Ma-
nier umtaufen, auch wol gar sol-
che Jngredienzen zu ihrer Wein-
brauerey nehmen, welche sowol der
Gesundheit, als dem Leben der
Menschen schädlich sind, dergleichen
z. E. die Silberglätte ist, womit
betrügliche Weinschenken die sauern
Weine süße machen, siehe Glette.
Es wird auch betrüglich im Wein-
handel verfahren, wenn man schlech-
te Weine für gute, geschmierte für
reine, Frankenwein für Rheinwein,
Landwein für Champagner, Rosi-
nenwein für Ungarischen, oder Jta-
lienischen und Spanischen verkaufet.
Bis hieher haben wir von dem
Weinhandel überhaupt geredet,
nunmehr aber kommen wir insbeson-
dere zu dem (V) Weinhandel in
den Weinländern,
(das ist, wo
häufig Wein wächst, und von da
verführet wird,) als in welchen der
Weinhandel, vorzüglich im Gan-
zen, hauptsächlich floriret. Ob wir
nun gleich solche bereits im Artikel;
Wein, angezeiget haben: so müs-
sen wir doch nothwendig hier in-
sonderheit von dem dasigen Handel
mit ihren Weinen reden. Wir fol-
gen der in nur gedachtem Artikel
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Weinhandel
erwählten Ordnung, und kommen
folglich auf (1) Jtalien, obwol
hier die Handlung mit den Land-
weinen nach auswärtigen Ländern,
nicht groß ist, indem die Jtaliener
mit ihren Weinen mehr Geschenke
machen, als daß sie eine ordentli-
che Handlung damit treiben sollten.
Das, was davon nach Deutsch-
land gebracht wird, kömmt gera-
des Weges über Tyrol dahin. Jn
(2) Frankreich ist der Weinhandel
desto stärker, immaßen die franzö-
sischen Weine in einer unbeschreib-
lich großen Menge, theils in dem
Lande selbst verbrauchet, theils
aber in fremde Länder, auch so gar
in die allerentferntesten verführet
werden. Was davon im Lande
selbst verbrauchet, und sowol im
Ganzen, als im Einzeln verkaufet
wird, beträgt so viel, daß die Ge-
fälle, so davon an den König zu
entrichten sind, unter den drey Quel-
len, aus welchen fast alle Bedürf-
nisse des Staats bestritten werden,
für eine von den allerreichsten ge-
halten werden; woraus man also
leicht den Schluß machen kann, wie
wichtig der inländische Weinhandel
in Frankreich seyn müsse. Was
den Handel mit den französischen
Weinen nach andern Ländern an-
belanget: so geschieht solcher theils
durch die französischen Schiffe selbst,
die ihn in fremde, auch so gar die
allerentlegensten Lande liefern; und
theils durch die Ausländer, die mit
ihren Schiffen nach verschiedenen
Häfen des Königreichs kommen, und
daselbst Wein laden. Die Orte,
wohin die (a) französischen Schiffe
insgemein ihre Weine bringen, sind
unter andern die Handelsstädte an
der Ostsee, und in den nordischen
Reichen, die französischen Antillen,
Cayenne, Quebec, und die andern
Colonien, welche Frankreich in
Nordamerica hat, die italienischen
Küsten, Tunis, Algier, einige an-

dre

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Weinhandel
ſondern auch ſtaͤrker wird. End-
lich ſo beſteht die zum Weinhandel noͤ-
thige Kenntniß, 4) in den Mitteln,
wie man den Weinen einen ſonder-
baren guten Geſchmack geben ſolle;

5) in der Art und Weiſe, wie man
die Weine verſchneiden,
das iſt, mit
andern Weinen verſetzen, oder, deut-
licher zu reden, brauen, muͤſſe, welches
eben machet, daß die Weinſchenken
ſo reich werden; u. ſ. w. Dieſes
leitet uns nun auf den (IV) Betrug,
ſo bey dem Weinhandel
vorgeht.
Selbiger wird begangen, entweder
(1) von den Schiffern, oder Fuhr-
leuten,
die den Wein mit Waſſer
verfaͤlſchen, nachdem ſie eine gute
Portion abgezapfet haben; oder von
den Weinhaͤndlern ſelbſt, wenn ſie
die guten Weine auf vielerley Ma-
nier umtaufen, auch wol gar ſol-
che Jngredienzen zu ihrer Wein-
brauerey nehmen, welche ſowol der
Geſundheit, als dem Leben der
Menſchen ſchaͤdlich ſind, dergleichen
z. E. die Silberglaͤtte iſt, womit
betruͤgliche Weinſchenken die ſauern
Weine ſuͤße machen, ſiehe Glette.
Es wird auch betruͤglich im Wein-
handel verfahren, wenn man ſchlech-
te Weine fuͤr gute, geſchmierte fuͤr
reine, Frankenwein fuͤr Rheinwein,
Landwein fuͤr Champagner, Roſi-
nenwein fuͤr Ungariſchen, oder Jta-
lieniſchen und Spaniſchen verkaufet.
Bis hieher haben wir von dem
Weinhandel uͤberhaupt geredet,
nunmehr aber kommen wir insbeſon-
dere zu dem (V) Weinhandel in
den Weinlaͤndern,
(das iſt, wo
haͤufig Wein waͤchſt, und von da
verfuͤhret wird,) als in welchen der
Weinhandel, vorzuͤglich im Gan-
zen, hauptſaͤchlich floriret. Ob wir
nun gleich ſolche bereits im Artikel;
Wein, angezeiget haben: ſo muͤſ-
ſen wir doch nothwendig hier in-
ſonderheit von dem daſigen Handel
mit ihren Weinen reden. Wir fol-
gen der in nur gedachtem Artikel
[Spaltenumbruch]
Weinhandel
erwaͤhlten Ordnung, und kommen
folglich auf (1) Jtalien, obwol
hier die Handlung mit den Land-
weinen nach auswaͤrtigen Laͤndern,
nicht groß iſt, indem die Jtaliener
mit ihren Weinen mehr Geſchenke
machen, als daß ſie eine ordentli-
che Handlung damit treiben ſollten.
Das, was davon nach Deutſch-
land gebracht wird, koͤmmt gera-
des Weges uͤber Tyrol dahin. Jn
(2) Frankreich iſt der Weinhandel
deſto ſtaͤrker, immaßen die franzoͤ-
ſiſchen Weine in einer unbeſchreib-
lich großen Menge, theils in dem
Lande ſelbſt verbrauchet, theils
aber in fremde Laͤnder, auch ſo gar
in die allerentfernteſten verfuͤhret
werden. Was davon im Lande
ſelbſt verbrauchet, und ſowol im
Ganzen, als im Einzeln verkaufet
wird, betraͤgt ſo viel, daß die Ge-
faͤlle, ſo davon an den Koͤnig zu
entrichten ſind, unter den drey Quel-
len, aus welchen faſt alle Beduͤrf-
niſſe des Staats beſtritten werden,
fuͤr eine von den allerreichſten ge-
halten werden; woraus man alſo
leicht den Schluß machen kann, wie
wichtig der inlaͤndiſche Weinhandel
in Frankreich ſeyn muͤſſe. Was
den Handel mit den franzoͤſiſchen
Weinen nach andern Laͤndern an-
belanget: ſo geſchieht ſolcher theils
durch die franzoͤſiſchen Schiffe ſelbſt,
die ihn in fremde, auch ſo gar die
allerentlegenſten Lande liefern; und
theils durch die Auslaͤnder, die mit
ihren Schiffen nach verſchiedenen
Haͤfen des Koͤnigreichs kommen, und
daſelbſt Wein laden. Die Orte,
wohin die (a) franzoͤſiſchen Schiffe
insgemein ihre Weine bringen, ſind
unter andern die Handelsſtaͤdte an
der Oſtſee, und in den nordiſchen
Reichen, die franzoͤſiſchen Antillen,
Cayenne, Quebec, und die andern
Colonien, welche Frankreich in
Nordamerica hat, die italieniſchen
Kuͤſten, Tunis, Algier, einige an-

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[[398]/0404] Weinhandel Weinhandel ſondern auch ſtaͤrker wird. End- lich ſo beſteht die zum Weinhandel noͤ- thige Kenntniß, 4) in den Mitteln, wie man den Weinen einen ſonder- baren guten Geſchmack geben ſolle; 5) in der Art und Weiſe, wie man die Weine verſchneiden, das iſt, mit andern Weinen verſetzen, oder, deut- licher zu reden, brauen, muͤſſe, welches eben machet, daß die Weinſchenken ſo reich werden; u. ſ. w. Dieſes leitet uns nun auf den (IV) Betrug, ſo bey dem Weinhandel vorgeht. Selbiger wird begangen, entweder (1) von den Schiffern, oder Fuhr- leuten, die den Wein mit Waſſer verfaͤlſchen, nachdem ſie eine gute Portion abgezapfet haben; oder von den Weinhaͤndlern ſelbſt, wenn ſie die guten Weine auf vielerley Ma- nier umtaufen, auch wol gar ſol- che Jngredienzen zu ihrer Wein- brauerey nehmen, welche ſowol der Geſundheit, als dem Leben der Menſchen ſchaͤdlich ſind, dergleichen z. E. die Silberglaͤtte iſt, womit betruͤgliche Weinſchenken die ſauern Weine ſuͤße machen, ſiehe Glette. Es wird auch betruͤglich im Wein- handel verfahren, wenn man ſchlech- te Weine fuͤr gute, geſchmierte fuͤr reine, Frankenwein fuͤr Rheinwein, Landwein fuͤr Champagner, Roſi- nenwein fuͤr Ungariſchen, oder Jta- lieniſchen und Spaniſchen verkaufet. Bis hieher haben wir von dem Weinhandel uͤberhaupt geredet, nunmehr aber kommen wir insbeſon- dere zu dem (V) Weinhandel in den Weinlaͤndern, (das iſt, wo haͤufig Wein waͤchſt, und von da verfuͤhret wird,) als in welchen der Weinhandel, vorzuͤglich im Gan- zen, hauptſaͤchlich floriret. Ob wir nun gleich ſolche bereits im Artikel; Wein, angezeiget haben: ſo muͤſ- ſen wir doch nothwendig hier in- ſonderheit von dem daſigen Handel mit ihren Weinen reden. Wir fol- gen der in nur gedachtem Artikel erwaͤhlten Ordnung, und kommen folglich auf (1) Jtalien, obwol hier die Handlung mit den Land- weinen nach auswaͤrtigen Laͤndern, nicht groß iſt, indem die Jtaliener mit ihren Weinen mehr Geſchenke machen, als daß ſie eine ordentli- che Handlung damit treiben ſollten. Das, was davon nach Deutſch- land gebracht wird, koͤmmt gera- des Weges uͤber Tyrol dahin. Jn (2) Frankreich iſt der Weinhandel deſto ſtaͤrker, immaßen die franzoͤ- ſiſchen Weine in einer unbeſchreib- lich großen Menge, theils in dem Lande ſelbſt verbrauchet, theils aber in fremde Laͤnder, auch ſo gar in die allerentfernteſten verfuͤhret werden. Was davon im Lande ſelbſt verbrauchet, und ſowol im Ganzen, als im Einzeln verkaufet wird, betraͤgt ſo viel, daß die Ge- faͤlle, ſo davon an den Koͤnig zu entrichten ſind, unter den drey Quel- len, aus welchen faſt alle Beduͤrf- niſſe des Staats beſtritten werden, fuͤr eine von den allerreichſten ge- halten werden; woraus man alſo leicht den Schluß machen kann, wie wichtig der inlaͤndiſche Weinhandel in Frankreich ſeyn muͤſſe. Was den Handel mit den franzoͤſiſchen Weinen nach andern Laͤndern an- belanget: ſo geſchieht ſolcher theils durch die franzoͤſiſchen Schiffe ſelbſt, die ihn in fremde, auch ſo gar die allerentlegenſten Lande liefern; und theils durch die Auslaͤnder, die mit ihren Schiffen nach verſchiedenen Haͤfen des Koͤnigreichs kommen, und daſelbſt Wein laden. Die Orte, wohin die (a) franzoͤſiſchen Schiffe insgemein ihre Weine bringen, ſind unter andern die Handelsſtaͤdte an der Oſtſee, und in den nordiſchen Reichen, die franzoͤſiſchen Antillen, Cayenne, Quebec, und die andern Colonien, welche Frankreich in Nordamerica hat, die italieniſchen Kuͤſten, Tunis, Algier, einige an- dre

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [398]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/404>, abgerufen am 22.12.2024.