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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Welsche Bohnen
selbst aufrecht hält. Derer Blätter
wachsen drey an einem Stiele, und
sehen den Epheublättern nicht un-
ähnlich, nur daß sie viel weicher
und voll Adern sind. Die Blüte
sieht wie an andern Hülsenfrüchten,
und ist weiß; nachhero folgen lange
Schoten, welche forne spitzig, und
anfangs grün; wenn sie aber reif
werden, weißlicht werden; und
bestehen eine jede aus zwey Schalen,
welche viel nierenförmige Körner
beschließen, welche eigentlich Pha-
seoli
,
franz. Feveroles, Faveroles,
Faverots
,
oder Haricots, genennet
werden. Jnsgemein sind sie weiß:
doch giebt es auch schwarze, rothe
und gescheckte. Man bauet diese
Pflanze auf den Feldern, und in
den Gärten. Die kleinen Faseln
oder eigentlichen Schminkbohnen,
lat. Dolichi, Smilax hortensis, oder
levis, franz. Haricot oder Callicot,
sind zweyerley: Große weiße und
bunte, unter welchen es auch weiße
giebt, aber kleiner und runder, als
die großen weißen. Beyde Arten
von Faseln thun großen Nutzen in
der Arztney. Denn da sie viel Oel
und flüchtiges Salz bey sich führen,
so eröffnen sie, erweichen und zer-
theilen; das Mehl davon wird un-
ter die Umschläge genommen. Jn
Frankreich wird |absonderlich mit
den Faseln eine ansehnliche Hand-
lung getrieben, weil ihrer nicht al-
lein hauptsächlich während der Fa-
stenzeit überaus viele verspeiset, son-
dern auch große Parteyen in die
Seehäfen zur Nahrung des Schiff-
volks, sowol auf den königlichen als
auch der Privatpersonen ihren
Schiffen, versandt werden. Zwar
bekömmt man derselben viele aus
der Picardie und Normandie, son-
derlich von Ducler bey Rouen.
Unterdessen werden doch die aus den
Gegenden um Paris vor die besten
geachtet, und zu Paris insbeson-
dere von den Specerey- und Korn-
händlern verkauft.

[Spaltenumbruch]
Werg

Welsche Hanbutten, s. Jujuben.

Welsche Spick, siehe Lavendel.

Welschland, siehe Jtalien.

Welschneuburg, s. Neufchatel.

Weltauge, lat. Oculus mundi,
ein unter die hochgefärbten halb
durchsichtigen Kieselsteine, oder ei-
gentlich sogenannten Achate gehören-
der Edelgestein, der an Farbe dem
Onyx gleichet, aber wegen seiner
Halbdurchsichtigkeit ein Opal ist,
und auch diese Eigenschaft an sich
hat, daß er in der Luft mehr un-
durchsichtig, und, wenn er in das
Wasser geleget wird, mehr durch-
scheinend ist.

Wendewurz, siehe Niesewurz.

Werff, franz. Carenage, holl.
Werf, heißt ein Ort am Ufer des
Meers, wo die Schiffe pflegen aus-
gebessert oder kalfatert zu werden.
Siehe Schiff.

Werft, siehe Zettel.

Werftbrüchig, ist bey den Tu-
chen und Zeugen ein Fehler, da ein
oder mehr Faden reißen, und nicht
bald wieder angebunden werden.

Werg oder Werk, ingleichen in
Sachsen Heede, franz. Etoupe,
heißen die groben und in einander
verwirrten Flocken von dem Flach-
se und Hanfe, welche von dem-
selben, wenn er gehechelt wird,
in der Hechel hängen bleiben. Man
hat daher Flächsenwerg und Han-
fenwerg.
Beydes wird gesponnen,
und jenes mehrentheils von den
Leinewebern, dieses aber von den
Seilern zu grobem Seilwerke und
Lunten, verarbeitet. Wenn man
Leinwand daraus macht, so sind
solches entweder grobe Sack- und
Pack- oder andere schlechte und star-
ke Leinwande, siehe Leinwand.
Es wird auch viel Werg ungespon-
nen zu Dichtung der Fugen an den
Schiffen, und zum Kalfatern ge-
braucht; wozu man aber alte un-
brauchbare und zerzupfte Schiff-
tauen nimmt, die in Pech eingetau-

chet,
C c 4

[Spaltenumbruch]

Welſche Bohnen
ſelbſt aufrecht haͤlt. Derer Blaͤtter
wachſen drey an einem Stiele, und
ſehen den Epheublaͤttern nicht un-
aͤhnlich, nur daß ſie viel weicher
und voll Adern ſind. Die Bluͤte
ſieht wie an andern Huͤlſenfruͤchten,
und iſt weiß; nachhero folgen lange
Schoten, welche forne ſpitzig, und
anfangs gruͤn; wenn ſie aber reif
werden, weißlicht werden; und
beſtehen eine jede aus zwey Schalen,
welche viel nierenfoͤrmige Koͤrner
beſchließen, welche eigentlich Pha-
ſeoli
,
franz. Feveroles, Faveroles,
Faverots
,
oder Haricots, genennet
werden. Jnsgemein ſind ſie weiß:
doch giebt es auch ſchwarze, rothe
und geſcheckte. Man bauet dieſe
Pflanze auf den Feldern, und in
den Gaͤrten. Die kleinen Faſeln
oder eigentlichen Schminkbohnen,
lat. Dolichi, Smilax hortenſis, oder
levis, franz. Haricot oder Callicot,
ſind zweyerley: Große weiße und
bunte, unter welchen es auch weiße
giebt, aber kleiner und runder, als
die großen weißen. Beyde Arten
von Faſeln thun großen Nutzen in
der Arztney. Denn da ſie viel Oel
und fluͤchtiges Salz bey ſich fuͤhren,
ſo eroͤffnen ſie, erweichen und zer-
theilen; das Mehl davon wird un-
ter die Umſchlaͤge genommen. Jn
Frankreich wird |abſonderlich mit
den Faſeln eine anſehnliche Hand-
lung getrieben, weil ihrer nicht al-
lein hauptſaͤchlich waͤhrend der Fa-
ſtenzeit uͤberaus viele verſpeiſet, ſon-
dern auch große Parteyen in die
Seehaͤfen zur Nahrung des Schiff-
volks, ſowol auf den koͤniglichen als
auch der Privatperſonen ihren
Schiffen, verſandt werden. Zwar
bekoͤmmt man derſelben viele aus
der Picardie und Normandie, ſon-
derlich von Ducler bey Rouen.
Unterdeſſen werden doch die aus den
Gegenden um Paris vor die beſten
geachtet, und zu Paris insbeſon-
dere von den Specerey- und Korn-
haͤndlern verkauft.

[Spaltenumbruch]
Werg

Welſche Hanbutten, ſ. Jujuben.

Welſche Spick, ſiehe Lavendel.

Welſchland, ſiehe Jtalien.

Welſchneuburg, ſ. Neufchatel.

Weltauge, lat. Oculus mundi,
ein unter die hochgefaͤrbten halb
durchſichtigen Kieſelſteine, oder ei-
gentlich ſogenannten Achate gehoͤren-
der Edelgeſtein, der an Farbe dem
Onyx gleichet, aber wegen ſeiner
Halbdurchſichtigkeit ein Opal iſt,
und auch dieſe Eigenſchaft an ſich
hat, daß er in der Luft mehr un-
durchſichtig, und, wenn er in das
Waſſer geleget wird, mehr durch-
ſcheinend iſt.

Wendewurz, ſiehe Nieſewurz.

Werff, franz. Carenage, holl.
Werf, heißt ein Ort am Ufer des
Meers, wo die Schiffe pflegen aus-
gebeſſert oder kalfatert zu werden.
Siehe Schiff.

Werft, ſiehe Zettel.

Werftbruͤchig, iſt bey den Tu-
chen und Zeugen ein Fehler, da ein
oder mehr Faden reißen, und nicht
bald wieder angebunden werden.

Werg oder Werk, ingleichen in
Sachſen Heede, franz. Etoupe,
heißen die groben und in einander
verwirrten Flocken von dem Flach-
ſe und Hanfe, welche von dem-
ſelben, wenn er gehechelt wird,
in der Hechel haͤngen bleiben. Man
hat daher Flaͤchſenwerg und Han-
fenwerg.
Beydes wird geſponnen,
und jenes mehrentheils von den
Leinewebern, dieſes aber von den
Seilern zu grobem Seilwerke und
Lunten, verarbeitet. Wenn man
Leinwand daraus macht, ſo ſind
ſolches entweder grobe Sack- und
Pack- oder andere ſchlechte und ſtar-
ke Leinwande, ſiehe Leinwand.
Es wird auch viel Werg ungeſpon-
nen zu Dichtung der Fugen an den
Schiffen, und zum Kalfatern ge-
braucht; wozu man aber alte un-
brauchbare und zerzupfte Schiff-
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C c 4
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[[407]/0413] Welſche Bohnen Werg ſelbſt aufrecht haͤlt. Derer Blaͤtter wachſen drey an einem Stiele, und ſehen den Epheublaͤttern nicht un- aͤhnlich, nur daß ſie viel weicher und voll Adern ſind. Die Bluͤte ſieht wie an andern Huͤlſenfruͤchten, und iſt weiß; nachhero folgen lange Schoten, welche forne ſpitzig, und anfangs gruͤn; wenn ſie aber reif werden, weißlicht werden; und beſtehen eine jede aus zwey Schalen, welche viel nierenfoͤrmige Koͤrner beſchließen, welche eigentlich Pha- ſeoli, franz. Feveroles, Faveroles, Faverots, oder Haricots, genennet werden. Jnsgemein ſind ſie weiß: doch giebt es auch ſchwarze, rothe und geſcheckte. Man bauet dieſe Pflanze auf den Feldern, und in den Gaͤrten. Die kleinen Faſeln oder eigentlichen Schminkbohnen, lat. Dolichi, Smilax hortenſis, oder levis, franz. Haricot oder Callicot, ſind zweyerley: Große weiße und bunte, unter welchen es auch weiße giebt, aber kleiner und runder, als die großen weißen. Beyde Arten von Faſeln thun großen Nutzen in der Arztney. Denn da ſie viel Oel und fluͤchtiges Salz bey ſich fuͤhren, ſo eroͤffnen ſie, erweichen und zer- theilen; das Mehl davon wird un- ter die Umſchlaͤge genommen. Jn Frankreich wird |abſonderlich mit den Faſeln eine anſehnliche Hand- lung getrieben, weil ihrer nicht al- lein hauptſaͤchlich waͤhrend der Fa- ſtenzeit uͤberaus viele verſpeiſet, ſon- dern auch große Parteyen in die Seehaͤfen zur Nahrung des Schiff- volks, ſowol auf den koͤniglichen als auch der Privatperſonen ihren Schiffen, verſandt werden. Zwar bekoͤmmt man derſelben viele aus der Picardie und Normandie, ſon- derlich von Ducler bey Rouen. Unterdeſſen werden doch die aus den Gegenden um Paris vor die beſten geachtet, und zu Paris insbeſon- dere von den Specerey- und Korn- haͤndlern verkauft. Welſche Hanbutten, ſ. Jujuben. Welſche Spick, ſiehe Lavendel. Welſchland, ſiehe Jtalien. Welſchneuburg, ſ. Neufchatel. Weltauge, lat. Oculus mundi, ein unter die hochgefaͤrbten halb durchſichtigen Kieſelſteine, oder ei- gentlich ſogenannten Achate gehoͤren- der Edelgeſtein, der an Farbe dem Onyx gleichet, aber wegen ſeiner Halbdurchſichtigkeit ein Opal iſt, und auch dieſe Eigenſchaft an ſich hat, daß er in der Luft mehr un- durchſichtig, und, wenn er in das Waſſer geleget wird, mehr durch- ſcheinend iſt. Wendewurz, ſiehe Nieſewurz. Werff, franz. Carenage, holl. Werf, heißt ein Ort am Ufer des Meers, wo die Schiffe pflegen aus- gebeſſert oder kalfatert zu werden. Siehe Schiff. Werft, ſiehe Zettel. Werftbruͤchig, iſt bey den Tu- chen und Zeugen ein Fehler, da ein oder mehr Faden reißen, und nicht bald wieder angebunden werden. Werg oder Werk, ingleichen in Sachſen Heede, franz. Etoupe, heißen die groben und in einander verwirrten Flocken von dem Flach- ſe und Hanfe, welche von dem- ſelben, wenn er gehechelt wird, in der Hechel haͤngen bleiben. Man hat daher Flaͤchſenwerg und Han- fenwerg. Beydes wird geſponnen, und jenes mehrentheils von den Leinewebern, dieſes aber von den Seilern zu grobem Seilwerke und Lunten, verarbeitet. Wenn man Leinwand daraus macht, ſo ſind ſolches entweder grobe Sack- und Pack- oder andere ſchlechte und ſtar- ke Leinwande, ſiehe Leinwand. Es wird auch viel Werg ungeſpon- nen zu Dichtung der Fugen an den Schiffen, und zum Kalfatern ge- braucht; wozu man aber alte un- brauchbare und zerzupfte Schiff- tauen nimmt, die in Pech eingetau- chet, C c 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [407]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/413>, abgerufen am 22.12.2024.