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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wergenes Garn
chet, und alsdenn die Ritzen und
Fugen damit verstopfet werden.
Jngleichen gebraucht man das Werg
zu Stöpseln auf die Flaschen.

Wergenes Garn, oder werke-
nes Garn;
ist von Werg gesponne-
nes und folglich grobes Garn. Der-
gleichen ist das sogenannte Garn
von Guibray,
franz. Fil de Gui-
bray
,
welches den Namen daher
hat, weil es ehemals fast alles auf
dem Markte zu Guibray verkauft
ward. Es wird in Strähne ge-
schlagen, gebleicht, und anfänglich
mit einer Aschenlauge gesäubert, und
sodann auf das Gras ausgebreitet.
Die Einwohner von Chapelle-
Mosche, einem großen Flecken in der
Niedernormandie, spinnen, fabrici-
ren und bleichen das meiste von die-
ser Sorte Garn, welches nach Pa-
ris kömmt. Die Wachslichtzieher
brauchen es zu den Dochten in die
Kerzen und Wachsstöcke; wie auch
zu den sogenannten weißen Kragen,
die sie an die Dachte machen, oder
zu den Armen der Handfackeln.

Werk, werden in den hällischen
Salzwerken zwey Stücken Salz ge-
nennet, welche zum längsten in 4
Stunden können gesotten werden.
Jn, einer vollen Siedewoche, oder
6 Tagen, können in einer Pfanne zum
wenigsten 36 Werk, oder 72 Stücke
Salz, aus zwey Schock und 42
Zobern Sole gesotten| werden.

Werkbley, siehe unter Silber.

Werkhaus, nennet man 1) ein
Zuchthaus, franz. Maison de Cor-
rection
,
darinn allerley ungehorsa-
mes und ungezogenes Gesindel,
Durchbringer, Verschwender, Be-
trüger, Diebe etc. zur Strafe einge-
sperret, und zu nützlicher Arbeit an-
gestrenget werden. 2) ein gutwil-
liges,
da umlaufendes und müßi-
ges Bettelvolk, arme Waisen, Haus-
armen, wandernde Gesellen, und
was sonst Lust und Vermögen hat,
sein Brodt redlich zu erwerben, mit
[Spaltenumbruch]

Wermeland
anständiger Arbeit um nöthigen Un-
terhalt, oder billigen Lohn, kann ver-
sehen werden. Die erste Art der
Werkhäuser ist in wohlgeordneten
Städten, als in Leipzig, Hamburg,
Amsterdam, Genf, Genua etc. an-
zutreffen. Die Bestellung eines
Werkhauses von der zweyten Art
aber beruhet auf obrigkeitlicher Zu-
lassung und Veranstaltung, zuläng-
lichem Verlage, guter Anstalt und
Einrichtung, gewissem Vertriebe und
Verhandlung der darinn gearbeiteten
Waaren, nothdürftigem gutem Un-
terhalte, und richtiger Bezahlung
der Arbeiter, und annehmlicher
Förderung aller, die in dem Hause
oder vor dasselbe Arbeit suchen.
Ein also eingerichtetes Werkhaus
würde vortrefflich dienen, dem Müs-
siggange zu wehren, dem Muthwil-
len zu steuern, den Fleiß und die
Arbeitsamkeit zu belohnen, den Ar-
men Brodt zu schaffen, die Dürfti-
gen mit Arbeit und Verlag zu ver-
sorgen; arme Kinder in Nahrung
zu bringen, den Zwangkauf und das
Steigern der Waaren und des Ar-
beitslohns zu legen etc. und ist dem-
nach einer wohlgeordneten Stadt so
nöthig, als nützlich und rühmlich.

Werkschuh, siehe Schuh.

Werkseide, siehe Floretseide.

Werksilber oder Bruchsilber,
nennen die Probirer diejenigen sil-
bernen Massen, welche von altem
Silbergeschirre zusammen geschmol-
zen sind, und ihnen davon eine Pro-
be zu machen gereichet werden; oder
es ist dasjenige Silber, welches im
Schmelzen sich mit dem Bley und
andern Metallen zusammengesetzt.

Werkzeug, siehe Jnstrument.

Wermeland, oder Wärmeland,
lat. Wermelandia, eine schwedische
Provinz in Westgothland, welche
gegen Mitternacht an Norwegen
und den westlichen Theil des schwe-
dischen Thallandes, gegen Abend
an das westgothische Thalland und

Norwe-

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Wergenes Garn
chet, und alsdenn die Ritzen und
Fugen damit verſtopfet werden.
Jngleichen gebraucht man das Werg
zu Stoͤpſeln auf die Flaſchen.

Wergenes Garn, oder werke-
nes Garn;
iſt von Werg geſponne-
nes und folglich grobes Garn. Der-
gleichen iſt das ſogenannte Garn
von Guibray,
franz. Fil de Gui-
bray
,
welches den Namen daher
hat, weil es ehemals faſt alles auf
dem Markte zu Guibray verkauft
ward. Es wird in Straͤhne ge-
ſchlagen, gebleicht, und anfaͤnglich
mit einer Aſchenlauge geſaͤubert, und
ſodann auf das Gras ausgebreitet.
Die Einwohner von Chapelle-
Moſche, einem großen Flecken in der
Niedernormandie, ſpinnen, fabrici-
ren und bleichen das meiſte von die-
ſer Sorte Garn, welches nach Pa-
ris koͤmmt. Die Wachslichtzieher
brauchen es zu den Dochten in die
Kerzen und Wachsſtoͤcke; wie auch
zu den ſogenannten weißen Kragen,
die ſie an die Dachte machen, oder
zu den Armen der Handfackeln.

Werk, werden in den haͤlliſchen
Salzwerken zwey Stuͤcken Salz ge-
nennet, welche zum laͤngſten in 4
Stunden koͤnnen geſotten werden.
Jn, einer vollen Siedewoche, oder
6 Tagen, koͤnnen in einer Pfanne zum
wenigſten 36 Werk, oder 72 Stuͤcke
Salz, aus zwey Schock und 42
Zobern Sole geſotten| werden.

Werkbley, ſiehe unter Silber.

Werkhaus, nennet man 1) ein
Zuchthaus, franz. Maiſon de Cor-
rection
,
darinn allerley ungehorſa-
mes und ungezogenes Geſindel,
Durchbringer, Verſchwender, Be-
truͤger, Diebe ꝛc. zur Strafe einge-
ſperret, und zu nuͤtzlicher Arbeit an-
geſtrenget werden. 2) ein gutwil-
liges,
da umlaufendes und muͤßi-
ges Bettelvolk, arme Waiſen, Haus-
armen, wandernde Geſellen, und
was ſonſt Luſt und Vermoͤgen hat,
ſein Brodt redlich zu erwerben, mit
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Wermeland
anſtaͤndiger Arbeit um noͤthigen Un-
terhalt, oder billigen Lohn, kann ver-
ſehen werden. Die erſte Art der
Werkhaͤuſer iſt in wohlgeordneten
Staͤdten, als in Leipzig, Hamburg,
Amſterdam, Genf, Genua ꝛc. an-
zutreffen. Die Beſtellung eines
Werkhauſes von der zweyten Art
aber beruhet auf obrigkeitlicher Zu-
laſſung und Veranſtaltung, zulaͤng-
lichem Verlage, guter Anſtalt und
Einrichtung, gewiſſem Vertriebe und
Verhandlung der darinn gearbeiteten
Waaren, nothduͤrftigem gutem Un-
terhalte, und richtiger Bezahlung
der Arbeiter, und annehmlicher
Foͤrderung aller, die in dem Hauſe
oder vor daſſelbe Arbeit ſuchen.
Ein alſo eingerichtetes Werkhaus
wuͤrde vortrefflich dienen, dem Muͤſ-
ſiggange zu wehren, dem Muthwil-
len zu ſteuern, den Fleiß und die
Arbeitſamkeit zu belohnen, den Ar-
men Brodt zu ſchaffen, die Duͤrfti-
gen mit Arbeit und Verlag zu ver-
ſorgen; arme Kinder in Nahrung
zu bringen, den Zwangkauf und das
Steigern der Waaren und des Ar-
beitslohns zu legen ꝛc. und iſt dem-
nach einer wohlgeordneten Stadt ſo
noͤthig, als nuͤtzlich und ruͤhmlich.

Werkſchuh, ſiehe Schuh.

Werkſeide, ſiehe Floretſeide.

Werkſilber oder Bruchſilber,
nennen die Probirer diejenigen ſil-
bernen Maſſen, welche von altem
Silbergeſchirre zuſammen geſchmol-
zen ſind, und ihnen davon eine Pro-
be zu machen gereichet werden; oder
es iſt dasjenige Silber, welches im
Schmelzen ſich mit dem Bley und
andern Metallen zuſammengeſetzt.

Werkzeug, ſiehe Jnſtrument.

Wermeland, oder Waͤrmeland,
lat. Wermelandia, eine ſchwediſche
Provinz in Weſtgothland, welche
gegen Mitternacht an Norwegen
und den weſtlichen Theil des ſchwe-
diſchen Thallandes, gegen Abend
an das weſtgothiſche Thalland und

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[[408]/0414] Wergenes Garn Wermeland chet, und alsdenn die Ritzen und Fugen damit verſtopfet werden. Jngleichen gebraucht man das Werg zu Stoͤpſeln auf die Flaſchen. Wergenes Garn, oder werke- nes Garn; iſt von Werg geſponne- nes und folglich grobes Garn. Der- gleichen iſt das ſogenannte Garn von Guibray, franz. Fil de Gui- bray, welches den Namen daher hat, weil es ehemals faſt alles auf dem Markte zu Guibray verkauft ward. Es wird in Straͤhne ge- ſchlagen, gebleicht, und anfaͤnglich mit einer Aſchenlauge geſaͤubert, und ſodann auf das Gras ausgebreitet. Die Einwohner von Chapelle- Moſche, einem großen Flecken in der Niedernormandie, ſpinnen, fabrici- ren und bleichen das meiſte von die- ſer Sorte Garn, welches nach Pa- ris koͤmmt. Die Wachslichtzieher brauchen es zu den Dochten in die Kerzen und Wachsſtoͤcke; wie auch zu den ſogenannten weißen Kragen, die ſie an die Dachte machen, oder zu den Armen der Handfackeln. Werk, werden in den haͤlliſchen Salzwerken zwey Stuͤcken Salz ge- nennet, welche zum laͤngſten in 4 Stunden koͤnnen geſotten werden. Jn, einer vollen Siedewoche, oder 6 Tagen, koͤnnen in einer Pfanne zum wenigſten 36 Werk, oder 72 Stuͤcke Salz, aus zwey Schock und 42 Zobern Sole geſotten| werden. Werkbley, ſiehe unter Silber. Werkhaus, nennet man 1) ein Zuchthaus, franz. Maiſon de Cor- rection, darinn allerley ungehorſa- mes und ungezogenes Geſindel, Durchbringer, Verſchwender, Be- truͤger, Diebe ꝛc. zur Strafe einge- ſperret, und zu nuͤtzlicher Arbeit an- geſtrenget werden. 2) ein gutwil- liges, da umlaufendes und muͤßi- ges Bettelvolk, arme Waiſen, Haus- armen, wandernde Geſellen, und was ſonſt Luſt und Vermoͤgen hat, ſein Brodt redlich zu erwerben, mit anſtaͤndiger Arbeit um noͤthigen Un- terhalt, oder billigen Lohn, kann ver- ſehen werden. Die erſte Art der Werkhaͤuſer iſt in wohlgeordneten Staͤdten, als in Leipzig, Hamburg, Amſterdam, Genf, Genua ꝛc. an- zutreffen. Die Beſtellung eines Werkhauſes von der zweyten Art aber beruhet auf obrigkeitlicher Zu- laſſung und Veranſtaltung, zulaͤng- lichem Verlage, guter Anſtalt und Einrichtung, gewiſſem Vertriebe und Verhandlung der darinn gearbeiteten Waaren, nothduͤrftigem gutem Un- terhalte, und richtiger Bezahlung der Arbeiter, und annehmlicher Foͤrderung aller, die in dem Hauſe oder vor daſſelbe Arbeit ſuchen. Ein alſo eingerichtetes Werkhaus wuͤrde vortrefflich dienen, dem Muͤſ- ſiggange zu wehren, dem Muthwil- len zu ſteuern, den Fleiß und die Arbeitſamkeit zu belohnen, den Ar- men Brodt zu ſchaffen, die Duͤrfti- gen mit Arbeit und Verlag zu ver- ſorgen; arme Kinder in Nahrung zu bringen, den Zwangkauf und das Steigern der Waaren und des Ar- beitslohns zu legen ꝛc. und iſt dem- nach einer wohlgeordneten Stadt ſo noͤthig, als nuͤtzlich und ruͤhmlich. Werkſchuh, ſiehe Schuh. Werkſeide, ſiehe Floretſeide. Werkſilber oder Bruchſilber, nennen die Probirer diejenigen ſil- bernen Maſſen, welche von altem Silbergeſchirre zuſammen geſchmol- zen ſind, und ihnen davon eine Pro- be zu machen gereichet werden; oder es iſt dasjenige Silber, welches im Schmelzen ſich mit dem Bley und andern Metallen zuſammengeſetzt. Werkzeug, ſiehe Jnſtrument. Wermeland, oder Waͤrmeland, lat. Wermelandia, eine ſchwediſche Provinz in Weſtgothland, welche gegen Mitternacht an Norwegen und den weſtlichen Theil des ſchwe- diſchen Thallandes, gegen Abend an das weſtgothiſche Thalland und Norwe-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [408]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/414>, abgerufen am 22.12.2024.