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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wollenhandel
sind: a) die Wollmäckler, immaßen
die Wolle, wenn sie in die Stadt
zum Verkaufe gebracht worden ist,
zum Theil durch gewisse Wollmäck-
ler verhandelt wird; und b) die
Wollpacker, welche die Wolle ein-
packen, indem sie selbige mühsam
in die Säcke eintreten, einschrauben,
oder einpressen. Und so viel von
dem Wollhandel überhaupt. Wir
müssen nun aber auch den (8) Woll-
handel in den Wollländern,
das
ist, worinnen viele Wolle fällt,
insbesondere betrachten. Wir ma-
chen mit der weltberühmten (A) spa-
nischen Wolle
den Anfang, und ist
merkwürdig, daß die Spanier ehe-
dem von den Engländern die Zucht
der englischen Schafe in Spanien
bekommen haben, welche eben die-
se so berühmte Wolle tragen. Die
(a) Wollschur geschieht in Castili-
en in den Monaten May und Ju-
nius. So, wie man die Schafe
schiert, legt man die Wolle auf
einen Klumpen (pile) zusammen,
und alsdenn (b) wäscht man sie,
um den Schmutz, das Fett und an-
dere Unreinigkeiten heraus zu brin-
gen; und dieses Waschen der Wol-
le währet bis in den Monat Au-
gust. Der (c) Abgang, den man
an dem Gewichte der Wolle leidet,
wenn man sie mit dem Schmutze
gekauft hat, und gut waschen läßt;
beträgt insgemein 53 pro Cent, das
ist, 17 Aroben Wolle mit dem
Schmutze geben nur 8 Aroben ge-
waschene Wolle, welches insgemein
das Gewicht eines Ballens ist. Es
ist aber dieser Abgang an dem Ge-
wichte der Wolle nicht allezeit
gleich, indem es nicht allein Jahre
giebt, da solcher größer, und ande-
re, da er geringer ist; sondern
auch immer eine Gattung der Wol-
le mehr Abgang leidet, als die an-
dere. Auf beydes muß also ein Käu-
fer, der spanische Wolle mit dem
darinn befindlichen Schmutze kaufet,
[Spaltenumbruch]
Wollenhandel
wohl Achtung geben. Auf die
(a) Jahre und deren Witterung
ist nämlich deswegen zu sehen, weil
man aus der Erfahrung weiß, daß,
wenn es zur Zeit der Wollschur nicht
geregnet hat, der Abgang größer
ist; und daß hingegen, wenn es
zu solcher Zeit regnigtes Wetter ge-
wesen ist, weniger Abgang gefun-
den wird, welches daher rühret,
weil der Regen einen Theil des Fet-
tes und Schmutzes von der noch auf
dem Rücken der Schafe sitzenden,
oder bis zur Waschzeit auf einen
Klumpen zusammen liegenden Wolle
hinweg nimmt. Auch in Ansehung der
gewaschenen Wolle muß man darauf
sehen. Denn in den Jahren, da
es nicht geregnet hat, lassen die Ei-
genthümer der Wolle solche insge-
mein nur schlecht waschen, um an
der gewaschenen Wolle den Abgang
wieder zu ersetzen, den der Mangel
des Regens ihnen verursachen könn-
te. Daß aber auch eine (b) Gat-
tung der Wolle
mehr Abgang
durch das Waschen leide, als die an-
dere, erhellet daraus, weil man ge-
funden hat, daß eine Arobe oder 25
Pfund segovische Wolle, mit dem
Schmutze gekauft, 121/2 Pfund, So-
ria nur 11 Pfunde, und arragonische
Wolle nur 91/2 bis 10 Pfunde Wolle
geben, wenn sie gewaschen sind.
Es kömmt auch viel darauf an,
(c) wie man sie waschen läßt.
Denn wenn man sie außerordent-
lich schön waschen läßt, daß sie zu
der Verfertigung der feinen Tuche
geschickt sind: so verlieren alle diese
Sorten noch 20 pro Cent, daß also
auf diesen Fuß eine Arobe oder 25
Pfunde segovische Wolle, auf das
beste gewaschen, nur 10 Pfunde,
und die andern nach Proportion ge-
ben. Die (d) Sortirung der Wolle
in Spanien anlangend, so wird sol-
che in drey Sorten abgesondert:
und zwar so giebt man der feinsten
spanischen Wolle den Namen (a) Pri-

me

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Wollenhandel
ſind: a) die Wollmaͤckler, immaßen
die Wolle, wenn ſie in die Stadt
zum Verkaufe gebracht worden iſt,
zum Theil durch gewiſſe Wollmaͤck-
ler verhandelt wird; und b) die
Wollpacker, welche die Wolle ein-
packen, indem ſie ſelbige muͤhſam
in die Saͤcke eintreten, einſchrauben,
oder einpreſſen. Und ſo viel von
dem Wollhandel uͤberhaupt. Wir
muͤſſen nun aber auch den (8) Woll-
handel in den Wolllaͤndern,
das
iſt, worinnen viele Wolle faͤllt,
insbeſondere betrachten. Wir ma-
chen mit der weltberuͤhmten (A) ſpa-
niſchen Wolle
den Anfang, und iſt
merkwuͤrdig, daß die Spanier ehe-
dem von den Englaͤndern die Zucht
der engliſchen Schafe in Spanien
bekommen haben, welche eben die-
ſe ſo beruͤhmte Wolle tragen. Die
(a) Wollſchur geſchieht in Caſtili-
en in den Monaten May und Ju-
nius. So, wie man die Schafe
ſchiert, legt man die Wolle auf
einen Klumpen (pile) zuſammen,
und alsdenn (b) waͤſcht man ſie,
um den Schmutz, das Fett und an-
dere Unreinigkeiten heraus zu brin-
gen; und dieſes Waſchen der Wol-
le waͤhret bis in den Monat Au-
guſt. Der (c) Abgang, den man
an dem Gewichte der Wolle leidet,
wenn man ſie mit dem Schmutze
gekauft hat, und gut waſchen laͤßt;
betraͤgt insgemein 53 pro Cent, das
iſt, 17 Aroben Wolle mit dem
Schmutze geben nur 8 Aroben ge-
waſchene Wolle, welches insgemein
das Gewicht eines Ballens iſt. Es
iſt aber dieſer Abgang an dem Ge-
wichte der Wolle nicht allezeit
gleich, indem es nicht allein Jahre
giebt, da ſolcher groͤßer, und ande-
re, da er geringer iſt; ſondern
auch immer eine Gattung der Wol-
le mehr Abgang leidet, als die an-
dere. Auf beydes muß alſo ein Kaͤu-
fer, der ſpaniſche Wolle mit dem
darinn befindlichen Schmutze kaufet,
[Spaltenumbruch]
Wollenhandel
wohl Achtung geben. Auf die
(a) Jahre und deren Witterung
iſt naͤmlich deswegen zu ſehen, weil
man aus der Erfahrung weiß, daß,
wenn es zur Zeit der Wollſchur nicht
geregnet hat, der Abgang groͤßer
iſt; und daß hingegen, wenn es
zu ſolcher Zeit regnigtes Wetter ge-
weſen iſt, weniger Abgang gefun-
den wird, welches daher ruͤhret,
weil der Regen einen Theil des Fet-
tes und Schmutzes von der noch auf
dem Ruͤcken der Schafe ſitzenden,
oder bis zur Waſchzeit auf einen
Klumpen zuſammen liegenden Wolle
hinweg nimmt. Auch in Anſehung der
gewaſchenen Wolle muß man darauf
ſehen. Denn in den Jahren, da
es nicht geregnet hat, laſſen die Ei-
genthuͤmer der Wolle ſolche insge-
mein nur ſchlecht waſchen, um an
der gewaſchenen Wolle den Abgang
wieder zu erſetzen, den der Mangel
des Regens ihnen verurſachen koͤnn-
te. Daß aber auch eine (b) Gat-
tung der Wolle
mehr Abgang
durch das Waſchen leide, als die an-
dere, erhellet daraus, weil man ge-
funden hat, daß eine Arobe oder 25
Pfund ſegoviſche Wolle, mit dem
Schmutze gekauft, 12½ Pfund, So-
ria nur 11 Pfunde, und arragoniſche
Wolle nur 9½ bis 10 Pfunde Wolle
geben, wenn ſie gewaſchen ſind.
Es koͤmmt auch viel darauf an,
(c) wie man ſie waſchen laͤßt.
Denn wenn man ſie außerordent-
lich ſchoͤn waſchen laͤßt, daß ſie zu
der Verfertigung der feinen Tuche
geſchickt ſind: ſo verlieren alle dieſe
Sorten noch 20 pro Cent, daß alſo
auf dieſen Fuß eine Arobe oder 25
Pfunde ſegoviſche Wolle, auf das
beſte gewaſchen, nur 10 Pfunde,
und die andern nach Proportion ge-
ben. Die (d) Sortirung der Wolle
in Spanien anlangend, ſo wird ſol-
che in drey Sorten abgeſondert:
und zwar ſo giebt man der feinſten
ſpaniſchen Wolle den Namen (a) Pri-

me
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[[458]/0464] Wollenhandel Wollenhandel ſind: a) die Wollmaͤckler, immaßen die Wolle, wenn ſie in die Stadt zum Verkaufe gebracht worden iſt, zum Theil durch gewiſſe Wollmaͤck- ler verhandelt wird; und b) die Wollpacker, welche die Wolle ein- packen, indem ſie ſelbige muͤhſam in die Saͤcke eintreten, einſchrauben, oder einpreſſen. Und ſo viel von dem Wollhandel uͤberhaupt. Wir muͤſſen nun aber auch den (8) Woll- handel in den Wolllaͤndern, das iſt, worinnen viele Wolle faͤllt, insbeſondere betrachten. Wir ma- chen mit der weltberuͤhmten (A) ſpa- niſchen Wolle den Anfang, und iſt merkwuͤrdig, daß die Spanier ehe- dem von den Englaͤndern die Zucht der engliſchen Schafe in Spanien bekommen haben, welche eben die- ſe ſo beruͤhmte Wolle tragen. Die (a) Wollſchur geſchieht in Caſtili- en in den Monaten May und Ju- nius. So, wie man die Schafe ſchiert, legt man die Wolle auf einen Klumpen (pile) zuſammen, und alsdenn (b) waͤſcht man ſie, um den Schmutz, das Fett und an- dere Unreinigkeiten heraus zu brin- gen; und dieſes Waſchen der Wol- le waͤhret bis in den Monat Au- guſt. Der (c) Abgang, den man an dem Gewichte der Wolle leidet, wenn man ſie mit dem Schmutze gekauft hat, und gut waſchen laͤßt; betraͤgt insgemein 53 pro Cent, das iſt, 17 Aroben Wolle mit dem Schmutze geben nur 8 Aroben ge- waſchene Wolle, welches insgemein das Gewicht eines Ballens iſt. Es iſt aber dieſer Abgang an dem Ge- wichte der Wolle nicht allezeit gleich, indem es nicht allein Jahre giebt, da ſolcher groͤßer, und ande- re, da er geringer iſt; ſondern auch immer eine Gattung der Wol- le mehr Abgang leidet, als die an- dere. Auf beydes muß alſo ein Kaͤu- fer, der ſpaniſche Wolle mit dem darinn befindlichen Schmutze kaufet, wohl Achtung geben. Auf die (a) Jahre und deren Witterung iſt naͤmlich deswegen zu ſehen, weil man aus der Erfahrung weiß, daß, wenn es zur Zeit der Wollſchur nicht geregnet hat, der Abgang groͤßer iſt; und daß hingegen, wenn es zu ſolcher Zeit regnigtes Wetter ge- weſen iſt, weniger Abgang gefun- den wird, welches daher ruͤhret, weil der Regen einen Theil des Fet- tes und Schmutzes von der noch auf dem Ruͤcken der Schafe ſitzenden, oder bis zur Waſchzeit auf einen Klumpen zuſammen liegenden Wolle hinweg nimmt. Auch in Anſehung der gewaſchenen Wolle muß man darauf ſehen. Denn in den Jahren, da es nicht geregnet hat, laſſen die Ei- genthuͤmer der Wolle ſolche insge- mein nur ſchlecht waſchen, um an der gewaſchenen Wolle den Abgang wieder zu erſetzen, den der Mangel des Regens ihnen verurſachen koͤnn- te. Daß aber auch eine (b) Gat- tung der Wolle mehr Abgang durch das Waſchen leide, als die an- dere, erhellet daraus, weil man ge- funden hat, daß eine Arobe oder 25 Pfund ſegoviſche Wolle, mit dem Schmutze gekauft, 12½ Pfund, So- ria nur 11 Pfunde, und arragoniſche Wolle nur 9½ bis 10 Pfunde Wolle geben, wenn ſie gewaſchen ſind. Es koͤmmt auch viel darauf an, (c) wie man ſie waſchen laͤßt. Denn wenn man ſie außerordent- lich ſchoͤn waſchen laͤßt, daß ſie zu der Verfertigung der feinen Tuche geſchickt ſind: ſo verlieren alle dieſe Sorten noch 20 pro Cent, daß alſo auf dieſen Fuß eine Arobe oder 25 Pfunde ſegoviſche Wolle, auf das beſte gewaſchen, nur 10 Pfunde, und die andern nach Proportion ge- ben. Die (d) Sortirung der Wolle in Spanien anlangend, ſo wird ſol- che in drey Sorten abgeſondert: und zwar ſo giebt man der feinſten ſpaniſchen Wolle den Namen (a) Pri- me

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/464>, abgerufen am 22.12.2024.