Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Wurmsaamen

Wurmsaamen, oder Zitwersaa-
men,
lat. Santonicum, Xantoni-
cum, Semen Santonici, Semensan-
ctum, Semen Zedoariae, Semen Ci-
nae, Sementina, Semen contra Ver-
mes,
oder auch nur bloß Semen
contra,
franz. Barbotine, Semen-
cine, Sementine, Santoline, Pou-
dre a vers,
ital. Seme santo, ein
kleiner länglichter und gelb grün-
lichter bitterer und scharfer Saame
eines starken Geruchs, der auf ei-
nem Kraute wächst, das dem Wer-
muthe gleicht, und von einigen auch
für eine Gattung von Wermuth;
von andern aber für eine Art der
Stabwurz gehalten wird, und so
kleine Blätter hat, daß man Mü-
he hat, sie von dem Saamen zu un-
terscheiden. Man (1) bekömmt
diesen Saamen aus Persien, Sy-
rien, Aegypten, und von den rus-
sischen Gränzen in Asien, wo die-
ses Kraut häufig wächst, wie man
aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab-
nehmen kann, für den er verkaufet
wird. Die Holländer, Engländer
und Franzosen holen solchen von
Aleppo, wohin er über Alexandret-
te kömmt, und von Smyrna. Er
muß, wenn er (2) gut ist, fein völ-
lig und dickkörnigt, frisch, läng-
licht, grünlicht, und von einem an-
genehmen und sehr starken Geruch,
und bittern Geschmacke seyn. Jn-
sonderheit muß man bey dem Ein-
kaufe Achtung geben, daß er nicht
mit etwas grünem angeschmieret,
und nicht mit Stabwurz- oder
Rheinfarrensaamen (3) verfälschet,
oder vermenget sey; welches man
aber leicht erkennen kann, weil der
falsche viel leichter und gelblichter
ist, auch mehr klein geschnittenem
Hächsel oder Strohe, als einem
Saamen gleich sieht. Man (4) ge-
braucht
ihn, die Würmer dadurch
zu tödten, die sich in dem mensch-
lichen Leibe erzeugen, und von de-
nen sonderlich die Kinder oft gepla-
[Spaltenumbruch]

Wurst
get werden. Jn kleinen Städten
und Dörfern nähren sich viele Leu-
te mit Verkaufung der sogenannten
(5) Wurmküchlein, in die sie die-
sen Saamen backen; und in Hol-
land und England findet man sol-
chen (6) mit Zucker überzogen.

Wurst, lat. Farcimen, heißt
überhaupt ein jeder gefüllter Darm.
Wie nun das, was darein gefüllet
wird, unterschiedlich ist: so bekom-
men auch die Würste davon beson-
dere Zunamen. Also hat man: 1)
Blutwürste, auch Rothwürste,
und Schweißwürste genannt,
franz. Boudin noir, so von Schweins-
blute, mit Speck und Semmel oder
Graupen vermischt, gemacht, und
entweder frisch verspeiset oder ge-
räuchert werden; 2) Bratwürste,
franz. Saucisse, sind mit Schwei-
nefleische, Speck und allerley Ge-
würze gefüllet, und werden frisch,
nachdem sie vorher auf Kohlen ge-
braten worden, verspeiset; 3) Cer-
velatwürste,
kommen aus Jtalien,
sind aus Schweinefleisch und Speck
gemacht, wohl gewürzet, derb ge-
stopfet und geräuchert, werden al-
so roh verspeiset, siehe Bononien;
4) Darmwürste, franz. Andonille,
werden aus lauter Gedärmen ge-
macht, die in einen andern Darm
gestopft werden; 5) Fricandellen,
franz. Boudin blanc, heißen eigent-
lich die sogenannten Netzwürste,
so von gehacktem Kalbfleische in
lange Streife von dem Kalbsnetze
gewickelt, und wie Würste formi-
ret werden. Es können aber auch
unter demselben Namen begriffen
werden, alle die Arten kleiner Wür-
ste, so von Kalbslebern oder Ge-
kröse, von Krebsen, Capaunen,
Spanferkeln, frischen Morgeln oder
Spinat schmackhaft zubereitet, in
zugerichtete Schöpsendärme, ver-
mittelst einer Wurstspritze, gefüllet,
und entweder allein, oder in Paste-
ten und Potagen gebraucht werden;

6) Grütz-
[Spaltenumbruch]
Wurmſaamen

Wurmſaamen, oder Zitwerſaa-
men,
lat. Santonicum, Xantoni-
cum, Semen Santonici, Semenſan-
ctum, Semen Zedoariæ, Semen Ci-
næ, Sementina, Semen contra Ver-
mes,
oder auch nur bloß Semen
contra,
franz. Barbotine, Semen-
cine, Sementine, Santoline, Pou-
dre à vers,
ital. Seme ſanto, ein
kleiner laͤnglichter und gelb gruͤn-
lichter bitterer und ſcharfer Saame
eines ſtarken Geruchs, der auf ei-
nem Kraute waͤchſt, das dem Wer-
muthe gleicht, und von einigen auch
fuͤr eine Gattung von Wermuth;
von andern aber fuͤr eine Art der
Stabwurz gehalten wird, und ſo
kleine Blaͤtter hat, daß man Muͤ-
he hat, ſie von dem Saamen zu un-
terſcheiden. Man (1) bekoͤmmt
dieſen Saamen aus Perſien, Sy-
rien, Aegypten, und von den ruſ-
ſiſchen Graͤnzen in Aſien, wo die-
ſes Kraut haͤufig waͤchſt, wie man
aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab-
nehmen kann, fuͤr den er verkaufet
wird. Die Hollaͤnder, Englaͤnder
und Franzoſen holen ſolchen von
Aleppo, wohin er uͤber Alexandret-
te koͤmmt, und von Smyrna. Er
muß, wenn er (2) gut iſt, fein voͤl-
lig und dickkoͤrnigt, friſch, laͤng-
licht, gruͤnlicht, und von einem an-
genehmen und ſehr ſtarken Geruch,
und bittern Geſchmacke ſeyn. Jn-
ſonderheit muß man bey dem Ein-
kaufe Achtung geben, daß er nicht
mit etwas gruͤnem angeſchmieret,
und nicht mit Stabwurz- oder
Rheinfarrenſaamen (3) verfaͤlſchet,
oder vermenget ſey; welches man
aber leicht erkennen kann, weil der
falſche viel leichter und gelblichter
iſt, auch mehr klein geſchnittenem
Haͤchſel oder Strohe, als einem
Saamen gleich ſieht. Man (4) ge-
braucht
ihn, die Wuͤrmer dadurch
zu toͤdten, die ſich in dem menſch-
lichen Leibe erzeugen, und von de-
nen ſonderlich die Kinder oft gepla-
[Spaltenumbruch]

Wurſt
get werden. Jn kleinen Staͤdten
und Doͤrfern naͤhren ſich viele Leu-
te mit Verkaufung der ſogenannten
(5) Wurmkuͤchlein, in die ſie die-
ſen Saamen backen; und in Hol-
land und England findet man ſol-
chen (6) mit Zucker uͤberzogen.

Wurſt, lat. Farcimen, heißt
uͤberhaupt ein jeder gefuͤllter Darm.
Wie nun das, was darein gefuͤllet
wird, unterſchiedlich iſt: ſo bekom-
men auch die Wuͤrſte davon beſon-
dere Zunamen. Alſo hat man: 1)
Blutwuͤrſte, auch Rothwuͤrſte,
und Schweißwuͤrſte genannt,
franz. Boudin noir, ſo von Schweins-
blute, mit Speck und Semmel oder
Graupen vermiſcht, gemacht, und
entweder friſch verſpeiſet oder ge-
raͤuchert werden; 2) Bratwuͤrſte,
franz. Sauciſſe, ſind mit Schwei-
nefleiſche, Speck und allerley Ge-
wuͤrze gefuͤllet, und werden friſch,
nachdem ſie vorher auf Kohlen ge-
braten worden, verſpeiſet; 3) Cer-
velatwuͤrſte,
kommen aus Jtalien,
ſind aus Schweinefleiſch und Speck
gemacht, wohl gewuͤrzet, derb ge-
ſtopfet und geraͤuchert, werden al-
ſo roh verſpeiſet, ſiehe Bononien;
4) Darmwuͤrſte, franz. Andonille,
werden aus lauter Gedaͤrmen ge-
macht, die in einen andern Darm
geſtopft werden; 5) Fricandellen,
franz. Boudin blanc, heißen eigent-
lich die ſogenannten Netzwuͤrſte,
ſo von gehacktem Kalbfleiſche in
lange Streife von dem Kalbsnetze
gewickelt, und wie Wuͤrſte formi-
ret werden. Es koͤnnen aber auch
unter demſelben Namen begriffen
werden, alle die Arten kleiner Wuͤr-
ſte, ſo von Kalbslebern oder Ge-
kroͤſe, von Krebſen, Capaunen,
Spanferkeln, friſchen Morgeln oder
Spinat ſchmackhaft zubereitet, in
zugerichtete Schoͤpſendaͤrme, ver-
mittelſt einer Wurſtſpritze, gefuͤllet,
und entweder allein, oder in Paſte-
ten und Potagen gebraucht werden;

6) Gruͤtz-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0484" n="[478]"/>
        <cb n="955"/>
        <fw place="top" type="header">Wurm&#x017F;aamen</fw><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wurm&#x017F;aamen,</hi> oder <hi rendition="#fr">Zitwer&#x017F;aa-<lb/>
men,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Santonicum, Xantoni-<lb/>
cum, Semen Santonici, Semen&#x017F;an-<lb/>
ctum, Semen Zedoariæ, Semen Ci-<lb/>
næ, Sementina, Semen contra Ver-<lb/>
mes,</hi></hi> oder auch nur bloß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Semen<lb/>
contra,</hi></hi> franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Barbotine, Semen-<lb/>
cine, Sementine, Santoline, Pou-<lb/>
dre à vers,</hi></hi> ital. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Seme &#x017F;anto,</hi></hi> ein<lb/>
kleiner la&#x0364;nglichter und gelb gru&#x0364;n-<lb/>
lichter bitterer und &#x017F;charfer Saame<lb/>
eines &#x017F;tarken Geruchs, der auf ei-<lb/>
nem Kraute wa&#x0364;ch&#x017F;t, das dem Wer-<lb/>
muthe gleicht, und von einigen auch<lb/>
fu&#x0364;r eine Gattung von Wermuth;<lb/>
von andern aber fu&#x0364;r eine Art der<lb/>
Stabwurz gehalten wird, und &#x017F;o<lb/>
kleine Bla&#x0364;tter hat, daß man Mu&#x0364;-<lb/>
he hat, &#x017F;ie von dem Saamen zu un-<lb/>
ter&#x017F;cheiden. Man (1) <hi rendition="#fr">beko&#x0364;mmt</hi><lb/>
die&#x017F;en Saamen aus Per&#x017F;ien, Sy-<lb/>
rien, Aegypten, und von den ru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Gra&#x0364;nzen in A&#x017F;ien, wo die-<lb/>
&#x017F;es Kraut ha&#x0364;ufig wa&#x0364;ch&#x017F;t, wie man<lb/>
aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab-<lb/>
nehmen kann, fu&#x0364;r den er verkaufet<lb/>
wird. Die Holla&#x0364;nder, Engla&#x0364;nder<lb/>
und Franzo&#x017F;en holen &#x017F;olchen von<lb/>
Aleppo, wohin er u&#x0364;ber Alexandret-<lb/>
te ko&#x0364;mmt, und von Smyrna. Er<lb/>
muß, wenn er (2) <hi rendition="#fr">gut</hi> i&#x017F;t, fein vo&#x0364;l-<lb/>
lig und dickko&#x0364;rnigt, fri&#x017F;ch, la&#x0364;ng-<lb/>
licht, gru&#x0364;nlicht, und von einem an-<lb/>
genehmen und &#x017F;ehr &#x017F;tarken Geruch,<lb/>
und bittern Ge&#x017F;chmacke &#x017F;eyn. Jn-<lb/>
&#x017F;onderheit muß man bey dem Ein-<lb/>
kaufe Achtung geben, daß er nicht<lb/>
mit etwas gru&#x0364;nem ange&#x017F;chmieret,<lb/>
und nicht mit Stabwurz- oder<lb/>
Rheinfarren&#x017F;aamen (3) <hi rendition="#fr">verfa&#x0364;l&#x017F;chet,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">vermenget</hi> &#x017F;ey; welches man<lb/>
aber leicht erkennen kann, weil der<lb/>
fal&#x017F;che viel leichter und gelblichter<lb/>
i&#x017F;t, auch mehr klein ge&#x017F;chnittenem<lb/>
Ha&#x0364;ch&#x017F;el oder Strohe, als einem<lb/>
Saamen gleich &#x017F;ieht. Man (4) <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
braucht</hi> ihn, die Wu&#x0364;rmer dadurch<lb/>
zu to&#x0364;dten, die &#x017F;ich in dem men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Leibe erzeugen, und von de-<lb/>
nen &#x017F;onderlich die Kinder oft gepla-<lb/><cb n="956"/>
<fw place="top" type="header">Wur&#x017F;t</fw><lb/>
get werden. Jn kleinen Sta&#x0364;dten<lb/>
und Do&#x0364;rfern na&#x0364;hren &#x017F;ich viele Leu-<lb/>
te mit Verkaufung der &#x017F;ogenannten<lb/>
(5) <hi rendition="#fr">Wurmku&#x0364;chlein,</hi> in die &#x017F;ie die-<lb/>
&#x017F;en Saamen backen; und in Hol-<lb/>
land und England findet man &#x017F;ol-<lb/>
chen (6) <hi rendition="#fr">mit Zucker u&#x0364;berzogen.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wur&#x017F;t,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Farcimen,</hi></hi> heißt<lb/>
u&#x0364;berhaupt ein jeder gefu&#x0364;llter Darm.<lb/>
Wie nun das, was darein gefu&#x0364;llet<lb/>
wird, unter&#x017F;chiedlich i&#x017F;t: &#x017F;o bekom-<lb/>
men auch die Wu&#x0364;r&#x017F;te davon be&#x017F;on-<lb/>
dere Zunamen. Al&#x017F;o hat man: 1)<lb/><hi rendition="#fr">Blutwu&#x0364;r&#x017F;te,</hi> auch <hi rendition="#fr">Rothwu&#x0364;r&#x017F;te,</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Schweißwu&#x0364;r&#x017F;te</hi> genannt,<lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Boudin noir,</hi></hi> &#x017F;o von Schweins-<lb/>
blute, mit Speck und Semmel oder<lb/>
Graupen vermi&#x017F;cht, gemacht, und<lb/>
entweder fri&#x017F;ch ver&#x017F;pei&#x017F;et oder ge-<lb/>
ra&#x0364;uchert werden; 2) <hi rendition="#fr">Bratwu&#x0364;r&#x017F;te,</hi><lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sauci&#x017F;&#x017F;e,</hi></hi> &#x017F;ind mit Schwei-<lb/>
neflei&#x017F;che, Speck und allerley Ge-<lb/>
wu&#x0364;rze gefu&#x0364;llet, und werden fri&#x017F;ch,<lb/>
nachdem &#x017F;ie vorher auf Kohlen ge-<lb/>
braten worden, ver&#x017F;pei&#x017F;et; 3) <hi rendition="#fr">Cer-<lb/>
velatwu&#x0364;r&#x017F;te,</hi> kommen aus Jtalien,<lb/>
&#x017F;ind aus Schweineflei&#x017F;ch und Speck<lb/>
gemacht, wohl gewu&#x0364;rzet, derb ge-<lb/>
&#x017F;topfet und gera&#x0364;uchert, werden al-<lb/>
&#x017F;o roh ver&#x017F;pei&#x017F;et, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Bononien;</hi><lb/>
4) <hi rendition="#fr">Darmwu&#x0364;r&#x017F;te,</hi> franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Andonille,</hi></hi><lb/>
werden aus lauter Geda&#x0364;rmen ge-<lb/>
macht, die in einen andern Darm<lb/>
ge&#x017F;topft werden; 5) <hi rendition="#fr">Fricandellen,</hi><lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Boudin blanc,</hi></hi> heißen eigent-<lb/>
lich die &#x017F;ogenannten Netzwu&#x0364;r&#x017F;te,<lb/>
&#x017F;o von gehacktem Kalbflei&#x017F;che in<lb/>
lange Streife von dem Kalbsnetze<lb/>
gewickelt, und wie Wu&#x0364;r&#x017F;te formi-<lb/>
ret werden. Es ko&#x0364;nnen aber auch<lb/>
unter dem&#x017F;elben Namen begriffen<lb/>
werden, alle die Arten kleiner Wu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;te, &#x017F;o von Kalbslebern oder Ge-<lb/>
kro&#x0364;&#x017F;e, von Kreb&#x017F;en, Capaunen,<lb/>
Spanferkeln, fri&#x017F;chen Morgeln oder<lb/>
Spinat &#x017F;chmackhaft zubereitet, in<lb/>
zugerichtete Scho&#x0364;p&#x017F;enda&#x0364;rme, ver-<lb/>
mittel&#x017F;t einer Wur&#x017F;t&#x017F;pritze, gefu&#x0364;llet,<lb/>
und entweder allein, oder in Pa&#x017F;te-<lb/>
ten und Potagen gebraucht werden;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">6) <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;tz-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[478]/0484] Wurmſaamen Wurſt Wurmſaamen, oder Zitwerſaa- men, lat. Santonicum, Xantoni- cum, Semen Santonici, Semenſan- ctum, Semen Zedoariæ, Semen Ci- næ, Sementina, Semen contra Ver- mes, oder auch nur bloß Semen contra, franz. Barbotine, Semen- cine, Sementine, Santoline, Pou- dre à vers, ital. Seme ſanto, ein kleiner laͤnglichter und gelb gruͤn- lichter bitterer und ſcharfer Saame eines ſtarken Geruchs, der auf ei- nem Kraute waͤchſt, das dem Wer- muthe gleicht, und von einigen auch fuͤr eine Gattung von Wermuth; von andern aber fuͤr eine Art der Stabwurz gehalten wird, und ſo kleine Blaͤtter hat, daß man Muͤ- he hat, ſie von dem Saamen zu un- terſcheiden. Man (1) bekoͤmmt dieſen Saamen aus Perſien, Sy- rien, Aegypten, und von den ruſ- ſiſchen Graͤnzen in Aſien, wo die- ſes Kraut haͤufig waͤchſt, wie man aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab- nehmen kann, fuͤr den er verkaufet wird. Die Hollaͤnder, Englaͤnder und Franzoſen holen ſolchen von Aleppo, wohin er uͤber Alexandret- te koͤmmt, und von Smyrna. Er muß, wenn er (2) gut iſt, fein voͤl- lig und dickkoͤrnigt, friſch, laͤng- licht, gruͤnlicht, und von einem an- genehmen und ſehr ſtarken Geruch, und bittern Geſchmacke ſeyn. Jn- ſonderheit muß man bey dem Ein- kaufe Achtung geben, daß er nicht mit etwas gruͤnem angeſchmieret, und nicht mit Stabwurz- oder Rheinfarrenſaamen (3) verfaͤlſchet, oder vermenget ſey; welches man aber leicht erkennen kann, weil der falſche viel leichter und gelblichter iſt, auch mehr klein geſchnittenem Haͤchſel oder Strohe, als einem Saamen gleich ſieht. Man (4) ge- braucht ihn, die Wuͤrmer dadurch zu toͤdten, die ſich in dem menſch- lichen Leibe erzeugen, und von de- nen ſonderlich die Kinder oft gepla- get werden. Jn kleinen Staͤdten und Doͤrfern naͤhren ſich viele Leu- te mit Verkaufung der ſogenannten (5) Wurmkuͤchlein, in die ſie die- ſen Saamen backen; und in Hol- land und England findet man ſol- chen (6) mit Zucker uͤberzogen. Wurſt, lat. Farcimen, heißt uͤberhaupt ein jeder gefuͤllter Darm. Wie nun das, was darein gefuͤllet wird, unterſchiedlich iſt: ſo bekom- men auch die Wuͤrſte davon beſon- dere Zunamen. Alſo hat man: 1) Blutwuͤrſte, auch Rothwuͤrſte, und Schweißwuͤrſte genannt, franz. Boudin noir, ſo von Schweins- blute, mit Speck und Semmel oder Graupen vermiſcht, gemacht, und entweder friſch verſpeiſet oder ge- raͤuchert werden; 2) Bratwuͤrſte, franz. Sauciſſe, ſind mit Schwei- nefleiſche, Speck und allerley Ge- wuͤrze gefuͤllet, und werden friſch, nachdem ſie vorher auf Kohlen ge- braten worden, verſpeiſet; 3) Cer- velatwuͤrſte, kommen aus Jtalien, ſind aus Schweinefleiſch und Speck gemacht, wohl gewuͤrzet, derb ge- ſtopfet und geraͤuchert, werden al- ſo roh verſpeiſet, ſiehe Bononien; 4) Darmwuͤrſte, franz. Andonille, werden aus lauter Gedaͤrmen ge- macht, die in einen andern Darm geſtopft werden; 5) Fricandellen, franz. Boudin blanc, heißen eigent- lich die ſogenannten Netzwuͤrſte, ſo von gehacktem Kalbfleiſche in lange Streife von dem Kalbsnetze gewickelt, und wie Wuͤrſte formi- ret werden. Es koͤnnen aber auch unter demſelben Namen begriffen werden, alle die Arten kleiner Wuͤr- ſte, ſo von Kalbslebern oder Ge- kroͤſe, von Krebſen, Capaunen, Spanferkeln, friſchen Morgeln oder Spinat ſchmackhaft zubereitet, in zugerichtete Schoͤpſendaͤrme, ver- mittelſt einer Wurſtſpritze, gefuͤllet, und entweder allein, oder in Paſte- ten und Potagen gebraucht werden; 6) Gruͤtz-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/484
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [478]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/484>, abgerufen am 22.12.2024.