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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Terpenthin
wird, und von da nach Paris ge-
het; wie denn Savary versichert,
daß aller venedischer Terpenthin,
den man in Paris bey den Spece-
reyhändlern und Droguisten findet,
aus dieser kleinen Provinz kömmt.
Die (c) Kennzeichen seiner Güte,
worauf man bey dem Einkaufe des-
selben zu sehen hat, sind, daß er
frisch, hübsch durchsichtig, weiß,
fließend, und nicht unrein ist, und
daß dessen Tropfen sich an den Na-
gel anhängen. Man hüte sich für
dem (d) verfälschten, den man oft
findet; welchen man aber nicht
nur an der Farbe und dem Ge-
ruche, sondern auch daran er-
kennen kann, wenn etwas davon
auf ein Papier gestrichen und an-
gezündet wird, es eine schwarze
Flamme mit Gestank von sich giebt.
Der (c) straßburger Terpenthin,
franz. Terebinthine de Strasburg,
oder insgemein Bigion genannt, ist
nichts anders, als ein dünnes und
weiches Harz aus den Tannen, Fich-
ten und Kiefernbäumen, welches aus
diesen Bäumen theils von selbst, und
zwar aus den Beulen, die sich bey den
jungen Bäumen von dieser Art unter
der Rinde setzen; theils durch Drücken
dieser Beulen; und theils nach vor-
hergehender Lochung der Bäume, her-
aus rinnt; daher er auch von den
Franzosen mit |dem Namen Tere-
binthine de Sapin, Resine liquide de
Sapin, Larmes des Sapins
und Huile
de Sapin
,
beleget wird. Seine
(a) Beschaffenheit betreffend, so ist
er, so lange er noch frisch ist, flies-
send, dünne, nicht so dick und zähe
oder klebricht, auch durchsichtiger,
und von einem angenehmern und
bitterern Geschmacke, als der venedi-
sche Terpenthin von den Lerchenbäu-
men, wie er denn in Ansehung sei-
nes Geschmacks und Geruchs fast
wie Citronenschalen riecht. Mit
der Zeit aber wird er etwas gelb und
dick. Den (b) Namen des straß-
burger
Terpenthins hat er daher,
[Spaltenumbruch]
Terpenthin
weil er von Straßburg aus am
häufigsten versendet wird. Er wird
aber von den Bauern und Schä-
fern auf dem Schwarzwalde, und
an andern Orten in Deutschland
(c) gemacht. Der (d) gemeine
oder grobe Terpenthin, franz. Te-
rebinthine commune
,
oder große
Terebinthine
,
fließt theils von selbst,
theils nach vorhergängiger Lochung
aus verschiedenen Gattungen von
Kienbäumen heraus, und ist kleb-
richter, zäher, gröber, und schwerer,
als der straßburgische und venedische
Terpenthin. Er ist fast so dick, als
ein von der Kälte geliefertes Oel;
weißlicht, so lange er frisch ist, wel-
che weiße Farbe aber sich mit der
Zeit in eine gelblichte Farbe ver-
wandelt; aber nicht durchsichtig.
Dergleichen Terpenthin wird an
verschiedenen Orten, als in der Pro-
vence bey Marseille und Toulon, in
Guienne bey Bourdeaux, in Deutsch-
land auf dem Schwarzwalde, des-
gleichen in Thüringen, und in Neu-
england um Boston, oder wo sonst
große Fichten- und Tannenwälder
sind, also (a) gemacht, daß man
entweder das aus ermeldeten Bäu-
men heraus fließende, und in einer
an dem Fuße dieser Bäume gemach-
ten Grube gesammlete Harz über
dem Feuer zergehen läßt, und es
sodann durch gewisse ausdrücklich
dazu gemachte Körbe gießt, durch
welche der flüßige Theil von diesem
Harze hindurch fließt, und eben die-
ser gemeine Terpenthin ist, der gröbere
aber zurück bleibt, woraus sodann
Pech gemachet wird, siehe Pech;
oder auch wie an vielen Orten ge-
schieht, nur die Tannzapfen mit
Wasser auskochet, welches aber die
allerschlechteste Gattung vom Ter-
penthin giebt. Jn Ansehung seiner
(b) Güte muß man bey dem Einkau-
fe des gemeinen Terpenthins dahin
sehen, daß solcher schön klar, weiß-
licht, und nicht mit Unrathe vermen-

get

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Terpenthin
wird, und von da nach Paris ge-
het; wie denn Savary verſichert,
daß aller venediſcher Terpenthin,
den man in Paris bey den Spece-
reyhaͤndlern und Droguiſten findet,
aus dieſer kleinen Provinz koͤmmt.
Die (c) Kennzeichen ſeiner Guͤte,
worauf man bey dem Einkaufe deſ-
ſelben zu ſehen hat, ſind, daß er
friſch, huͤbſch durchſichtig, weiß,
fließend, und nicht unrein iſt, und
daß deſſen Tropfen ſich an den Na-
gel anhaͤngen. Man huͤte ſich fuͤr
dem (d) verfaͤlſchten, den man oft
findet; welchen man aber nicht
nur an der Farbe und dem Ge-
ruche, ſondern auch daran er-
kennen kann, wenn etwas davon
auf ein Papier geſtrichen und an-
gezuͤndet wird, es eine ſchwarze
Flamme mit Geſtank von ſich giebt.
Der (c) ſtraßburger Terpenthin,
franz. Terebinthine de Strasburg,
oder insgemein Bigion genannt, iſt
nichts anders, als ein duͤnnes und
weiches Harz aus den Tannen, Fich-
ten und Kiefernbaͤumen, welches aus
dieſen Baͤumen theils von ſelbſt, und
zwar aus den Beulen, die ſich bey den
jungen Baͤumen von dieſer Art unter
der Rinde ſetzen; theils durch Druͤcken
dieſer Beulen; und theils nach vor-
hergehender Lochung der Baͤume, her-
aus rinnt; daher er auch von den
Franzoſen mit |dem Namen Tere-
binthine de Sapin, Reſine liquide de
Sapin, Larmes des Sapins
und Huile
de Sapin
,
beleget wird. Seine
(a) Beſchaffenheit betreffend, ſo iſt
er, ſo lange er noch friſch iſt, flieſ-
ſend, duͤnne, nicht ſo dick und zaͤhe
oder klebricht, auch durchſichtiger,
und von einem angenehmern und
bitterern Geſchmacke, als der venedi-
ſche Terpenthin von den Lerchenbaͤu-
men, wie er denn in Anſehung ſei-
nes Geſchmacks und Geruchs faſt
wie Citronenſchalen riecht. Mit
der Zeit aber wird er etwas gelb und
dick. Den (b) Namen des ſtraß-
burger
Terpenthins hat er daher,
[Spaltenumbruch]
Terpenthin
weil er von Straßburg aus am
haͤufigſten verſendet wird. Er wird
aber von den Bauern und Schaͤ-
fern auf dem Schwarzwalde, und
an andern Orten in Deutſchland
(c) gemacht. Der (d) gemeine
oder grobe Terpenthin, franz. Te-
rebinthine commune
,
oder große
Terebinthine
,
fließt theils von ſelbſt,
theils nach vorhergaͤngiger Lochung
aus verſchiedenen Gattungen von
Kienbaͤumen heraus, und iſt kleb-
richter, zaͤher, groͤber, und ſchwerer,
als der ſtraßburgiſche und venediſche
Terpenthin. Er iſt faſt ſo dick, als
ein von der Kaͤlte geliefertes Oel;
weißlicht, ſo lange er friſch iſt, wel-
che weiße Farbe aber ſich mit der
Zeit in eine gelblichte Farbe ver-
wandelt; aber nicht durchſichtig.
Dergleichen Terpenthin wird an
verſchiedenen Orten, als in der Pro-
vence bey Marſeille und Toulon, in
Guienne bey Bourdeaux, in Deutſch-
land auf dem Schwarzwalde, des-
gleichen in Thuͤringen, und in Neu-
england um Boſton, oder wo ſonſt
große Fichten- und Tannenwaͤlder
ſind, alſo (a) gemacht, daß man
entweder das aus ermeldeten Baͤu-
men heraus fließende, und in einer
an dem Fuße dieſer Baͤume gemach-
ten Grube geſammlete Harz uͤber
dem Feuer zergehen laͤßt, und es
ſodann durch gewiſſe ausdruͤcklich
dazu gemachte Koͤrbe gießt, durch
welche der fluͤßige Theil von dieſem
Harze hindurch fließt, und eben die-
ſer gemeine Terpenthin iſt, der groͤbere
aber zuruͤck bleibt, woraus ſodann
Pech gemachet wird, ſiehe Pech;
oder auch wie an vielen Orten ge-
ſchieht, nur die Tannzapfen mit
Waſſer auskochet, welches aber die
allerſchlechteſte Gattung vom Ter-
penthin giebt. Jn Anſehung ſeiner
(b) Guͤte muß man bey dem Einkau-
fe des gemeinen Terpenthins dahin
ſehen, daß ſolcher ſchoͤn klar, weiß-
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[[50]/0056] Terpenthin Terpenthin wird, und von da nach Paris ge- het; wie denn Savary verſichert, daß aller venediſcher Terpenthin, den man in Paris bey den Spece- reyhaͤndlern und Droguiſten findet, aus dieſer kleinen Provinz koͤmmt. Die (c) Kennzeichen ſeiner Guͤte, worauf man bey dem Einkaufe deſ- ſelben zu ſehen hat, ſind, daß er friſch, huͤbſch durchſichtig, weiß, fließend, und nicht unrein iſt, und daß deſſen Tropfen ſich an den Na- gel anhaͤngen. Man huͤte ſich fuͤr dem (d) verfaͤlſchten, den man oft findet; welchen man aber nicht nur an der Farbe und dem Ge- ruche, ſondern auch daran er- kennen kann, wenn etwas davon auf ein Papier geſtrichen und an- gezuͤndet wird, es eine ſchwarze Flamme mit Geſtank von ſich giebt. Der (c) ſtraßburger Terpenthin, franz. Terebinthine de Strasburg, oder insgemein Bigion genannt, iſt nichts anders, als ein duͤnnes und weiches Harz aus den Tannen, Fich- ten und Kiefernbaͤumen, welches aus dieſen Baͤumen theils von ſelbſt, und zwar aus den Beulen, die ſich bey den jungen Baͤumen von dieſer Art unter der Rinde ſetzen; theils durch Druͤcken dieſer Beulen; und theils nach vor- hergehender Lochung der Baͤume, her- aus rinnt; daher er auch von den Franzoſen mit |dem Namen Tere- binthine de Sapin, Reſine liquide de Sapin, Larmes des Sapins und Huile de Sapin, beleget wird. Seine (a) Beſchaffenheit betreffend, ſo iſt er, ſo lange er noch friſch iſt, flieſ- ſend, duͤnne, nicht ſo dick und zaͤhe oder klebricht, auch durchſichtiger, und von einem angenehmern und bitterern Geſchmacke, als der venedi- ſche Terpenthin von den Lerchenbaͤu- men, wie er denn in Anſehung ſei- nes Geſchmacks und Geruchs faſt wie Citronenſchalen riecht. Mit der Zeit aber wird er etwas gelb und dick. Den (b) Namen des ſtraß- burger Terpenthins hat er daher, weil er von Straßburg aus am haͤufigſten verſendet wird. Er wird aber von den Bauern und Schaͤ- fern auf dem Schwarzwalde, und an andern Orten in Deutſchland (c) gemacht. Der (d) gemeine oder grobe Terpenthin, franz. Te- rebinthine commune, oder große Terebinthine, fließt theils von ſelbſt, theils nach vorhergaͤngiger Lochung aus verſchiedenen Gattungen von Kienbaͤumen heraus, und iſt kleb- richter, zaͤher, groͤber, und ſchwerer, als der ſtraßburgiſche und venediſche Terpenthin. Er iſt faſt ſo dick, als ein von der Kaͤlte geliefertes Oel; weißlicht, ſo lange er friſch iſt, wel- che weiße Farbe aber ſich mit der Zeit in eine gelblichte Farbe ver- wandelt; aber nicht durchſichtig. Dergleichen Terpenthin wird an verſchiedenen Orten, als in der Pro- vence bey Marſeille und Toulon, in Guienne bey Bourdeaux, in Deutſch- land auf dem Schwarzwalde, des- gleichen in Thuͤringen, und in Neu- england um Boſton, oder wo ſonſt große Fichten- und Tannenwaͤlder ſind, alſo (a) gemacht, daß man entweder das aus ermeldeten Baͤu- men heraus fließende, und in einer an dem Fuße dieſer Baͤume gemach- ten Grube geſammlete Harz uͤber dem Feuer zergehen laͤßt, und es ſodann durch gewiſſe ausdruͤcklich dazu gemachte Koͤrbe gießt, durch welche der fluͤßige Theil von dieſem Harze hindurch fließt, und eben die- ſer gemeine Terpenthin iſt, der groͤbere aber zuruͤck bleibt, woraus ſodann Pech gemachet wird, ſiehe Pech; oder auch wie an vielen Orten ge- ſchieht, nur die Tannzapfen mit Waſſer auskochet, welches aber die allerſchlechteſte Gattung vom Ter- penthin giebt. Jn Anſehung ſeiner (b) Guͤte muß man bey dem Einkau- fe des gemeinen Terpenthins dahin ſehen, daß ſolcher ſchoͤn klar, weiß- licht, und nicht mit Unrathe vermen- get

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [50]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/56>, abgerufen am 22.12.2024.