selten in Europa gefunden, weil die Perser und Jndianer, die den Teu- felsdreck stark gebrauchen, solchen mehrentheils für sich behalten, in- dem ihnen die Europäer denselben nicht theuer genug bezahlen. Die zweyte Gattung ist in größern Stü- cken, oder Klumpen, und zwar nicht so schön, als die vorhergehende; aber dennoch ebenfalls noch rein, durchsichtig, und von röthlicher Farbe, mit weißen Körnern, oder Tropfen vermischet. Die dritte Gattung ist endlich unrein, braun, und schmutzig. Derjenige Teufels- dreck, den wir in Europa haben, wird mehrentheils von den hollän- dischen und englischen ostindischen Compagnien von Surate gebracht; nach Frankreich aber kömmt auch welcher aus der Levante über Mar- seille. Man erkennet jedoch den Un- terschied derselben an der Emballa- ge. Denn derjenige Teufelsdreck, der von den Engländern und Hol- ländern aus Ostindien gebracht wird, kömmt in großen Fässern mit eisernen Reifen beschlagen: Derje- nige hingegen, so über Marseille aus der Levante gebracht wird, ist in Körben von Palmblättern. Bey uns Europäern wird der Teufels- dreck nur bloß zur Arztney für Men- schen und Vieh, sowol äußerlich, als innerlich, gebrauchet: die Jn- dianer aber gebrauchen denselben auch sehr stark in der Küche zur Würzung der Speisen, welches auch die alten Römer gethan haben, wie man in verschiedenen Schriften findet. Bey dem Einkaufe des Teufelsdrecks muß man dahin sehen, daß solcher frisch, von einem durch- dringenden und stinkenden Geruche, nicht gar zu fett, und mit reinen, hellen, und glänzenden Körnern, oder Klumpen angefüllet sey; und hingegen denjenigen verwerfen, der alt, fett, schwarz, undurchsich- tig, und mit Sand, Rinden, oder [Spaltenumbruch]
Texel
andern dergleichen Unreinigkeiten vermischt ist: Der trübe ist insge- mein mit Mehl oder Kleyen ver- fälscht. Zu Amsterdam wird der Teufelsdreck für 30 bis 36 Stüver das Pfund verkaufet, und nach dem Gewichte thariret. Für gut Ge- wicht werden 2 pro Cent, und für baare Bezahlung eben so viel gekür- zet. Zu Livorno galt 1739 der Centner Teufelsdreck in Körnern 32 Piaster, in Klumpen aber 24 bis 26 Piaster.
Texel, oder Tessel, lat. Texelia, oder Tesselia, eine kleine, jedoch berühmte, und zu der Provinz Hol- land gehörende Jnsel, zwischen dem deutschen Meere, und der Zuyder- oder Süder-See, unter dem 25 Gra- de 30 Minuten der Länge, und 53 Grad 3 Minuten der Norderbreite, zehn | Meilen von Amsterdam, an der Spitze von Nordholland gele- gen, wovon sie durch einen etwann drey Meilen breiten Canal, Mars- diep, oder Meersdiep genannt, abgesondert wird. Sie hat ein fe- stes Castel, oder Schloß, um wel- ches vier oder fünf Flecken, oder Dörfer liegen, unter welchen Hoorn, Koogh und Ost-Eynde die vornehm- sten sind. Hiernächst hat sie auf der südlichen Seite einen guten Ha- fen, und eine bequeme sichere Rhe- de, wo sich insgemein die holländi- schen Kriegs- und Kauffahrteyflot- ten zu versammlen pflegen, wie denn auch täglich eine große Menge Schiffe daselbst anlandet und ab- fährt. Weil diese Jnsel eine vor- treffliche Viehweide hat: so wird von den Einwohnern derselben eine starke Viehzucht getrieben. Die dasigen Schafe geben eine sehr feine und gute Wolle, die der spanischen wenig oder nichts nachgiebt. Sie wird auch daher von den Braban- tern aufgekaufet, und von solchen an die Franzosen geliefert, die, wie die Holländer behaupten, ihre beste
gewirk-
[Spaltenumbruch]
Teufelsdreck
ſelten in Europa gefunden, weil die Perſer und Jndianer, die den Teu- felsdreck ſtark gebrauchen, ſolchen mehrentheils fuͤr ſich behalten, in- dem ihnen die Europaͤer denſelben nicht theuer genug bezahlen. Die zweyte Gattung iſt in groͤßern Stuͤ- cken, oder Klumpen, und zwar nicht ſo ſchoͤn, als die vorhergehende; aber dennoch ebenfalls noch rein, durchſichtig, und von roͤthlicher Farbe, mit weißen Koͤrnern, oder Tropfen vermiſchet. Die dritte Gattung iſt endlich unrein, braun, und ſchmutzig. Derjenige Teufels- dreck, den wir in Europa haben, wird mehrentheils von den hollaͤn- diſchen und engliſchen oſtindiſchen Compagnien von Surate gebracht; nach Frankreich aber koͤmmt auch welcher aus der Levante uͤber Mar- ſeille. Man erkennet jedoch den Un- terſchied derſelben an der Emballa- ge. Denn derjenige Teufelsdreck, der von den Englaͤndern und Hol- laͤndern aus Oſtindien gebracht wird, koͤmmt in großen Faͤſſern mit eiſernen Reifen beſchlagen: Derje- nige hingegen, ſo uͤber Marſeille aus der Levante gebracht wird, iſt in Koͤrben von Palmblaͤttern. Bey uns Europaͤern wird der Teufels- dreck nur bloß zur Arztney fuͤr Men- ſchen und Vieh, ſowol aͤußerlich, als innerlich, gebrauchet: die Jn- dianer aber gebrauchen denſelben auch ſehr ſtark in der Kuͤche zur Wuͤrzung der Speiſen, welches auch die alten Roͤmer gethan haben, wie man in verſchiedenen Schriften findet. Bey dem Einkaufe des Teufelsdrecks muß man dahin ſehen, daß ſolcher friſch, von einem durch- dringenden und ſtinkenden Geruche, nicht gar zu fett, und mit reinen, hellen, und glaͤnzenden Koͤrnern, oder Klumpen angefuͤllet ſey; und hingegen denjenigen verwerfen, der alt, fett, ſchwarz, undurchſich- tig, und mit Sand, Rinden, oder [Spaltenumbruch]
Texel
andern dergleichen Unreinigkeiten vermiſcht iſt: Der truͤbe iſt insge- mein mit Mehl oder Kleyen ver- faͤlſcht. Zu Amſterdam wird der Teufelsdreck fuͤr 30 bis 36 Stuͤver das Pfund verkaufet, und nach dem Gewichte thariret. Fuͤr gut Ge- wicht werden 2 pro Cent, und fuͤr baare Bezahlung eben ſo viel gekuͤr- zet. Zu Livorno galt 1739 der Centner Teufelsdreck in Koͤrnern 32 Piaſter, in Klumpen aber 24 bis 26 Piaſter.
Texel, oder Teſſel, lat. Texelia, oder Teſſelia, eine kleine, jedoch beruͤhmte, und zu der Provinz Hol- land gehoͤrende Jnſel, zwiſchen dem deutſchen Meere, und der Zuyder- oder Suͤder-See, unter dem 25 Gra- de 30 Minuten der Laͤnge, und 53 Grad 3 Minuten der Norderbreite, zehn | Meilen von Amſterdam, an der Spitze von Nordholland gele- gen, wovon ſie durch einen etwann drey Meilen breiten Canal, Mars- diep, oder Meersdiep genannt, abgeſondert wird. Sie hat ein fe- ſtes Caſtel, oder Schloß, um wel- ches vier oder fuͤnf Flecken, oder Doͤrfer liegen, unter welchen Hoorn, Koogh und Oſt-Eynde die vornehm- ſten ſind. Hiernaͤchſt hat ſie auf der ſuͤdlichen Seite einen guten Ha- fen, und eine bequeme ſichere Rhe- de, wo ſich insgemein die hollaͤndi- ſchen Kriegs- und Kauffahrteyflot- ten zu verſammlen pflegen, wie denn auch taͤglich eine große Menge Schiffe daſelbſt anlandet und ab- faͤhrt. Weil dieſe Jnſel eine vor- treffliche Viehweide hat: ſo wird von den Einwohnern derſelben eine ſtarke Viehzucht getrieben. Die daſigen Schafe geben eine ſehr feine und gute Wolle, die der ſpaniſchen wenig oder nichts nachgiebt. Sie wird auch daher von den Braban- tern aufgekaufet, und von ſolchen an die Franzoſen geliefert, die, wie die Hollaͤnder behaupten, ihre beſte
gewirk-
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[[58]/0064]
Teufelsdreck
Texel
ſelten in Europa gefunden, weil die
Perſer und Jndianer, die den Teu-
felsdreck ſtark gebrauchen, ſolchen
mehrentheils fuͤr ſich behalten, in-
dem ihnen die Europaͤer denſelben
nicht theuer genug bezahlen. Die
zweyte Gattung iſt in groͤßern Stuͤ-
cken, oder Klumpen, und zwar nicht
ſo ſchoͤn, als die vorhergehende;
aber dennoch ebenfalls noch rein,
durchſichtig, und von roͤthlicher
Farbe, mit weißen Koͤrnern, oder
Tropfen vermiſchet. Die dritte
Gattung iſt endlich unrein, braun,
und ſchmutzig. Derjenige Teufels-
dreck, den wir in Europa haben,
wird mehrentheils von den hollaͤn-
diſchen und engliſchen oſtindiſchen
Compagnien von Surate gebracht;
nach Frankreich aber koͤmmt auch
welcher aus der Levante uͤber Mar-
ſeille. Man erkennet jedoch den Un-
terſchied derſelben an der Emballa-
ge. Denn derjenige Teufelsdreck,
der von den Englaͤndern und Hol-
laͤndern aus Oſtindien gebracht
wird, koͤmmt in großen Faͤſſern mit
eiſernen Reifen beſchlagen: Derje-
nige hingegen, ſo uͤber Marſeille
aus der Levante gebracht wird, iſt
in Koͤrben von Palmblaͤttern. Bey
uns Europaͤern wird der Teufels-
dreck nur bloß zur Arztney fuͤr Men-
ſchen und Vieh, ſowol aͤußerlich,
als innerlich, gebrauchet: die Jn-
dianer aber gebrauchen denſelben
auch ſehr ſtark in der Kuͤche zur
Wuͤrzung der Speiſen, welches
auch die alten Roͤmer gethan haben,
wie man in verſchiedenen Schriften
findet. Bey dem Einkaufe des
Teufelsdrecks muß man dahin ſehen,
daß ſolcher friſch, von einem durch-
dringenden und ſtinkenden Geruche,
nicht gar zu fett, und mit reinen,
hellen, und glaͤnzenden Koͤrnern,
oder Klumpen angefuͤllet ſey; und
hingegen denjenigen verwerfen, der
alt, fett, ſchwarz, undurchſich-
tig, und mit Sand, Rinden, oder
andern dergleichen Unreinigkeiten
vermiſcht iſt: Der truͤbe iſt insge-
mein mit Mehl oder Kleyen ver-
faͤlſcht. Zu Amſterdam wird der
Teufelsdreck fuͤr 30 bis 36 Stuͤver
das Pfund verkaufet, und nach dem
Gewichte thariret. Fuͤr gut Ge-
wicht werden 2 pro Cent, und fuͤr
baare Bezahlung eben ſo viel gekuͤr-
zet. Zu Livorno galt 1739 der
Centner Teufelsdreck in Koͤrnern 32
Piaſter, in Klumpen aber 24 bis 26
Piaſter.
Texel, oder Teſſel, lat. Texelia,
oder Teſſelia, eine kleine, jedoch
beruͤhmte, und zu der Provinz Hol-
land gehoͤrende Jnſel, zwiſchen dem
deutſchen Meere, und der Zuyder-
oder Suͤder-See, unter dem 25 Gra-
de 30 Minuten der Laͤnge, und 53
Grad 3 Minuten der Norderbreite,
zehn | Meilen von Amſterdam, an
der Spitze von Nordholland gele-
gen, wovon ſie durch einen etwann
drey Meilen breiten Canal, Mars-
diep, oder Meersdiep genannt,
abgeſondert wird. Sie hat ein fe-
ſtes Caſtel, oder Schloß, um wel-
ches vier oder fuͤnf Flecken, oder
Doͤrfer liegen, unter welchen Hoorn,
Koogh und Oſt-Eynde die vornehm-
ſten ſind. Hiernaͤchſt hat ſie auf
der ſuͤdlichen Seite einen guten Ha-
fen, und eine bequeme ſichere Rhe-
de, wo ſich insgemein die hollaͤndi-
ſchen Kriegs- und Kauffahrteyflot-
ten zu verſammlen pflegen, wie denn
auch taͤglich eine große Menge
Schiffe daſelbſt anlandet und ab-
faͤhrt. Weil dieſe Jnſel eine vor-
treffliche Viehweide hat: ſo wird
von den Einwohnern derſelben eine
ſtarke Viehzucht getrieben. Die
daſigen Schafe geben eine ſehr feine
und gute Wolle, die der ſpaniſchen
wenig oder nichts nachgiebt. Sie
wird auch daher von den Braban-
tern aufgekaufet, und von ſolchen
an die Franzoſen geliefert, die, wie
die Hollaͤnder behaupten, ihre beſte
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [58]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/64>, abgerufen am 22.12.2024.
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