5) Der Ma- terie des Gewichts: a) meßinge- ne, b) eiserne,
Endlich theilet man das Gewicht noch 5) in Ansehung sei- ner Materie, in meßingenes, eisernes, steinernes und bley- ernes. Das meßingene besteht in den nur (§. 76.) beschriebe- nen Glocken und Einsatzgewichten. Die eisernen sind gemeinig- lich viereckigt, oder auch rund, und haben einen, zu der Schwe- re mit eingerechneten Ring von Eisen, damit man sie desto be- quemer anfassen kann: man hat ihrer zu Vierthels-halben, und ganzen Centnern; und gebrauchet sie, die schwersten und gröbsten Waaren zu wiegen. Und eben zu diesem Gebrauche c) steinerne,dienen auch die steinernen Gewichte, die mehrentheils eben- falls in Eisen eingefasset, und oben, zu desto bequemerer Fort- bringung von einem Orte zu dem andern, mit einem eisernen d) bleyerne,Ringe versehen sind. Die bleyernen Gewichte hingegen dienen, leichte und kleine Waaren damit abzuwägen.
§. 78.
Reducirung der Gewich- te.
Da die Gewichte nach den Städten und Ländern so sehr verschieden (§. 73.) und zwar insonderheit in Ansehung ihrer Größe (§. 74.) auch der abzuwägenden Sachen und Waaren (§. 75): so muß ein Kaufmann die Vergleichung eines Ge- wichts gegen das| andere vollkommen verstehen, wenn er im Ein- und Verkaufe nicht zu kurz kommen will. Es ist aber diese Vergleichung oder Reduction, gleich der Reducirung der Maaße (§. 67.) ohne Zweifel eine der verwirrtesten und ver- drüßlichsten Sachen in der Handlung, weil sie fast beständig vorkömmt, und es gar zu leicht ist, in dergleichen Ausrechnun- gen zu verstoßen. Um nun diese Verdrieß- und Beschwerlich- keit einigermaßen zu erleichtern, hat man gewisse Gewichtsre- ductionstabellen, welche anweisen, wie sich das Gewicht in den meisten europäischen Handelsstädten gegen einander ver- hält: dergleichen wir in unserer Akademie der Kaufleute un- ter Gewicht mitgetheilet haben.
§. 79.
Aichen des Maaßes u. Gewichtes.
Weil übrigens die Richtigkeit des Maaßes und Ge- wichtes in einem Lande, oder einer Stadt, zur Erhaltung des Credits und guter Ordnung der dasigen Handlung höchst nö- thig ist: so hat man an den Orten, wo gute Policey herrschet, eingeführet, daß alles Maaß und Gewicht, welches von denen, die im öffentlichen Verkaufe stehen, gebrauchet wird, geai- chet , und, nachdem es richtig gemacht worden, mit einem gewis- sen Zeichen gestempelt werden muß. Dieses Aichen geschieht meh- rentheils nach einem gewissen, von der hohen Obrigkeit fest gesetz- ten, mit einem besondern Stempel bezeichneten, und an einem öffent- lichen Orte zu jedermanns Beschauung und Nachachtung aufbe- haltenen Maaße oder Gewichte: daher ein solches Maaß oder Ge- wicht ein Aichmaaß, oder Aichgewicht genennet wird. Alles Maaß und Gewicht nun, welches nicht geaichet ist, wird für falsch
und
1 Th. 4 Cap. Vom Maaße,
§. 77.
5) Der Ma- terie des Gewichts: a) meßinge- ne, b) eiſerne,
Endlich theilet man das Gewicht noch 5) in Anſehung ſei- ner Materie, in meßingenes, eiſernes, ſteinernes und bley- ernes. Das meßingene beſteht in den nur (§. 76.) beſchriebe- nen Glocken und Einſatzgewichten. Die eiſernen ſind gemeinig- lich viereckigt, oder auch rund, und haben einen, zu der Schwe- re mit eingerechneten Ring von Eiſen, damit man ſie deſto be- quemer anfaſſen kann: man hat ihrer zu Vierthels-halben, und ganzen Centnern; und gebrauchet ſie, die ſchwerſten und groͤbſten Waaren zu wiegen. Und eben zu dieſem Gebrauche c) ſteinerne,dienen auch die ſteinernen Gewichte, die mehrentheils eben- falls in Eiſen eingefaſſet, und oben, zu deſto bequemerer Fort- bringung von einem Orte zu dem andern, mit einem eiſernen d) bleyerne,Ringe verſehen ſind. Die bleyernen Gewichte hingegen dienen, leichte und kleine Waaren damit abzuwaͤgen.
§. 78.
Reducirung der Gewich- te.
Da die Gewichte nach den Staͤdten und Laͤndern ſo ſehr verſchieden (§. 73.) und zwar inſonderheit in Anſehung ihrer Groͤße (§. 74.) auch der abzuwaͤgenden Sachen und Waaren (§. 75): ſo muß ein Kaufmann die Vergleichung eines Ge- wichts gegen das| andere vollkommen verſtehen, wenn er im Ein- und Verkaufe nicht zu kurz kommen will. Es iſt aber dieſe Vergleichung oder Reduction, gleich der Reducirung der Maaße (§. 67.) ohne Zweifel eine der verwirrteſten und ver- druͤßlichſten Sachen in der Handlung, weil ſie faſt beſtaͤndig vorkoͤmmt, und es gar zu leicht iſt, in dergleichen Ausrechnun- gen zu verſtoßen. Um nun dieſe Verdrieß- und Beſchwerlich- keit einigermaßen zu erleichtern, hat man gewiſſe Gewichtsre- ductionstabellen, welche anweiſen, wie ſich das Gewicht in den meiſten europaͤiſchen Handelsſtaͤdten gegen einander ver- haͤlt: dergleichen wir in unſerer Akademie der Kaufleute un- ter Gewicht mitgetheilet haben.
§. 79.
Aichen des Maaßes u. Gewichtes.
Weil uͤbrigens die Richtigkeit des Maaßes und Ge- wichtes in einem Lande, oder einer Stadt, zur Erhaltung des Credits und guter Ordnung der daſigen Handlung hoͤchſt noͤ- thig iſt: ſo hat man an den Orten, wo gute Policey herrſchet, eingefuͤhret, daß alles Maaß und Gewicht, welches von denen, die im oͤffentlichen Verkaufe ſtehen, gebrauchet wird, geai- chet , und, nachdem es richtig gemacht worden, mit einem gewiſ- ſen Zeichen geſtempelt werden muß. Dieſes Aichen geſchieht meh- rentheils nach einem gewiſſen, von der hohen Obrigkeit feſt geſetz- ten, mit einem beſondern Stempel bezeichneten, und an einem oͤffent- lichen Orte zu jedermanns Beſchauung und Nachachtung aufbe- haltenen Maaße oder Gewichte: daher ein ſolches Maaß oder Ge- wicht ein Aichmaaß, oder Aichgewicht genennet wird. Alles Maaß und Gewicht nun, welches nicht geaichet iſt, wird fuͤr falſch
und
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0670"n="66"/><fwplace="top"type="header">1 Th. 4 Cap. Vom Maaße,</fw><lb/><divn="4"><head>§. 77.</head><lb/><noteplace="left">5) Der Ma-<lb/>
terie des<lb/>
Gewichts:<lb/><hirendition="#aq">a</hi>) meßinge-<lb/>
ne,<lb/><hirendition="#aq">b</hi>) eiſerne,</note><p>Endlich theilet man das Gewicht noch 5) in Anſehung ſei-<lb/>
ner <hirendition="#fr">Materie,</hi> in <hirendition="#fr">meßingenes, eiſernes, ſteinernes</hi> und <hirendition="#fr">bley-<lb/>
ernes.</hi> Das <hirendition="#fr">meßingene</hi> beſteht in den nur (§. 76.) beſchriebe-<lb/>
nen Glocken und Einſatzgewichten. Die <hirendition="#fr">eiſernen</hi>ſind gemeinig-<lb/>
lich viereckigt, oder auch rund, und haben einen, zu der Schwe-<lb/>
re mit eingerechneten Ring von Eiſen, damit man ſie deſto be-<lb/>
quemer anfaſſen kann: man hat ihrer zu Vierthels-halben,<lb/>
und ganzen Centnern; und gebrauchet ſie, die ſchwerſten und<lb/>
groͤbſten Waaren zu wiegen. Und eben zu dieſem Gebrauche<lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">c</hi>) ſteinerne,</note>dienen auch die <hirendition="#fr">ſteinernen</hi> Gewichte, die mehrentheils eben-<lb/>
falls in Eiſen eingefaſſet, und oben, zu deſto bequemerer Fort-<lb/>
bringung von einem Orte zu dem andern, mit einem eiſernen<lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">d</hi>) bleyerne,</note>Ringe verſehen ſind. Die <hirendition="#fr">bleyernen</hi> Gewichte hingegen dienen,<lb/>
leichte und kleine Waaren damit abzuwaͤgen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 78.</head><lb/><noteplace="left">Reducirung<lb/>
der Gewich-<lb/>
te.</note><p>Da die Gewichte nach den Staͤdten und Laͤndern ſo ſehr<lb/>
verſchieden (§. 73.) und zwar inſonderheit in Anſehung ihrer<lb/>
Groͤße (§. 74.) auch der abzuwaͤgenden Sachen und Waaren<lb/>
(§. 75): ſo muß ein Kaufmann die <hirendition="#fr">Vergleichung eines Ge-<lb/>
wichts gegen das| andere</hi> vollkommen verſtehen, wenn er im<lb/>
Ein- und Verkaufe nicht zu kurz kommen will. Es iſt aber<lb/>
dieſe Vergleichung oder Reduction, gleich der Reducirung der<lb/>
Maaße (§. 67.) ohne Zweifel eine der verwirrteſten und ver-<lb/>
druͤßlichſten Sachen in der Handlung, weil ſie faſt beſtaͤndig<lb/>
vorkoͤmmt, und es gar zu leicht iſt, in dergleichen Ausrechnun-<lb/>
gen zu verſtoßen. Um nun dieſe Verdrieß- und Beſchwerlich-<lb/>
keit einigermaßen zu erleichtern, hat man gewiſſe <hirendition="#fr">Gewichtsre-<lb/>
ductionstabellen,</hi> welche anweiſen, wie ſich das Gewicht in<lb/>
den meiſten europaͤiſchen Handelsſtaͤdten gegen einander ver-<lb/>
haͤlt: dergleichen wir in unſerer <hirendition="#fr">Akademie der Kaufleute</hi> un-<lb/>
ter <hirendition="#fr">Gewicht</hi> mitgetheilet haben.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 79.</head><lb/><noteplace="left">Aichen des<lb/>
Maaßes u.<lb/>
Gewichtes.</note><p>Weil uͤbrigens die <hirendition="#fr">Richtigkeit des Maaßes</hi> und <hirendition="#fr">Ge-<lb/>
wichtes</hi> in einem Lande, oder einer Stadt, zur Erhaltung des<lb/>
Credits und guter Ordnung der daſigen Handlung hoͤchſt noͤ-<lb/>
thig iſt: ſo hat man an den Orten, wo gute Policey herrſchet,<lb/>
eingefuͤhret, daß alles Maaß und Gewicht, welches von denen,<lb/>
die im oͤffentlichen Verkaufe ſtehen, gebrauchet wird, <hirendition="#fr">geai-<lb/>
chet</hi><reftarget="#(*)"/>, und, nachdem es richtig gemacht worden, mit einem gewiſ-<lb/>ſen Zeichen geſtempelt werden muß. Dieſes Aichen geſchieht meh-<lb/>
rentheils nach einem gewiſſen, von der hohen Obrigkeit feſt geſetz-<lb/>
ten, mit einem beſondern Stempel bezeichneten, und an einem oͤffent-<lb/>
lichen Orte zu jedermanns Beſchauung und Nachachtung aufbe-<lb/>
haltenen Maaße oder Gewichte: daher ein ſolches Maaß oder Ge-<lb/>
wicht ein <hirendition="#fr">Aichmaaß,</hi> oder <hirendition="#fr">Aichgewicht</hi> genennet wird. Alles Maaß<lb/>
und Gewicht nun, welches nicht geaichet iſt, wird fuͤr falſch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[66/0670]
1 Th. 4 Cap. Vom Maaße,
§. 77.
Endlich theilet man das Gewicht noch 5) in Anſehung ſei-
ner Materie, in meßingenes, eiſernes, ſteinernes und bley-
ernes. Das meßingene beſteht in den nur (§. 76.) beſchriebe-
nen Glocken und Einſatzgewichten. Die eiſernen ſind gemeinig-
lich viereckigt, oder auch rund, und haben einen, zu der Schwe-
re mit eingerechneten Ring von Eiſen, damit man ſie deſto be-
quemer anfaſſen kann: man hat ihrer zu Vierthels-halben,
und ganzen Centnern; und gebrauchet ſie, die ſchwerſten und
groͤbſten Waaren zu wiegen. Und eben zu dieſem Gebrauche
dienen auch die ſteinernen Gewichte, die mehrentheils eben-
falls in Eiſen eingefaſſet, und oben, zu deſto bequemerer Fort-
bringung von einem Orte zu dem andern, mit einem eiſernen
Ringe verſehen ſind. Die bleyernen Gewichte hingegen dienen,
leichte und kleine Waaren damit abzuwaͤgen.
c) ſteinerne,
d) bleyerne,
§. 78.
Da die Gewichte nach den Staͤdten und Laͤndern ſo ſehr
verſchieden (§. 73.) und zwar inſonderheit in Anſehung ihrer
Groͤße (§. 74.) auch der abzuwaͤgenden Sachen und Waaren
(§. 75): ſo muß ein Kaufmann die Vergleichung eines Ge-
wichts gegen das| andere vollkommen verſtehen, wenn er im
Ein- und Verkaufe nicht zu kurz kommen will. Es iſt aber
dieſe Vergleichung oder Reduction, gleich der Reducirung der
Maaße (§. 67.) ohne Zweifel eine der verwirrteſten und ver-
druͤßlichſten Sachen in der Handlung, weil ſie faſt beſtaͤndig
vorkoͤmmt, und es gar zu leicht iſt, in dergleichen Ausrechnun-
gen zu verſtoßen. Um nun dieſe Verdrieß- und Beſchwerlich-
keit einigermaßen zu erleichtern, hat man gewiſſe Gewichtsre-
ductionstabellen, welche anweiſen, wie ſich das Gewicht in
den meiſten europaͤiſchen Handelsſtaͤdten gegen einander ver-
haͤlt: dergleichen wir in unſerer Akademie der Kaufleute un-
ter Gewicht mitgetheilet haben.
§. 79.
Weil uͤbrigens die Richtigkeit des Maaßes und Ge-
wichtes in einem Lande, oder einer Stadt, zur Erhaltung des
Credits und guter Ordnung der daſigen Handlung hoͤchſt noͤ-
thig iſt: ſo hat man an den Orten, wo gute Policey herrſchet,
eingefuͤhret, daß alles Maaß und Gewicht, welches von denen,
die im oͤffentlichen Verkaufe ſtehen, gebrauchet wird, geai-
chet , und, nachdem es richtig gemacht worden, mit einem gewiſ-
ſen Zeichen geſtempelt werden muß. Dieſes Aichen geſchieht meh-
rentheils nach einem gewiſſen, von der hohen Obrigkeit feſt geſetz-
ten, mit einem beſondern Stempel bezeichneten, und an einem oͤffent-
lichen Orte zu jedermanns Beſchauung und Nachachtung aufbe-
haltenen Maaße oder Gewichte: daher ein ſolches Maaß oder Ge-
wicht ein Aichmaaß, oder Aichgewicht genennet wird. Alles Maaß
und Gewicht nun, welches nicht geaichet iſt, wird fuͤr falſch
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/670>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.