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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thee
wendeten Kunst zu suchen, indem er,
wie oben schon gedacht, kein bloß
natürlicher, sondern ein gekünstel-
ter und angemachter Thee ist: Es
machen nämlich die Chineser aus
dem grünen Thee, oder den or-
dentlichen Theeblättern den Theeboy,
indem sie solche auf eine so geheime
Art, mit einer gewissen Gattung
von Farbe zurichten, daß man bis-
her noch nicht hat erfahren können,
wie solches zugehe. Diese Farbe,
so sie dem Thee geben, verbessert
auf eine kräftige Art die Schärfe
und die Zusammenziehende Eigen-
schaft des grünen Thees, als wel-
cher ungeachtet er das Wasser lan-
ge nicht so stark färbet, als der
Theeboy, dennoch weit schärfer ist,
und in dem Magen mehr zehret,
als der Theeboy. Es irren sich also
diejenigen, welche allen Theeboy
für einen schon gebrauchten oder ein-
mal ausgezogenen und alsdenn erst,
zubereiteten Thee ausgeben. Wie-
wol wir gar nicht dawider streiten
wollen, daß man nicht hin und
wieder, und zwar meistens in Eu-
ropa, allerhand Verfälschungen da-
mit vornehmen sollte. Denn es
giebt Leute, die aus halb verdorbe-
nem grünen Thee, oder aus solchem
grünen Thee, der etwan von unge-
fähr einen Beyschmack bekommen,
Theeboy zu machen suchen; inglei-
chen giebt es Leute (wie man denn
vor einigen Jahren etliche Materia-
listen in England darüber betroffen
und gestrafet,) welche die gemeinen
Kirschblätter und Hanebuttenblätter,
auch wohl andere Blätter also zu
färben und zuzurichten gewußt, daß
man solche für guten Theeboy ge-
kauft. Auch von dem Theeboy hat
man verschiedene Sortimente, wel-
che von der unterschiedenen Größe
der Blätter, der verschiedenen
Wachsthumsgegend, der Samm-
lungszeit, und andern Umständen,
wie bey dem grünen Thee, entstehen.
[Spaltenumbruch]
Thee
Gemeiniglich findet man dreyerley
Hauptsorten vom Theeboy im eu-
ropäischen Handel, nämlich Pekoe,
Congo
und gemeinen Theeboy:
a) Der Pekoe oder Thee-Becco, den
man in Holland Gryse Theeboey
oder Theebuu mede witte Punten
nennet, hat kleine schwarze Blätter,
worunter viele weiße Blümchen mit
gemischt sind. Sein Extract hat
die angenehmste und schönste gelbe
Farbe, doch nicht so dunkel, als bey
andern Sorten, und schäumet sehr
stark, wenn man ihn ausgießt.
Das Wasser muß einige Zeit dar-
über stehen, ehe es seine Kraft aus-
zieht, und man kann vier bis fünf-
mal frisches aufgießen. b) Der
Congo oder Thee Congo hat breitere
Blätter, und ist dunkelbraun.
Wenn man das darüberstehende
Wasser nicht bald abgießt, so zieht
es die ganze Kraft dieses Thees auf
einmal aus; daher ist der beste
Weg, guten Thee zu haben, wenn man
von beyden Sorten zu gleichen Theilen
untereinander mischet. c) Der ge-
meine Theeboy ist noch dunkler und
breiter an Blättern, als die vorher-
gehenden, er schmeckt und riechet
auch weit schwächer, und ist dem
getrockneten Heu nicht unähnlich.
Er giebt die dunkelste Farbe, und
zwey oder dreymal frisch Wasser
aufgegossen, zieht ihm seine Kraft
aus. Der (7) Unterscheid des
grünen Thees
und des Theeboys
besteht vornehmlich darinn, a) daß
der grüne Thee grün; der Theeboy
aber schwärzlich braun aussieht:
b) daß sich der grüne Thee mit heis-
sem Wasser auch grünlich ausziehen
läßt, indem je frischer der grüne
Thee, je grüner auch der Trank
wird; der Theeboy aber mit dem
siedenden Wasser, statt der grünen,
eine hochgelbe Tinctur abgiebt:
c) daß der grüne Thee öfters vio-
lenhaft riechet (wiewol wenn der
Violengeruch sehr stark hervor rie-

chet,
E 3

[Spaltenumbruch]

Thee
wendeten Kunſt zu ſuchen, indem er,
wie oben ſchon gedacht, kein bloß
natuͤrlicher, ſondern ein gekuͤnſtel-
ter und angemachter Thee iſt: Es
machen naͤmlich die Chineſer aus
dem gruͤnen Thee, oder den or-
dentlichen Theeblaͤttern den Theeboy,
indem ſie ſolche auf eine ſo geheime
Art, mit einer gewiſſen Gattung
von Farbe zurichten, daß man bis-
her noch nicht hat erfahren koͤnnen,
wie ſolches zugehe. Dieſe Farbe,
ſo ſie dem Thee geben, verbeſſert
auf eine kraͤftige Art die Schaͤrfe
und die Zuſammenziehende Eigen-
ſchaft des gruͤnen Thees, als wel-
cher ungeachtet er das Waſſer lan-
ge nicht ſo ſtark faͤrbet, als der
Theeboy, dennoch weit ſchaͤrfer iſt,
und in dem Magen mehr zehret,
als der Theeboy. Es irren ſich alſo
diejenigen, welche allen Theeboy
fuͤr einen ſchon gebrauchten oder ein-
mal ausgezogenen und alsdenn erſt,
zubereiteten Thee ausgeben. Wie-
wol wir gar nicht dawider ſtreiten
wollen, daß man nicht hin und
wieder, und zwar meiſtens in Eu-
ropa, allerhand Verfaͤlſchungen da-
mit vornehmen ſollte. Denn es
giebt Leute, die aus halb verdorbe-
nem gruͤnen Thee, oder aus ſolchem
gruͤnen Thee, der etwan von unge-
faͤhr einen Beyſchmack bekommen,
Theeboy zu machen ſuchen; inglei-
chen giebt es Leute (wie man denn
vor einigen Jahren etliche Materia-
liſten in England daruͤber betroffen
und geſtrafet,) welche die gemeinen
Kirſchblaͤtter und Hanebuttenblaͤtter,
auch wohl andere Blaͤtter alſo zu
faͤrben und zuzurichten gewußt, daß
man ſolche fuͤr guten Theeboy ge-
kauft. Auch von dem Theeboy hat
man verſchiedene Sortimente, wel-
che von der unterſchiedenen Groͤße
der Blaͤtter, der verſchiedenen
Wachsthumsgegend, der Samm-
lungszeit, und andern Umſtaͤnden,
wie bey dem gruͤnen Thee, entſtehen.
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Thee
Gemeiniglich findet man dreyerley
Hauptſorten vom Theeboy im eu-
ropaͤiſchen Handel, naͤmlich Pekoe,
Congo
und gemeinen Theeboy:
a) Der Pekoe oder Thee-Becco, den
man in Holland Gryſe Theeboey
oder Theebuu mede witte Punten
nennet, hat kleine ſchwarze Blaͤtter,
worunter viele weiße Bluͤmchen mit
gemiſcht ſind. Sein Extract hat
die angenehmſte und ſchoͤnſte gelbe
Farbe, doch nicht ſo dunkel, als bey
andern Sorten, und ſchaͤumet ſehr
ſtark, wenn man ihn ausgießt.
Das Waſſer muß einige Zeit dar-
uͤber ſtehen, ehe es ſeine Kraft aus-
zieht, und man kann vier bis fuͤnf-
mal friſches aufgießen. b) Der
Congo oder Thee Congo hat breitere
Blaͤtter, und iſt dunkelbraun.
Wenn man das daruͤberſtehende
Waſſer nicht bald abgießt, ſo zieht
es die ganze Kraft dieſes Thees auf
einmal aus; daher iſt der beſte
Weg, guten Thee zu haben, wenn man
von beyden Sorten zu gleichen Theilen
untereinander miſchet. c) Der ge-
meine Theeboy iſt noch dunkler und
breiter an Blaͤttern, als die vorher-
gehenden, er ſchmeckt und riechet
auch weit ſchwaͤcher, und iſt dem
getrockneten Heu nicht unaͤhnlich.
Er giebt die dunkelſte Farbe, und
zwey oder dreymal friſch Waſſer
aufgegoſſen, zieht ihm ſeine Kraft
aus. Der (7) Unterſcheid des
gruͤnen Thees
und des Theeboys
beſteht vornehmlich darinn, a) daß
der gruͤne Thee gruͤn; der Theeboy
aber ſchwaͤrzlich braun ausſieht:
b) daß ſich der gruͤne Thee mit heiſ-
ſem Waſſer auch gruͤnlich ausziehen
laͤßt, indem je friſcher der gruͤne
Thee, je gruͤner auch der Trank
wird; der Theeboy aber mit dem
ſiedenden Waſſer, ſtatt der gruͤnen,
eine hochgelbe Tinctur abgiebt:
c) daß der gruͤne Thee oͤfters vio-
lenhaft riechet (wiewol wenn der
Violengeruch ſehr ſtark hervor rie-

chet,
E 3
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[[69]/0075] Thee Thee wendeten Kunſt zu ſuchen, indem er, wie oben ſchon gedacht, kein bloß natuͤrlicher, ſondern ein gekuͤnſtel- ter und angemachter Thee iſt: Es machen naͤmlich die Chineſer aus dem gruͤnen Thee, oder den or- dentlichen Theeblaͤttern den Theeboy, indem ſie ſolche auf eine ſo geheime Art, mit einer gewiſſen Gattung von Farbe zurichten, daß man bis- her noch nicht hat erfahren koͤnnen, wie ſolches zugehe. Dieſe Farbe, ſo ſie dem Thee geben, verbeſſert auf eine kraͤftige Art die Schaͤrfe und die Zuſammenziehende Eigen- ſchaft des gruͤnen Thees, als wel- cher ungeachtet er das Waſſer lan- ge nicht ſo ſtark faͤrbet, als der Theeboy, dennoch weit ſchaͤrfer iſt, und in dem Magen mehr zehret, als der Theeboy. Es irren ſich alſo diejenigen, welche allen Theeboy fuͤr einen ſchon gebrauchten oder ein- mal ausgezogenen und alsdenn erſt, zubereiteten Thee ausgeben. Wie- wol wir gar nicht dawider ſtreiten wollen, daß man nicht hin und wieder, und zwar meiſtens in Eu- ropa, allerhand Verfaͤlſchungen da- mit vornehmen ſollte. Denn es giebt Leute, die aus halb verdorbe- nem gruͤnen Thee, oder aus ſolchem gruͤnen Thee, der etwan von unge- faͤhr einen Beyſchmack bekommen, Theeboy zu machen ſuchen; inglei- chen giebt es Leute (wie man denn vor einigen Jahren etliche Materia- liſten in England daruͤber betroffen und geſtrafet,) welche die gemeinen Kirſchblaͤtter und Hanebuttenblaͤtter, auch wohl andere Blaͤtter alſo zu faͤrben und zuzurichten gewußt, daß man ſolche fuͤr guten Theeboy ge- kauft. Auch von dem Theeboy hat man verſchiedene Sortimente, wel- che von der unterſchiedenen Groͤße der Blaͤtter, der verſchiedenen Wachsthumsgegend, der Samm- lungszeit, und andern Umſtaͤnden, wie bey dem gruͤnen Thee, entſtehen. Gemeiniglich findet man dreyerley Hauptſorten vom Theeboy im eu- ropaͤiſchen Handel, naͤmlich Pekoe, Congo und gemeinen Theeboy: a) Der Pekoe oder Thee-Becco, den man in Holland Gryſe Theeboey oder Theebuu mede witte Punten nennet, hat kleine ſchwarze Blaͤtter, worunter viele weiße Bluͤmchen mit gemiſcht ſind. Sein Extract hat die angenehmſte und ſchoͤnſte gelbe Farbe, doch nicht ſo dunkel, als bey andern Sorten, und ſchaͤumet ſehr ſtark, wenn man ihn ausgießt. Das Waſſer muß einige Zeit dar- uͤber ſtehen, ehe es ſeine Kraft aus- zieht, und man kann vier bis fuͤnf- mal friſches aufgießen. b) Der Congo oder Thee Congo hat breitere Blaͤtter, und iſt dunkelbraun. Wenn man das daruͤberſtehende Waſſer nicht bald abgießt, ſo zieht es die ganze Kraft dieſes Thees auf einmal aus; daher iſt der beſte Weg, guten Thee zu haben, wenn man von beyden Sorten zu gleichen Theilen untereinander miſchet. c) Der ge- meine Theeboy iſt noch dunkler und breiter an Blaͤttern, als die vorher- gehenden, er ſchmeckt und riechet auch weit ſchwaͤcher, und iſt dem getrockneten Heu nicht unaͤhnlich. Er giebt die dunkelſte Farbe, und zwey oder dreymal friſch Waſſer aufgegoſſen, zieht ihm ſeine Kraft aus. Der (7) Unterſcheid des gruͤnen Thees und des Theeboys beſteht vornehmlich darinn, a) daß der gruͤne Thee gruͤn; der Theeboy aber ſchwaͤrzlich braun ausſieht: b) daß ſich der gruͤne Thee mit heiſ- ſem Waſſer auch gruͤnlich ausziehen laͤßt, indem je friſcher der gruͤne Thee, je gruͤner auch der Trank wird; der Theeboy aber mit dem ſiedenden Waſſer, ſtatt der gruͤnen, eine hochgelbe Tinctur abgiebt: c) daß der gruͤne Thee oͤfters vio- lenhaft riechet (wiewol wenn der Violengeruch ſehr ſtark hervor rie- chet, E 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [69]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/75>, abgerufen am 21.05.2024.