Thiersheim, ein Marktflecken in der Markgrafschaft Bayreuth. Die Einwohner ernähren sich von Ver- fertigung der Kinderkugeln, damit diese spielen, und welche in unzähl- barer Menge von einem daselbst aus- gegrabenen Schmersteine zubereitet, nachmals gehärtet, und mit vielen Wägen nach Nürnberg, und wie- der von dannen durch ganz Deutsch- land geführet werden.
Thierstein, ein Marktflecken in der Markgrafschaft Bayreuth, wo fast alle Einwohner dem Töpfer- handwerke zugethan sind, und das schönste Töpferzeug machen, davon jährlich viele tausend Schüsseln und Krüge in ganz Deutschland verfüh- ret werden.
Thine, Jnsel, siehe Tine.
St. Thomas, eine goldene Mün- ze, welche die Portugiesen zu Goa schlagen lassen, und die von dem darauf geprägten Bilde des heil. Thomas, des Apostels der Jndia- ner, ihren Namen hat. Das Gold, woraus diese Münze gepräget wird, ist | feiner als das, so zu den fran- zösischen Louis d'or genommen wird; und sie wiegt 1 Gran mehr, als die halbe spanische Pistole. Jnsgemein gilt sie 2 Piaster; manchmal aber steigt und manchmal fällt sie im Werthe. Die Portugiesen halten solche allezeit in so hohem Preiße, als sie nur können, um zu verhin- dern, daß sie nicht ausgeführet wer- de. Man präget solche von Golde aus Sofala, welches sehr gut, das aber durch die Legirung, die man ihm giebt, oft so schlecht gemacht wird, daß diese Münzen unter allen goldenen Münzen, die in Ostindien gepräget werden, von dem aller- schlechtesten Gehalte sind.
St. Thomas, oder St. Thome, und St. Thomäinsel, lat. St. Tho- mae Insula, franz. Isle de St. Tho- [Spaltenumbruch]
St. Thomas
mas, eine Jnsel auf dem atlantischen Meere, gerade unter dem Gleicher, an der westlichen Küste von Africa gelegen, von welcher sie ungefähr 180 Meilen weit entfernet ist. Den (1) Namen St. Thomas hat sie von dem heiligen Apostel dieses Na- mens erhalten, weil sie an dem Fest- tage desselben, nämlich den 21 De- cember 1465, von dem portugiesi- schen Admirale Vasconzeles entde- cket worden, als er den Weg nach Ostindien suchte. Von den auf der Küste wohnenden Negers aber, wird sie die Jnsel Poncas genennet. Sie ist (2) nicht groß, indem sich ihr ganzer Umfang nicht über dreyßig, und ihre Länge nicht über zwölf Meilen erstrecket. Ungeachtet diese Jnsel gerade unter dem Gleicher liegt, und daher nicht allein die (3) Hitze daselbst unerträglich groß; sondern auch die Luft, sonderlich für die Europäer, daselbst sehr un- gesund ist, so, daß solche selten ein Alter von funfzig Jahren erreichen; so haben dennoch die Portugiesen nicht unterlassen, sie zwey Jahre nach ihrer Entdeckung, nämlich 1467, da sie solche wüst und unbe- wohnt fanden, zu (4) bevölkern, und nach und nach auf derselben ei- ne ihrer blühendesten Colonien un- ter allen denen, die sie in Africa haben, anzulegen. Und ungeachtet also die Portugiesen die ersten gewe- sen sind, die solche bewohnet und angebauet haben: so befinden sich doch itziger Zeit die Negers in grös- serer Anzahl daselbst, als die Por- tugiesen. Sie könnten sich also der- selben leicht bemächtigen, wenn nicht ihre natürliche Feigheit und die Gewohnheit der Sclaverey sie untüchtig machte, ein solches Un- ternehmen auszuführen. Auch den Holländern schien deren Lage zur Handlung nach Angola und den übrigen Küsten von Africa so be- quem, daß sie sich derselben zwey-
mal,
[Spaltenumbruch]
Thiersheim
ſo die beſondern Artikel von ihnen aufſchlagen.
Thiersheim, ein Marktflecken in der Markgrafſchaft Bayreuth. Die Einwohner ernaͤhren ſich von Ver- fertigung der Kinderkugeln, damit dieſe ſpielen, und welche in unzaͤhl- barer Menge von einem daſelbſt aus- gegrabenen Schmerſteine zubereitet, nachmals gehaͤrtet, und mit vielen Waͤgen nach Nuͤrnberg, und wie- der von dannen durch ganz Deutſch- land gefuͤhret werden.
Thierſtein, ein Marktflecken in der Markgrafſchaft Bayreuth, wo faſt alle Einwohner dem Toͤpfer- handwerke zugethan ſind, und das ſchoͤnſte Toͤpferzeug machen, davon jaͤhrlich viele tauſend Schuͤſſeln und Kruͤge in ganz Deutſchland verfuͤh- ret werden.
Thine, Jnſel, ſiehe Tine.
St. Thomas, eine goldene Muͤn- ze, welche die Portugieſen zu Goa ſchlagen laſſen, und die von dem darauf gepraͤgten Bilde des heil. Thomas, des Apoſtels der Jndia- ner, ihren Namen hat. Das Gold, woraus dieſe Muͤnze gepraͤget wird, iſt | feiner als das, ſo zu den fran- zoͤſiſchen Louis d’or genommen wird; und ſie wiegt 1 Gran mehr, als die halbe ſpaniſche Piſtole. Jnsgemein gilt ſie 2 Piaſter; manchmal aber ſteigt und manchmal faͤllt ſie im Werthe. Die Portugieſen halten ſolche allezeit in ſo hohem Preiße, als ſie nur koͤnnen, um zu verhin- dern, daß ſie nicht ausgefuͤhret wer- de. Man praͤget ſolche von Golde aus Sofala, welches ſehr gut, das aber durch die Legirung, die man ihm giebt, oft ſo ſchlecht gemacht wird, daß dieſe Muͤnzen unter allen goldenen Muͤnzen, die in Oſtindien gepraͤget werden, von dem aller- ſchlechteſten Gehalte ſind.
St. Thomas, oder St. Thome, und St. Thomaͤinſel, lat. St. Tho- mæ Inſula, franz. Isle de St. Tho- [Spaltenumbruch]
St. Thomas
mas, eine Jnſel auf dem atlantiſchen Meere, gerade unter dem Gleicher, an der weſtlichen Kuͤſte von Africa gelegen, von welcher ſie ungefaͤhr 180 Meilen weit entfernet iſt. Den (1) Namen St. Thomas hat ſie von dem heiligen Apoſtel dieſes Na- mens erhalten, weil ſie an dem Feſt- tage deſſelben, naͤmlich den 21 De- cember 1465, von dem portugieſi- ſchen Admirale Vaſconzeles entde- cket worden, als er den Weg nach Oſtindien ſuchte. Von den auf der Kuͤſte wohnenden Negers aber, wird ſie die Jnſel Poncas genennet. Sie iſt (2) nicht groß, indem ſich ihr ganzer Umfang nicht uͤber dreyßig, und ihre Laͤnge nicht uͤber zwoͤlf Meilen erſtrecket. Ungeachtet dieſe Jnſel gerade unter dem Gleicher liegt, und daher nicht allein die (3) Hitze daſelbſt unertraͤglich groß; ſondern auch die Luft, ſonderlich fuͤr die Europaͤer, daſelbſt ſehr un- geſund iſt, ſo, daß ſolche ſelten ein Alter von funfzig Jahren erreichen; ſo haben dennoch die Portugieſen nicht unterlaſſen, ſie zwey Jahre nach ihrer Entdeckung, naͤmlich 1467, da ſie ſolche wuͤſt und unbe- wohnt fanden, zu (4) bevoͤlkern, und nach und nach auf derſelben ei- ne ihrer bluͤhendeſten Colonien un- ter allen denen, die ſie in Africa haben, anzulegen. Und ungeachtet alſo die Portugieſen die erſten gewe- ſen ſind, die ſolche bewohnet und angebauet haben: ſo befinden ſich doch itziger Zeit die Negers in groͤſ- ſerer Anzahl daſelbſt, als die Por- tugieſen. Sie koͤnnten ſich alſo der- ſelben leicht bemaͤchtigen, wenn nicht ihre natuͤrliche Feigheit und die Gewohnheit der Sclaverey ſie untuͤchtig machte, ein ſolches Un- ternehmen auszufuͤhren. Auch den Hollaͤndern ſchien deren Lage zur Handlung nach Angola und den uͤbrigen Kuͤſten von Africa ſo be- quem, daß ſie ſich derſelben zwey-
mal,
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[[76]/0082]
Thiersheim
St. Thomas
ſo die beſondern Artikel von ihnen
aufſchlagen.
Thiersheim, ein Marktflecken in
der Markgrafſchaft Bayreuth. Die
Einwohner ernaͤhren ſich von Ver-
fertigung der Kinderkugeln, damit
dieſe ſpielen, und welche in unzaͤhl-
barer Menge von einem daſelbſt aus-
gegrabenen Schmerſteine zubereitet,
nachmals gehaͤrtet, und mit vielen
Waͤgen nach Nuͤrnberg, und wie-
der von dannen durch ganz Deutſch-
land gefuͤhret werden.
Thierſtein, ein Marktflecken in
der Markgrafſchaft Bayreuth, wo
faſt alle Einwohner dem Toͤpfer-
handwerke zugethan ſind, und das
ſchoͤnſte Toͤpferzeug machen, davon
jaͤhrlich viele tauſend Schuͤſſeln und
Kruͤge in ganz Deutſchland verfuͤh-
ret werden.
Thine, Jnſel, ſiehe Tine.
St. Thomas, eine goldene Muͤn-
ze, welche die Portugieſen zu Goa
ſchlagen laſſen, und die von dem
darauf gepraͤgten Bilde des heil.
Thomas, des Apoſtels der Jndia-
ner, ihren Namen hat. Das Gold,
woraus dieſe Muͤnze gepraͤget wird,
iſt | feiner als das, ſo zu den fran-
zoͤſiſchen Louis d’or genommen wird;
und ſie wiegt 1 Gran mehr, als die
halbe ſpaniſche Piſtole. Jnsgemein
gilt ſie 2 Piaſter; manchmal aber
ſteigt und manchmal faͤllt ſie im
Werthe. Die Portugieſen halten
ſolche allezeit in ſo hohem Preiße,
als ſie nur koͤnnen, um zu verhin-
dern, daß ſie nicht ausgefuͤhret wer-
de. Man praͤget ſolche von Golde
aus Sofala, welches ſehr gut, das
aber durch die Legirung, die man
ihm giebt, oft ſo ſchlecht gemacht
wird, daß dieſe Muͤnzen unter allen
goldenen Muͤnzen, die in Oſtindien
gepraͤget werden, von dem aller-
ſchlechteſten Gehalte ſind.
St. Thomas, oder St. Thome,
und St. Thomaͤinſel, lat. St. Tho-
mæ Inſula, franz. Isle de St. Tho-
mas, eine Jnſel auf dem atlantiſchen
Meere, gerade unter dem Gleicher,
an der weſtlichen Kuͤſte von Africa
gelegen, von welcher ſie ungefaͤhr
180 Meilen weit entfernet iſt. Den
(1) Namen St. Thomas hat ſie
von dem heiligen Apoſtel dieſes Na-
mens erhalten, weil ſie an dem Feſt-
tage deſſelben, naͤmlich den 21 De-
cember 1465, von dem portugieſi-
ſchen Admirale Vaſconzeles entde-
cket worden, als er den Weg nach
Oſtindien ſuchte. Von den auf der
Kuͤſte wohnenden Negers aber, wird
ſie die Jnſel Poncas genennet. Sie
iſt (2) nicht groß, indem ſich ihr
ganzer Umfang nicht uͤber dreyßig,
und ihre Laͤnge nicht uͤber zwoͤlf
Meilen erſtrecket. Ungeachtet dieſe
Jnſel gerade unter dem Gleicher
liegt, und daher nicht allein die (3)
Hitze daſelbſt unertraͤglich groß;
ſondern auch die Luft, ſonderlich
fuͤr die Europaͤer, daſelbſt ſehr un-
geſund iſt, ſo, daß ſolche ſelten ein
Alter von funfzig Jahren erreichen;
ſo haben dennoch die Portugieſen
nicht unterlaſſen, ſie zwey Jahre
nach ihrer Entdeckung, naͤmlich
1467, da ſie ſolche wuͤſt und unbe-
wohnt fanden, zu (4) bevoͤlkern,
und nach und nach auf derſelben ei-
ne ihrer bluͤhendeſten Colonien un-
ter allen denen, die ſie in Africa
haben, anzulegen. Und ungeachtet
alſo die Portugieſen die erſten gewe-
ſen ſind, die ſolche bewohnet und
angebauet haben: ſo befinden ſich
doch itziger Zeit die Negers in groͤſ-
ſerer Anzahl daſelbſt, als die Por-
tugieſen. Sie koͤnnten ſich alſo der-
ſelben leicht bemaͤchtigen, wenn
nicht ihre natuͤrliche Feigheit und
die Gewohnheit der Sclaverey ſie
untuͤchtig machte, ein ſolches Un-
ternehmen auszufuͤhren. Auch den
Hollaͤndern ſchien deren Lage zur
Handlung nach Angola und den
uͤbrigen Kuͤſten von Africa ſo be-
quem, daß ſie ſich derſelben zwey-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/82>, abgerufen am 22.12.2024.
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