Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Du selber wissen, daß kein Fremder in einem Forst Pflan-zen herausnehmen dürfe, so mir nichts, dir nichts, und ohne des Försters Wissen und Willen. Der rechtmäßige Förster wär' aber da schon der Buchjäger gewesen und so hätt' der Andres sich's allein zuzuschreiben, wenn er wie ein Holzdieb behandelt worden wär'. Und da würd' er selber einseh'n, daß er besser daran thät', wenn er die Zurechtweisung ruhig ertrüg' und nicht weiter an die Sache rührte und froh wär', daß er noch so davon ge- kommen wär'. Förster (hat sich wieder gesetzt; eine Pause; dann pfeift er und trommelt vor sich auf dem Tisch). Försterin (ihn ängstlich beobachtend). Wenn er so ruhig wird -- Förster. Also ich muß ein Schurke bleiben vor der Welt? Gut. -- Warum packt Ihr nicht ein, Weiber? Wilhelm, hol' mir eine Flasche Wein. Försterin. Du willst Wein trinken? Und weißt, er thut Dir kein gut, Ulrich? Und noch dazu in den Aerger hinein -- Förster. Ich muß andere Gedanken haben. Försterin. Du wirst allemal so außer Dich auf den Wein, Du kannst Dir den Tod darin trinken. Der Erbförſter. Du ſelber wiſſen, daß kein Fremder in einem Forſt Pflan-zen herausnehmen dürfe, ſo mir nichts, dir nichts, und ohne des Förſters Wiſſen und Willen. Der rechtmäßige Förſter wär’ aber da ſchon der Buchjäger geweſen und ſo hätt’ der Andres ſich’s allein zuzuſchreiben, wenn er wie ein Holzdieb behandelt worden wär’. Und da würd’ er ſelber einſeh’n, daß er beſſer daran thät’, wenn er die Zurechtweiſung ruhig ertrüg’ und nicht weiter an die Sache rührte und froh wär’, daß er noch ſo davon ge- kommen wär’. Förſter (hat ſich wieder geſetzt; eine Pauſe; dann pfeift er und trommelt vor ſich auf dem Tiſch). Förſterin (ihn ängſtlich beobachtend). Wenn er ſo ruhig wird — Förſter. Alſo ich muß ein Schurke bleiben vor der Welt? Gut. — Warum packt Ihr nicht ein, Weiber? Wilhelm, hol’ mir eine Flaſche Wein. Förſterin. Du willſt Wein trinken? Und weißt, er thut Dir kein gut, Ulrich? Und noch dazu in den Aerger hinein — Förſter. Ich muß andere Gedanken haben. Förſterin. Du wirſt allemal ſo außer Dich auf den Wein, Du kannſt Dir den Tod darin trinken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WIL"> <p><pb facs="#f0138" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> Du ſelber wiſſen, daß kein Fremder in einem Forſt Pflan-<lb/> zen herausnehmen dürfe, ſo mir nichts, dir nichts, und<lb/> ohne des Förſters Wiſſen und Willen. Der rechtmäßige<lb/> Förſter wär’ aber da ſchon der Buchjäger geweſen und<lb/> ſo hätt’ der Andres ſich’s allein zuzuſchreiben, wenn er<lb/> wie ein Holzdieb behandelt worden wär’. Und da würd’<lb/> er ſelber einſeh’n, daß er beſſer daran thät’, wenn er die<lb/> Zurechtweiſung ruhig ertrüg’ und nicht weiter an die<lb/> Sache rührte und froh wär’, daß er noch ſo davon ge-<lb/> kommen wär’.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter</hi> </speaker><lb/> <stage>(hat ſich wieder geſetzt; eine Pauſe; dann pfeift er und trommelt vor ſich<lb/> auf dem Tiſch).</stage> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker> <stage>(ihn ängſtlich beobachtend).</stage><lb/> <p>Wenn er ſo ruhig wird —</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Alſo ich muß ein Schurke bleiben vor der Welt?<lb/> Gut. — Warum packt Ihr nicht ein, Weiber? Wilhelm,<lb/> hol’ mir eine Flaſche Wein.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Du willſt Wein trinken? Und weißt, er thut Dir<lb/> kein gut, Ulrich? Und noch dazu in den Aerger hinein —</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich muß andere Gedanken haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Du wirſt allemal ſo außer Dich auf den Wein, Du<lb/> kannſt Dir den Tod darin trinken.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
Der Erbförſter.
Du ſelber wiſſen, daß kein Fremder in einem Forſt Pflan-
zen herausnehmen dürfe, ſo mir nichts, dir nichts, und
ohne des Förſters Wiſſen und Willen. Der rechtmäßige
Förſter wär’ aber da ſchon der Buchjäger geweſen und
ſo hätt’ der Andres ſich’s allein zuzuſchreiben, wenn er
wie ein Holzdieb behandelt worden wär’. Und da würd’
er ſelber einſeh’n, daß er beſſer daran thät’, wenn er die
Zurechtweiſung ruhig ertrüg’ und nicht weiter an die
Sache rührte und froh wär’, daß er noch ſo davon ge-
kommen wär’.
Förſter
(hat ſich wieder geſetzt; eine Pauſe; dann pfeift er und trommelt vor ſich
auf dem Tiſch).
Förſterin (ihn ängſtlich beobachtend).
Wenn er ſo ruhig wird —
Förſter.
Alſo ich muß ein Schurke bleiben vor der Welt?
Gut. — Warum packt Ihr nicht ein, Weiber? Wilhelm,
hol’ mir eine Flaſche Wein.
Förſterin.
Du willſt Wein trinken? Und weißt, er thut Dir
kein gut, Ulrich? Und noch dazu in den Aerger hinein —
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Zitationshilfe: | Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/138>, abgerufen am 16.07.2024. |