Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. selbst gerichtet. Verbrechen und Strafe mit Eins. Ichbetete: Gott sei seiner armen Seele gnädig; ich betete für mich; und die Eulen haben Amen gekrächzt und meinten mich! Robert (tritt entsetzt zurück). Allmächtiger -- er hat's selbst --! Stein. Du hast's nicht mit Bewußtsein gethan. Ein schreck- licher Wahnsinn trieb Dich wider Deinen Willen. Pastor. Nicht so starr, Mann. Gott legt nicht den äußern Maßstab an die That. Unschuld und Verbrechen steh'n an den Enden des Menschlichen; aber den Unschuldigen und den Verbrecher trennt oft nur Ein schnellerer Puls. Förster. Gebt mir Worte des Lebens für Euer Hirngespinnst, kein Wenn und kein Aber. Sagt mir was, daß ich's glauben muß. Eure Reden zwingen nicht. Was tröstet Ihr meinen Kopf? Tröstet mein Herz, wenn Ihr könnt. Könnt Ihr mein Kind lebendig machen mit Euerm Trost, daß mir's in die Arme fliegt? Dann tröstet zu. Jedes Wort, das mein Kind nicht lebendig macht, schlägt's noch einmal todt. Stein. Flieh' nach Amerika; ich will Dir Pässe besorgen; all' mein Geld ist Dein. Dein Weib und Deine Kinder sind die meinen. Der Erbförſter. ſelbſt gerichtet. Verbrechen und Strafe mit Eins. Ichbetete: Gott ſei ſeiner armen Seele gnädig; ich betete für mich; und die Eulen haben Amen gekrächzt und meinten mich! Robert (tritt entſetzt zurück). Allmächtiger — er hat’s ſelbſt —! Stein. Du haſt’s nicht mit Bewußtſein gethan. Ein ſchreck- licher Wahnſinn trieb Dich wider Deinen Willen. Paſtor. Nicht ſo ſtarr, Mann. Gott legt nicht den äußern Maßſtab an die That. Unſchuld und Verbrechen ſteh’n an den Enden des Menſchlichen; aber den Unſchuldigen und den Verbrecher trennt oft nur Ein ſchnellerer Puls. Förſter. Gebt mir Worte des Lebens für Euer Hirngeſpinnſt, kein Wenn und kein Aber. Sagt mir was, daß ich’s glauben muß. Eure Reden zwingen nicht. Was tröſtet Ihr meinen Kopf? Tröſtet mein Herz, wenn Ihr könnt. Könnt Ihr mein Kind lebendig machen mit Euerm Troſt, daß mir’s in die Arme fliegt? Dann tröſtet zu. Jedes Wort, das mein Kind nicht lebendig macht, ſchlägt’s noch einmal todt. Stein. Flieh’ nach Amerika; ich will Dir Päſſe beſorgen; all’ mein Geld iſt Dein. Dein Weib und Deine Kinder ſind die meinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CHR"> <p><pb facs="#f0187" n="173"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> ſelbſt gerichtet. Verbrechen und Strafe mit Eins. Ich<lb/> betete: Gott ſei ſeiner armen Seele gnädig; ich betete<lb/> für mich; und die Eulen haben Amen gekrächzt und<lb/> meinten mich!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROB"> <speaker> <hi rendition="#b">Robert</hi> </speaker> <stage>(tritt entſetzt zurück).</stage><lb/> <p>Allmächtiger — er hat’s ſelbſt —!</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/> <p>Du haſt’s nicht mit Bewußtſein gethan. Ein ſchreck-<lb/> licher Wahnſinn trieb Dich wider Deinen Willen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Nicht ſo ſtarr, Mann. Gott legt nicht den äußern<lb/> Maßſtab an die That. Unſchuld und Verbrechen ſteh’n<lb/> an den Enden des Menſchlichen; aber den Unſchuldigen<lb/> und den Verbrecher trennt oft nur Ein ſchnellerer Puls.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Gebt mir Worte des Lebens für Euer Hirngeſpinnſt,<lb/> kein Wenn und kein Aber. Sagt mir was, daß ich’s<lb/> glauben muß. Eure Reden zwingen nicht. Was tröſtet<lb/> Ihr meinen Kopf? Tröſtet mein Herz, wenn Ihr könnt.<lb/> Könnt Ihr mein Kind lebendig machen mit Euerm Troſt,<lb/> daß mir’s in die Arme fliegt? Dann tröſtet zu. Jedes<lb/> Wort, das mein Kind nicht lebendig macht, ſchlägt’s<lb/> noch einmal todt.</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/> <p>Flieh’ nach Amerika; ich will Dir Päſſe beſorgen;<lb/> all’ mein Geld iſt Dein. Dein Weib und Deine Kinder<lb/> ſind die meinen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0187]
Der Erbförſter.
ſelbſt gerichtet. Verbrechen und Strafe mit Eins. Ich
betete: Gott ſei ſeiner armen Seele gnädig; ich betete
für mich; und die Eulen haben Amen gekrächzt und
meinten mich!
Robert (tritt entſetzt zurück).
Allmächtiger — er hat’s ſelbſt —!
Stein.
Du haſt’s nicht mit Bewußtſein gethan. Ein ſchreck-
licher Wahnſinn trieb Dich wider Deinen Willen.
Paſtor.
Nicht ſo ſtarr, Mann. Gott legt nicht den äußern
Maßſtab an die That. Unſchuld und Verbrechen ſteh’n
an den Enden des Menſchlichen; aber den Unſchuldigen
und den Verbrecher trennt oft nur Ein ſchnellerer Puls.
Förſter.
Gebt mir Worte des Lebens für Euer Hirngeſpinnſt,
kein Wenn und kein Aber. Sagt mir was, daß ich’s
glauben muß. Eure Reden zwingen nicht. Was tröſtet
Ihr meinen Kopf? Tröſtet mein Herz, wenn Ihr könnt.
Könnt Ihr mein Kind lebendig machen mit Euerm Troſt,
daß mir’s in die Arme fliegt? Dann tröſtet zu. Jedes
Wort, das mein Kind nicht lebendig macht, ſchlägt’s
noch einmal todt.
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all’ mein Geld iſt Dein. Dein Weib und Deine Kinder
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Zitationshilfe: | Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/187>, abgerufen am 16.07.2024. |