Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erbförster.
Weiler (pressirt; indem er sich zum Gehen fertig macht).
Wenn er nicht die Hände voll zu thun hätte, der
Weiler! Draußen mit den Holzmachern -- dann wegen
des Tannensaamens und von wegen mit dem Salz --
da -- ich kann nicht zu Gedanken kommen vor der Ar-
beit. Und der Alte --
(Geberden, Ulrichs Strenge andeutend).
Försterin.
Na; ich will nicht schuld sein, wenn Er etwas
versäumt
(geht wieder).
Weiler (ganz ruhig).
Ja. (Den Finger an der Nase.) Aber ob er auch jetzt
allemal der erste sein wird, der die Hand bietet? Der
Stein? Wenn er nun des Försters sein Herr ist? Ja;
ich will nicht prophezei'n; aber -- der Herr hat doch
allemal recht, weil er der Herr ist. Hm. Wenn's mal
was ernsthaftes gäbe! Hab' ohnehin mal wieder die
lustigen Gesichter satt.
Försterin (mit Andres und Wilhelm, die Stühle tragen).
Sieben, acht, neun, zehn Stühle. (Zählt nochmals
leise.)
Ja.
Weiler.
War auch kein übel Gesicht das, was der Buchjäger
gestern schnitt, Mosjeh Andres; Sie haben auch wieder
was mit ihm vorgehabt.
Försterin.
Mit dem rachsüchtigen, brutalen Menschen? (Sie
deckt die Tafel.)
Der Erbförſter.
Weiler (preſſirt; indem er ſich zum Gehen fertig macht).
Wenn er nicht die Hände voll zu thun hätte, der
Weiler! Draußen mit den Holzmachern — dann wegen
des Tannenſaamens und von wegen mit dem Salz —
da — ich kann nicht zu Gedanken kommen vor der Ar-
beit. Und der Alte —
(Geberden, Ulrichs Strenge andeutend).
Förſterin.
Na; ich will nicht ſchuld ſein, wenn Er etwas
verſäumt
(geht wieder).
Weiler (ganz ruhig).
Ja. (Den Finger an der Naſe.) Aber ob er auch jetzt
allemal der erſte ſein wird, der die Hand bietet? Der
Stein? Wenn er nun des Förſters ſein Herr iſt? Ja;
ich will nicht prophezei’n; aber — der Herr hat doch
allemal recht, weil er der Herr iſt. Hm. Wenn’s mal
was ernſthaftes gäbe! Hab’ ohnehin mal wieder die
luſtigen Geſichter ſatt.
Förſterin (mit Andres und Wilhelm, die Stühle tragen).
Sieben, acht, neun, zehn Stühle. (Zählt nochmals
leiſe.)
Ja.
Weiler.
War auch kein übel Geſicht das, was der Buchjäger
geſtern ſchnitt, Mosjeh Andres; Sie haben auch wieder
was mit ihm vorgehabt.
Förſterin.
Mit dem rachſüchtigen, brutalen Menſchen? (Sie
deckt die Tafel.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0023" n="9"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbför&#x017F;ter</hi>.</fw><lb/>
          <sp who="#WEI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Weiler</hi> </speaker>
            <stage>(pre&#x017F;&#x017F;irt; indem er &#x017F;ich zum Gehen fertig macht).</stage><lb/>
            <p>Wenn er nicht die Hände voll zu thun hätte, der<lb/>
Weiler! Draußen mit den Holzmachern &#x2014; dann wegen<lb/>
des Tannen&#x017F;aamens und von wegen mit dem Salz &#x2014;<lb/>
da &#x2014; ich kann nicht zu Gedanken kommen vor der Ar-<lb/>
beit. Und der Alte &#x2014;</p>
            <stage>(Geberden, Ulrichs Strenge andeutend).</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Na; ich will nicht &#x017F;chuld &#x017F;ein, wenn Er etwas<lb/>
ver&#x017F;äumt</p>
            <stage>(geht wieder).</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Weiler</hi> </speaker>
            <stage>(ganz ruhig).</stage><lb/>
            <p>Ja.</p>
            <stage>(Den Finger an der Na&#x017F;e.)</stage>
            <p>Aber ob er auch jetzt<lb/>
allemal der er&#x017F;te &#x017F;ein wird, der die Hand bietet? Der<lb/>
Stein? Wenn er nun des För&#x017F;ters &#x017F;ein Herr i&#x017F;t? Ja;<lb/>
ich will nicht prophezei&#x2019;n; aber &#x2014; der Herr hat doch<lb/>
allemal recht, weil er der Herr i&#x017F;t. Hm. Wenn&#x2019;s mal<lb/>
was ern&#x017F;thaftes gäbe! Hab&#x2019; ohnehin mal wieder die<lb/>
lu&#x017F;tigen Ge&#x017F;ichter &#x017F;att.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin</hi> </speaker>
            <stage>(mit <hi rendition="#g">Andres</hi> und <hi rendition="#g">Wilhelm,</hi> die Stühle tragen).</stage><lb/>
            <p>Sieben, acht, neun, zehn Stühle.</p>
            <stage>(Zählt nochmals<lb/>
lei&#x017F;e.)</stage>
            <p>Ja.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/>
            <p>War auch kein übel Ge&#x017F;icht das, was der Buchjäger<lb/>
ge&#x017F;tern &#x017F;chnitt, Mosjeh Andres; Sie haben auch wieder<lb/>
was mit ihm vorgehabt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Mit dem rach&#x017F;üchtigen, brutalen Men&#x017F;chen?</p>
            <stage>(Sie<lb/>
deckt die Tafel.)</stage>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0023] Der Erbförſter. Weiler (preſſirt; indem er ſich zum Gehen fertig macht). Wenn er nicht die Hände voll zu thun hätte, der Weiler! Draußen mit den Holzmachern — dann wegen des Tannenſaamens und von wegen mit dem Salz — da — ich kann nicht zu Gedanken kommen vor der Ar- beit. Und der Alte — (Geberden, Ulrichs Strenge andeutend). Förſterin. Na; ich will nicht ſchuld ſein, wenn Er etwas verſäumt (geht wieder). Weiler (ganz ruhig). Ja. (Den Finger an der Naſe.) Aber ob er auch jetzt allemal der erſte ſein wird, der die Hand bietet? Der Stein? Wenn er nun des Förſters ſein Herr iſt? Ja; ich will nicht prophezei’n; aber — der Herr hat doch allemal recht, weil er der Herr iſt. Hm. Wenn’s mal was ernſthaftes gäbe! Hab’ ohnehin mal wieder die luſtigen Geſichter ſatt. Förſterin (mit Andres und Wilhelm, die Stühle tragen). Sieben, acht, neun, zehn Stühle. (Zählt nochmals leiſe.) Ja. Weiler. War auch kein übel Geſicht das, was der Buchjäger geſtern ſchnitt, Mosjeh Andres; Sie haben auch wieder was mit ihm vorgehabt. Förſterin. Mit dem rachſüchtigen, brutalen Menſchen? (Sie deckt die Tafel.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/23
Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/23>, abgerufen am 21.11.2024.