Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Weiler. Hm, freilich. Hat Geld, der Herr Wilkens. Der größte Bauer in der Gegend. Ich war auch einmal ein Herr Weiler. Eh' mir die Gläubiger meinen Kaffee- laden zuschlossen. Da haben sie den "Herrn" in die Thür geklemmt. Da steckt er noch. Nun ist's "der Weiler" schlechtweg. "Der Weiler könnte" -- "weil der Weiler doch einmal da ist" etcetera. Manchmal, wenn mir's Vergnügen macht, ärgr' ich mich drüber. Ein eigen Vergnügen, sich zu ärgern -- aber es ist eins. Hui, da kommt die Jungfer Braut. Marie (tritt auf; während des Folgenden wird von den Frauen die Tafel gedeckt). Weiler. Hui! wie ein Eichhörnchen. Försterin. Der Weiler will Dir eine Schmeichelei sagen, Ma- rie. Er hat seine aparte Art. Weiler. Ja. Schad't nichts. Grob oder fein. Wenn das Weibsen nur merkt, daß es geschmeichelt sein soll, da ist es schon zufrieden. Wie wenn die Jungen so'n glattes Kätzelchen streichen. Sanft oder rauh, wohl oder weh', es kann sich's nicht erwehren zu spinnen. Marie. Und der Vergleich war wohl auch eine Schmei- chelei? Der Erbförſter. Weiler. Hm, freilich. Hat Geld, der Herr Wilkens. Der größte Bauer in der Gegend. Ich war auch einmal ein Herr Weiler. Eh’ mir die Gläubiger meinen Kaffee- laden zuſchloſſen. Da haben ſie den „Herrn“ in die Thür geklemmt. Da ſteckt er noch. Nun iſt’s „der Weiler“ ſchlechtweg. „Der Weiler könnte“ — „weil der Weiler doch einmal da iſt“ etcetera. Manchmal, wenn mir’s Vergnügen macht, ärgr’ ich mich drüber. Ein eigen Vergnügen, ſich zu ärgern — aber es iſt eins. Hui, da kommt die Jungfer Braut. Marie (tritt auf; während des Folgenden wird von den Frauen die Tafel gedeckt). Weiler. Hui! wie ein Eichhörnchen. Förſterin. Der Weiler will Dir eine Schmeichelei ſagen, Ma- rie. Er hat ſeine aparte Art. Weiler. Ja. Schad’t nichts. Grob oder fein. Wenn das Weibſen nur merkt, daß es geſchmeichelt ſein ſoll, da iſt es ſchon zufrieden. Wie wenn die Jungen ſo’n glattes Kätzelchen ſtreichen. Sanft oder rauh, wohl oder weh’, es kann ſich’s nicht erwehren zu ſpinnen. Marie. Und der Vergleich war wohl auch eine Schmei- chelei? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0025" n="11"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Hm, freilich. Hat Geld, der <hi rendition="#g">Herr</hi> Wilkens. Der<lb/> größte Bauer in der Gegend. Ich war auch einmal ein<lb/><hi rendition="#g">Herr</hi> Weiler. Eh’ mir die Gläubiger meinen Kaffee-<lb/> laden zuſchloſſen. Da haben ſie den „Herrn“ in die Thür<lb/> geklemmt. Da ſteckt er noch. Nun iſt’s „der Weiler“<lb/> ſchlechtweg. „Der Weiler könnte“ — „weil der Weiler<lb/> doch einmal da iſt“ etcetera. Manchmal, wenn mir’s<lb/> Vergnügen macht, ärgr’ ich mich drüber. Ein eigen<lb/> Vergnügen, ſich zu ärgern — aber es iſt eins. Hui, da<lb/> kommt die Jungfer Braut.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie</hi> </speaker><lb/> <stage>(tritt auf; während des Folgenden wird von den Frauen die Tafel gedeckt).</stage> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Hui! wie ein Eichhörnchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Weiler will Dir eine Schmeichelei ſagen, Ma-<lb/> rie. Er hat ſeine aparte Art.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja. Schad’t nichts. Grob oder fein. Wenn das<lb/> Weibſen nur merkt, daß es geſchmeichelt ſein ſoll, da iſt<lb/> es ſchon zufrieden. Wie wenn die Jungen ſo’n glattes<lb/> Kätzelchen ſtreichen. Sanft oder rauh, wohl oder weh’,<lb/> es kann ſich’s nicht erwehren zu ſpinnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Und der Vergleich war wohl auch eine Schmei-<lb/> chelei?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0025]
Der Erbförſter.
Weiler.
Hm, freilich. Hat Geld, der Herr Wilkens. Der
größte Bauer in der Gegend. Ich war auch einmal ein
Herr Weiler. Eh’ mir die Gläubiger meinen Kaffee-
laden zuſchloſſen. Da haben ſie den „Herrn“ in die Thür
geklemmt. Da ſteckt er noch. Nun iſt’s „der Weiler“
ſchlechtweg. „Der Weiler könnte“ — „weil der Weiler
doch einmal da iſt“ etcetera. Manchmal, wenn mir’s
Vergnügen macht, ärgr’ ich mich drüber. Ein eigen
Vergnügen, ſich zu ärgern — aber es iſt eins. Hui, da
kommt die Jungfer Braut.
Marie
(tritt auf; während des Folgenden wird von den Frauen die Tafel gedeckt).
Weiler.
Hui! wie ein Eichhörnchen.
Förſterin.
Der Weiler will Dir eine Schmeichelei ſagen, Ma-
rie. Er hat ſeine aparte Art.
Weiler.
Ja. Schad’t nichts. Grob oder fein. Wenn das
Weibſen nur merkt, daß es geſchmeichelt ſein ſoll, da iſt
es ſchon zufrieden. Wie wenn die Jungen ſo’n glattes
Kätzelchen ſtreichen. Sanft oder rauh, wohl oder weh’,
es kann ſich’s nicht erwehren zu ſpinnen.
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