werden, als seither." Der gute Apollonius freute sich so herzlich über des Bruders Freude! Noch wie er schon wieder auf seinem Fahrzeuge um das Kirchdach flog. Eben so rastlos umschwankte seines Bruders Furcht, das dunkle Etwas, das über ihm schwankte, und ihn zu begraben drohte; noch emsiger hämmerte sein Herz an den brechenden Planen, den Sturz zu hindern; aber sein Gedankenschiff hing nicht zwischen Himmel und Erde, von des Himmels Licht bewahrt; es taumelte tiefer, und immer tiefer, zwischen Erd' und Hölle, und die Hölle zeichnete ihn immer dunkler mit ihrer Glut.
Aennchen hatte die Mutter wieder umschlungen, die in der Laube saß. Sie sah wieder mit Apollonius Augen zu ihr auf, und erzählte ihr von ihm. Und kam sie nach Kinderweise von ihm ab, so leitete die Mutter mit unbewußter Kunst sie wieder zu ihm zurück. Dann rauschte es einen Augenblick in den Blättern der Laube hinter ihr. Sie dachte, es sei der Wind, oder hörte es gar nicht; vielleicht, weil es nicht von Apollonius sprach. Hätte sie hingesehn, sie wäre ent¬ setzt aufgesprungen von der Bank. Was die Blätter rauschen machte, war das stürmische Erzittern einer ge¬ ballten Faust. Darüber stand ein rothes Gesicht, ver¬
werden, als ſeither.“ Der gute Apollonius freute ſich ſo herzlich über des Bruders Freude! Noch wie er ſchon wieder auf ſeinem Fahrzeuge um das Kirchdach flog. Eben ſo raſtlos umſchwankte ſeines Bruders Furcht, das dunkle Etwas, das über ihm ſchwankte, und ihn zu begraben drohte; noch emſiger hämmerte ſein Herz an den brechenden Planen, den Sturz zu hindern; aber ſein Gedankenſchiff hing nicht zwiſchen Himmel und Erde, von des Himmels Licht bewahrt; es taumelte tiefer, und immer tiefer, zwiſchen Erd' und Hölle, und die Hölle zeichnete ihn immer dunkler mit ihrer Glut.
Aennchen hatte die Mutter wieder umſchlungen, die in der Laube ſaß. Sie ſah wieder mit Apollonius Augen zu ihr auf, und erzählte ihr von ihm. Und kam ſie nach Kinderweiſe von ihm ab, ſo leitete die Mutter mit unbewußter Kunſt ſie wieder zu ihm zurück. Dann rauſchte es einen Augenblick in den Blättern der Laube hinter ihr. Sie dachte, es ſei der Wind, oder hörte es gar nicht; vielleicht, weil es nicht von Apollonius ſprach. Hätte ſie hingeſehn, ſie wäre ent¬ ſetzt aufgeſprungen von der Bank. Was die Blätter rauſchen machte, war das ſtürmiſche Erzittern einer ge¬ ballten Fauſt. Darüber ſtand ein rothes Geſicht, ver¬
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werden, als ſeither.“ Der gute Apollonius freute ſich
ſo herzlich über des Bruders Freude! Noch wie er
ſchon wieder auf ſeinem Fahrzeuge um das Kirchdach
flog. Eben ſo raſtlos umſchwankte ſeines Bruders
Furcht, das dunkle Etwas, das über ihm ſchwankte,
und ihn zu begraben drohte; noch emſiger hämmerte
ſein Herz an den brechenden Planen, den Sturz zu
hindern; aber ſein Gedankenſchiff hing nicht zwiſchen
Himmel und Erde, von des Himmels Licht bewahrt;
es taumelte tiefer, und immer tiefer, zwiſchen Erd' und
Hölle, und die Hölle zeichnete ihn immer dunkler mit
ihrer Glut.
Aennchen hatte die Mutter wieder umſchlungen,
die in der Laube ſaß. Sie ſah wieder mit Apollonius
Augen zu ihr auf, und erzählte ihr von ihm. Und
kam ſie nach Kinderweiſe von ihm ab, ſo leitete die
Mutter mit unbewußter Kunſt ſie wieder zu ihm zurück.
Dann rauſchte es einen Augenblick in den Blättern
der Laube hinter ihr. Sie dachte, es ſei der Wind,
oder hörte es gar nicht; vielleicht, weil es nicht von
Apollonius ſprach. Hätte ſie hingeſehn, ſie wäre ent¬
ſetzt aufgeſprungen von der Bank. Was die Blätter
rauſchen machte, war das ſtürmiſche Erzittern einer ge¬
ballten Fauſt. Darüber ſtand ein rothes Geſicht, ver¬
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/113>, abgerufen am 21.11.2024.
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