Ach, es war ein wunderlich schwüles Leben von da in dem Hause mit den grünen Fensterladen, Tage, Wochen lang! Die junge Frau kam fast nicht zum Vorschein, und mußte sie, so lag die brennende Röthe auf ihren Wangen. Apollonius saß vom ersten Mor¬ genschein auf seinem Fahrzeug und hämmerte, bis die Nacht einbrach. Dann schlich er sich leise von der Hintergasse durch Schuppen und Gang auf sein Stüb¬ chen. Er wollte ihr nicht begegnen, die ihn floh. Fritz Nettenmair war wenig mehr daheim. Er saß von früh an bis in die Nacht in einer Trinkstube, von wo man nach der Aussteigethür und dem Fahrzeug am Thurmdache sehen konnte. Er war jovialer als je, traktirte alle Welt, um sich in ihrer lügenhaften Verehrung zu zerstreun. Und doch, ob er lachte, ob er würfelte, ob er trank, sein Auge flog unablässig mit den Dohlen um das steile Thurmdach. Und wie durch einen Zauber fügte es sich, nie schlich Apollonius durch den Schuppen, ohne daß fünf Minuten früher Fritz Nettenmair in die Hausthür getreten war. Im Schuppen und in der Schiefergrube schaltete der Gesell an seiner Statt. Er brachte Fritz Nettenmair den Rapport vom Geschäfte; im Anfang schrieb der joviale Herr davon in dicke Bücher, dann nicht mehr. Die Zerstreuung wurde ihm immer unentbehrlicher; er hatte keine Zeit mehr zum Schreiben. Bis er tief in der Nacht wieder heimkam, wandelte der Gesell in dem
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Ach, es war ein wunderlich ſchwüles Leben von da in dem Hauſe mit den grünen Fenſterladen, Tage, Wochen lang! Die junge Frau kam faſt nicht zum Vorſchein, und mußte ſie, ſo lag die brennende Röthe auf ihren Wangen. Apollonius ſaß vom erſten Mor¬ genſchein auf ſeinem Fahrzeug und hämmerte, bis die Nacht einbrach. Dann ſchlich er ſich leiſe von der Hintergaſſe durch Schuppen und Gang auf ſein Stüb¬ chen. Er wollte ihr nicht begegnen, die ihn floh. Fritz Nettenmair war wenig mehr daheim. Er ſaß von früh an bis in die Nacht in einer Trinkſtube, von wo man nach der Ausſteigethür und dem Fahrzeug am Thurmdache ſehen konnte. Er war jovialer als je, traktirte alle Welt, um ſich in ihrer lügenhaften Verehrung zu zerſtreun. Und doch, ob er lachte, ob er würfelte, ob er trank, ſein Auge flog unabläſſig mit den Dohlen um das ſteile Thurmdach. Und wie durch einen Zauber fügte es ſich, nie ſchlich Apollonius durch den Schuppen, ohne daß fünf Minuten früher Fritz Nettenmair in die Hausthür getreten war. Im Schuppen und in der Schiefergrube ſchaltete der Geſell an ſeiner Statt. Er brachte Fritz Nettenmair den Rapport vom Geſchäfte; im Anfang ſchrieb der joviale Herr davon in dicke Bücher, dann nicht mehr. Die Zerſtreuung wurde ihm immer unentbehrlicher; er hatte keine Zeit mehr zum Schreiben. Bis er tief in der Nacht wieder heimkam, wandelte der Geſell in dem
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Ach, es war ein wunderlich ſchwüles Leben von
da in dem Hauſe mit den grünen Fenſterladen, Tage,
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Vorſchein, und mußte ſie, ſo lag die brennende Röthe
auf ihren Wangen. Apollonius ſaß vom erſten Mor¬
genſchein auf ſeinem Fahrzeug und hämmerte, bis die
Nacht einbrach. Dann ſchlich er ſich leiſe von der
Hintergaſſe durch Schuppen und Gang auf ſein Stüb¬
chen. Er wollte ihr nicht begegnen, die ihn floh.
Fritz Nettenmair war wenig mehr daheim. Er ſaß
von früh an bis in die Nacht in einer Trinkſtube, von
wo man nach der Ausſteigethür und dem Fahrzeug
am Thurmdache ſehen konnte. Er war jovialer als
je, traktirte alle Welt, um ſich in ihrer lügenhaften
Verehrung zu zerſtreun. Und doch, ob er lachte, ob
er würfelte, ob er trank, ſein Auge flog unabläſſig
mit den Dohlen um das ſteile Thurmdach. Und wie
durch einen Zauber fügte es ſich, nie ſchlich Apollonius
durch den Schuppen, ohne daß fünf Minuten früher
Fritz Nettenmair in die Hausthür getreten war. Im
Schuppen und in der Schiefergrube ſchaltete der Geſell
an ſeiner Statt. Er brachte Fritz Nettenmair den
Rapport vom Geſchäfte; im Anfang ſchrieb der joviale
Herr davon in dicke Bücher, dann nicht mehr. Die
Zerſtreuung wurde ihm immer unentbehrlicher; er hatte
keine Zeit mehr zum Schreiben. Bis er tief in der
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/124>, abgerufen am 21.11.2024.
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