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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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dunkelglüh'nder Blitz durch den Krampf, in den all'
seine Gefühle zusammengeballt sind; der Gedanke, dem
Schicksal nachzuhelfen. Er hat das Zimmerbeil immer
noch in seinen Händen; er ist absichtslos mit der Hand¬
fläche an der Schneide hingefahren; jetzt kommt ihm
zum Bewußtsein, das Beil ist scharf, die Ecke spitzig.
Eine ganze Reihe von Gedanken steht fertig da; es ist,
als ständen sie schon lang, und der Blitz hat sie nur
sichtbar gemacht. Morgen knüpft Apollonius seine
Leiter an die Helmstange, dann das Tau mit Flaschen¬
zügen und Fahrzeug. Fritz Nettenmair greift um sich
und hat das Tau in der Hand. Das Schicksal will
seine Hülfe; drum legt es selber ihm Tau und Beil
in die Hand. Wer weiß, daß er hier war? Drei, vier
Stiche mit dem Beil im Kreise um das Tau, kaum zu
sehn, werden zu einem einzigen großen Riß, wenn das
Gewicht eines starken Mannes am Tau zieht, und die
wuchtende Bewegung des Fahrzeugs um den Thurm
das Gewicht des Mannes vergrößert. Wer sieht den
Stichen an, daß sie absichtlich gemacht sind? Ein Tau,
das getragen, halb an der Erde fortschleift, kann an
allerlei Scharfes stoßen. Und das Schicksal hat den
Schieferdecker, der zwischen Himmel und Erde hängt,
in seiner Hand. Das Schicksal hält ihn oder läßt ihn
fallen, nicht das Seil oder ein Schnitt darin. Will
es ihn halten, schadet kein Schnitt; soll er fallen, reißt

dunkelglüh'nder Blitz durch den Krampf, in den all'
ſeine Gefühle zuſammengeballt ſind; der Gedanke, dem
Schickſal nachzuhelfen. Er hat das Zimmerbeil immer
noch in ſeinen Händen; er iſt abſichtslos mit der Hand¬
fläche an der Schneide hingefahren; jetzt kommt ihm
zum Bewußtſein, das Beil iſt ſcharf, die Ecke ſpitzig.
Eine ganze Reihe von Gedanken ſteht fertig da; es iſt,
als ſtänden ſie ſchon lang, und der Blitz hat ſie nur
ſichtbar gemacht. Morgen knüpft Apollonius ſeine
Leiter an die Helmſtange, dann das Tau mit Flaſchen¬
zügen und Fahrzeug. Fritz Nettenmair greift um ſich
und hat das Tau in der Hand. Das Schickſal will
ſeine Hülfe; drum legt es ſelber ihm Tau und Beil
in die Hand. Wer weiß, daß er hier war? Drei, vier
Stiche mit dem Beil im Kreiſe um das Tau, kaum zu
ſehn, werden zu einem einzigen großen Riß, wenn das
Gewicht eines ſtarken Mannes am Tau zieht, und die
wuchtende Bewegung des Fahrzeugs um den Thurm
das Gewicht des Mannes vergrößert. Wer ſieht den
Stichen an, daß ſie abſichtlich gemacht ſind? Ein Tau,
das getragen, halb an der Erde fortſchleift, kann an
allerlei Scharfes ſtoßen. Und das Schickſal hat den
Schieferdecker, der zwiſchen Himmel und Erde hängt,
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[185/0194] dunkelglüh'nder Blitz durch den Krampf, in den all' ſeine Gefühle zuſammengeballt ſind; der Gedanke, dem Schickſal nachzuhelfen. Er hat das Zimmerbeil immer noch in ſeinen Händen; er iſt abſichtslos mit der Hand¬ fläche an der Schneide hingefahren; jetzt kommt ihm zum Bewußtſein, das Beil iſt ſcharf, die Ecke ſpitzig. Eine ganze Reihe von Gedanken ſteht fertig da; es iſt, als ſtänden ſie ſchon lang, und der Blitz hat ſie nur ſichtbar gemacht. Morgen knüpft Apollonius ſeine Leiter an die Helmſtange, dann das Tau mit Flaſchen¬ zügen und Fahrzeug. Fritz Nettenmair greift um ſich und hat das Tau in der Hand. Das Schickſal will ſeine Hülfe; drum legt es ſelber ihm Tau und Beil in die Hand. Wer weiß, daß er hier war? Drei, vier Stiche mit dem Beil im Kreiſe um das Tau, kaum zu ſehn, werden zu einem einzigen großen Riß, wenn das Gewicht eines ſtarken Mannes am Tau zieht, und die wuchtende Bewegung des Fahrzeugs um den Thurm das Gewicht des Mannes vergrößert. Wer ſieht den Stichen an, daß ſie abſichtlich gemacht ſind? Ein Tau, das getragen, halb an der Erde fortſchleift, kann an allerlei Scharfes ſtoßen. Und das Schickſal hat den Schieferdecker, der zwiſchen Himmel und Erde hängt, in ſeiner Hand. Das Schickſal hält ihn oder läßt ihn fallen, nicht das Seil oder ein Schnitt darin. Will es ihn halten, ſchadet kein Schnitt; ſoll er fallen, reißt

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/194>, abgerufen am 04.12.2024.