noch den Ankauf der Schiefergrube, die Apollonius seither im Pachte gehabt. Der Sohn ertrug die Wun¬ derlichkeiten des Vaters mit der liebend unermüdlichen Geduld, womit er den Bruder ertragen hatte. Er lebte ja nur dem Gedanken, das Wort, das er sich ge¬ geben, so reich zu erfüllen, als er konnte; und in diesem war ja auch der Vater mit eingeschlossen. Das Ge¬ deihen seines Werkes gab ihm Kraft, alle kleinen Krän¬ kungen mit Heiterkeit zu ertragen.
Den Tag nach der Gewitterwinternacht hatte er dem alten Bauherrn seine ganze innere Geschichte mit¬ getheilt. Der alte Bauherr, der bis zu seinem Tod mit ganzer Seele an ihm hing, blieb sein einziger Umgang, wie er der einzige war, dem sich Apollonius, ohne seiner Natur ungetreu werden zu müssen, enger anschließen konnte.
Einige Tage nach der Nacht mußte sich Apollonius zu Bette legen. Ein heftiges Fieber hatte ihn ergrif¬ fen. Der Arzt erklärte die Krankheit erst für eine sehr bedenkliche, aber in ihr kämpfte nur der Körper den Kampf gegen das allgemeine Leiden sieghaft aus, das geistig in dem Entschlusse jener Nacht seinen rettenden Abschluß gefunden. Die Theilnahme der Stadt an dem kranken Apollonius gab sich auf mannigfache Weise rührend kund. Der alte Bauherr und Valentin waren seine Pfleger. Der erste wich Tag und Nacht nicht von seinem Lager. Diejenige, welche Natur durch Liebe und
noch den Ankauf der Schiefergrube, die Apollonius ſeither im Pachte gehabt. Der Sohn ertrug die Wun¬ derlichkeiten des Vaters mit der liebend unermüdlichen Geduld, womit er den Bruder ertragen hatte. Er lebte ja nur dem Gedanken, das Wort, das er ſich ge¬ geben, ſo reich zu erfüllen, als er konnte; und in dieſem war ja auch der Vater mit eingeſchloſſen. Das Ge¬ deihen ſeines Werkes gab ihm Kraft, alle kleinen Krän¬ kungen mit Heiterkeit zu ertragen.
Den Tag nach der Gewitterwinternacht hatte er dem alten Bauherrn ſeine ganze innere Geſchichte mit¬ getheilt. Der alte Bauherr, der bis zu ſeinem Tod mit ganzer Seele an ihm hing, blieb ſein einziger Umgang, wie er der einzige war, dem ſich Apollonius, ohne ſeiner Natur ungetreu werden zu müſſen, enger anſchließen konnte.
Einige Tage nach der Nacht mußte ſich Apollonius zu Bette legen. Ein heftiges Fieber hatte ihn ergrif¬ fen. Der Arzt erklärte die Krankheit erſt für eine ſehr bedenkliche, aber in ihr kämpfte nur der Körper den Kampf gegen das allgemeine Leiden ſieghaft aus, das geiſtig in dem Entſchluſſe jener Nacht ſeinen rettenden Abſchluß gefunden. Die Theilnahme der Stadt an dem kranken Apollonius gab ſich auf mannigfache Weiſe rührend kund. Der alte Bauherr und Valentin waren ſeine Pfleger. Der erſte wich Tag und Nacht nicht von ſeinem Lager. Diejenige, welche Natur durch Liebe und
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noch den Ankauf der Schiefergrube, die Apollonius
ſeither im Pachte gehabt. Der Sohn ertrug die Wun¬
derlichkeiten des Vaters mit der liebend unermüdlichen
Geduld, womit er den Bruder ertragen hatte. Er
lebte ja nur dem Gedanken, das Wort, das er ſich ge¬
geben, ſo reich zu erfüllen, als er konnte; und in dieſem
war ja auch der Vater mit eingeſchloſſen. Das Ge¬
deihen ſeines Werkes gab ihm Kraft, alle kleinen Krän¬
kungen mit Heiterkeit zu ertragen.
Den Tag nach der Gewitterwinternacht hatte er
dem alten Bauherrn ſeine ganze innere Geſchichte mit¬
getheilt. Der alte Bauherr, der bis zu ſeinem Tod
mit ganzer Seele an ihm hing, blieb ſein einziger
Umgang, wie er der einzige war, dem ſich Apollonius,
ohne ſeiner Natur ungetreu werden zu müſſen, enger
anſchließen konnte.
Einige Tage nach der Nacht mußte ſich Apollonius
zu Bette legen. Ein heftiges Fieber hatte ihn ergrif¬
fen. Der Arzt erklärte die Krankheit erſt für eine ſehr
bedenkliche, aber in ihr kämpfte nur der Körper den
Kampf gegen das allgemeine Leiden ſieghaft aus, das
geiſtig in dem Entſchluſſe jener Nacht ſeinen rettenden
Abſchluß gefunden. Die Theilnahme der Stadt an
dem kranken Apollonius gab ſich auf mannigfache
Weiſe rührend kund. Der alte Bauherr und Valentin
waren ſeine Pfleger. Der erſte wich Tag und Nacht nicht
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/324>, abgerufen am 21.11.2024.
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