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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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wieder in den Saal zu seiner Frau und verließ mit
dieser unter der ungeheucheltsten Verzweiflung der be¬
deutenden Leute, die noch Durst nach Champagner
hatten, das Haus.

Apollonius fand, als er des aufgenöthigten Ritter¬
dienstes gegen seine Dame sich entledigt, die Thür des
Vaterhauses offen und alle seine Bewohner schon im
Schlafe. Wenigstens zeigte sich nirgends ein Licht und
Alles war still. Der Bruder hatte ihm das Kämmer¬
chen links an der Emporlaube zur Wohnung angewie¬
sen. Zu Apollonius Glück hatten die sechs Jahre das
Haus nicht verändert, wie seine Bewohner. Er ging
leise durch die Hinterthür, an dem freundlich knurren¬
den Moldau vorbei, dem er voll Dankbarkeit für das
Zeichen seiner Beständigkeit den rauhen Hals streichelte,
stieg die Treppe herauf, schritt die Emporlaube entlang
und fand ein Bett in seinem Stübchen. Aber er saß
noch lang, eh' er sich entkleidete, auf dem Stuhl am
Fenster und verglich, was er gefunden, mit dem, was
er verlassen.

Die Gedanken und Bilder des Vergleichs spielten
noch in seine Träume hinein. Der Vater stand wieder
vor ihm und kündigte ihm an, er müsse noch morgen
nach Köln und inmitten der Rede brach die rüstige
Gestalt zusammen und tappte hülflos mit zitternden
Händen an der Erde herum und schämte sich ihrer
Blindheit. Der Bruder saß dabei und trank Cham¬

wieder in den Saal zu ſeiner Frau und verließ mit
dieſer unter der ungeheucheltſten Verzweiflung der be¬
deutenden Leute, die noch Durſt nach Champagner
hatten, das Haus.

Apollonius fand, als er des aufgenöthigten Ritter¬
dienſtes gegen ſeine Dame ſich entledigt, die Thür des
Vaterhauſes offen und alle ſeine Bewohner ſchon im
Schlafe. Wenigſtens zeigte ſich nirgends ein Licht und
Alles war ſtill. Der Bruder hatte ihm das Kämmer¬
chen links an der Emporlaube zur Wohnung angewie¬
ſen. Zu Apollonius Glück hatten die ſechs Jahre das
Haus nicht verändert, wie ſeine Bewohner. Er ging
leiſe durch die Hinterthür, an dem freundlich knurren¬
den Moldau vorbei, dem er voll Dankbarkeit für das
Zeichen ſeiner Beſtändigkeit den rauhen Hals ſtreichelte,
ſtieg die Treppe herauf, ſchritt die Emporlaube entlang
und fand ein Bett in ſeinem Stübchen. Aber er ſaß
noch lang, eh' er ſich entkleidete, auf dem Stuhl am
Fenſter und verglich, was er gefunden, mit dem, was
er verlaſſen.

Die Gedanken und Bilder des Vergleichs ſpielten
noch in ſeine Träume hinein. Der Vater ſtand wieder
vor ihm und kündigte ihm an, er müſſe noch morgen
nach Köln und inmitten der Rede brach die rüſtige
Geſtalt zuſammen und tappte hülflos mit zitternden
Händen an der Erde herum und ſchämte ſich ihrer
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[57/0066] wieder in den Saal zu ſeiner Frau und verließ mit dieſer unter der ungeheucheltſten Verzweiflung der be¬ deutenden Leute, die noch Durſt nach Champagner hatten, das Haus. Apollonius fand, als er des aufgenöthigten Ritter¬ dienſtes gegen ſeine Dame ſich entledigt, die Thür des Vaterhauſes offen und alle ſeine Bewohner ſchon im Schlafe. Wenigſtens zeigte ſich nirgends ein Licht und Alles war ſtill. Der Bruder hatte ihm das Kämmer¬ chen links an der Emporlaube zur Wohnung angewie¬ ſen. Zu Apollonius Glück hatten die ſechs Jahre das Haus nicht verändert, wie ſeine Bewohner. Er ging leiſe durch die Hinterthür, an dem freundlich knurren¬ den Moldau vorbei, dem er voll Dankbarkeit für das Zeichen ſeiner Beſtändigkeit den rauhen Hals ſtreichelte, ſtieg die Treppe herauf, ſchritt die Emporlaube entlang und fand ein Bett in ſeinem Stübchen. Aber er ſaß noch lang, eh' er ſich entkleidete, auf dem Stuhl am Fenſter und verglich, was er gefunden, mit dem, was er verlaſſen. Die Gedanken und Bilder des Vergleichs ſpielten noch in ſeine Träume hinein. Der Vater ſtand wieder vor ihm und kündigte ihm an, er müſſe noch morgen nach Köln und inmitten der Rede brach die rüſtige Geſtalt zuſammen und tappte hülflos mit zitternden Händen an der Erde herum und ſchämte ſich ihrer Blindheit. Der Bruder ſaß dabei und trank Cham¬

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/66>, abgerufen am 24.11.2024.