sein. War keine Arbeit für ihn, so sah ihn der Mor¬ gen noch auf seinem Rückwege nach Köln. --
Mit der Sonne war er auf. Aber er mußte lange warten, bis es dem Bruder gefiel, sich von seinem La¬ ger zu erheben. Er benutzte die Zeit zu einem Gange nach Sankt Georg; er wollte sich selbst überzeugen, was dort zu thun sei. Als er wieder zurück kam, traf er auf seinen Bruder und einen Herrn mit ihm, die eben im Begriffe waren, die Wohnstube zu verlassen. Den Herrn kannte Apollonius noch von früher her als den Deputirten des Stadtraths für das Baufach. Sie begrüßten sich. Sie hatten schon gestern auf dem Balle sich gesprochen, wo der Herr sich eben nicht als ein bedeutender Mensch und Bürger ausgewiesen, viel¬ mehr zu den Philistern, Alltagskerlen und Unbedeuten¬ den gehalten hatte. Es schien ihm nicht unlieb, Apol¬ lonius eben jetzt zu begegnen. Nach einigen herge¬ brachten Wechselreden kam er auf den Zweck seines Hierseins. Es sollte diesen Morgen noch eine letzte Berathung von Sachverständigen stattfinden über das, was an Kirchen- und Thurmdach zu thun sei, damit das Resultat derselben noch bei der am Nachmittag stattfindenden Rathssitzung vorgetragen und Beschluß gefaßt werden könne. Fritz Nettenmair und der Raths¬ bauherr waren eben auf dem Wege nach Sankt Georg, wo sie die übrigen Sachverständigen bereits versammelt wußten.
ſein. War keine Arbeit für ihn, ſo ſah ihn der Mor¬ gen noch auf ſeinem Rückwege nach Köln. —
Mit der Sonne war er auf. Aber er mußte lange warten, bis es dem Bruder gefiel, ſich von ſeinem La¬ ger zu erheben. Er benutzte die Zeit zu einem Gange nach Sankt Georg; er wollte ſich ſelbſt überzeugen, was dort zu thun ſei. Als er wieder zurück kam, traf er auf ſeinen Bruder und einen Herrn mit ihm, die eben im Begriffe waren, die Wohnſtube zu verlaſſen. Den Herrn kannte Apollonius noch von früher her als den Deputirten des Stadtraths für das Baufach. Sie begrüßten ſich. Sie hatten ſchon geſtern auf dem Balle ſich geſprochen, wo der Herr ſich eben nicht als ein bedeutender Menſch und Bürger ausgewieſen, viel¬ mehr zu den Philiſtern, Alltagskerlen und Unbedeuten¬ den gehalten hatte. Es ſchien ihm nicht unlieb, Apol¬ lonius eben jetzt zu begegnen. Nach einigen herge¬ brachten Wechſelreden kam er auf den Zweck ſeines Hierſeins. Es ſollte dieſen Morgen noch eine letzte Berathung von Sachverſtändigen ſtattfinden über das, was an Kirchen- und Thurmdach zu thun ſei, damit das Reſultat derſelben noch bei der am Nachmittag ſtattfindenden Rathsſitzung vorgetragen und Beſchluß gefaßt werden könne. Fritz Nettenmair und der Raths¬ bauherr waren eben auf dem Wege nach Sankt Georg, wo ſie die übrigen Sachverſtändigen bereits verſammelt wußten.
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ſein. War keine Arbeit für ihn, ſo ſah ihn der Mor¬
gen noch auf ſeinem Rückwege nach Köln. —
Mit der Sonne war er auf. Aber er mußte lange
warten, bis es dem Bruder gefiel, ſich von ſeinem La¬
ger zu erheben. Er benutzte die Zeit zu einem Gange
nach Sankt Georg; er wollte ſich ſelbſt überzeugen,
was dort zu thun ſei. Als er wieder zurück kam, traf
er auf ſeinen Bruder und einen Herrn mit ihm, die
eben im Begriffe waren, die Wohnſtube zu verlaſſen.
Den Herrn kannte Apollonius noch von früher her
als den Deputirten des Stadtraths für das Baufach.
Sie begrüßten ſich. Sie hatten ſchon geſtern auf dem
Balle ſich geſprochen, wo der Herr ſich eben nicht als
ein bedeutender Menſch und Bürger ausgewieſen, viel¬
mehr zu den Philiſtern, Alltagskerlen und Unbedeuten¬
den gehalten hatte. Es ſchien ihm nicht unlieb, Apol¬
lonius eben jetzt zu begegnen. Nach einigen herge¬
brachten Wechſelreden kam er auf den Zweck ſeines
Hierſeins. Es ſollte dieſen Morgen noch eine letzte
Berathung von Sachverſtändigen ſtattfinden über das,
was an Kirchen- und Thurmdach zu thun ſei, damit
das Reſultat derſelben noch bei der am Nachmittag
ſtattfindenden Rathsſitzung vorgetragen und Beſchluß
gefaßt werden könne. Fritz Nettenmair und der Raths¬
bauherr waren eben auf dem Wege nach Sankt Georg,
wo ſie die übrigen Sachverſtändigen bereits verſammelt
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/68>, abgerufen am 24.11.2024.
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