Einfluss der bedeckenden Gebilde f der Geruchstärke.
andern nervösen Theilen, aus Vergiftungen des Nerven und aus den sogenannten Verstimmungen des Geruchs in Nervenkrankheiten.
Strychnin örtlich und innerlich angewendet, soll nicht allein den Geruch in der Art verschärfen, dass man nun Riechstoffe von einer Verdünnung wahrnimmt, in der sie sonst nicht mehr empfunden werden, sondern es soll sich auch die Art der Em- pfindung ändern. Andere Narkotika, namentlich Atropin und Morphin sind bei örtlichem und allgemeinem Gebrauche ohne Einfluss auf den Geruch; Frölich.
Die Oberhaut, die Drüsen und das Bindegewebe der Geruchs- flächen müssen von Einfluss auf die Wechselwirkung zwischen Nerven und Riechstoffen sein. Dieses bedarf einer Erläuterung eben so wenig für den Fall, dass wir uns vorstellen, es dringe der Riechstoff durch diese Umgebungen hindurch zu dem Nerven, als wenn wir annehmen, der Riechstoff trete nur zu den die Nerven umgebenden Stoffen, deren Veränderungen sodann empfunden werden. Von der Art dieses Ein- flusses auf die Geruchsempfindung sind wir nur wenig unterrichtet; man erläutert aber aus denselben die Thatsachen, dass bei einem ver- mehrten oder verminderten Erguss der Drüsensäfte in die Nase (bei Tro- ckenheit der Nase und beim Schnupfen) die Schärfe des Geruchssinnes leidet; ferner dass, wenn man in die Nase reines, körperwarmes Wasser einbringt durch welches die Epithelialzellen nachweislich verändert werden, der Geruch für kurze Zeit (1 bis 2 Minuten) ganz aufgehört hat zu bestehen. E. H. Weber*).
Nach der Entdeckung von E. H. Weber lässt sich die Nasenhöhle eines horizon- tal auf dem Rücken liegenden Menschen für einige Zeit dauernd mit Wasser füllen, da sich auf reflektorischem Wege der arc. pharyngopalatinus vollkommen wasser- dicht schliesst. Die Geruchsempfindlichkeit ist nach Entfernung des Wassers für einige Minuten vollkommen aufgehoben, gleichgiltig, ob die Temperatur des Wassers von 0° bis 50° C. schwankt, so dass demnach die Geruch zerstörende Wirkung nur dem Wasser und nicht der Temperatur beigemessen werden muss. -- Da die Empfindung so rasch wiederkehrt, so kann man, abgesehen von den schon erwähnten Gründen der Leichtveränderbarkeit der Zellen, die Unterbrechung der Thätigkeit des Ge- ruchsorganes nur von einer Umwandlung in der Beschaffenheit der obersten Zellen- lage ableiten, welche mit Wasser durchtränkt den Riechstoffen den Durchgang erschwert. Hiermit wäre es vielleicht in Uebereinstimmung, dass bei diesem Ver- fahren Essigsäure, Aether und Ammoniak (in Wasser lösliche Stoffe) früher wieder empfunden werden, als ätherische Oele; Valentin. -- Aus diesen Beobachtungen erklärt sich nun auch die Mittheilung von Tourtual, welche E. H. Weber ver- vollkommnete, dass Riechstoffe in flüssiger Form, z. B. verdünntes köllnisches Wasser in die Nase gebracht, gar keine Geruchsempfindung erzeugen.
Endlich üben einen Einfluss auf die Stärke des Geruchs die Menge der in den Geruchsflächen verbreiteten Riechstoffe, die Dauer ihrer An- wesenheit daselbst, die Richtung und Stärke der durch die Nase gehenden Luftströme. a) Die Menge des gleichzeitig in den Geruchs- flächen vorhandenen und demnach auf die Nerven wirkenden Stoffes kann geradezu nicht bestimmt werden; man schätzt sie dagegen ent-
*)Müllers Archiv 1847. p. 351
Ludwig, Physiologie I. 19
Einfluss der bedeckenden Gebilde f der Geruchstärke.
andern nervösen Theilen, aus Vergiftungen des Nerven und aus den sogenannten Verstimmungen des Geruchs in Nervenkrankheiten.
Strychnin örtlich und innerlich angewendet, soll nicht allein den Geruch in der Art verschärfen, dass man nun Riechstoffe von einer Verdünnung wahrnimmt, in der sie sonst nicht mehr empfunden werden, sondern es soll sich auch die Art der Em- pfindung ändern. Andere Narkotika, namentlich Atropin und Morphin sind bei örtlichem und allgemeinem Gebrauche ohne Einfluss auf den Geruch; Frölich.
Die Oberhaut, die Drüsen und das Bindegewebe der Geruchs- flächen müssen von Einfluss auf die Wechselwirkung zwischen Nerven und Riechstoffen sein. Dieses bedarf einer Erläuterung eben so wenig für den Fall, dass wir uns vorstellen, es dringe der Riechstoff durch diese Umgebungen hindurch zu dem Nerven, als wenn wir annehmen, der Riechstoff trete nur zu den die Nerven umgebenden Stoffen, deren Veränderungen sodann empfunden werden. Von der Art dieses Ein- flusses auf die Geruchsempfindung sind wir nur wenig unterrichtet; man erläutert aber aus denselben die Thatsachen, dass bei einem ver- mehrten oder verminderten Erguss der Drüsensäfte in die Nase (bei Tro- ckenheit der Nase und beim Schnupfen) die Schärfe des Geruchssinnes leidet; ferner dass, wenn man in die Nase reines, körperwarmes Wasser einbringt durch welches die Epithelialzellen nachweislich verändert werden, der Geruch für kurze Zeit (1 bis 2 Minuten) ganz aufgehört hat zu bestehen. E. H. Weber*).
Nach der Entdeckung von E. H. Weber lässt sich die Nasenhöhle eines horizon- tal auf dem Rücken liegenden Menschen für einige Zeit dauernd mit Wasser füllen, da sich auf reflektorischem Wege der arc. pharyngopalatinus vollkommen wasser- dicht schliesst. Die Geruchsempfindlichkeit ist nach Entfernung des Wassers für einige Minuten vollkommen aufgehoben, gleichgiltig, ob die Temperatur des Wassers von 0° bis 50° C. schwankt, so dass demnach die Geruch zerstörende Wirkung nur dem Wasser und nicht der Temperatur beigemessen werden muss. — Da die Empfindung so rasch wiederkehrt, so kann man, abgesehen von den schon erwähnten Gründen der Leichtveränderbarkeit der Zellen, die Unterbrechung der Thätigkeit des Ge- ruchsorganes nur von einer Umwandlung in der Beschaffenheit der obersten Zellen- lage ableiten, welche mit Wasser durchtränkt den Riechstoffen den Durchgang erschwert. Hiermit wäre es vielleicht in Uebereinstimmung, dass bei diesem Ver- fahren Essigsäure, Aether und Ammoniak (in Wasser lösliche Stoffe) früher wieder empfunden werden, als ätherische Oele; Valentin. — Aus diesen Beobachtungen erklärt sich nun auch die Mittheilung von Tourtual, welche E. H. Weber ver- vollkommnete, dass Riechstoffe in flüssiger Form, z. B. verdünntes köllnisches Wasser in die Nase gebracht, gar keine Geruchsempfindung erzeugen.
Endlich üben einen Einfluss auf die Stärke des Geruchs die Menge der in den Geruchsflächen verbreiteten Riechstoffe, die Dauer ihrer An- wesenheit daselbst, die Richtung und Stärke der durch die Nase gehenden Luftströme. α) Die Menge des gleichzeitig in den Geruchs- flächen vorhandenen und demnach auf die Nerven wirkenden Stoffes kann geradezu nicht bestimmt werden; man schätzt sie dagegen ent-
*)Müllers Archiv 1847. p. 351
Ludwig, Physiologie I. 19
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[289/0303]
Einfluss der bedeckenden Gebilde f der Geruchstärke.
andern nervösen Theilen, aus Vergiftungen des Nerven und aus den
sogenannten Verstimmungen des Geruchs in Nervenkrankheiten.
Strychnin örtlich und innerlich angewendet, soll nicht allein den Geruch in der
Art verschärfen, dass man nun Riechstoffe von einer Verdünnung wahrnimmt, in der
sie sonst nicht mehr empfunden werden, sondern es soll sich auch die Art der Em-
pfindung ändern. Andere Narkotika, namentlich Atropin und Morphin sind bei örtlichem
und allgemeinem Gebrauche ohne Einfluss auf den Geruch; Frölich.
Die Oberhaut, die Drüsen und das Bindegewebe der Geruchs-
flächen müssen von Einfluss auf die Wechselwirkung zwischen Nerven
und Riechstoffen sein. Dieses bedarf einer Erläuterung eben so wenig
für den Fall, dass wir uns vorstellen, es dringe der Riechstoff durch
diese Umgebungen hindurch zu dem Nerven, als wenn wir annehmen,
der Riechstoff trete nur zu den die Nerven umgebenden Stoffen, deren
Veränderungen sodann empfunden werden. Von der Art dieses Ein-
flusses auf die Geruchsempfindung sind wir nur wenig unterrichtet;
man erläutert aber aus denselben die Thatsachen, dass bei einem ver-
mehrten oder verminderten Erguss der Drüsensäfte in die Nase (bei Tro-
ckenheit der Nase und beim Schnupfen) die Schärfe des Geruchssinnes
leidet; ferner dass, wenn man in die Nase reines, körperwarmes Wasser
einbringt durch welches die Epithelialzellen nachweislich verändert
werden, der Geruch für kurze Zeit (1 bis 2 Minuten) ganz aufgehört
hat zu bestehen. E. H. Weber *).
Nach der Entdeckung von E. H. Weber lässt sich die Nasenhöhle eines horizon-
tal auf dem Rücken liegenden Menschen für einige Zeit dauernd mit Wasser füllen,
da sich auf reflektorischem Wege der arc. pharyngopalatinus vollkommen wasser-
dicht schliesst. Die Geruchsempfindlichkeit ist nach Entfernung des Wassers für
einige Minuten vollkommen aufgehoben, gleichgiltig, ob die Temperatur des Wassers
von 0° bis 50° C. schwankt, so dass demnach die Geruch zerstörende Wirkung nur dem
Wasser und nicht der Temperatur beigemessen werden muss. — Da die Empfindung
so rasch wiederkehrt, so kann man, abgesehen von den schon erwähnten Gründen
der Leichtveränderbarkeit der Zellen, die Unterbrechung der Thätigkeit des Ge-
ruchsorganes nur von einer Umwandlung in der Beschaffenheit der obersten Zellen-
lage ableiten, welche mit Wasser durchtränkt den Riechstoffen den Durchgang
erschwert. Hiermit wäre es vielleicht in Uebereinstimmung, dass bei diesem Ver-
fahren Essigsäure, Aether und Ammoniak (in Wasser lösliche Stoffe) früher wieder
empfunden werden, als ätherische Oele; Valentin. — Aus diesen Beobachtungen
erklärt sich nun auch die Mittheilung von Tourtual, welche E. H. Weber ver-
vollkommnete, dass Riechstoffe in flüssiger Form, z. B. verdünntes köllnisches
Wasser in die Nase gebracht, gar keine Geruchsempfindung erzeugen.
Endlich üben einen Einfluss auf die Stärke des Geruchs die Menge
der in den Geruchsflächen verbreiteten Riechstoffe, die Dauer ihrer An-
wesenheit daselbst, die Richtung und Stärke der durch die Nase
gehenden Luftströme. α) Die Menge des gleichzeitig in den Geruchs-
flächen vorhandenen und demnach auf die Nerven wirkenden Stoffes
kann geradezu nicht bestimmt werden; man schätzt sie dagegen ent-
*) Müllers Archiv 1847. p. 351
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/303>, abgerufen am 21.11.2024.
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